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Frankreich
Die Franzosen selbst lassen ihre Geschichte mit Karl dem Großen beginnen. Tatsächlich sprechen die Historiker aber erst nach der Teilung von 880 von einer eigenständigen westfränkischen Geschichte.
Durch die Bedrängung der Normannen geriet das Königstum in jenen Tagen in die Krise der Doppelwahl des Grafen Odo von Paris und Karl des Einfältigen, der erst nach dem Ableben Odos im ganzen Reich Anerkennung fand. Er konnte die Gefahr durch die Normannen dadurch abwenden, daß er die Normandie im Jahre 911 als Herzogtum an den Normannenführer Rollo vergab.
Unter den letzten Karolingern (seit dem Jahre 987) kam es in Westfranken zu einem inneren Verfall des Königtums und der Kirche. Hugo Capet (987-996) fand nur noch auf seinem ursprünglichen Hausgut, der Ile de France Rückhalt. Erst Ludwig VI. gelang es, wenigstens innerhalb seines Hofes die Kronvasallen weitestgehend zu unterwerfen. Ludwig VII setzte durch eine Scheidung alles wieder aufs Spiel. Die Geschiedene wandte sich Heinrich Plantagenet zu, der 1154 König von England wurde und über die seit 1066 bestehende Verbindung auch Herzog der Normandie wurde. So war ganz Westfrankreich in englischem Besitz.
Durch Verbindung mit dem deutschen Kaiser konnte Philipp I. August (118-1223) im Kampf alle in englischer Hand befindlichen Kronlehen zurückerobern, festigte Frankreich im Inneren und eroberte insgesamt den größten Teil des englischen Besitzes. Er unterwarf sich Adel und Klerus, setzte königliche
Beamte ein und förderte niederen Adel und das Bürgertum.
Während des 12. Jahrhunderts gewann Frankreich rasch wachsenden Einfluß in Europa und wurde zur geistig führenden Nation. Ludwig VIII. (1223-1226) wagte den Vorstoß nach Südfrankreich und gewann etliche Besitzungen für die Krone. Unter Philipp IV. (1285-1314) kam es zu einer Machtprobe mit Papst Bonifatius VIII. (1294-1303). Dieser hatte sich zur höchsten geistlichen und weltlichen Gewalt erklärt und die Besteuerung der französischen Geistlichen verboten.
Philipp ließ daraufhin den Papst 1303 gefangennehmen ließ nach dessen Tod den Bischof von Bordeaux zu Papst Clemens V. erheben.
Das Aussterben der Capetinger brachte die Gegensätzlichkeiten zu England ans Licht (1328), da der Thronfolgeanspruch des Enkels Eduards III. von England zugunsten von Philipp VI. abgelehnt wurde. Um seine Ansprüche durchzusetzen, begann Eduard III. nun den Krieg mit Frankreich (1339) der insgesamt bis 1453 dauern sollte.
Jean d'Arc wurde zur Verkörperung des neuen französischen Nationalbewußtseins als sie 1429 Karl VII. durch eine Krönung in Reims zu allgemeiner Anerkennung verhalf.
Karl VII. führte erhebliche innenpolitische Anderungen ein, gegen die sich die Vasallen in der sog. Ligue du bien public vereinigten.
Erst Ludwig XI. (1461-1483) konnte diesen Widerstand brechen und verleibte Burgund, Anjou, Maine und die Provence wieder als Gut der Krone ein.
Karl VIII. (1483-1498) brachte durch Heirat die Bretagne in den Besitz der Krone. Burgund wurde durch Ludwig XI. eingezogen und bis zum Ausgang des Mittelalters gewann in Frankreich die Krone deutlich an Macht und Bedeutung. Dieser Machtstellung wurde lediglich im 16. Jahrhundert Widerstände entgegengebracht, als die religiösen Kämpfe zwischen Katholiken und Hugenotten das Staatsgefüge erschütterten.
