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Zwei Strömungen haben die Aufklärung vorbereitet:
(lat. ratio = Vernunft, Verstand) hatte Geburtsstätte in Frankreich. Begründer: Mathematiker und Philosoph René Descartes. Er zog das überlieferte Wissen in Zweifel. Fand heraus, daß zunächst nur eine Erkenntnis war sei: "Ich denke, also bin ich." à Alles, was vom Verstand ebenso klar erkannt werden kann, ist wahr. Vernunft einzige Kenntnisquelle.
(Empirie = Erfahrung), England, John Locke machte die Beobachtung/Erfahrung zur Kenntnisquelle.
Die Entstehung des Namen 'Aufklärung' hat den Hintergrund, dass die Gelehrten zum einen einen Namen suchten, der auch von Nichtgebildeten verstanden werden konnte, zum anderen bedeutet 'Aufklärung', dass das Licht der Sonne die Dunkelheit vertreibt und alles 'aufklärt', erkennbar macht.
Die Aufklärung war eine geistige Bewegung, die vom stätischen Bürgertum getragen wurde und beinahe ganz Europa erfasste. Ziel war die Verbreitung der Bildung und die Erziehung des Menschen zu einer freien, von der Vernunft geleiteten Persönlichkeit.
Die Aufklärer waren der Meinung, dass der Fortschritt des Menschen auf der Bildung und Erziehung des Einzelnen beruht. Das Auswendiglernen von Lehrsätzen sollte durch verstehendes Lernen ersetzt werden.
Das gebildete Bürgertum, das weder politische noch wirtschaftliche Macht hatte, erhob nun Ansprüche auf Beteiligung am Staat. Die Bürger fühlten sich in der literarischen Bildung und den moralischen Lebensgrundsätzen dem Adel überlegen.
Wesentlich war auch der Gedanke des Naturrechts, wonach jeder Mensch von Natur aus ein Recht auf Leben, Freiheit und Eigentum hat. Alle Menschen sind weiters gleich und frei geboren. Der Staat hat die Aufgabe, die Rechte des Einzelnen zu schützen.
So entstand eine neue Lehre vom Staat ('aufgeklärter Abolsutismus'): Die Herrschaft sollte nicht vererbt werden, vielmehr erhält ein Herrscher, der die Aufgabe hat, das Naturrecht für alle zu gewähren, all seine macht vom Volk und dieses kann ihm die Macht bei Missbrauch auch wieder entziehen (à Wurzeln der französischen Revolution von 1789).
Der französische Gelehrte Montesquieu entwickelte eine Staatslehre mit der Forderung nach Gewaltentrennung, was einen Machtsmissbrauch verhindern sollte. Er forderte drei voneinander unabhängige Einrichtungen: Vertreter des Volkes bilden die gesetzgebende Körperschaft, die Regierung sorgt für die Einhaltung der Gesetze und ein unabhängiger Richterstand spricht Recht nach den geltenden Gesetzen.
Auch auf religiösem Gebiet gab es Veränderungen. Die Kirchen waren in den Lehrsätzen des 16. Jahrhunderts erstarrt, weshalb viele Menschen sich zum Pietismus bekannten, eine Bewegung, die die Kirche reformien wollte.
Außerdem sollte eine Vernunftreligion entstehen, d.h. alle Glaubensinhalte sollten mit dem logischen Denken in Einklang zu bringen sein. Man wandte sich energisch gegen die Vormundschaft der Kirche, die Toleranzidee entstand, jeder sollte die Möglichkeit auf freie religiöse Betätigung haben.
Sie hatte den Zweck, den Menschen zu bilden, zu erziehen und zu unterhalten. Dichter mußte gelehrter Mann sein und sich nach Regeln richten. Tragik und Komik durften nicht vermischt werden. Im Mittelpunkt standen Menschen, die sich durch Willen und Vernunft zu vollkommeneren Wesen entwickelten.
Bevorzugte Formen waren u. a. Lehrgedicht, Fabel und satirische Darstellung à "Esprit" (Geist, Witz). Zunächst herrschte der Vers vor, allmählich setzte sich durch engl. Einfluß der empfindsame Familienroman durch. Beliebt war auch der Reiseroman.
Träger der Literatur waren akademisch Gebildete aus dem dritten Stand (Theologen, Sprachgelehrte, Schulmänner). Schriftsteller lösten sich von Mäzenatentum. Klopstock und Lessing lebten als freie Schriftsteller. Dies war nur möglich, weil Produktion schöngeistiger Bücher auf das Vierfache stieg. Zentren der Handelstätigkeit (Hamburg, Leipzig, Frankfurt, Berlin, Bremen) waren zugleich Zentren literarischer und philosophischer Gesellschaften und des Verlagswesens.
