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Die Weimarer Republik war die republikanisch-demokratische Staatsform Deutschlands in den Jahren 1918-1933, benannt nach dem Ort, an dem die verfassunggebende Nationalversammlung vom 06.02. bis zum 30.09.1919 tagte.
Obwohl die Verfassung erst am 11.08.1919 in Kraft trat und formal, wenn auch in der Substanz ausgezehrt, bis 1945 gültig blieb, rechnet man die Dauer der Weimarer Republik von der Ausrufung der Republik am 09.11.1918 bis zur Bildung der Regierung Hitler
am 30.01.1933.
Die Weimarer Reichsverfassung ging vom Prinzip der Volkssouveränität aus.
Ursprüngliche Pläne, einen Einheitsstaat mit starker Exekutive um den Reichspräsidenten
zu schaffen, wurden aufgegeben; sie fanden allerdings einen Niederschlag in dem Notstandsartikel 48, der in Verbindung mit Artikel 25 (Auflösung des Reichstages)
eine »Reserveverfassung« bildete. Der Reichsaufbau blieb föderativ. Das Schwergewicht lag bei den politischen Parteien und den von ihnen abhängigen Politikern und Regierungen. Plebiszitäre Elemente (Volksbegehren u. Volksentscheid) spielten nur gelegentlich eine wichtige Rolle. Ansätze von rätedemokratischen Vorstellungen fanden sich in der Wirtschaftsverfassung, wurden aber nicht ausgebaut.
In der Geschichte der Weimarer Republik lassen sich deutlich drei Phasen unterscheiden.
In den Tagen des deutschen militärischen Zusammenbruchs bildeten sich Anfang November 1918 in ganz Deutschland spontan Arbeiter- und Soldatenräte, die zunächst vornehmlich die Beendigung des Krieges und die Lösung drängender sozialer Probleme anstrebten.
Ab Dezember 1918 wandten sie sich stärker allgemeinpolitischen Zielsetzungen zu.
Der in der Novemberrevolution paritätisch aus Vertretern von SPD und USPD als Regierungsautorität gebildete Rat der Volksbeauftragten unter dem Vorsitz von Ebert und
Haase hatte die Last der Kriegsbeendigung zu tragen. Die unter seinen Mitgliedern von Anfang an bestehenden Meinungsverschiedenheiten ließen sich jedoch nur mühsam überbrücken. Während die SPD-Vertreter auf eine Fortführung der bereits im Krieg eingeleiteten Parlamentarisierung abzielten und deshalb die baldige Einberufung einer Nationalversammlung betrieben, sahen die USPD-Vertreter das vorrangige Ziel in einer grundlegenden Umgestaltung der sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse.
Sie schieden am 29.12.1918 aus dem Rat aus.
Ein wichtiges Element der Kontinuität bildeten in der Umbruchzeit die Beamten. Sie waren in ihrer großen Mehrheit obrigkeitsstaatlich eingestellt, wurden aber zur Abwicklung der Kriegsfolgen und der Friedensvorbereitungen gebraucht. Eine Vereinbarung zwischen Ebert und General Groener vom 10.11.1918 sicherte die Kooperation zwischen der revolutionären Regierung und der Obersten Heeresleitung.
Gewerkschaften die Fortsetzung der im Krieg begonnenen Zusammenarbeit unabhängig von den Räten.
Unter dem Einfluß des linken Flügels der USPD und des zahlenmäßig schwachen
Spartakusbundes radikalisierten die ursprünglich überwiegend sozialdemokratisch eingestellten Räte ihre Forderungen. Enttäuschung über die bisherigen Ergebnisse der Revolution und zunehmende Auseinandersetzungen mit den Kräften der alten Ordnung, die sich durch die zurückströmenden Truppen des Feldheeres wieder konsolidierten, spielten bei dieser Entwicklung eine Rolle.
Seit Anfang 1919 kam es in verschiedenen Teilen des Reiches zu Erhebungen der revolutionären Linken. Zu ihrer Bekämpfung setzte die Regierung die neugebildeten Freikorps ein, deren Mitglieder größtenteils republikfeindlich eingestellt waren.
Die Wahlen zur Nationalversammlung am 19.01.1919 brachten der SPD 165 Mandate, dem Zentrum 91 und der DDP 77. Diese drei Parteien der Weimarer Koalition besaßen damit eine Mehrheit. In Opposition standen 22 Abgeordnete der USPD, 44 der rechten Sammlungspartei DNVP, 19 der DVP und 7 Abgeordnete von sonstigen Parteien.