Franz I. und Heinrich II. konnten in den Kriegen gegen das ganz Frankreich umschließende spanisch-habsburgerische Weltreich nur geringfügige Gebietsgewinne verbuchen (Erwerb von Metz, Toul und Verdun), Frankreich behauptete sich jedoch mit seinen Königen als eigenständige und ernstzunehmende Macht.
Wirklich problematische Jahre kamen erst nach 1540 als sich der Calvinismus ausweitete und der Adel sich in zwei Lager spaltete. Der Kampf dieser Lager um die Vormachtstellung führte zu Pogromen und Bürgerkriegen und rüttelte an den Grundfesten der Krone und Frankreichs. Letztlich erfuhr jedoch die Krone eine Erstarkung aus der Tatsache, daß die gespalteten Lager sich gegenseitig aufrieben und Heinrich IV. konnte Frankreich zu einem einheitlichen und absolut monarchisch regierten Staat machen. Frankreich wurde an Stelle von Spanien zur führenden Macht Europas, als der Westfälische Friede und der Pyrenäenfriede (1659) die habsburgisch-spanische Umklammerung aufweichte.
Ludwig XIV. brachte ganz Europa in Koalitionen unter Führung Englands und Österreichs gegen sich zusammen und der Friede von Rijswijk (1697) sorgte anstelle der französischen Übermacht für ein Gleichgewicht der Mächte in Europa. Nach dem Aussterben der spanischen Habsburger kam es zum spanischen Erbfolgekrieg und erst der Friede von Utrecht konnte 1713 diesen Krieg beenden. Dieser Friede bestätigte zwar den Erbanspruch Ludwigs XIV. auf den spanischen Thron, sprach aber die Führungsmacht in Europa der englischen Krone zu.
Die absolute Vormachtstellung der Krone konnte innerhalb Frankreichs unter Ludwig XV (1715-1774) nicht beibehalten werden. In seiner Schwäche kam es zu einer Zerrüttung der Finanzen, die durch die unzähligen Kriege seines Vorgängers sowieso stark dezimiert waren.
Der Staat war finanziell kurz vor dem Ruin, nachdem Frankreich in den "sterreichischen Erbfolgekrieg und den Siebenjährigen Krieg verwickelt worden war.
Ein stärker werdendes Bürgertum begann immer mehr Kritik an den herrschenden Zuständen zu üben und auch die großen Denker Frankreichs verurteilten in Schriften und Reden die Zustände auf das Schärfste.
Versuche Ludwigs XVI. Reformen einzuführen scheiterten an ihrer Halbherzigkeit und der Aufstieg des dritten Standes sowie die innere Auflösung des Staates und das gesunkene außenpolitische Ansehen machten die Zeit reif für die Revolution.
Napoleon schuf mit dem Staatsstreich des 18. Brumaire das neue bisher nicht gekannte System der plebiszitären autoritären Herrschaft. Durch Volksabstimmung wurde er 1802 zum Konsul auf Lebenszeit ernannt. Er verhalf den Prinzipien von Freiheit und Gleichheit nicht nur zum Durchbruch, sondern verbriefte sie 1804 im Code civil bis in die heutige Zeit.
Die Folge der Bestrebungen Napoleons war einerseits die Vollendung der Revolution aber andererseits jedoch nicht die Demokratisierung sondern die Errichtung einer Militärdiktatur. 1804 wurde aber Frankreich in einer Volksabstimmung in ein erbliches Kaisertum umgewandelt und Napoleon wurde vertrieben.
Ludwig XVIII. bestieg den Thron und versuchte die Ergebnisse der Revolution und monarchische Traditionen zu verbinden. Die Ermordung des Herzog von Berry im Jahre 1820 führte zu einer reaktionären Kehrtwendung und nochmals zu einer Verschärfung unter Karl X. (1824-30)
Die Julirevolution von 1830 zwang Karl X. zur Flucht nach England und brachte die bürgerlich-liberale Monarchie Louis Philipps von Orleans an die Macht. Diese Herrschaft des Bürgertums wurde dann aber in der Revolution von 1848 gestürzt.
