Die Stadt - eine neue Kraft
Seit dem 12. Jahrhundert förderten staufische und später habsburgische
Herrscher Städte, die sich dadurch rasch entwickelten. Aber die Entwicklung war
von Land zu Land verschieden. Die ersten städtischen Gemeinwesen waren jene
Oberitaliens und Flanderns. In Mittel- und Osteuropa blühten die Städte erst
später auf. Die römischen Städte in West- und Mitteleuropa spielten ab Beginn
der Kreuzzüge einen bedeutende Rolle. Die neuen Städte wurden an taktisch gut
gelegenen Plätzen, an Flussübergängen und Straßenkreuzungen, in Talengen, in
der Nähe von Flussmündungen, bei Bischofssitzen, Burgen und Klöstern gegründet.
Die mittelalterliche Stadt wurde stark befestigt. Sie wurde von einem
Graben und einer Mauer umgeben. Sie hatte ihre eigenen Gesetze, war das Zentrum
der Wirtschaft, der Verwaltung und der kirchlichen Organisation. Es gab zwei
verschiedene Städte. Die eine unterstand dem König - eine reichsfreie Stadt -
die andere einem Fürsten, Bischof oder Abt - landesfürstliche Städte. Die
reichsfreien Städte standen wirtschaftlich und politisch über den
landesfürstlichen Städten.
Die Bewohner der Städte wurden seit dem Ende des 11. Jahrhunderts
Bürger genannt, sofern sie Haus und Grund in der Stadt besaßen und 1 Jahr und 1
Tag auf Stadtboden gelebt hatten. Der Großteil der Bürger bestand aus
Kaufleuten und Handwerkern. Die Bürger hatten eine höhere Stellung als die
Landbevölkerung. Sie waren persönlich frei und lebten in einer eigenen
Rechtssphäre.
Anfang des 12. Jahrhunderts bildete sich neben dem Klerus und dem Adel
ein dritter Stand - das Bürgertum. Tagelöhner, Dienstleute, Arme, Bettler und
Juden zählte man nicht zu Vollbürgern. Diese Unterschichten jedoch prägten das
Straßenbild der Städte, denn die reichen Leute trafen nur bei Festen in
größerer Zahl öffentlich auf. Im Laufe des 13. Jahrhunderts kam es zur
Ausbildung verschiedener Wohnviertel, die den einzelnen sozialen Gruppen
zugeordnet waren. Die Mauer, die eigene Gerichtsbarkeit sowie das Marktrecht
und die städtische Selbstverwaltung bildeten schließlich die wesentlichen
Merkmale einer mittelalterlichen Stadt.