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Hexen
Aus dem Lexikon:
Hexen:
Auf althochdeutsch Hagzissa ode.Hagzussa = sich auf Zäunen oder Hecken aufhaltendes dämonisches Wesen.
Der Volkskunde nach ist die Hexe eine zauberkundige Frau mit magisch - schädigenden Kräften und auch in vor- und nichtchristlichen Religionen bekannt.In Märchen und Sagen erscheint sie rothaarig, bucklig, dürr, mit krummer Nase,Kopftuch,Stock und Katze.
Der Hexenbegriff des Mittelalters (= Ma.) resultiert aus der Verbindung ursprünglicher, nicht zusammengehörender Elemente des Zauber- und Aberglaubens (Luftflug und Schadenzauber) mit der christlichen Dämonologie (z.b. die Lehre vom Dämonenpakt von Augustinus und Thomas von Aquin) und Straftatbeständen der Ketzerinquisition.
Der Hexenwahn vom 14. bis zum 17. Jh. Ist ein sozialpsychologisches Phänomen des Spätmittalalters. Der Umbruch der geistigen, religiösen und politischen Verhältnisse brachte Unsicherheiten aller Art mit sich, und die Menschen, besonders jene in Mitteleuropa, sahen die Teufelsherrschaft der erwartenden Endzeit anbrechen.
Auf dem Hintergrund ihrer frauenfeindlichen Positionen hatte die Scholastik (Sammelbegriff für die Wissenschaft des lateinischen Ma.ab dem 9. Jh., v.a. für die Philosophie und Theologie) unter Rückgriff auf antike Vorstellungen und jüdische Mythologie (Inkubus = Geschlechtsverkehr mit dem Teufel. Der Ma. Dämonenglaube verstand darunter den Buhlteufel einer Hexe. Dies war ein wichtiger Anklagepunkt in den Hexenprozessen. Sukkubus = im Ma. Die Bezeichnung für einen weiblichen Teufel, der angeblich mit Menschen sexuell verkehrt.) die anklägerische These von der "Teufelsbuhlschaft" von Frauen entwickelt.
Der vom Sachsenspiegel auf Zauberei anerkannte Feuertod fand auf Hexerei ("maleficium") Anwendung und setzte sich als Strafform in der späteren Gesetzgebung durch.
Auf der Basis des pseudowissenschaftlich untermauerten Dämonen- und Zauberglaubens sowie die Verbindung mit der Ketzerbekämpfung erfolgten etwa von 1450 bis 1750 zunächst nur im christl.Westeuropa, dann ausgebreitet durch Reformation und Gegenreformation auch in anderen Gebieten großangelegte und systematisch betriebene Hexenverfolgungen.
Grundlage für das unmenschlichem, grausame Vorgehen wurde der nach einer Hexenbulle von Innozenz VIII (1484) von H.Institoris und J.Sprenger (Dominikaner und päpstliche Inquisitoren) verfaßte Hexenhammer ("Malleus maleficarum" 1487), dem maßgeblichen Gesetzbuch für die Gerichtspraxis.In ihm wurden die verschiedenen Formen des Hexenglaubens und der Zaubereidelikte zusammengefaßt und niedergeschrieben.Als verfahrensrechtliche Anderungen wurde die Denunziation anstelle der Anklage, und im Beweisverfahren die Anwendung der Folter und Hexenprobe angewandt.
Unter den Juristen des 16.und 17. Jh. Hatte der Hexenwahn, der zehntausenden von Frauen das Leben kostete, einflußreiche Förderer gefunden.Ihren Höhepunkt erreichten die Hexenprozesse zwischen 1590 und 1630.
Die bekanntesten Opfer sind Jeanne d'Arc (1431 in Rouen verbrannt), A.Bernauer (1435 in Straubing ertränkt) und die "letzte Hexe Europas" Anna Göldi (1782 in Glarus geköpft).
Seit Mitte des 16.Jh. nahmen Vertreter verschiedener Glaubensrichtungen den Kampf gegen Hexenwahn und Hexenverfolgungen auf.Der Hexenglaube ist jedoch bis in die Gegenwart hinein nicht ausgestorben.
Der Wiccakult, eine moderne, magisch - okkultistische Hexenbewegung ist seit den 30er Jahren in England und später auch in Kalifornien stark verbreitet.Seit den 80er Jahren findet eine Wiederbelebung okkulter Praktiken als Modephänomen statt.
In der bildenden Kunst und in vielen Dichtungen war die Hexe v.a. vom späten 15.Jh. an ein häufiges Motiv.
1.Zauberfrauen, Strigen und die Dame Habonde
In der Antike gab es zahlreiche Kulte, Magier und Magierinnen.Im Unterschied zur Hexe, die ja das Böse schlechthin darstellte, hatten die antiken MagierInnen noch die Macht, sich für Gut oder Böse zu entscheiden.Frauen wurden auch schon damals eher mit dem Übersinnlichen, also dem Mystischen in Verbindung gebracht.
Hochburg der magischen Künste war Etrurien, es gab Seher, Wahrsager und Totenbeschwörer. Die etruskischen Magier wurden zu Lehrmeistern der alten Römer.
In der vorchristlichen Zeit war nur die schwarze Magie strafbar, die weiße Magie war oft (da eng mit Religion verknüpft), Sache der Priester und Priesterinnen.
"Berühmte Zauberinnen":
Pythia: Priesterin, im Heiligtum des Apoll in Delphi, machte Weissagungen.
Hekate: ursprünglich Mondgöttin aus Kleinasien; wurde im vaterrechtlich dominierten Griechenland zur Schutzgöttin der Zauberleute, die mit ihren Getreuen rächend durch die finsteren Nächte zog (Rache der gedemütigten Muttergottheit), ihre Anhängerinnen hatten einen ehernen Fuß und einen Pferdefuß, konnten sich verwandeln und saugten Jünglingen gern das Herzblut aus.
Griechenland wurde zum klassischen Land der Zauberinnen (z.b. Circe, die Odysseus verführte, und Medea).
Heimat der griechischen Zauberweiber: Thessalien.Thessalische Frauen waren für ihre Zauberkünste berühmt; Blüte des Hekate - Kultes;Frauen konnten sich in Tiere verwandeln = Lykanthropie (mit Hilfe von Salben),standen in Kontakt mit den Toten (aus deren Eingeweiden sie ihre Zaubermittel herstellten); Liebeszauber.
