Kernzone des Rheinisch-Westfälischen Industriegebiets
zwischen Ruhr im Süden, Lippe im Norden, westlichem Niederrhein
(Kamp-Lintfort/Rheinhausen/Moers) im Westen und Hamm/Unna im Osten;
bedeutendster Industrieraum Kontinentaleuropas; umfasst rund 4400 km2
mit 5,4 Mio. Einwohnern und ist die am dichtesten besiedelte Landschaft Europas.
Zur Lösung gemeinsamer Probleme der Siedlungs-, Verkehrs- und
Freiraumplanung im Ruhrgebiet besteht seit 1920 der Siedlungsverband
Ruhrkohlenbezirk (SVR); nach Abschluss der Gebietsreform
1976 Kommunalverband Ruhrgebiet (KVR). Auf der Grundlage der
Bodenschätze, insbesondere der Steinkohlenvorkommen, entstand das
Ruhrgebiet im Berührungsraum von Niederrheinischem Tiefland, Münsterländer
Bucht und Rheinischem Schiefergebirge. Neben den reichen Kohlevorkommen
förderte auch die günstige Verkehrslage am Schnittpunkt des Rhein mit alten
Ost-West-Verkehrsstraßen (u. a. dem Hellweg) den Aufbau und Aufschwung des
Ruhrgebiets, der sich nach ersten Abbauversuchen im Tage- und Stollenbau
seit dem 13. Jahrhundert etwa seit der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts
vollzog.
Die flözführende Karbonschicht tritt südlich der Linie
Mülheim-Unna zutage. Die Obergrenze der Flöze liegt im nördlichen
Ruhrgebiet an der Lippe bereits 600-800 m, bei Münster etwa 1400 m tief.
Die Flöze haben eine durchschnittliche Mächtigkeit von weniger als 1-3 m.
In der Ruhrzone im Süden des Ruhrgebiets, dem ältesten Bergbaurevier,
wurden besonders Anthrazit und Magerkohle gewonnen. Nördlich schließen sich
die Hellwegzone, die südliche Emscherzone und die nördliche Emscherzone an.
In diesen Gebieten werden vor allem Fettkohlen gefördert. In der Lippezone
wird besonders Gas- und Gasflammkohle abgebaut, wichtiger Rohstoff der
Kohlechemie.
Aufgrund der geologischen Erforschung hat man sehr genaue
Kenntnisse über die Kohlenvorräte. Sie betragen derzeit 20 Mrd. t, dies
entspricht 85% der Vorräte in der Bundesrepublik.
Während das Ruhrgebiet bis 1945 neben dem Bergbau und der
Stahlerzeugung im Wesentlichen die Grundstoffindustrie (Metallverarbeitung,
Maschinenbau, chemische Industrie) beherbergte, haben sich seither
insbesondere auch die Konsumgüterindustrien im Ruhrgebiet angesiedelt. In
den 1960er Jahren setzte im Ruhrgebiet durch die Konkurrenz am Weltmarkt -
vor allem durch die Förderung und den steigenden Verbrauch anderer
Energieträger wie Erdöl und Erdgas sowie durch die fortschreitende Nutzung
von Kernenergie - ein Strukturwandel ein, dessen Folgeprobleme bis heute
noch nicht gelöst sind. Neben dem Bergbau, der weiter durch
Zechenstilllegungen und Rationalisierungsmaßnahmen betroffen ist, treffen
die Strukturprobleme des Ruhrgebiets insbesondere den Stahlbereich. Die
Ansiedlung neuer, wachstumsstarker Industriezweige und die Umschulung von
Arbeitskräften stellt kommunale Behörden und Unternehmer vor große
Probleme. Wesentliche Bedeutung kommt im Rahmen des Strukturwandels im
Ruhrgebiet auch der Neugründung von Universitäten zu; so existieren heute
in Duisburg und Essen Gesamthochschulen, in Bochum und Dortmund
Universitäten; Hagen verfügt über eine Fernuniversität. Von besonderer
Bedeutung in der Städte- und Industrielandschaft des Ruhrgebiets sind die
Probleme der Wasserwirtschaft und der Luftreinhaltung. Die Ruhr dient mit
ihren zahlreichen Talsperren der Trinkwasserversorgung, die Emscher ist
heute ein reiner Abwasserlauf; ein verzweigtes System von Kläranlagen sorgt
für die Reinhaltung der Gewässer. Lippe, Lippe-Seiten-, Rhein-Herne- und
Dortmund-Ems-Kanal sind neben dem Rhein die wichtigsten Schifffahrtswege.
Mit Duisburg-Ruhrort verfügt das Ruhrgebiet über den größten europäischen
Binnenhafen. Ein Messstellensystem sorgt für die Überwachung der
Schadstoffbelastungen der Luft.
|