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Interpretation
Franz Kafka "Gemeinschaft"
Der vorliegende Text, "Gemeinschaft , stammt von Franz Kafka und ist der Gattungsform der Parabel zuzuordnen. Wichtig für das Verständnis von Kafka ist zu wissen, daß er beim Schreiben träumt. Dadurch trifft das Unmögliche mit der realen Welt zusammen und die Haltung des Autors gegen ber dem Leben tritt zum Vorschein. Außerdem hat Kafka durch seinen übermächtigen Vater starke Existenzängste die seine Werke prägen erlitten.
Die "Gemeinschaft" Handelt von f nf Freunden die sich von der Gesellschaft, den
"Leuten", beobachtet fühlen. Diese Tatsache führt dazu, daß sie sich von der Gesellschaft ausgrenzen und unter sich bleiben wollen. Als sich ein sechster um ihre Freundschaft bemüht, um aufgenommen zu werden, erkennen ihn die anderen f nf nicht an, da er sich von ihnen zu stark unterscheide. Nichtsdestotrotz versucht der sechste es immer wieder, was ihm aber nie gelingen werde.
Der Ort des Geschehens ist vor und in einem Haus, dem sonst keine weitere
bedeutende Rolle zukommt. Typisch für Kafka, wird die "Gemeinschaft" in einem irrealen Raum angesiedelt, wodurch es ihm gelingt die Situation seiner Figuren zu erläutern. Die Personen stehen nicht in einem geschlossenen Milieu, sondern in zwei verschiedenen, die sich gegen berstehen. Die f nf Freunde bilden eine geschlossene Einheit, die den Leuten, und dem sich dazu-drängen-wollenden sechsten gegen ber steht. Kafka läßt die erzählte Zeit offen, " .. ,aber mögen wir ihn noch so sehr wegsto en, er kommt wieder" (Schluß), um uns Zugang zu seiner Intention zu schaffen. Demgegenüber steht die Erzählzeit von zirka einer Minute. Die Handlung ist in chronologischer Abfolge und verwendet das Präsens als Erzähltempus. Die Zeitenfolge wird aber nicht eingehalten, da Perfekt und Präteritum zugleich verwendet werden. Wir sind fünf Freunde, wir sind einmal hintereinander aus einem Haus gekommen, zuerst kam der eine.. " Die fünf Freunde gehören zusammen und haben alle den gleichen Wert, da sie gleichzeitig der Erzähler sind. Diese Zusammengehörigkeit findet auch sprachlich durch das Subjekt "wir" ihren Ausdruck. Die Charakterisierung der Figuren erfolgt durch ihre Handlungen und ist somit indirekt, wobei sich die fünf Freunde, durch ihre erzählende Position, selbst charakterisieren. Nichtsdestotrotz f hlen sie sich nicht zu anderen hingezogen und sind Fremden gegenüber abweisend. Die Ursache f r diese Abwehrhaltung ist dem Leser bekannt. Sie besteht aus den Leuten die eine mystische und einschüchternde Wirkung ausüben.
Formal weist die Parabel keine besonderen Strukturen auf. Sie besteht aus 27
Zeilen, die in einem Absatz zusammengefaßt sind. Kafka verwendet zwar Schriftsprache, aber er verzichtet auf einen anspruchsvollen Stil und schreibt vorwiegend parataktisch. Auch Wortwahl und Wortgut sind nicht au ergew hnlich. Substantive, Adjektive und Verben stehen in keinem besonderen Verhältnis zueinander, sind aber simpel gewählt. Auffällig ist jedoch die Figurenrede beziehungsweise das Erzählverhalten. Die Art wie erzählt wird, wirkt wie personales Erzählen, jedoch mit mehr Sachlichkeit und Distanz. Auch der Einsatz von Stilmittel und rhetorischen Figuren ist eher dürftig. Der Text scheint eher chiffriert, sodaß seine Aussage, trotzt der einfachen Wortwahl, verborgen
bleibt. Modus ist meist Indikativ, erst der erst Wechsel in den Konjunktiv ermöglicht Zugang zur Aussage des Autors.