Hekate in Griechenland entspricht Diana in Rom.Diana,ursprünglich auch Mondgöttin und Beschützerin der Frauen,wurde im männerrechtlichen Rom als Göttin der Jagd verehrt. Trotzdem gab es Frauen als Priesterinnen.Diana verblaßte jedoch immer mehr zum finsteren Nachtdämon. Der Diana - Kult hat sich bis nach Gallien ausgebreitet.Heerscharen der Diana, von Seelen der Verstorbenen und blutsaugenden und kinderfressenden Strigen (Strix = Nachteule) begleitet,wurden von der Kirche als Dämonen verfolgt.
Im Süden gab es Scharen von Magierinnen,während die nördliche Magierin eher eine "Einzelgängerin" war.
Bei Germanen und Slawen: Frauen waren Hüterinnen und Trägerinnen geheimer Kräfte und die Zauberei wurde in germanischen Volksrechten nur dann bestraft, wenn sie eine schädigende Wirkung hatte.
Zauberinnen verwandelten sich in Tiere, flogen durch die Luft und fraßen Menschen.
Druiden und Druidinnen waren bis ins dritte nachchristliche Jahrhundert bekannt.Seit Tiberius, der sehr gegen sie vorging, zogen sie sich in einsame Wälder zurück, wo sie sich bis in die frühchristlichen Jahrhunderte gehalten haben.
Weitere Gestalten, in denen sich die Zauberin, die weise Frau wiederfindet:
Lichtelben: gütig, hilfsbereit, freundlich
Die Trute, der Alp, das "Schrätel": verursachen Alpdrücken (Alpträume, da sie sich auf die Brust des Schlafenden setzen)
Diale: gute Feen in den Bündner Sagen
"Salige Fräulein": bringen Kranken Bergkräuter, lehrten Mädchen Flachswirtschaft, lieben Pflanzen und Tiere, Diale und salige Fräulein sind laut Volksdichtung verschwunden, weil die Welt immer schlechter und Menschen immer geiziger wurden.
Königin der saligen Fräulein ist Frau Hulda (wahrscheinlich nord- und mittelhochdeutsch Holda = Frau Holle, in Süddeutschland die Berchta).
Grimm: Frau Huida der Domina Abundia = Dame Habonde zur Seite gestellt.
Guilielmus Alvernus, Bischof von Paris (gest.1248): Dame Habonde erscheint in bestimmten Nächten mit anderen Frauen in weiße Kleider gehüllt in Häusern der Menschen und ißt die dort bereitgestellten Speisen.
Burchard, Bischof von Worms (gest.1025): hat im "Decretum" eine Holda beschrieben, diese aber bereits als Dämon hingestellt.
2. Die junge Kirche
Beim Verdrängen des Heidentums durch das Christentum (wobei die Christen die Heiden der sexuellen Unzucht, der Orgien und des Kindermordes bezichtigten, genau so wie es früher die Heiden den Christen vorgeworfen hatten), kam die Frau wieder ins Schußfeld, da sie in den alten Religionen als Trägerin der Fruchtbarkeit und naturnah galt und sie nun, um die Bedrohung auf das rein Geistige und Asexuelle legende Christentum, keinen Platz hatte. Lucius Caecilius Laktanz (gest.317) vertrat die Theorie,daß Gott zum Schutz vor dem Teufel Engel auf die Erde geschickt hatte, diese von den Menschenfrauen verführt wurden (somit die Frau die böse Verführerin ist) und die Nachkommen aus diesen Verbindungen die heidnischen Götter, Dämonen waren.
Anfangs,als man noch der Meinung war,daß die Kirche und das Christentum ohnehin über alles Böse in der Welt siegen würden,wurden die Zauberer in vereinzelten Prozessen noch relativ mild bestraft (Buße,Wallfahrten).Später,als die Kirche zu einem verweltlichten und korrupten System verkommen war,mußte sie sich aber mit aller Härte gegen ihre Kritiker wenden, und so entwickelte sich die wahnsinnige,grausame Hexenverfolgung.
Ca. 80 % der Opfer waren Frauen,wofür es drei Hauptgründe gibt:
Die Frau gilt im Christentum ja als Verursacherin der Erbsünde und ist den Einflüsterungen des Teufels automatisch zugänglicher.
Der gesellschaftliche Stellenwert der Frau,der seinen Tiefpunkt hatte, als die meisten Hexenverfolgungen stattfanden.
Großer, wenn nicht überwiegender Anteil der Frauen in häretischen Bewegungen und in den alten Heidnischen Kulturen (Diana - Kult, etc.).Von den Nachtflügen der Diana ist auch oft in den Schriften der alten Kirchenväter die Rede; auch das Maleficium, der Schadenzauber, war wie der Nachtflug dem Volk auch schon früher geläufig, von weltlichen Gerichten auch schon geahndet, aber von der Kirche damals noch mit einer zwiespältigen Haltung betrachtet.
Später, als die Kirche der Überzeugung war, daß Hexerei mit dem Tod zu bestrafen ist, überließ man die Bestrafung grundsätzlich den weltlichen Gerichten (auch in antiken und alt germanischen Gesetzen war die Todesstrafe für Zauberei vorgesehen). Während früher jedoch eher die Strafe für den Fall eines Schadens drohte, wurde nun Zauberei wegen ihres unchristlichen Inhalts und ihrer Assoziation zum Heidentum bestraft.
Enthauptungen für magische Beschwörer (im Edikt von Theoderich, dem Ostgotenkönig) und Verbrennungen für zauberische Giftmörder (wohl auch Frauen, die mit Kräutern etc. Geburtenregelung betrieben) wurden in der Lex Salica, einem fränkischen Gesetzbuch angedroht.
Heidnische Kulte und magische Praktiken wurden damals als Einheit aufgefaßt, nicht abgegrenzt.
Auch erschien "Männer und Frauen" in den Edikten, die Verfolgung richtete sich nicht immer, aber oft ausschließlich gegen Frauen (wegen ihrer Naturnähe → bessere Verbindung mit dem Über - und Unterirdischen, und wegen der christlichen Meinung, daß sie von Satan leichter verführt werden könnten).
Der Grund, warum denn überhaupt, auch Männer der unteren gesellschaftlichen Schichten verfolgt und bestraft wurden, ist sicher auch in der gesellschaftlichen Hierarchie zu sehen: Männer, die der Zauberei kundig waren, konnten es durchaus zu Ruhm und Ansehen bringen, Frauen jedoch so gut wie nie.Männer, die Latein konnten und ihre alten Magiebücher studierten, wie auch der berühmte Arzt Paracelsus (der sagte,sein Wissen von Hexen empfangen zu haben), waren Wissenschaftler, Astrologen, Astronomen und Mathematiker. Sie machten chemische Experimente und schrieben wissenschaftliche Abhandlungen, waren sogar bei Fürsten - und Königshäusern und in der Kirche geachtet und berühmt.