Ebert wurde am 11.02. zum Reichspräsidenten gewählt. Die Parteien der Weimarer Koalition bildeten eine Regierung unter P. Scheidemann (SPD). Die schwerste Belastung der jungen Republik bildete der Zwang zur Annahme des Versailler Vertrages
Sie erfolgte im wesentlichen mit den Stimmen der Regierungsparteien SPD und Zentrum.
Die Parteien, die den Vertrag ablehnten, waren nicht bereit, ihrerseits eine Regierung zu bilden und den Krieg wiederaufzunehmen. Eine dringende Aufgabe war eine Finanzreform, die das Reich finanziell unabhängig von den Ländern machen sollte; sie wurde 1920 von
Matthias Erzberger durchgeführt. Eine wirtschaftliche Neuordnung im Sinne der "Gemeinwirtschaft" wurde angestrebt, kam aber nicht zustande.
Die linksradikalen Erhebungen wurden in der ersten Hälfte des Jahres 1919 niedergeschlagen. Im Kapp-Lüttwitz-Putsch (März 1920) manifestierte sich der Widerstand von rechts gegen die neu geschaffene Ordnung; der Generalstreik der Gewerkschaften und die Weigerung der Beamtenschaft, mit den Putschisten zusammenzuarbeiten, ließen ihn scheitern.
Anschließend flammte der Bürgerkrieg im Ruhrgebiet erneut auf; die "Rote Ruhrarmee" wurde rasch von Reichswehr und Freikorps niedergeworfen.
Die ersten Reichstagswahlen am 06.06.1920 zeigten, daß die Weimarer Koalition weithin diskreditiert war. Sie erlangte von nun an bis ans Ende der Weimarer Republik keine Mehrheit mehr. Die USPD konnte ihre Mandatszahl vervierfachen, und auch die Rechtsparteien erzielten erhebliche Stimmengewinne. Im Juli 1920 begann eine lange Serie von Konferenzen zur Regelung der Reparationsfrage.
Eine emotional geladene Öffentlichkeit erschwerte aber der Regierung die Kooperation mit den Siegern im Rahmen einer "Erfüllungspolitik".
Der vorläufige Ausgleich mit Sowjetrußland im Rapallo-Vertrag (April 1922) vermochte nur bedingt ein Gegengewicht und neuen Spielraum zu schaffen.
Das Republikschutzgesetz von 1922 konnte dem Terror von rechts (Morde an Erzberger
und Rathenau ) kein Ende bereiten.
Das Jahr 1923 brachte die bisher schwerste Krise des Reiches, dem zeitweise der Zerfall zu drohen schien. Wegen der Nichterfüllung von Reparationsverpflichtungen besetzten französische und belgische Truppen das Ruhrgebiet. Die Reichsregierung antwortete mit der Ausrufung des passiven Widerstandes (Ruhrkampf), der sich als finanziell ruinös erwies und im Herbst 1923 abgebrochen werden mußte.
Die Hyperinflation wurde durch eine Währungsreform am 15.11. beendet, die allerdings
weite bürgerliche Kreise in ihrer sozialen Stellung erschütterte.
Der rheinische Separatismus, der seinen Höhepunkt mit der Ausrufung der
"Rheinischen Republik" am 21.10. erreichte, konnte sich nicht durchsetzen. Eine schon länger virulente bayerische Sonderpolitik, die die Reichseinheit bedrohte, erfuhr eine weitere Steigerung durch den Hitler-Putsch vom 9. November, der sich sowohl gegen die bayerische Regierung wie gegen Berlin richtete.
Er brach trotz des zweifelhaften Verhaltens der bayerische Teile der Reichswehr schnell zusammen und wurde nicht zum erhofften Signal für einen allgemeinen Aufstand von rechts. Zugleich versuchte die Kommunistische Internationale , von legal gebildeten
"deutschen Oktober" militärisch vorzubereiten.
Diesen Versuchen kam die Reichswehr jedoch wie hier in Hamburg zuvor.
Die zur Liquidierung des Ruhrkampfes am 13.08. gebildete Große Koalition unter Gustav Stresemann (DVP) trat zwar am 23.12. zurück; die der Reichswehr übertragene vollziehende Gewalt wurde jedoch zur Konsolidierung der Verhältnisse benutzt.