Der H hepunkt der Erzählung, als die Leute auf die fünf Freunde aufmerksam werden, ist ausschlaggebende Ereignis, daß zu der Ausgrenzung anderer führt. Dies stellt zugleich auch das Leitmotiv dar. Die Betroffenen fühlen sich nicht ernst genommen und reagieren ihrerseits aus Trotz mit Ausgrenzung der Außenwelt.
"Die Leute wurden auf uns aufmerksam, zeigten auf uns und sagten: "Die fünf sind
jetzt aus diesem Haus gekommen." Seitdem leben wir zusammen," (Zeile . Das Hauptanliegen der fünf Freunde ein "friedliches Leben" (Zeile 9) zu f hren wird ihnen nicht gelingen, da sich "immerfort ein sechster" (Zeile 0) einmischt. Dies lä t darauf schließen, daß der Sechste eine Bedrohung darstellt, obwohl er gar nichts tut, außer ein Störfaktor für die anderen zu sein (Vgl. Zeile 0 und 11 . Aber das alleine reicht um sie unglücklich zu machen, da sie ihn nicht haben wollen. Hier besteht offenbar eine Verbindung zu Kafka selbst, denn auch er war unglücklich. "Wir kennen ihn nicht und wollen ihn nicht bei uns aufnehmen" (Zeile
-1 ) verdeutlicht eine grundlose Abwehrhaltung, besonders gegen das Fremde
und ist zugleich das Leitmotiv der Parabel. Komischerweise steht dies ganz im Gegensatz zu dem Verhältnis der fünf Freunde selbst, denn sie sind einander selber fremd. "Wir fünf haben fr her einander auch nicht gekannt, und wenn man will, kennen wir einander auch jetzt nicht " (Zeile 1 -1 . Dieser Zustand der Ambiguität ist typisch f r Kafka, läßt aber darauf schlie en, daß es keine andere Möglichkeit gibt, als den Sechsten auszuschlie en. Ein weiteres kafkaeskes Motiv ist das der Zwecklosigkeit, welches im folgenden Satz zum Ausdruck kommt. "Und was soll überhaupt dieses fortwährende Zusammensein f r einen Sinn haben, auch bei uns fünf hat es keinen Sinn,"(Zeile . Sicher ist auch, daß sie keine
"neue Vereinigung" (Zeile 1) wollen. Eine Erklärung dem Sechsten gegenüber kommt deswegen nicht in Frage, da es ein Entgegenkommen wäre und somit "fast schon eine Aufnahme in unseren Kreis" (Zeile 2 ). Deshalb wird es dem Sechsten nie gelingen aufgenommen zu werden (Vgl. Zeile 2 -2 , was zugleich die Erkenntnisebene darstellt. Kafka hätte gleich schreiben können "Gib's auf . Erstaunlicherweise beinhaltet die Parabel jedoch noch eine weitere verborgene Erzählung. Man setzte fünf ist gleich eins und plötzlich ist es Kafka, der mit seinen f nf Sinnen aus dem Haus kommt. Die "Gemeinschaft" ist nämlich Kafka selbst, der seine Ruhe haben will. Einerseits könnte der Sechste eine Person, wie sein Vater zum Beispiel, sein, die sich in sein Leben einmischt. Andererseits könnte es aber auch so etwas wie ein "sechster Sinn" sein, mit dem Kafka glaubt ausgestattet zu sein.
Ich glaube, daß Kafka die "Gemeinschaft" geschrieben hat, um sich eine Last zu
nehmen. Auf jeden Fall hat ihn irgendetwas bedr ckt, daß er loswerden wollte. Wahrscheinlich fühlte er sich besser, wenn er es aufgeschrieben hat. Aber gleichzeitig wollte er nicht, daß es für jeden erkennbar ist.
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