Frauen dagegen, von Bildung (Universitäten,etc.) weitgehend ausgeschlossen, zurückgeworfen auf die Natur und ihr Jahrtauende altes Wissen von der Natur, den Pflanzen und Kräutern, etc., waren im Volk ohne wirkliche Autorität und im Fall des Mißerfolges den aufgebrachten Dorfbewohnern hilflos ausgeliefert.
3. Ketzer, Tänzer, Flagellanten
Die Hexenverfolgungen, die vor allem im 16.Jh. im großen Stil auftraten wurden von zahlreichen Erscheinungen vorbereitet und verbreitet und in ihrem Zusammenwirken ermöglichte sie eine nach der Judenverfolgung größte nicht kriegsbedingte Massentötung von den Menschen durch Menschen.
Die vorangegangenen Ketzerverfolgungen legten den Grundstein der Hexenverfolgung. Ihren Ausgang fand die Ketzerverfolgung in Südfrankreich, und breitete sich in Italien, Spanien, dem Rheinland bis in die nördlichen Länder aus.Die zur Verfolgung eingesetzte Inquisition zeigte Züge der späteren Hexenverfolgung, wobei aber reuige Ketzer dem Flammentod noch entkommen konnten.
Die Sektenbildung wie z.b. die der Bogumilen oder der Katharer bereitete der Kirche Sorgen. Die Katharer vertraten eine extrem dualistische Weltanschauung, d.h. sie verwarfen die materielle Welt um im geistigen Heil die Erlösung zu finden.Der Körper wurde quasi als nicht existent betrachtet und man versuchte vor allem durch zwei Arten dies zu erreichen:
Abtötung des Fleisches in der Askese
Durch Negation, unter anderem durch wahllosen Geschlechtsverkehr (so behauptet es die Kirche).
Es ist zwar richtig, daß die Katharer die Ehe, Zeugung und Fortpflanzung verwarfen, da sie glaubten daß dadurch das Böse angebunden werde, und so verübten sie auch wahllosen Geschlechtsverkehr (also auch unter Verwandten).
Der große Unterschied zwischen orthodoxer Kirche und den Häretikern war allerdings, daß die Kirche mit der Abtötung des Fleisches eine Abwertung der Frau verband, wobei die Frau bei den Häretikern ein ebenso geistiges Wesen war wie der Mann und somit auch vor Gott dem Manne gleich.
Aus dem Albigenserkrieg (1209 - 1229) ging die Inquisition deutlich vor und kostete Tausende von Ketzern das Leben.
Diese Sekten und Religionsgemeinschaften bildeten sich vor allem, um damit gegen die Verweltlichung der Kirche anzukämpfen.Somit wurden auch die Flagellanten oder Geißler zu den Sekten gezählt.Sie hatten eine extremere Haltung als die Häretiker und waren unter Umständen sehr gewalttätig.In Zeiten politischer Unruhen, Naturkatastrophen oder der schwarzen Pest zogen sie Kreuze schwingend, Lieder singend und sich bis zum Blut geißelnd durch die Dörfer.Sie wollten damit Buße für die Sünden der Menschheit tun.Außerdem schürten sie bereits damals Judenhaß, da sie Juden für viele Dinge verantwortlich machten und dies hat in weiterer Folge wesentlich zur Judenverfolgung beigetragen.
Zuerst hatten die Geißler viele Anhänger und Schaulustige auf ihrer Seite; doch als sie anfingen zu Tausenden anzuwachsen, Gottesdienste zu stören und Priester sowie Laien anzugreifen, wurden die Stadttore vor ihnen verschlossen und eine Päpstliche Bulle von 1349 beendete das Treiben der Geißler.
Die St.Veits - Tänze oder St.Johannes - Tänze zählten ebenfalls zu den religiösen Exzessen und erreichten ihren Höhepunkt in der zweiten Hälfte des 14.Jh.. Männer und Frauen drehten sich stundenlang im Kreis, stürzten erschöpft zu Boden, hatten religiöse Visionen. Doch auch im 11. Und 12. Jh. Brach die Tanzwut aus.Vor allem in Süditalien wurde der Tarantella zu einer Massenerscheinung.Dieses außer - sich - sein sollte eine Verbindung zu den Geistern und Dämonen herstellen und war der Kirche natürlich äußerst suspekt.Sie versuchten mit Verboten, Exorzismen und Isolierungen der "Befallenen" diese Erscheinung zu unterbinden. Jedoch hatten sie wenig Erfolg.Am Beginn der Neuzeit verschwanden diese Phänomene von selbst.
4. Bonae mulieres
Der Frauenanteil in den Sekten war beachtlich; vor allem aus dem Grund, da es im Ma.einen immensen Frauenüberschuß gab.Diese Tatsache entging der Kirche nicht und sie gründete einige Frauenklöster, und diese waren für religiös motivierte Frauen die einzige Möglichkeit, in der orthodoxen Kirche anerkannt zu werden.Im frühen Ma.waren die Frauen jedoch nicht nur vom Klosterleben weitgehend ausgeschlossen,sie durften auch kein Handwerk erlernen.
Die Frauen,die aus einer unteren Schicht kamen, keinen Mann hatten und nicht ins katholische Kloster durften (da Frauen aus gehobeneren Schichten eher in Klöster aufgenommen wurden), oder Frauen, die etwas zu sagen hatten (für sie galt wohl der Leitsatz: "Frauen haben in der Kirche zu schweigen"), hatten bei den Häretikern mehr Anerkennung, sogar die Möglichkeit, in den Stand der Vollendeten aufzusteigen. Sie waren aber nicht nur gleichberechtigt sondern durften auch aktive Missionstätigkeit, z.B.Prodigen ausüben. Also zogen es viele Frauen vor, ihr Leben nicht in einer Standesehe zu verbringen, sondern in einem Ketzerkonvent und adelige Frauen gründeten auch viele religiöse Gemeinschaften.
Für adelige Frauen ergaben sich einige Probleme, die z.b. im Erbrecht deutlich wurden (Frauen erbten nichts, bekamen höchstens eine Abfindung, um eine stärkere Zersplitterung von Grund und Boden zu verhindern).
Frauen aus dem niederen Adel bildeten die tragende Schicht der Frauenkonvente in Südfrankreich im 12.Jh..
Für die unteren Schichten war allerdings die herumziehende Lebensweise typisch.In der Mitte des 13.Jh.,also nach den Albigenserkriegen waren die Konvente in Südfrankreich weitgehend verschwunden,der Adel zog sich vom Katharismus zurück und die kleinen Handwerker wurden wieder die tragende Schicht.
