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Der Kampf um den Südpol
16. Jänner 1912
Die alten Landkarten sind vom Menschen des zwanzigsten Jahrhunderts überzeichnet und verbessert worden und unsere Erde ist bis ins kleinste Detail erforscht.
Nein, zwei Stellen hat die Erde bis ins 20. Jahrhundert versteckt. Den Süd- und den Nordpol. Seit mehreren Jahrzehnten steuern Expeditionen diese Punkte an, keine jedoch erreicht ihr Ziel.
Ein Schiff steuerte von Amerika mit Peary und Cook den Nordpol an, zur gleichen Zeit aber zwei andere Forscher den Nordpol. Das eine Schiff befehligt der Norweger Amundsen, das andere ein englischer Kapitän namens Scott.
Scott, der sein Vermögen opferte und sich verschuldete, um diese Expedition zu finanzieren, verläßt England am 1 Juni 1910. Im Jänner landen sie in Neuseeland bei Kap Evans, am Rande des ewigen Eises und bauen ein Quartier auf, um zu überwintern. In diesen Monaten werden Hunde trainiert, die neuen Ausrüstungsgegenstände getestet, und man wagt kleine Vorstöße in die ewige Eiswüste, um sich an die Kälte zu gewöhnen.
Aber eines Tages kehrt eine der Expeditionsgruppen zurück mit einer erschreckenden Nachricht . Sie hatten das Quartier von Amundsen gefunden und festgestellt, daß er 110 Kilometer näher zum Pol war als sie selbst.
Endlich war es soweit und die Expedition zum Pol wrrd gestartet. An der Spitze fahren die Automobilschlitten, hinter diesen kommen die sibirischen Ponys und Schlittenhunde. Alle zwei Tagesreisen wird ein Depot errichtet, um für die Rückkehrenden neue Bekleidung, Nahrung und das wärmespendende Petroleum zu deponieren.
Nach zwei Tagen brechen die motorischen Schlitten durch die extreme Kälte zusammen und müssen im Schnee zurückgelassen werden. Auch die Ponys halten die Strapazen nicht aus und müssen letztendlich erschossen werden. Nun hat man jedoch für einige Zeit Futter für die hungernden Hunde.
Das Wetter wird immer schlechter und die Mannschaft immer erschöpfter und ungeduldiger.
Oft können sie statt vierzig Kilometer nur bedeutend kleinere Strecken pro Tag hinter sich bringen. Der Gedanke, daß von einer anderen Seite ein anderer gegen das gleiche Ziel zur gleichen Zeit vorrückt, wirkt lähmend auf die Mannschaft. Ein Hund ist entlaufen und das letzte übergebliebene Pony will nicht mehr fressen - all diese Zufälle und die Übermüdung nimmt den Männern immer mehr den Mut.
Am nächsten Tag teilt sich die Expedition. Ein Teil kehrt zurück und Scott mit nur vier Männer rüstet nun zur letzten Anstrengung. Am 16. Jänner sind die Männer nur mehr 16 Kilometer vom Pol entfernt. Doch plötzlich entdecken sie bereits das Lager vom Norweger Amundsen. Zwei Tage später erreicht Kapitän Scott den Südpol als zweiter Mensch.
Der Heimmarsch verzehnfacht die Gefahren. Am Weg zum Südpol hatte sie der Kompaß geführt, aber nun müssen sie ihre eigenen Spuren zurückverfolgen, um ihre alten Lager wieder finden zu können. Am 29. März wissen sie, daß sie den Rückweg nicht schaffen würden und verschanzen sich in ihrem Zelt, um den Tod abzuwarten.
Scott schreibt noch einen letzten Brief an seine Frau, Freunde und die englische Nation.Am 12. November findet man Scott mit seinen Gefährten erfroren in einem Zelt. Scott hatte noch brüderlich einen Kameraden umarmt, scheinbar um ihn zu wärmen. Neben ihm findet man seine Notizen und Briefe.
Ich kann leider nicht sagen, ob die Erkundung des Südpols eine Sternstunde der Menschheit war. Warum hat sich Stefan Zweig gerade dieses Kapitel ausgesucht, und welche Frage sich noch eher stellt, warum gerade auf der Seite Scotts? War es doch Amundsen, der Norweger, der als Erster den Südpol erreichte.
Unvorstellbar muß wohl die Anstrengung gewesen sein über mehrere Jahre ohne Luxus und anderen Annehmlichkeiten in einer weißen, eiskalten, menschenfeindlichen Eiswüste zu leben.
Scotts Fehler war die moderne Technik. Zu viele Probleme ergaben sich mit seinen Motorschlitten, die einfroren und dann nutzlos waren. Amundsen beschränkte sich auf das Allernotwendigste. Er benutzte die traditionellen Mittel. Er hatte weder Motorschlitten noch andere unnötige moderne Ausrüstungsgegenstände. Noch dazu kam, daß er die Bedingungen eher kannte und gewohnt war damit umzugehen, als Scott.
Amundsen und Scotts Schiffe waren zu deren Zeit Hi-Tech-Schiffe. Die Rümpfe der Schiffe waren so gebaut, daß sie von Eisplatten nicht zerdrückt werden konnten, sie wurden aus dem Wasser gehoben. Diese Neuheit war damals Voraussetzung, um eine solche Expedition zu starten.
Scott erreichte den Südpol vier Wochen später als Amundsen und fand auf dem Heimweg den Tod. Der exakte Todestag ist nicht bekannt.
Amundsen starb im Jahr 1926 bei einem Rettungsversuch am Nordpol. Es muß wohl Schicksal gewesen sein, daß zwei Rivalen an den zwei genau gegenüberliegenden Polen ihre letzte Ruhe fanden.
Mir war es möglich, vor einigen Jahren in Oslo das Forschungsschiff von Amundsen zu besichtigen. Daher kann ich mir vorstellen, mit welchem Mut und Enthusiasmus Amundsen und Scott eine solche Expedition mit solchen primitiven Ausrüstungsgegenständen angegangen sind.
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