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Die Machtübernahme der NSDAP 3
Reaktionen
in
Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler von Reichspräsident Paul von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt. Die NSDAP, bereits stärkste Kraft im Reichstag, war nun an der Spitze der Macht.
In
Nationalsozialistische
Ereignisse 3 in
Parallel zu den Ereignissen in
Neben den politischen Ereignissen zeigten vor allem Aktionen der SA und SS, mit welchen Mitteln in Zukunft gegen unbequeme Bürger vorgegangen wurde. Mitglieder der SPD und der kommunistischen Partei wurden massiv bedroht, es kam h ufig zu öffentlichen Schikanen und Verhaftungen. Die Augenzeugin Marianne Obermeier-Weisser erinnerte sich 1970 in einem Interview noch daran, wie die SS am 5. März 1933 ihr Haus stürmte und das Parteibüro der SPD durchsuchte, welches sich nur einen Stock tiefer befand. Glücklicherweise war die Familie an diesem Tag nicht zuhause. Auch spontane Wohnungsdurchsuchungen mitten in der Nacht waren keine Seltenheit. Wer dabei aufgegriffen wurde galt als politischer Gefangener und wurde sofort in das Garnisonsgefängnis in der Frauenstraße gebracht, später dann ins KZ auf dem Kuhberg.
Das KZ Fort Oberer Kuhberg
Bereits im November 1 33, elf Monate nach der Machtübernahme der NSDAP, wurde im alten
Die Häftlinge mussten meist bei Regen auf allen vieren in dem nassen, lehmigen, h geligen
Gelände herumkriechen, bis alles von oben bis unten verschmutzt war. Sport' nannte man das."
Aufbau des KZ und Unterkünfte der Gefangenen
Die Kommandantur war der Haupteingang des KZ. Direkt dahinter befand sich der Appellplatz, auf dem sich die Häftlinge täglich versammeln mussten. Das ganze Gelände ist von einer hohen Mauer umgeben, welche gleichzeitig die Kasematten, die ehemaligen Unterkunftsräume der Gefangenen, beinhaltet. Auf dem restlichen Gelände und in den Ecktürmen der Anlage verteilten sich schließlich die Unterkünfte der Wachmannschaft, die Küchenräume und die Krankenstation. .
Die Kasematten wurden in drei Stufen unterteilt: Haupttraverse, innere Kasematten und ußere Kasematten. Je nach Gefährlichkeit des Gefangenen wurde er einer der drei Stufen zugeteilt. Vor allem in Stufe 3 wurde jeder Tag zur Qual. Lichtlos, eng, nass und unbeheizt mussten die Häftlinge ausharren, ohne die M glichkeit zu arbeiten und mit minimaler Versorgung. Auch sanitäre Anlagen gab es nicht, auf Befehl mussten die Häftlinge ihre Notdurft verrichten. Nachts wurde ein Eimer für
50 Mann aufgestellt, der bis zum Morgen übervoll war und im ganzen Gang einen bestialischen
Gestank verbreitete."
Neben den Unterkünften gab es auch Arrestzellen im Keller des Kommandanturgeb udes und die
"Strafbunker", zwei unter dem Eingang zum Kommandoturm gelegene Zellen. Wer beim Stehlen von ein paar Kohlen oder Lebensmitteln von den SA-Wachmännern erwischt wurde, kam sofort in Arrest. Oft wurden auch banale Ereignisse als Grund für Arrest genutzt, je nach Willkür und Laune der Soldaten. Der Gefangene war dort in vollkommene Dunkelheit gehüllt, es gab keine sanitären Einrichtungen und kaum Nahrung. Mehrere Wochen in diesem Gefängnis führten oft zu massiven gesundheitlichen Problemen.
Misshandlungen und Strafen
Demütigung und Misshandlung der Häftlinge durch die SA Wachmannschaft war im KZ Oberer Kuhberg an der Tagesordnung. Beim täglichen Exerzieren und dem Kleiderappell fanden sich immer Gründe für eine Strafe. Ein Sonntag ist mir noch in Erinnerung, da mussten wir siebenmal zum Kleiderappell antreten, und jedes Mal dauerte es mindestens eine Stunde" . Oft wurden den Häftlingen Aufgaben gegeben, welche gar nicht erfüllt werden konnten. Zur Strafe musste dann
wieder stundenlang exerziert werden. Auch körperliche Gebrechen wurden gnadenlos ausgenutzt: Ein Einarmiger musste regelmäßig die Handpumpe des Brunnens bedienen.
Todesfälle gab es im Lager allerdings nicht: Wer kurz vor dem Zusammenbruch stand, wurde entlassen.