Zu Beginn des 12.Jh. versuchten Wanderprediger wie z.b. Robert v. Abrissel den unteren Schichten und den von den Gatten entlaufenen Frauen eine Vorzugsstellung in den Klöstern zu verschaffen.Dies hatte allerdings nur kurzfristig Erfolg,da die Frauenklöster vorzugsweise nur Frauen aus dem Adel aufnahmen.
Gegen Ende des 13.Jh. begann sich der Katharismus mehr und mehr der Kirche anzupassen. Dies zog natürlich entsprechende Folgen im Kult der Frau nach sich.Sie spielte als Vollendete eine immer geringere Rolle,die freie Predikt wurde ihr immer mehr untersagt und ihre Rolle als Gläubige wurde eingeschränkt.Hatte man im 13.Jh. noch keine Scheu,die Frau durch Handauflegung zu berühren,so wurde dies Anfang des 14.Jh. eher vermieden.Somit hatte der Katharismus die Meinung der katholischen Kirche,daß Frauenhände die göttlichen Sakramente besudeln und die kirchlichen Gewänder und geweihten Gefäße nicht berührt werden dürfen,ebenfalls angenommen.
5. Die Inquisition
= "gerichtliche Untersuchung zur Reinerhaltung des kath.Glaubens"
Die Einrichtung der Inquisition war eine unmittelbare Folge der Albigenserkriege.1209 begann der Albigenserkreuzzug unter päpstlicher Oberherrschaft,jedoch war dieser Kreuzzug nicht nur ein Religionskrieg sondern ein Machtkrieg mit vorrangig weltlichen Interessen.
Um bei der Inquisition den Widerstand der Häretiker zu brechen brauchte Papst Gregor IX die Hilfe von Friedrich II, der durch Gesetze die Behörden verpflichtete die Inquisition zu unterstützen.Eine für die kommende Hexenverfolgung wichtige Gesetzgebung.
Das Verbrechen der Häresie wurde zum Ausnahmeverbrechen (so wie das Münz- und Majestätsverbrechen) und rechtfertigte somit jedes Vorgehen der Kirche und des Staates.
In Österreich waren die Beginen und Begarden zahlreicher als die Katharer.Sie wurden vor allem in Steyr (OÖ) und Krems (NÖ) verfolgt.Ab 1316 wurde die Inquisition in ganz Österreich durchgeführt und Ende des 14.Jh. erfolgten in Steyr über tausend Verhaftungen, wobei an die hundert Personen verbrannt wurden.
Der Inquisitionsprozeß:
Das Inquisitionsverfahren konnte ohne eidlich bekräftigte Aussagen der Ankläger vom Gericht eingeleitet werden.Der Inquisitor brauchte nur über die geringsten Angaben eines Denunzianten,der bei Androhung von Strafe dazu verpflichtet war, oder ein Gerücht zu verfügen und konnte bereits eine Verhaftung veranlassen.Der Angeklagte erfuhr den Namen des Denunzianten nicht und deswegen konnte jeder Neider,Feind oder mißgünstige Nachbar sich problemlos an seinem Widersacher rächen.Als Belastungszeugen wurden alle zugelassen, also auch "ehrlose Leute" wie Exkommunizierte,Kuppler und Meineidige.Jede Verteidigung wurde allerdings mit dem Ausschluß aus der Kirche bestraft.Das Geständnis des Angeklagten wurde mit schauderhaften Foltermethoden erreicht.Die Folter wurde sogar offiziell im Jahre 1252 von Papst Innozenz IV eingeführt.
Das verhaßte Image des Inquisitors änderte sich allerdings,als die Zauberei als schädigendes Verbrechen in den Ketzerprozeß aufgenommen wurde.Der Inquisitor wurde zum Befreier vom zauberischen,Verderben stiftenden Gesindel.
6. Die Entwicklung des Hexenbegriffs
Die Verbindung von Ketzerei und Zauberei war naheliegend,da beides einen Abfall von der Kirche und damit auch von Gott, und eine Zuwendung zu den Dämonen und damit dem Teufel bedeuteten.
Die Magie beherrschte Leben und Denken des mittelalterlichen Volkes, sowohl des einfachen Volkes, als auch der gelehrten Arzte, Philosophen und Scholastiker.Warum nun einige deswegen bestraft und getötet wurden, andere jedoch nicht, liegt sicherlich an den Standesunterschieden, sowie an dem Grad der Gelehrsamkeit, an den Glaubenssätzen der kath. Kirche (die ja festlegte,was Magie ist und was nicht), am Ansehen der Person und vor allem am Geschlecht!!!
a) Teufelsbund
Der Glaube an Kontakte oder an geschlechtliche Vermischung der Menschen mit den Dämonen ist uralt und entwickelte sich aus der Sehnsucht nach einer Verbindung mit dem Übersinnlichen.
Im 13. Jh. Wurde der vorher spekulative Glaube an Geister und Dämonen zur Realität, wobei die geschlechtliche Verbindung mit dem Bösen das Interesse der gebildeten Theologen erregte.
Thomas von Aquin (gest.1274) bereitete den Fragen über Aussehen,Form und Art der Dämonen und des Teufels ein Ende und erklärte definitiv,daß an der Existenz des Dämonenreiches keinesfalls zu zweifeln sei, und daß der Teufel absolut im Stande sei menschliche Gestalt anzunehmen um sich mit den Menschen geschlechtlich zu vermischen und daß er auf vielerlei Art und Weise die Macht besitze dem Menschen zu schaden.
Bald war die Kirche von der Schädlichkeit des Teufels,die sich mit aufsehenerregender Schnelligkeit über die gesamte Menschheit ausbreitete, überzeugt,sodaß ihr angesichts dieses bedrohlichen Tatbestandes nur ein einziges Mittel möglich schien: nämlich die völlige Ausrottung jener verbrecherischen Menschen,die im Bund mit dem Teufel immer neue Teufel zeugen und gebären und auf diese Weise das Reich des Antichristen auf Erden errichten.
Der Teufel war also Realität und bediente sich für seine bösen Machenschaften vornehmlich des "schwachen",der Verführung leicht zugänglichen und daher verderbten Geschlechts: der Frauen.
Die erste, überlieferte Hinrichtung auf Grund der Teufelsbundvorstellung fand 1275 in Südfrankreich statt.Eine 56 jährige Frau gestand unter der Tortur (=Folter) sie hätte jede Nacht fleischlichen Umgang mit dem Teufel gehabt und ein Ungeheuer mit Wolfskopf und Schlangenschwanz zur Welt gebracht,woraufhin sie bei lebendigem Leibe verbrannt wurde.
b) Hexensabbat
Mit dem Teufelsbund verflochten war die Sabbatvorstellung,die von den Ketzerverfolgungen zu den Hexenprozessen übertragen wurden.