Bis zur Regierung Stresemann hatten acht Kabinette amtiert. Bis 1930 folgten ihr weitere sieben Regierungen, allerdings unter nur drei Reichskanzlern. Bis 1928 war die SPD nicht in ihnen vertreten; die Regierung tolerierte sie jedoch in außenpolitischen und in einigen innenpolitischen Fragen.
Die Regierungen hatten z. T. eine parlamentarische Mehrheit , z. T. stützten sie sich
als "Fachkabinette" mit dem Anspruch auf Überparteilichkeit nur auf eine Minderheit und auf das Vertrauen des Reichspräsidenten. Nach dem Tod Eberts wurde als Kandidat der Rechten am 26.04.1925 Paul von Hindenburg zum Reichspräsidenten gewählt.
Die Stabilisierung beruhte vordergründig auf dem Fehlen radikaler Auseinandersetzungen, auch wenn die Arbeitslosenzahl 1925/26 zwei Millionen erreichte und Arbeitskämpfe mit Massenbeteiligung geführt wurden. Entscheidend für die Erfolgsbilanz dieser Jahre war die Außenpolitik, die von 1923 bis 1929 unter der Leitung Stresemanns stand.
Der Dawes-Plan regelte unter dem für die Weimarer Republik insgesamt beherrschenden Einfluß der USA vorläufig die Reparationsfrage. Die Locarno-Verträge leiteten eine Aussöhnung mit dem Westen ein, ohne daß gleichzeitig die Ostgrenze gegenüber Polen anerkannt wurde. Der Berliner Vertrag mit der Sowjetunion von 1926 bildete ein Gegengewicht zum gleichzeitigen Eintritt Deutschlands in den Völkerbund, wo es einen ständigen Ratssitz als Großmacht erhielt.
Das Deutsche Reich unterzeichnete einen deklaratorischen Kriegsächtungspakt
(Briand-Kellogg-Pakt von 1928), erreichte den Abzug der seit Kriegsende bestehenden Internationalen Militärischen Kontrollkommission und - im Rahmen der
deutsch-französischen Annäherung - die Räumung des militärisch besetzten Rheinlandes.
Der Dawes-Plan wurde in engem politischen Zusammenhang hiermit 1929/30 durch den Young-Plan ersetzt.
Von 1928 bis 1930 bestand unter Hermann Müller (SPD) zum letzten Male eine auf eine Reichstagsmehrheit gestützte Regierung der Großen Koalition, deren Flügel jedoch in wehr- und wirtschaftspolitischen Fragen nur einen losen Zusammenhalt aufwiesen, woran die Koalition letztlich zerbrach. - In den Jahren der Stabilisierung kam es in den Großstädten, vor allem in Berlin und München, zu einer Entfaltung des kulturellen Lebens, die diese Epoche in der verklärenden Rückschau als "goldene zwanziger Jahre" erscheinen ließ.
Die mit dem New Yorker Börsenkrach im Oktober 1929 manifest werdende Weltwirtschaftskrise traf die vom US-amerikanischen Kapital abhängige deutsche Politik besonders schwer und leitete den Zerfall der Weimarer Republik ein.
Unter maßgeblichen Einfluß der Reichswehr wurde im März 1930 die Regierung
Heinrich Brünings (Zentrum) gebildet. Sie sollte sich primär auf das Vertrauen des Reichspräsidenten gründen, was eine grundsätzliche Abkehr vom parlamentarischen System signalisierte. Die Regierung verlor in den Wahlen vom 14.09.1930 auch tatsächlich die Mehrheit. In diesen Wahlen konnte die NSDAP ihre Mandatszahl von 12 auf 107 erhöhen und etablierte sich damit als Massenbewegung. Brüning stützte sich fortan vornehmlich auf das Notverordnungsrecht des Reichspräsidenten und die Drohung mit der Reichstagsauflösung.
Damit begann die Serie der Präsidialkabinette. In dieser Zeit formierte sich eine breite "nationale Rechte"
Mit ihrem Kandidaten Hitler unterlag sie bei der Reichspräsidentenwahl im April 1932 nur knapp Hindenburg, der nunmehr als Repräsentant der Mitte einschließlich der SPD figurierte, was seinem Selbstbild stark widersprach.
Die zunehmende Wirtschaftskrise wurde von Brüning durch Deflationsmaßnahmen bekämpft und damit sozialpolitisch verschärft. Das Schrumpfen der bürgerlichen Parteien in den beiden Reichstagswahlen von 1932 ließ einen Ausweg aus der Krise nur noch in Form eines Staatsumbaus "weg von Weimar" erreichbar scheinen.
