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Die Landwirtschaft zur Zeit Karls des Großen
Bedeutung der Landwirtschaft
- Landwirtschaft war Grundlage der karolingischen Ökonomie
Nur wenig Handel Selbstversorgungswirtschaft (Grundherren versorgen sich und Gesinde von Ertrag des Grund und Bodens, Hörige lebten von Ertrag der eigenen Felder und Ställe; eigene Herstellung von Kleidung und Geräten)
- Bauern mu ten Herrschende mitversorgen (Abgaben)
Herrschaftsstruktur
Grundherrschaft:
jedem größeren Landgut oder Komplex von Höfen war ein Judex vorausgesetzt, war ganz frei
zu Grundherrschaft gehörten Herrenhof, Felder, Mühle, Brauerei und bei großen Grundherrschaften Werkstätten (Schmiede, Schneiderei, Schuhmacherei,...)
unter Judex standen Unterbeamte: Meier (majores), Förster, Vögte, Gestütmeister, Kellermeister,..., nicht völlig frei konnten z.B. auf k niglichen Befehl körperlich gezüchtigt werden)
Unter Aufsicht der Beamten stand gro e Masse der übrigen zum Gutsbezirk gehörenden Personen
(sie und Unterbeamte wurden als "Familie" bezeichnet)
darunter viele Freie und Unfreie viele von ihnen besaßen kleinen Hof als Leihe, wof r sie Kaiser Dienst und Abgaben leisten mußten
meiste Menschen in Frankenreich waren Bauern oder bäuerliches Gesinde (Landwirtschaft nicht
so produktiv wie heute mehr Bauern zur Versorgung aller notwendig), Bauern meistens unfrei
zwei weitere bäuerliche Schichten waren Zinsbauern und Königsfreie
Zinsbauern: keine Dienstpflichten auf Fronhof und Herrenacker, aber
Entrichten von Abgaben an Grundherren für gewähren von "Schutz und Schirm" ; im Laufe der
Entwicklung wurden Zinsbauern dem Hörigen schrittweise angeglichen
Königsfreie: Bauern, vor allem aus dem fränkischen Stamm, die außer dem König keinen Herrn über sich hatten, zu Heerfolge verpflichtet, wenn der König das Heer aufbot, kämpften als Fu krieger, unter Karl dem Gro en vor allem in Sachsen angesiedelt sollten fränkische Herrschaft über Sachsenland sichern
Gesinde: Knechte und Mägde, wohnen auf Fronhof oder direkt daneben, Unterschied zu Bauern:
Arbeitskraft und Arbeitsertrag gehören restlos Grundherren
Pflichten des Grundherren und seiner Untergebenen
- Judex: hatte im Namen des K nigs oder Kaisers obrigkeitliche und
wirtschaftliche Funktionen auszuüben, Besoldung bestand in einem ihm als Lehen übertragenen
Gut
mußte Hörige schützen und unterstützen ( z.B. bei Krankheit oder bei Mangel an Saatgut infolge einer Mißernte oder von Feuer)
mußte Hörige verteidigen oder Rache üben (wenn Angreifer von Außerhalb Hörige oder ihre
Sachen verletzt hatten)
mußte innerhalb der Grundherrschaft Frieden waren (d h. bestrafen oder Schiedsgericht bilden)
- Auch Unterbeamten besonders Meiern) wurde als Besoldung oft auch eine kleinere Besitzung zur
Nutzung zugewiesen (jedoch keine Abgaben und Spanndienste)
Unterbeamten beaufsichtigten unter ihnen stehende Personen
- Meiern oblag Verwaltung des eigentlichen landwirtschaftlichen Betriebes
Abhängige Bauern: arbeiten 3 bis 4 Tage auf Herrenfeldern (Frondienst), in Zeit der Aussaat und Ernte Erhöhung dieser Dienstleistungen hatten nicht viel Zeit eigene Felder zu bestellen, die ihnen zur lebenslangen Nutzung überlassen worden waren)
mußten Teil der Ernte als Abgabe leisten
Die Situation der Bauern
- genaue Zahlen über Bevölkerungsgrö e nicht bekannt, Bevölkerung der
"deutsch"-sprachigen Teile des Frankenreiches auf ca. 2 Mio. geschätzt
f r ganzes Frankenreich Bevölkerungsdichte von etwa 8 EW/km², "deutsch"- sprachige Teile 4 bis 5 EW/km² heute allein in Dt. 2 Mio. EW, Bevölkerungsdichte 227 EW/km²)
- lebten in Grundherrschaft