Der erste Hinweis auf den Sabbat erscheint zwischen 1330 und 1340 in den inquisitorischen Prozessen in Südfrankreich.
In Österreich taucht die Sabbatvorstellung erst relativ spät (16./17. Jh.) auf, allerdings als bis ins Detail ausgemaltes Kernstück fast aller Hexenprozesse.
Sabbatvorstellungen sind ursprünglich Fruchtbarkeitsriten, die bis in die frühgeschichtliche Zeit reichen.Bilder des gehörnten Gottes finden sich in Höhlenmalereien und auch bei den Kelten und Balten wieder.Der indische Gott Shiva,der in der indischen Mythologie auf einem Berg sitzend,die Mondsichel in den Haaren und den Dreizack in den Händen dargestellt wird, ist auch der Herr der Kobolde,der große Magier und Lehrer des Zaubervolkes.Die Mondhörner sind seit vorgeschichtlichen Zeiten Sinnbild der Lebenskraft,da das heilige Nachtgestirn mit der monatlichen Periode der Frau und damit mit der allgemeinen Fruchtbarkeit von Mensch,Tier und Pflanzen in Verbindung gebracgt wurde.Bei den Germanen,Balten und Slawen wurde der Bock zum Sinnbild der Fruchtbarkeit.In der Gestalt des Teufels lebt also ein alter, gehörnter Gott, den das Christentum, so wie alle heidnischen Gottheiten zum Dämon erklärt hat.Dieser Fruchtbarkeitsgott war der Partner der großen, Leben schenkenden und Leben bewahrenden Mutter, die später zur Hohepriesterin stilisiert, im Sabbatkult zur Hexe "verkam".
c) Hexenflug und Tierverwandlung
Zum eigentlichen Hexenbegriff im 15.Jh. gehört zusätzlich noch der Hexenflug.Die althochdeutsche Bezeichnung "hagazussa" wird vielfach mit "Zaunreiterin" übersetzt. Doch hatte die Hexe nicht nur die Möglichkeit zum Sabbat zu fliegen, sie konnte sich auch in beliebige Tiere verwandeln.
Niemand schien sich jedoch ernsthafte Fragen zu stellen,warum sich die Hexe nicht auch während der Folter oder im Kerker zu einer Maus,einer Kröte oder ähnlichem verwandelt hat. Die Kirche stand der Tierverwandlung durchaus skeptisch gegenüber, sogar Thomas von Aquin, der ja sehr zaubergläubig war,betonte,daß das Verwandeln der Menschen in Tiere gegen die göttlichen Naturgesetze verstoße.Zwei Jahrhunderte später jedoch erklärte der italienische Dominikaner Bartholomäus de Spina,daß Hexen sehr wohl die Macht hatten sich in Katzen zu verwandeln.
Der neue Hexenbegriff im 15.Jh. ist also jener,mit Blut besiegelten und durch den Geschlechtsakt verstärkten,Bund der Hexe mit dem männl. Teufel bzw. des Hexers mit dem weibl. Teufel um Menschen und Tiere zu schädigen und das Christentum zu zerstören
Der Schadenzauber,der Hexenflug,die Strigavorstellung und die Tierverwandlung wurden im Sammelbegriff Teufelsbund vereinigt.
Die Erscheinungen,gegen die sich die Verfolgungen richteten,waren zu einem großen Teil von den Fruchtbarkeitsriten und Ketzergemeinschaften und dem heidnischen Kräuterzauber geformt worden,was vielleicht auch erklärt,warum hauptsächlich Frauen,deren Macht der Kirche gefährlich werden konnte,verfolgt wurden.
7. Ein Inquisitor in Innsbruck
Im Juli 1485 kam der Dominikanermönch und Inquisitor Heinrich Institoris nach Brixen. Er hatte in den letzten Jahren 48 Hexen auf den Scheiterhaufen gebracht.Kurz zuvor war vom Papst die sog. "Hexenbulle" erlassen worden,die durch die Erfindung des Buchdrucks weiter verbreitet wurde als die bereits 35 zum Thema "Hexen" herausgegebenen Erlässe.
Die Hexenbulle wandte sich ausdrücklich gegen den Widerstand gegen die Inquisition und rief die Bischöfe und den Klerus zur Unterstützung der Inquisitoren Institoris und Sprenger auf.
Die Bulle ist relativ geschlechtsneutral formuliert, und diente später als Vorwort des "Hexenhammers".Der Bischof von Brixen Georg Golser sagte Institoris zwar Unterstützung zu, drohte den Hexen aber noch keine Strafen an, da er dem Ganzen noch eher skeptisch gegenüber stand.In Tirol hat es bis zum Ende des 15.Jh. keine großen Zauberprozesse gegeben,auch die "wissenschaftliche" Teufelsbundvorstellung war ihnen noch eher fremd, heilender und schädigender Zauber war Teil des tägl. Lebens,wie das Gedicht "Die Pluemen der Tugend" (1411 von Hans von Vinkler) zeigt,welches der Zauberei zwar skeptisch gegenübersteht,diese aber schon eher mit Frauen in Verbindung bringt, was eine bereits vorhandene Tendenz bestätigen dürfte.
Somit gab es auch schon damals Skeptiker.Die Hexenverfolgung konnte trotzdem ein so entsetzliches Ausmaß erreichen,weil sich die Verteidiger der Hexen selbst dem Verdacht ausgesetzt haben und vor allem eine gewisse Gleichgültigkeit den Hexenbränden beigemessen wurde (der Begriff Humanität war nicht sehr entwickelt,öffentliche Hinrichtungen,Folter, Tod durch Krankheiten,Seuchen,Kriege,hohe Kindersterblichkeit waren allgegenwärtig à deshalb gab es anfangs wegen alten Weibern und Bettlern kein großes Aufsehen in der Öffentlichkeit, die Aufmerksamkeit stieg erst, als es Angehörige der oberen Stände,Geistliche und Doktoren traf).Institoris hatte 50 Verdächtige davon 2 Männer festnehmen lassen.Seine willkürliche Methode der Zeugeneinvernahme und seine Verhörmethoden wurden von Golser vorsichtig kritisiert.Die Verdächtigen wurden von ihrem Umfeld größtenteils denunziert,da es sich auf diese Weise rächen wollte.Der Hexenprozeß in Brixen ging durch das plötzliche Auftreten eines Verteidigers zugunsten der eingekerkerten Frauen aus,da der Verteidiger Johann Merwais von Wendingen dem Inquisitor Institoris (der übrigens auch in Kirchenkreisen eine durchaus umstrittene Persönlichkeit war,aber trotz des Vorwurfs des Betruges mit Ablaßgeldern und einer Verurteilung zu schwerem Kerker durch seinen Orden sehr in der Gunst des Papstes stand) Kompetenzüberschreitung und Verletzung der päpstlichen Bulle vorwarf.Im Anschluß an diesen Prozeß,der der letzte Inquisitionsprozeß in den österreichischen Alpen war, wurde ein Gutachten über das Hexen - und Zauberwesen in Auftrag gegeben.Dies zeigt,daß es damals einer entschlossenen Persönlichkeit (Goiser und Johann Merwais von Wendingen) noch möglich war Verfolgungen im Keim zu ersticken (auch die weltl.Prozesse waren bis zur Mitte des 16.Jh. eher selten).