Die Arbeiter und Kleinbürger erzwangen in einem Aufstand 1848 die Ausrufung der Republik und die Einführung des allgemeinen Wahlrechts. Das Bürgertum, das die wachsende Gefahr des Sozialismus auf sich zukommen sah, stützte die Wahl Prinz Louis Napoleons zum Präsidenten.
Dieser stürzte durch einen Staatsstreich am 2.12.1851 die Republik und ließ sich zum Präsidenten auf 10 Jahre wählen und nach der Einsetzung einer neuen Verfassung zum Kaiser ausrufen. Als Napoleon III. bestieg er am 02.12.1852 den Thron.
Die Außenpolitik Napoleon III. war durch das Bestreben gekennzeichnet, die ehemalige Vormachtstellung Frankreichs in Europa wiederherzustellen. Durch die Kriege mit Sardinien gegen Tsterreich, den Krimkrieg gegen Rußland kam er diesem Ziel auch erheblich näher. Jedoch eine Fehleinschätzung in der Frage der Deutschen Einigung und abenteuerliche Unternehmungen in Mexiko, sowie der Versuch auf dem linken Rheinufer Fuß zu fassen, führten 1879/71 zum deutsch-französischen Krieg und kosteten Napoleon III. den Thron und brachten Frankreich den Verlust von Elsaß und Lothringen.
Als Gegengewicht bot sich der weitere Ausbau des zweiten französischen Kolonialreiches an. Das erste war in der Revolution und in den franz. Kriegen verlorengegangen. So folgte der Eroberung Algeriens ab 1830 und der Schutzherrschaft über Agypten 1839/40 der Ausbau der Niederlassungen und Stützpunkte in Indochina, Kochinchina, Kambodscha, Annam, Tonkin und Laos.
Das 19. Jahrhundert hatte für Frankreich die Industrialisierung und auch die soziale Frage gebracht und das anstehende 20. Jahrhundert brachte der dritten Republik, die nach dem Sturz des zweiten Kaiserreiches gegründet worden war, eine Reihe schwerer Krisen, der im Jahre 1901 ein schwerer Kampf mit der katholischen Kirche folgte. Diese führte 1905 zur völligen Trennung von Staat und Kirche.
Durch die Politik des Gleichgewichts Bismarcks war Frankreich außenpolitisch ziemlich isoliert und revanchistische Ideen zur Widergewinnung von Elsaß und Lothringen führten 1875 und 1884 zu schweren Krisen.
Bereits in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts hatte Frankreich sich vorsichtig an Rußland angenähert und sich 1894 verbündet. Den Faschoda-Konflikt 1898 nutze Frankreich zu einer Klärung des Verhältnisses zu England und dieses wiederum führte zur Entente von 1904.
Das Bemühen um Ausgleich und Klärung auch mit Italien führte dazu, daß England und Italien den Franzosen Marokko zuerkannten, wohingegen Frankreich den Italienern Tripolis und den Engländern Agypten zusprach.
In der Julikrise von 1914 stellte sich Frankreich entschieden auf die Seite Rußlands und trug damit aus Sicht der Historiker ganz erheblich zum Ausbruch des ersten Weltkrieges bei.
Die Kämpfe vollzogen sich zum größten Teil auf französischem Territorium. Und Niederlagen in Schlachten führten zu schweren innenpolitischen Krisen. Erst das Eingreifen der Vereinigten Staaten in die Kampfhandlungen ab Herbst 1917 wendeten das Blatt und führten zum Sieg und zum Versailler Vertrag, der Frankreich Elsaß-Lothringen und in Syrien, Togo und Kamerun wichtige Mandatsgebiete einbrachte.
Französische Bestrebungen, Deutschland schwach zu halten und somit eine Vormachtstellung in Europa zu erreichen, gipfelten im Ruhrkampf 1922/23, im Dawes- u. Young-Plan und in Bündnissen mit Belgien und Polen.
Mit dem Eintritt Deutschlands in den Völkerbund und durch den Vertrag von Locarno mußte Frankreich dieses Bestreben dann aufgeben und gestand Deutschland auf der Abrüstungskonferenz 1932 Gleichberechtigung zu.
