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Auch wenn uns heute eine »Geschichte von unten« näher sein mag als eine Auffassung, die das Leben und Wirken »Großer Männer« in den Mittelpunkt stellt, sollten wir darüber nicht vergessen, daß die Menschen der Vergangenheit anders dachten und fühlten. Der sich bereits im 18. Jahrhundert abzeichnende Geniekult bildete im 19. Jahrhundert die Grundlage des Musiklebens, und so darf es nicht verwundern, daß der Komponist, der in seinen Sinfonien das »titanische Ringen« des Originalgenies um Form und Ausdruck dargestellt hatte, zumindest auf dem Gebiet der Instrumentalmusik zum alles beherrschenden Vorbild wurde. Anders als zahlreiche Legenden glauben machen wollen, wurden Beethovens Sinfonien nach ihren überwiegend erfolgreichen Uraufführungen fast schlagartig populär. Im Original sowie bearbeitet für alle möglichen und unmöglichen Besetzungen fanden sie rasch Verbreitung in der gesamten musikalischen Welt, und ihre formalen Neuerungen wurden mitsamt ihrem dramaturgischen Gesamtaufbau von nun an als verbindlich angesehen. Maßstäbe setzte auch die Vergrößerung des Klangapparats, die in der 9. Sinfonie bis zur Einbeziehung von Chor und Gesangssolisten reichte.
Die Bedeutung von Beethovens Orchestermusik für die Komponisten der Romantik kann also kaum überschätzt werden. Das ging so weit, daß manche Komponisten abergläubische Todesfurcht überkam, wenn sie an ihrer neunten Sinfonie arbeiteten. Und in der Tat hat Beethoven selbst hier die Marschroute vorgesteckt: Bruckner, Dvorak und Mahler kamen wie er über ihre jeweilige Neunte nicht hinaus.
Ludwig van Beethoven wurde am 17. Dezember 1770 in Bonn getauft, so daß gemeinhin der 16. Dezember als sein Geburtstag angenommen w i rd. Der Vater, Johann, wirkte als Tenor an der Bonner Hofkapelle und erkannte früh die musikalische Begabung seines Sohnes. Bereits vor seinem achten Geburtstag trat Ludwig in einem Kölner Akademiekonzert als Pianist auf, mit 14 Jahren wurde auch er Mitglied der Hofkapelle. Eine erste Wiener Studienreise zu Mozart im Jahr 1787 mußte Beethoven wegen familiärer Ereignisse vorzeitig abbrechen. 1792 folgte die zweite Reise nach Wien, wo er mit Ausnahme einiger Konzertreisen bis an sein Lebensende blieb. Er nahm nun Unterricht bei Haydn, Schenk, Salieri und Albrechtsberger und gab 1795 im Burgtheater sein Wiener Debüt als Pianist. Im selben Jahr erschien sein op. 1, drei Klaviertrios, im Druck. Im Jahr 1800 stellte sich Beethoven mit den sechs Streichquartetten op. 18 als souveräner Meister jener Musikgattung vor die unter Kennern als die edelste galt, am 2. April erregte er Aufsehen mit seinem ersten eigenen Akademiekonzert, in dem u. a. die 1. Sinfonie zur Uraufführung kam Stationen einer hoffnungsvollen Doppelkarriere als Pianist und Kornponist.
Ein Gehörleiden, das sich schon in diesen Jahren bemerkbar machte und später zu völliger Taubheit führte, verdüsterte das Bild. Beethoven war zunächst gezwungen, seine Laufbahn als Klavierspieler aufzugeben und konnte sich in den letzten zehn Jahren seines Lebens mit der Außenwelt nur noch schriftlich verständigen. Auch wenn sein Ansehen als Komponist trotz einiger weniger Mißerfolge in stetigem Wachstum begriffen war, verbrachte er die letzten Jahre in Bitterkeit. Er starb am 26. März 1827.
Diese Sonate ist Beethovens 32. und letzte Sonate. Er komponierte sie von 1821-22 und widmete sie seinem Schüler - dem Erzherzog Rudolph von Österreich. Diese Sonate galt bis nach Beethovens Tod als unspielbar.
Diese Sonate beginnt mit einem Aufschrei ähnlichen Forte - Akkorden, die in einem seufzenden Pianissimo verhallen. Der erste Satz zeichnet sich vor allem durch seinen lebhaften Wechsel zwischen Forte und Piano aus. Der Zuhörer hat den Eindruck als würde Beethoven hier ein Leben musikalisch wiedergeben - die Härte vom Beginn der Sonate geht in einen heiter beschwingten Teil über um nachher immer wieder und wieder einmal leidend, einmal hart wiederzukehren. Wie im Leben geht es in dieser Sonate 'mal heiter und 'mal traurig zu. Der erste Satz endet mit einem fast verschwindenden c-Moll Akkord in pianissimo. Der zweite Satz "Arietta - Adagio molto semplice e cantabile" beginnt mit einer sehnsüchtig klingenden Melodie, die sich immer mehr steigert, bis sie in einem Freudengesang endet, der dem Pianisten alles abverlangt, was nur möglich ist. Der Pianist hat hier sowohl rasend schnelle Läufe zu bewältigen, wie auch technisch besonders anspruchsvolle Stellen mit mehreren Trillern gleichzeitig. Die ekstatische Freude des zweiten Satzes wird zwischendurch immer wieder durch lange pp - Stellen unterbrochen, die das Stück ungemein Spannend machen. Gegen Ende des Stückes kramt Beethoven alle Effekte die er kennt aus seiner Trickkiste um das Stück noch einmal effektvoll ansteigen zu lassen, bevor es innerhalb weniger Takte verebbt und sich in einem fast unhörbarem Schlußakkord auflöst.
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