Institoris,den man zuvor der Stadt verwiesen hatte,war durch diese Niederlage offensichtlich in seinem Frauenhaß so bestärkt,daß er den Hexenhammer verfaßte,um dem ruchlosen Treiben böser Weiber ein Ende zu setzen.
Der Verfasser des ansonsten kritischen Gutachtens kam zu folgender Schlußfolgerung:
Hexen können zwar nicht zaubern,aber die Todesstrafe ist trotzdem gerechtfertigt,weil allein ihr böser Wille und damit der Abfall von Gott todeswürdig ist.Bemerkenswert ist,daß hier der Begriff der Hexe als bekannt vorausgesetzt wird und die Hexe weiblich ist.Der ansonsten kritische Traktat wurde später sogar in den Hexenhammer aufgenommen,da offensichtlich nur die Schlußfolgerung wichtig erschien.
8. Malleus maleficarum: Der Hexenhammer
. 1489 erschienen,Jacob Sprenger (Blitzkarriere,untadeliger Ruf) schrieb Vorrede, eigentlicher Verfasser ist wohl Institoris.
Die Meinung der Autoren wurde anfangs von Theologen angezweifelt,das Buch konnte sich auch erst später durchsetzen,wurde dann aber in den nächsten 2 Jahrhunderten zum beliebtesten Handbuch der Inquisitoren und kath.und protestantischen Theoretiker und der weltl.Intelligenz.Es ist eine geschickte Zusammenstellung bereits vorhandener Tendenzen und Ansichten,ein Sammelwerk.Die Betonung wurde auf das Maleficium, den Schadenzauber gelegt, und es war eindeutig auf das weibliche Geschlecht bezogen (maleficarum statt maleficorum).Der Schadenzauber wurde deshalb so betont,damit die weltl.Gerichte,die den Schadenzauber seit eh und je geahndet hatten,auch für die Verurteilungen der Hexen,die von der Inquisition ausfindig gemacht wurden,zuständig waren.Der Grund dafür lag wohl darin, daß nur weltl.Gerichte die Todesstrafe aussprechen und vollstrecken durften.
Der malleus maleficarum gliedert sich in drei Teile, wobei der erste die Hexe definiert und ihre Macht Böses zu tun beschreibt, wobei das Interesse an sexuellen Dingen auffallend ist (z.b. Kastration und Impotenz bewirken,). Zweifel an der Realität der Hexe wird als Häresie (= Ketzerei, Unglaube) bezeichnet.
Im zweiten Teil werden in anekdotischer Art verschiedene Untaten der Hexe beschrieben,u.a. auch Hebammen beschuldigt Verhütungsmittel anzuwenden, Abtreibungen vorzunehmen und Neugeborene den Dämonen zu weihen.
Der dritte Teil gibt Anweisungen,wie sich Richter und Hexenverfolger verhalten müssen um möglichst viele Hexen auf den Scheiterhaufen zu bringen (Aufruf zur Denunziation, keine Entlastungszeugen zulässig,schrankenlose Folter gerechtfertigt).Der Denkfehler,daß ein Verdächtiger zugleich auch ein Schuldiger ist,verhalf den Hexenprozessen zu ihrem schauderhaften Charakter.Der Grund,warum Frauen Hexen sind, hat seine Hauptursache in ihrer sexuellen Unersättlickeit,die nur mit dämonischer Hilfe befriedigt werden kann,weshalb sich der Bund mit dem Teufel als logische Schlußfolgerung anbietet.
Sprenger und Institoris,die dieses pathologisch frauenfeindliche Buch verfaßt haben waren glühende Marienverehrer,was auf den ersten Blick widersprüchlich erscheint.Allerdings richtet sich der Madonnenkult auf die Überwindung und Auslöschung des Sexuellen,das als niedrig und tierisch abgewertet wird,während die Frau als Geschlechtswesen in eben dieser verdrängten sündigen Wirklichkeit verhaftet bleibt.
9. Der Prozeß
Der Hexenprozeß war besonders konstituiert,denn es war jede Willkür und Grausamkeit erlaubt und möglich.
Hexe und Hexer waren der Willkür ausgesetzt,die Praktiken die angewendet wurden hatten nur ein Ziel: ein Geständnis zu erfoltern.Wie auch sollte so ein irrationales Vergehen wie die Zauberei mit den bislang üblichen Mitteln bewiesen werden?Dem Reich des Teufels konnte also nur mit außergewöhnlichen Mitteln begegnet werden.Da ohnedies alles zu Ungunsten der Hexe ausgelegt wurde,fand sich immer ein Beweis,ein Indiz und eine Zeugenaussage als Belastungsmaterial.Es war schließlich nicht so einfach dem Teufel auf die Schliche zu kommen,und hier lag der springende Punkt: Nicht die leibhaftige Person aus Fleisch und Blut,die elend verängstigt und halb wahnsinnig vor dem Richter stand war interessant sondern der Teufel,der allgegenwärtig war.Er verfolgte das Verhör,beeiflußte die Angeklagten während der Einvernahme,besuchte sie im Kerker um sexuell mit ihnen zu verkehren, und vieles mehr.Nicht der Person sondern nur dem Teufel galten alle Peinigungen,deshalb konnte auch jedes Mitgefühl im Keim erstickt werden.Wie konnte man auch Mitleid empfinden mit einem Wesen,das ohnedies vom Teufel gegen jeden Schmerz gefeit worden war?
Viele Gelehrte gingen mit Eifer auf die Hexen los.Sie dachten sich immer wieder neue,noch grausamere Foltermethoden aus,und schreckten auch vor Kindern nicht zurück.Gelehrte wie Jean Bodin,der mit seiner "Dämonomanie" ein Werk schrieb,das den "Hexenhammer" in seinem Sadismus übertraf,hatten zweifelsohne einen Frauenhaß entwickelt,den er mit allen Mitteln sättigen mußte.