1450 - 1700 waren Drucker, Verleger, Buchhändler eine Person. Bücher wurden einmal im Jahr auf den Buchmessen angeboten. Im 18. Jh. entwickelte sich ein arbeitsteiliger literarischer Markt nach wirtsch. Gesichtspunkten: Verleger beauftragten Druckereien, Bücher wanderten zu Sortimentsbuchhändlern weiter (ganzjähriger Verkauf, fester Preis). Dieses System hat sich bis heute erhalten, Urheberrechtsgesetz gab es damals nicht à Raubdrucke, Verleger zahlten Schriftstellern geringe Honorare, nur Auflagen mit geringer Stückzahl. Nur wenige Autoren von ihren "Tantiemen" leben. Nur kleiner Teil der Autoren beugte sich nicht den Gesetzen des Marktes und produzierte nach seinem künstlerischen Gewissen.
Daneben gab es ausgedehntes Zeitungs- und Zeitschriftenwesen, das gesellschaftliche, religiöse, moralische, ästhetische und literarische Ideen für das gebildete Publikum zu verbreiten suchte. Diese Zeitschriften mußten abonniert werden. Die Redaktion bestand häufig nur aus ihrem Begründer und einigen freien Mitarbeitern, meist ging die Zeitschrift nach wenigen Nummern ein.
In England verband sich die Aufklärung mir moralischen Bestrebungen (Protestantismus). Die Moralischen Wochenschriften verbreiteten neue wissenschaftliche und sittliche Anschauungen im gehobenen Bürgertum. Unter den Werken der engl. Dramatiker und Romanschriftsteller findet man das erste bürgerliche Trauerspiel und den ersten Briefroman.
Einflußreichste franz. Aufklärer war Voltaire, vielseitiger Schriftsteller und Denker. Er lebte drei Jahre am Hof König Friedrichs II. von Preußen und prägte den aufgeklärten Absolutismus entscheidend mit. Er schrieb Dramen, Romane, Epen, philosophische Werke, Streitschriften und Artikel für die "Encyklopédie".
Gottsched hatte große Bedeutung für die Entwicklung der deutschen Literatur. Er führte einen Kampf gegen den blumigen Schwulst der Sprache In der späten Barockzeit und setzte sich für eine Reform der Sprache, der Dichtkunst und des Theaters ein.
Die Dichtung hatte für Gottsched die Aufgabe, die Vollkommenheit und Ordnung der Welt widerzuspiegeln. Sie soll belehren und erzieherisch wirken und darf nicht über die Beschreibung der Natur hinausgehen. Gottsched verbannte daher alles Wunderbare und Leidenschaftliche aus der Dichtung. Als Vorbilder nannte er die französischen Klassiker Racine und Corneille.
Außerdem fordert er die Einhaltung der drei Einheiten beim Drama, lehnte Shakespeare ab, vertrat die Idee der feudalen Ständeklausel und vertrieb die derben Späße des 'Hanswurst' von der Bühne.
Zu Gottscheds Reformbemühungen gehört außerdem die Beseitigung der geistigen Unselbstständigkeit der Frauen durch Bildung, doch wurde er von vielen Seiten heftig attackiert. Viele Dichter waren der Meinung, man dürfe das Genie nicht mit Regeln fesseln.
Nachdem Lessing philosophisch-religiöse Schriften eines Freundes herausgegeben hatte, wurde er von strenggläubigen Theologen kritisiert, die darin einen Angriff auf die Bibel und den Offenbarungsglauben sahen. Es kam zu einem Streit, den der Braunschweiger Herzog durch die Zensur Lessings Schriften beenden wollte. Dieser konterte mit seinem Drama 'Nathan der Weise'. Darin kommt die s.g. 'Ringparabel' vor (à Toleranzidee), die schon in Boccaccios 'Il Decamerone' zu finden war und ursprünglich aus dem arabischen Spanien kommt. Sie drückt die Auffassung der Aufklärer aus, dass die Religionen einen praktischen Nutzen haben, dass sie sich historisch entwickelt haben und austauschbar sind. Die Religion alleine macht nicht den guten Menschen, sondern der Mensch muss durch sein Tun die Kraft der Religion erweisen.
Außerdem stellt Lessing Gottscheds Reform der Tragödie sein bürgerliches Theater entgegen, in dem er die Tragik aus der allgemein menschlichen Konfliktsituation entstehen lässt (keine Ständeklausel). Somit wird er zum Begründer des deutschen bürgerlichen Trauerspiels, seine Leitbilder sind die antiken Tragiker und Shakespeare.
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