Außenpolitische Revisionserfolge, die Brüning vorbereitete hatte, die aber erst von seinen Nachfolgern realisiert wurden, waren der multilaterale Beschluß über das Ende der Reparationen und die Zuerkennung der formalen Gleichberechtigung in Rüstungsfragen.
Der Plan einer deutsch-österreichischen Zollunion war 1931 an internationalem Einspruch gescheitert. Brüning, dessen Regierung sich nur dank der Tolerierung durch die SPD halten konnte, verlor im Mai 1932 das Vertrauen Hindenburgs und wurde durch Franz von Papen mit einem "Kabinett der Barone" ersetzt. Es gelang Papen nicht, die NSDAP zur Mitarbeit heranzuziehen und zu seiner Massenbasis zu machen.
Er stürzte durch Staatsstreich die als republikanisches Bollwerk bereits geschwächte preußische Regierung der Weimarer Koalition unter Otto Braun.
Die innenpolitische Auseinandersetzung verschärfte sich. Die stark angewachsene KPD bekämpfte primär die SPD als "Sozialfaschisten". Blutige Zusammenstöße zwischen rechten und linken Kräften ließen einen Bürgerkrieg befürchten. In dieser Situation übernahm Schleicher am 02.12.1932 das Reichskanzleramt. Sein Versuch, durch Spaltung der NSDAP und Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften eine breite gesellschaftliche Unterstützung zu finden ("Querfront"), scheiterte.
Angesichts der gewollten Lahmlegung des parlamentarischen Systems sahen wichtige Interessengruppen eine Rettung vor dem Bürgerkrieg nur noch in der direkten Beteiligung Hitlers an der Macht. Beraten von führenden Persönlichkeiten aus Großgrundbesitz, Industrie und Militär, ernannte Hindenburg am 30.01.1933 Hitler zum Reichskanzler.
Der Führer der NSDAP sollte durch Papen als Vizekanzler und zahlreiche konservative Minister "eingerahmt" werden. Tatsächlich gelang es jedoch den Nationalsozialisten sehr rasch, die Konservativen auszuschalten und einen Staatsumbau im eigenen Sinne einzuleiten.
Die Weimarer Republik war für die meisten Deutschen ein ungeliebter Staat. Sie konnte sich in der kurzen Zeit ihres Bestehens nicht konsolidieren. Die meisten führenden Politiker waren noch durch das Kaiserreich geprägt; ein Generationswechsel fand nicht statt.
Die Weimarer Republik wurde unter schweren Belastungen gegründet. Die militärische Niederlage im 1. Weltkrieg wurde im Bewußtsein der Bevölkerung nicht akzeptiert, da bis zum Schluß Siegesnachrichten verbreitet worden waren und deutsche Truppen noch weite Teile Osteuropas besetzt hielten. So konnte die These, daß die Niederlage durch die Revolution herbeigeführt worden sei (Dolchstoßlegende), in weiten Kreisen Eingang finden. Der Friedensvertrag schien die Schwäche der neuen Republik zu demonstrieren. Während die Linken mit Enttäuschung konstatierten, daß die soziale und wirtschaftliche Umgestaltung in Ansätzen steckengeblieben war, sah man auf der Rechten den revolutionären Beginn und gerade diese Reformansätze als grundlegend verfehlt an. Die politische Mitte wurde zwischen den beiden Extremen zerrieben.
Die politischen Parteien waren aufgrund der Traditionen des Kaiserreiches nicht hinreichend befähigt, im Interesse der Bildung einer regierungsfähigen Mehrheit Sachkompromisse einzugehen; sie stellten im Zweifel ihren eigenen programmatischen Zusammenhalt vor politisch notwendige Sachprogramme. Hierzu trug die Zersplitterung des Parteiwesens aufgrund des Verhältniswahlrechts bei.
Als von außen die Weltwirtschaftskrise zu den vorhandenen Belastungen hinzutrat, war die Weimarer Republik bereits weitgehend gescheitert. Es entstand ein Machtvakuum, das zur Radikalisierung weiter Teile der sozial und politisch unzufriedenen Wählerschaft führte.
Eine nationalsozialistische Diktatur wollte nur ein kleiner Teil der Bevölkerung.
Die Erwartung der bisher dominierenden Eliten, daß sie die nationalsozialistische Bewegung für ihre eigenen Zielvorstellungen in Dienst nehmen könnten, erwies sich jedoch schnell als eine verhängnisvolle Illusion.
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