meiste Menschen lebten ihr ganzes Leben lang in demselben Dorf
arbeiteten jeden Tag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, außer sonntags und an kirchlichen
Feiertagen
Heirat, Frau bekam fast jährlich ein Kind (viele starben schon in früher Kindheit)
- Frühes Altern, Lebensdauer viel k rzer als heute (mit 0 Jahren bereits Greise)
- Meiste Menschen kannten außerhalb ihres Dorfes nur Weg zur nächsten zur nächsten Kirche und zu Dörfern in der n chsten Umgebung
Von weiter entferntem Geschehen keine Ahnung
- Fehlende Straßen östlich des Rheins und nördlich der Donau gar keine befestigten Straßen, auf der anderen Seite Straßen der Römer z.T. von Wald überwachsen
- Leute konnten nicht Lesen und Schreiben
- Landwirtschaftliche Nutzfläche war viel kleiner als heute, Dörfer = kleine Siedlungsinseln inmitten unbewirtschafteten und unerschlossenen Landes,
ausgedehnte Wälder, Sümpfe, Moore, Bären und Wölfe in den Wäldern, Glaube, daß tief im
Waldesinneren Dämonen und Gespenster hausen
- geringe Ernteertr ge (B den schnell erschöpft, Kunstdünger unbekannt, unterentwickelte Tierhaltung nicht genügend Mist f r D ngung mit Naturdünger
Saatgut weniger widerstandsf hig als heute (Herbstaussaat erfriert leicht
bei Winterfrösten, anfällig gegen Pilz- und Bakterienbefall) Getreidesorten verdorrten schnell bei Hitze und starkem Sonneneinfall Wildplage (Rehe, Hirsche, andere Wildtiere zertrampeln bestellte Felder)
Ernteergebnis betrug nur das Vierfache der Aussaat, ¼ gleich als Saatgut zurückgelegt, von übrigen noch /3 Abgabe
nicht genug Getreide für ausreichende Tierfütterung (Milchleistung der Kühe betrug nur ca. 1/10
der heutigen heute 500 000 l/Jahr)
nach schlechten Erntejahren Hungersnöte das übliche
Tiere nicht gut gef ttert (nach strengen Wintern Milchkühe manchmal so schwach, daß Bauern sie auf die Weide tragen mußten)
Kleinvieh- und Schweinehaltung verbreitet
- Menschen stark abhängig von Naturgeschehen Naturgeschehen durch religiöse Handlungen beeinflussen, insbesondere Anrufen von Schutzheiligen (Vieh vor Krankheit, Felder vor Hagel, Trockenheit und frühem Frost sch tzen, Hilfe für tragende Muttertiere), mischten Weihwasser unter Viehfutter und erbaten von Priester Feldumgang, wobei er lat. Segenssprüche sprechen sollte
Aufbau eines Gutes
örtlicher Mittelpunkt: Hofstätte, die ringsum mit Bretterzaun umschlossen war, darin Einfahrttor, dar ber Pförtnerwohnung
zur Abwehr gegen Räuber, Diebe und wilde Tiere wurde Tor nachts verschlossen
innerhalb des Hofes lag herrschaftliches Wohnhaus, Speicher, Scheunen, Viehställe, Küche, Backhaus, kleinere Holzhäuser für unfreies Gesinde
dicht beim Hof, öfter auch innerhalb des Hofes lag mit Zaun umgebener
Garten mit vielen Gewächsen und Obstbäumesn
außerdem in der Nähe umz unter Weideplatz f r Pferde und Jungtiere, nachts vermutlich auch zum Schutz anderer Tiere
drei Ackerfluren (wegen Dreifelderwirtschaft war Flur dreigeteilt), jede Flur war in einfacher
Weise eingezäunt (Schutz gegen Wild, Räuber, Diebe)
dahinter Weiden und Holzungen, die gemeinschaftlich genutzt wurden
Dreifelderwirtschaft
- Menschen hielten sich meist an das Althergebrachte beim Verrichten von
Arbeiten, trotzdem Weiterentwicklung der Feldgraswirtschaft zur Dreifelderwirtschaft in der
Karolingerzeit
bis zum . Jh. Herrschte Feldgraswirtschaft
Hälfte der Felder wurde mehrere Jahre nacheinander bebaut und dann brach liegengelassen oder
Fruchtanbau ("Feld") und Brache ( Gras") nach jedem Jahr gewechselt
- Dreifelderwirtschaft entspricht fortschrittlichem agrarischen Denken