In der Konferenz von Lausanne 1933 verzichtete Frankreich darüberhinaus auch auf Reparationen und mußte später auch die Wiederbesetzung des Rheinlands, die Rückholung des Saargebietes und den Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich hinnehmen.
Am 3. September 1939 mußte Frankreich jedoch in den Krieg gegen Hitler-Deutschland eintreten, nachdem es Polen eine Garantieerklärung gegeben hatte.
Der deutsche Angriff im Mai 1940 überrannte Frankreich innerhalb weniger Wochen und Petaüin mußte am 22.Juni einen Waffenstillstand unterzeichnen, der den größten Teil der Republik den Deutschen unterwarf. Vom unbesetzten Frankreich aus versuchten Petain bzw. Laval (als sogenannte Vichy-Regierung) eine Form der Zusammenarbeit zu finden. Am 24.10.1940 kam es in Montoire zu einer Begegnung mit Hitler und in der Folge kam es zu kaum einer nennenswerten Verständigung. Hingegen wuchs nun der Widerstand der Resistance, besonders als Deutschland das bisher unbesetzte Frankreich ebenfalls besetzte.
General de Gaulle landete nach der Landung der Alliierten in der Normandie nun seinerseit in Toulon und zog am 25.08.1944 in die Hauptstadt Paris ein. In Potsdam konnte De Gaulle eine französische Besatzungszone im besiegten Deutschland durchsetzen.
Mit Einsetzung der Verfassung vom Oktober des Jahres 1946 wurde die vierte Republik begründet, die zugleich das französische Kolonialreich in die Franz"sische Union umwandelte.
Die Auflösung der Französischen Union und somit des Kolonialreiches wurde noch dadurch vorangetrieben, daß Frankreich innenpolitisch schwer belastet war. Häufige Regierungswechsel und die Abrechnungen mit den sog. Kollaborateuren Laval u. Petain verseuchten das Klima.
Außenpolitisch bestimmten Kämpfe in Indochina, die Loslösung Marokkos und Tunis 1954 u. 1956, sowie der Aufstand der Algerier für eine weitere Ausdünnung.
Ministerpräsident Pflimlin mußte zurücktreten und machte Platz für de Gaulle der schon kurz nach Kriegsende bis Januar 1946 an der Spitze einer Provisoriums-Regierung gestanden hatte. Nach etlichen Querelen wandte sich Frankreich dann auch von der Linie der harten Politik gegen Deutschland ab und stimmte der Gründung der Bundesrepublik zu. 1956 kehrte das Saarland zu Deutschland zurück. Außenpolitisch wirkte sich die Umwandlung des französischen Kolonialreiches in die Französische Union so aus, daß der Reihe nach die einzelnen Mitglieder in die Selbständigkeit entlassen wurden. Algerien trat aber 1962 vorzeitig aus der Franz"sischen Union aus.
Gemäß der am 28.9.1958 beschlossenen Verfassung der 5. Republik hatte de Gaulle abermals das Amt des Präsidenten inne und fuhr einen harten und autoritären Kurs. Er führte de Gaulle anfangs die gemäßigte Politik der 4. Republik weiter, doch sowohl durch die Ablehnung des Beitrittes Englands zur EWG, als auch durch die Politik innerhalb der NATO versuchte er, die Selbständigkeit Frankreichs zu festigen.
Zu den gemäßigten Entscheidungen gehärte das am 1.1.59 erfolgte Inkrafttreten der EWG und der Deutsch-Französische Freundschaftsvertrag von 1963. 1966 zog sich Frankreich jedoch weitestgehend aus der NATO zurück.
De Gaulle trat am 28.04.1969 zurück. Sein Nachfolger wurde George Pompidou der 1974 verstarb. Ihm folgte Valery Giscard d'Estaing als Staatspräsident und Minister-Präsident Chirac. Seit 1976 war R. Barre Ministerpräsident. Staatspräsident ist seit 1981 Francois Mitterand und Ministerpräsident seit 1988 Michel Rocard.
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