Der Hexenprozeß wurde meist durch einen Aufruf zur Denunziation eingeleitet.Kam der wandernde Inquisitor in einen Ort oder eine Stadt,so ließ er vorerst durch einen Anschlag an den Türen der Pfarrkirchen oder des Rathauses verkünden,daß unter Androhung des Kirchenbanns und weltlicher Strafen jeder verpflichtet sei,suspekte Personen anzuzeigen.
Nachbarlicher Neid,Streit und Mißgunst wurden so zur Ursache von Verhaftungen.Um dem Volk die Augen zu öffnen und die Hexenangst zu schüren,bestieg der Inquisitor auch die Kanzel, von wo aus er der Gemeinde die Gefahren erläuterte,die auf sie warteten,wenn sämtliche Hexenweiber nicht möglichst schnell auf den Scheiterhaufen kämen.Konnte also eine Krankheit nicht geheilt werden,war die weise Frau (gemeint ist die medizinisch bewanderte) verdächtig.Ist aber eine Heilung erfolgt,konnte dies auch nicht mit rechten Dingen zugehen.Ging man eher selten in die Kirche war man verdächtig,doch auch ein absolut reiner und gläubiger Lebenswandel konnte eine Tarnung des Teufels bedeuten.Es war also egal, ob man hübsch oder häßlich war,arm oder reich,man konnte wegen der geringsten Kleinigkeit angezeigt und somit - ohne die Chance auf Rettung - auf den Scheiterhaufen gelangen.
Wollte man nun eine Hexe festnehmen,so sollte man sie (dies empfiehlt der "Hexenhammer") möglichst von hinten packen und dann hochreißen,damit auf diese Weise ihr Kontakt mit der Erde unterbrochen wird und sie somit der Teufel nicht noch in letzter Sekunde retten kann (Dieser Glaube an die magische Erdkraft drückt sich ebenfalls durch die peinigende Einrichtung im Kerker aus, in dem die Hexe in einen Kupferkorb gesteckt wurde und an einem eisernen Haken an der Decke aufgehängt war).
a) Der Kerker
Der Gestank und die Zustände unter denen die Hexen oft monatelang im Kerker leiden mußten, ist für uns unvorstellbar.Nicht nur, daß es im Winter oft so kalt war,daß sich die Verhafteten Zehen und Finger er- und abfroren,sie waren verlaust und oft von Mäusen und Mardern angebissen worden.Da sie meist gefesselt waren konnten sie sich nur schwer bis gar nicht von dem Ungeziefer befreien,sie lagen auf verfaultem Stroh und mußten meist die Notdurft an Ort und Stelle verrichten.Krankheiten verbreiteten sich schnell und das Essen wird so ekelhaft beschrieben,daß die ohnedies nicht verwöhnten Gefangenen es nicht schafften, dies zu sich zu nehmen.
b) Das Verhör
Hexe oder Hexer,die zum Verhör vor ihren Richter kamen,waren also meist durch Kerkerhaft und unwürdige und demütigende Behandlung seelisch und körperlich gebrochen.Es ist verständlich, daß es nicht lange dauerte bis man ein vollkommendes "Geständnis" erhielt. Der Richter durfte jedes nur erdenkliches Mittel anwenden.Fangfragen und Versprechungen (z.B. die Hexe würde nach dem Verhör frei kommen) waren legitime Methoden.Die Angst,die diese Leute vor der Hexe hatten ist nahezu lächerlich.So mußte die Hexe mit dem Rücken in das Zimmer gebracht werden,um dem bösen Blick auszuweichen und ähnliches.Die Interrogatorien, also die Fragebögen umfaßten 80 bis 90 Fragen.Generalien wie Name,Alter, Geschlecht wurden erfragt.Dann ging man ins Detail und fragte v.a.nach der Sexualität des Angeklagten.
Für die sexualfeindliche Kirche war geradezu jedes sexuelle Verhalten eine Sünde und andererseits hatten die Menschen damals eine sehr unverblümte Art zu geschlechtlichen Dingen.
c) Hexenproben
Die gebräuchlichste Probe war die Nadelprobe, hier wurden ihr alle Haare,also auch die Augenbrauen und die Schamhaare abgeschoren und es wurde nach dem Teufelszeichen, also jedem Muttermal,jeder Warze,jeder dunkle Hautstelle gesucht.Man begann also mit einer langen Nadel in diese Zeichen einzustechen.War man relativ unempflindlich an einer Stelle, also schrie man nicht laut genug oder kam kein Blut zum Vorschein,so war dies ein gern gesehener Beweis.Daß man allerdings nicht mehr als einen Schmerz erkennt war damals noch nicht bekannt.
Die Wasserprobe wurde ebenfalls häufig angewendet.Man fesselte die rechte Hand an den linken Fuß der Angeklagten und umgekehrt.Dann ließ man sie mit einem Strick in das Wasser hinunter.Ging die Hexe dabei nicht unter war sie schuldig.Die Wasserprobe als Beweis einer Schuld beruhte auf dem Glaube,daß Wasser durch die Taufe Christi im Jordan keinen Verbrecher aufnehme.Außerdem mußten Hexen sehr leicht sein,da sie ja auch durch die Luft fliegen konnten.
Die Wiegeprobe war die nächste Probe und lief nach der Schilderung der Wienerischen Zeitung von 1728 über einen Hexenprozeß in Ungarn so ab: "Nehmlich nachdem sie auf dem Wasser gleich einem Pantoffel-Holtz geschwummen,wurden sie auf eine Waage gelegt,um sie zu wägen;dabey denn zu verwundern,daß ein großes und dickes Weib nicht mehr als 1 ½ Loth, ihr Mann,so auch nicht von den kleinsten war nur 5 Quentgen,die übrigen aber durchgehends entweder 1 Loth oder 3 Quentlein,oder noch weniger gewogen haben.Darauf wurden den 13.Jun. Freytages 13 Personen,6 Hexenmeister und 7 Hexen lebendig verbrannt."
Nur eine Waage, nämlich die von Oudewater in einem Städtchen in Holland war absolut objektiv.Sie zeigte immer das richtige Gewicht an,wurde oft überprüft und konnte ein/e Angeklagte/r ein Zertifikat von dieser Waage vorweisen,so war selbst für den unerbittlichsten Hexenverfolger die Unschuld bewiesen,der/die Angeklagte wurde frei gelassen.
d) Die Folter
Hatte man nun genug Indizien,war die Hexenprobe erfolgreich und wollte die Hexe trotzdem nicht gestehen,so wurde ihr die Folter angedroht.Zuerst zeigte man ihr die Geräte nur,reichte dies nicht aus,so wurde ihr eines unter Schmerzen angelegt und reichte die simmer noch nicht, so wurde die richtige Folter begonnen und spätestens dann bekam man das zu hören,was man hören wollte.Gestand die Hexe auch unter der Folter nicht,so wurde sie jedoch trotzdem in den seltensten Fällen freigelassen,da sie ja hoffnungslos verkrüppelt war und dies kein gutes Bild auf die Gerichte warf.Wurde doch eine Hexe freigelassen - und dies kam äußerst selten vor - ,so mußte sie einen Eid schwören,daß weder sie noch ein Mittelsmann sich an den Obrigkeiten rächen würden.