Ackerfläche wird in 3 Teile zerlegt, in regelmäßigem Wechsel auf /3 Anbau von Sommergetreide (Hafer, Gerste), 1 3 Wintergetreide (Weizen und Roggen), 3, Drittel bleibt unbebaut und wird als Weideland genutzt
Vorteil: Erweiterung des Ackerlandes von Hälfte des Kulturlandes auf 2/3
Neue Form setzte sich nicht innerhalb kurzer Zeit durch; ist Ergebnis von jahrhundertelangen Bemühungen um Intensivierung der Landwirtschaft; zeigt sich in Ausprägung nur in dichtbesiedelten Gebieten
- Wird erst Anfang des 18. Jh. Abgelöst, als Engländer mit Einf hrung einer
Fruchtwechselfelderwirtschaft mit geordneter Fruchtfolge beginnen
- Frage, ob in Landwirtschaft in Zeit Karls des Großen "echter Pflug", d.h. Pflug mit eiserner Schar und eisernem Streichbrett, bekannt war, ist umstritten, vermutlich nicht allgemein eingeführt, sondern nur teilweise vorhanden
- Meistverwendetes Zugtier vor Egge und Pflug Ochse (Stirnjoch für ihn kam aber erst im 1 . Jh. auf), Pferde wurden nur in seltenen Fällen eingespannt
Ablauf eines Jahres
- sobald im Frühjahr Vegetation begonnen hatte, wurden Tiere auf Weiden getrieben, etwa bis zum
1. Mai Beweidung der Wiesen ( Vorweide), dann wurde Gras zu Heugewinnung hochwachsen gelassen und Vieh auf ständige Weiden getriebenGrundlage für sommerliche Ernährung des Viehs (Pferde, Rindvieh, Schafe, Ziegen, Schweine, Gänse)
- im Frühling zogen spanndienstpflichtige Leute mit Zugtieren und Ackerwerkzeugen auf die Sommergetreidefelder, die mit Pflug und Egge bearbeitet wurden und dann mit Hafer, Sommerspelz oder teilweise auch mit Hülsenfrüchten besät wurden
Handdienstpflichtige Personen brachten Gärten in Ordnung, besserten
Wege und Zäune aus, reinigten Gräben, reparierten Wohn- und
Wirtschaftsh user usw.
- je nach klimatischen Verhältnissen war Frühjahrsbestellung Mitte oder Ende Mai, spätestens
Anfang Juni beendet
danach relativ ruhige Zeit f r Mensch und Tiere
- in zweiter Junihälfte Beginn von Düngung und Bearbeitung der Brachfelder (deshalb Juni auch
Brachmonat genannt)
- im Juli: Mähen der Wiesen, Trockenmachen des Grases, Einfahren des Heus (deshalb auch
Heumonat genannt)
August und September: Ernte des Getreides September Erntemonat genannt)
Nach Einbringung des Heus wurde auf Wiesen (Nachweide), nach Einbringen des Winter- und
Sommergetreides auf Stoppelfeldern Vieh geweidet
- Zur Ernte wurden alle verwendbaren Personen herangezogen (außer den zu regelmä igen
Frondienstleistungen verpflichteten auch Handwerker, Hofgesinde, Frauen und Halberwachsene)
Noch, z.T. auch während der Erntezeit fand Einsaat der Wintergetreide statt
Gleichzeitig und noch etwas später Aberntung, Einbringen und weitere Verarbeitung des Garten und Obstbaues, Weinlese und Keltern (Oktober auch Weinmonat genannt)
Oktober bis Weihnachten Waldmast der Schweine (Bucheckern, Eicheln, Kastanien = reichliches, nahrhaftes Futter Tiere werden fett)
- Winter: Männer dreschen Getreide aus und Waldarbeiten (nötiger Bedarf an Brenn , Nutz- und
Bauholz mu te geschlagen, aufbereitet und nach Hause geschafft werden)
- Männer: Metallarbeiter, Schreiner, Wagenbauer, Zimmerleute, Lederarbeiter, Schneider, Dreher, usw.
- Frauen: Flachs hecheln und schwingen, Wolle kämmen und Flachs und Wolle zu Stoffen
verweben, Garn und Zeug f rben, Seife kochen, Butter und Käse machen
Handwerkliche Beschäftigungen vorzugsweise im Winter und in geringem Umfang bis zur Ernte, danach Einsatz auf den Feldern
Quellen: Schöningh, Schroedel: Zeiten und Menschen, Band 2
Diesterweg: Das Mittelaler, Material für den Geschichtsunterricht, Band 3
Bauer: Reise in die Karolingerzeit
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