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DARSTELLUNG DER LIEBESBEZIEHUNGEN GOETHES IN DER ZEIT VON 1765 BIS 1775
1. Käthchen Schönkopf
Zur Zeit der Herbstmesse 1765 traf Goethe, erst 16 Jahre alt, in Leipzig ein, um dort dem Willen seines Vaters gemäß Jurisprudenz zu studieren. Die Vorlesungen gewährten ihm keine Befriedigung. Sein Leben erhielt erst einen fröhlichen Anstrich, als er die Tochter des Weinwirts Schönkopf, Anna Maria Schönkopf, genannt Käthchen, kennenlernte. Sie erwiderte bald Goethes glühende Liebe, so daß er einen großen Teil des Tages bei ihr verbrachte. Goethe schrieb in jener Zeit an einen Freund: 'Ich liebe ein Mädchen ohne Stand und Vermögen, aber ich fühle zum ersten Mal in meinem Leben das Glück, welches wahre Liebe bereitet.'
Dieses Liebesverhältnis wurde jedoch nicht nur durch äußere Mißlichkeiten und Bedenken gestört (Goethe gehörte nämlich einem höheren Stand an, und eine Heirat war von daher undenklich), sondern vor allem durch Goethe, der bald förmlich eine Freude daran zu haben schien, das Mädchen zu quälen. Er war eigensinnig, herrschsüchtig, launenhaft, und seine unsinnige Eifersucht marterte die Geliebte mit grundlosem Verdacht.
Er bereute später immer wieder sein Verhalten und kehrte voll Reue zu ihr zurück. Aber die Geduld Käthchens ging zu Ende, und sie wendete sich von ihm ab. Das zügellose Leben, das Goethe nun führte, ließ ihn in eine schwere gefährliche Krankheit verfallen. Goethe schüttete den Schmerz und die leidenschaftliche Erregung in einem dichterischen Erzeugnis gleichsam ab und befreite sich so von der Last, die ihn zu erdrücken gedroht hatte, indem er in dem Lustspiel 'Laune des Verliebten' diesen Abschnitt seines Lebens poetisch verwertete.
2. Friederike Brion
Nachdem nach anderthalb Jahren im Vaterhaus Goethes Gesundheit wieder hergestellt war, ging er auf Wunsch seines Vaters nach Straßburg, um seine juristischen Studien zu vervollständigen und den Doktortitel zu erwerben.
Am 2. April traf Goethe in Straßburg ein. Wie in Leipzig fand Goethe auch in Straßburg bald nahe Freunde. So wurde er in Sesenheim, einem nur wenige Stunden von Straßburg entfernten Ort, mit der Familie des Pfarrers Johann Jakob Brion bekannt. Goethe verliebte sich in Friederike, die jüngste Tochter des Pfarrers. Goethes Besuche in Sesenheim wurden immer häufiger und das Verhältnis der beiden immer inniger, und zwischen seinen Besuchen entwickelte sich ein reger Briefwechsel. Sein leidenschaftliches Verhältnis begann ihn zu ängstigen; er erschrak vor der Verpflichtung, welche er sich auferlegt hatte. Vergebens versuchte er in immer leidenschaftlicheren Gedichten die innere Stimme des nüchternen Verstandes zu übertäuben, welche ihm sagte, er habe an seinem Genie und an seiner Zukunft schwer gesündigt, indem er sich so früh gebunden habe. Der Hauptzweck seines Straßburger Aufenthaltes war erreicht, indem er am 6. August 1771 zum Doktor der Rechte promoviert worden war. Sein Vater rief ihn durch dringende Briefe nach Frankfurt zurück. Goethe mußte Abschied nehmen. Er fühlte die Bedenken, welche einer so frühen Ehe entgegenstanden, welche vielleicht teilweise begründet waren, an welche aber früher zu denken seine Pflicht gewesen wäre.
Goethe hatte nicht den Mut, Friederike zu gestehen, daß es ein Abschied für immer sei. Von Frankfurt aus schrieb er ihr dann den Brief, welcher das Verhältnis endgültig löste. Die Antwort Friederikens auf einen schriftlichen Abschied zerriß ihm das Herz. Er fühlte nun erst den Verlust, den sie erlitt und fand keine Möglichkeit, ihn nur zu lindern.
Gretchen, seine erste Liebe, wurde ihm genommen, Käthchen hatte ihn verlassen, und bei Friederike war er zum ersten Male schuldig. Dieses Schuldbewußtsein blieb lange in seinem Innern.
3 Charlotte Buff und Lili Schönemann
Im folgenden werde ich die Liebesbeziehungen Goethes zu Charlotte Buff und Lili Schönemann nur kurz anreißen. Sie spielen für mein Thema keine große Rolle, da sich der Übergang Goethes vom Rokoko-Stil zum Sturm und Drang bereits zwischen den Beziehungen zu Käthchen Schönkopf und Friederike Brion vollzogen hat und dieser Übergang bereits sehr gut verdeutlicht werden kann anhand der Liebeslyrik, die aufgrund dieser Frauengestalten entstanden ist.
Auf einem ländlichen Ball lernte Goethe den Gesandtschaftssekretär Johann Christian Kestner und seine Braut Charlotte Buff kennen. Bald schon verband die drei eine tiefe, innige Freundschaft. Die Neigung Goethes zu Lotte nahm schon bald den Charakter einer glühenden Leidenschaft an, welche zu verhängnisvollen Entwicklung hätte führen können. Deshalb verließ Goethe Wetzlar heimlich am 11. September 1772. Aus dieser schmerzhaften Trennung heraus, die Goethe fast nicht überwinden konnte, entstand das Buch 'Die Leiden des jungen Werther'.
Im letzten Frankfurter Jahr machte Goethe die Bekanntschaft mit der 16jährigen Lili Schönemann, der einzigen Tochter eines Frankfurter Handelsherren. Zwischen ihnen entstand ein so inniges und vertrautes Verhältnis, daß sie sich schon bald verlobten. Diese Verlobung wurde jedoch bald wieder gelöst, da kein Verhältnis der Eltern untereinander entstand, in beiden Familien andere Religionsgebräuche herrschten und Lili einen so großen Lebensaufwand führte, wie Goethe sich ihn nicht leisten konnte. Die endgültige Trennung wurde durch den Erbprinzen Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach vollzogen, der Goethe einlud, für einige Zeit nach Weimar zu kommen. Aus der Beziehung Goethes zu Lili Schönemann entstanden die sogenannten 'Lili-Lieder'.
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