Gestand man unter der Folter,widerrief aber seine Aussage danach, - dies kam am häufigsten vor - so war es zu spät.Der Jesuit Friedrich von Spee war einer der wenigen Gegner der Hexenverfolgung,der beklagte,daß die Hexe,die ihre Aussage widerrief nochmals zur Folter kam und dann,ihrer Sinne nicht mehr mächtig,die wahnwitzigsten Bekenntnisse abgab.
Eine der wenigen standhaften Leugnenden war Barbara Marostiga,die nach insgesamt 27 Torturen zu Tode gefoltert wurde.Sie wurde,weil sie nicht gestand in geweihter Erde, aber ihne Glockengeläut bestattet.
Der Notar,der dies niederschrieb,Silvester Lentner vom Schliersee konnte sich selbst da die Bemerkung nicht verkneifen,daß es seit der Beerdigung kein gutes Wetter mehr gab und dieses Wetter offenbar die Strafe für eine zu milde Behandlung der Barbara Marostiga war!!
In Lankowitz bei Köflach wurde die nach ihren Angaben 100 Jahre alte Martha Meßnerin mit ihren 2 Töchtern Maria und Christina und ihren 2 Enkelinen Ursch und der stummen und geistesschwachen Christine im Jahre 1671 zum Prozeß geführt.Die Alte war noch unter der Folter geständig,woraufhin man sie im Kerker verschmachten ließ.Die Töchter gestanden unter der Folter Hexenflüge und ähnliches.Sie wurden 1672 am Scheiterhaufen erwürgt und dann verbrannt.Die 10jährige Urschl wurde ebenfalls zum Tode verurteilt,die Hebamme sollte ihr im warmen Bade die Adern aufschneiden und sie verbluten lassen.Es wird vermutet,daß sich die Hebamme geweigert hat,jedenfalls wurde beiden Kindern das Leben geschenkt.
Diejenigen,die ohne Geständnis entlassen werden mußten,hatten trotzdem kein besonders angenehmes Leben.Sie mußten in der Familie in gesonderten Räumen leben,durften nicht auf die Straße und wenn dann wurden sie gemieden.In der Kirche mußten sie auf gesonderten Plätzen sitzen oder sie wurden sowieso zum Ort hinausgejagt.
e) Die Hinrichtung
Die Hinrichtungsarten waren:
Verbennen bei lebendigen Leibe,Erdrosseln und anschließendes Verbrennen oder Tod durch das Schwert und Verbrennung.
Vor der Hinrichtung wurden nicht selten Marterungen vorgenommen wie z.b.: Räderung, glühende Zangenzwicke oder Schleifung zur Richtstatt.Kinder unter 10 Jahren kamen zum Ausbluten in das warme Bad.Kinder zwischen 10 und 14 Jahren wurden durch das Fallbeil gerichtet.
In Fürstenfeld etwa sollte der 9jährige Mathiesel im Jahre 1980 durch das Bad verbluten.Er verblutete aber nicht und wurde zu den Barmherzigen Brüdern nach Graz geschickt,wo sich die Patres weigerten ihn aufzunehmen und zu pflegen.Er wurde schließlich ins Grazer Bürgerspital gebracht.Diese Kinder wurden oft zu "ehrbaren Hausleuten" zur Erziehung geschickt.Das Geld für diesen Aufwand wurde aus der Amtskasse bezahlt.Daß diese Kinder allerdings unter dem Ruf ein "Hexenkind" zu sein ein Leben lang gelitten haben, ist anzunehmen.
10. Hexenkünste
Das größte Verbrechen der Hexen war der Abfall von Gott und der Bund mit dem Teufel
Durch diesen Bund konnten sie die Menschen auf folgende Weise schädigen:
Schadenzauber (umfaßte den gesamten Lebensbereich: Liebe,Tod,Krankheit,Ernte). Hexen konnten sich in Tiere verwandeln,sich unsichtbar machen und durch die Luft fliegen.Sie brauten Hexengetränke und Hexensalben (auch Leichenteile kleiner Kinder und Kinderfett als Zutat).
Wetterzauber als häufiges Verbrechen in ländlichen Gegenden (Bevölkerung lebte von der Landwirtschaft und Unwetter wirkten sich verheerend aus).
Milchzauber (v.a. am Lande)
Die Verfolgungswelle kam oft von unten,da Milch in der kleinbäuerlichen Schicht ein wichtiges Nahrungsmittel war.
Abwehrzauber
Selbstständige Lynchjustiz der Bevölkerung war eine relativ weitverbreitete Erscheinung. Besonders verdächtig waren Frauen,die sich mit Heilkunst,Wahrsagerei und ähnlichem befaßten (auch Männer waren zwar selten,aber doch auf diesem Gebiet tätig).Heilzauber war ursprünglich nicht strafbar,da weiße Magie,es gab auch Krankheitszauber (häufig), "Leben abbeten" als einfachste Form,Tötungszauber (kleine Puppe aus Lehm oder Wachs durchbohren - wie Voodoo - mit Hinrichtung geahndet).
Liebeszauber: besondere Bedeutung,da "Impotenz durch Zauberei" ein gesetzlich
anerkannter Scheidungsgrund war und ein aus diesem Grund geschiedener Mann jederzeit wieder heiraten durfte à bequemes Mittel,lästige oder alte Gattin loszuwerden und neue Geliebte zu heiraten. Oft um sich die Gunst des Mannes (von dem die Frau ja völlig abhängig war) zu sichern,oder das sog. "Knüpfen" sollte Unfruchtbarkeit und Impotenz zur Folge haben.
Wichtiges Beiwerk des Hexenzaubers war die Hexensalbe,aus Säften von giftigen Nachtschattengewächsen mit öligen und fettigen Substanzen vermischt,giftiger Schierling, narkotische Mohnpflanzen und Wolfsmilcharten (und Kinderfett und Leichenteile) wurden verwendet.
Theorie: Daß die giftigen Substanzen bei Berührung der Haut zur Beeinflussung des Nervensystems führten,was halluzinatorische Erlebnisse zur Folge haben konnte. Frauen hatten Visionen vom Hexensabbat,der als ein Rest alter Fruchtbarkeitskulte gedeutet werden kann.
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