Der Kommandant Karl Buck
Was war das für ein Mensch, der Kommandant solch eines Lagers? Karl Buck war
neben
1955 sogar begnadigt und lebte dann mindestens 25 weitere Jahre in Rudersberg bei Welzheim.
Im Juli 1935 wurde das KZ Oberer Kuhberg aufgelöst, da die Wehrmacht das Gelände aufgrund der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht zurückforderte. 1940 wurde in dem Areal noch einmal ein Gefangenenlager eingerichtet, um Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter der Ulmer Industriebetriebe unterzubringen.
Die jüdische Gemeinde in
Wie überall in Deutschland wurde auch in Ulm ab 1933 bis zum Ende des zweiten Weltkrieges massiv gegen Mitbürger jüdischen Glaubens vorgegangen. Bereits am 1 März 1933, knapp 6
Wochen nach der Machtübernahme, rief das NS-Blatt Ulmer Sturm" zum Boykott jüdischer Geschäfte auf. Am 1 April fand der erste reichsweite Boykott jüdischer Geschäfte durch die SA statt. Fensterscheiben wurden mit Parolen beschmiert und Kunden, welche den Laden betreten wollten, von davor positionierten SA M nnern angepöbelt.
Im Laufe der Zeit wurden die Juden aufgrund neuer Gesetze und Verordnungen immer weiter aus dem gesellschaftlichen Leben gedrängt. Exemplarisch dafür eine Ankündigung aus dem Ulmer Sturm" vom 11. Mai 1935: "Judenverbot für die städtischen Badeanstalten . Auch die Verabschiedung der "Rassegesetze" durch den Reichsparteitag der NSDAP im September 19 5, welche Juden zu Bürgern zweiter Klasse herabstuften, trug dazu bei.
1938 schließlich eskalierte in der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November die Gewalt. Mehrere Hundert Menschen versammelten sich in den Morgenstunden
auf
dem Weinhof,
unmittelbar vor der
Synagoge.
Auf
Befehl
der Kreisleitung und der
SA-Führung wurde
die Synagoge aufgebrochen und in Brand gesetzt. Das Gebäude brannte vollständig
aus. Danach
beauftragte der Leiter der Kundgebung einzelne Beteiligte, Ulmer Juden herbeizuholen. Auf dies
hin begab ich
Aus allen Teilen der Stadt wurden an diesem Morgen Juden aus ihren Wohnungen
geholt und zum
Weinhof gebracht.
Auswanderung und Deportation
Bereits ab 1933 erkannten die ersten Juden die Gefahr, welche ihnen in Zukunft drohte und wanderten aus. Nach den Ereignissen im November 1938 aber setzte eine regelrechte Auswanderungswelle ein. Bis zum Auswanderungsverbot, welches am 2 Oktober 1941 in Kraft trat, verließen rund 330 Ulmer Juden die Stadt und emigrierten hauptsächlich in die USA ~ 51 , Israel ~ 17 ) und England ~ 15 . Wer danach noch in der Stadt war, wurde zwangsweise in eines der sechs "Judenh user" eingewiesen.
Im Dezember 1941 begannen schließlich
die
Deportationen. "Wir wurden in unserer Wohnung
von einem uniformierten Polizeibeamten
verhaftet und zum Ulmer Bahnhof verbracht.
Die Ulmer Juden kamen zuerst in ein Sammellager auf dem Killesberg in
Ulmer Industrie und Gewerbe im II. Weltkrieg
Mit dem
Angriff
auf Polen
begann am
1.
September
1939
der Zweite Weltkrieg.
Für Unternehmen und Betriebe bedeutete dies, dass ein großer Teil der männlichen Belegschaft zur
Armee eingezogen wurde. In
Die vielen Einberufungen führten bald zu einem Mangel an Arbeitskräften.
Die
Führung bemühte sich deshalb sehr stark um Frauen, welche aufgefordert wurden, ihre Arbeitskraft zur Verfügung zu stellen. Anfang 1940 kamen dann die ersten polnischen Zwangsarbeiter für die Industrie nach
Aus betriebswirtschaftlicher Sicht bedeutete der Beginn des Krieges für die Unternehmen in erster Linie Umsatz- und Gewinnverluste. Das Ulmer Großunternehmen KHD-Magirus verzeichnete 1939 einen Umsatzrückgang um 2 , 1940 sogar um 12 . Gründe dafür waren neben dem Verlust von Arbeitskräften auch Transportprobleme und der Mangel an Rohstoffen. Das Handwerk litt besonders unter der Ausgabensperre der Stadt, welche im September 1939 von der Stadtverwaltung eingeführt wurde. Alle Ausgaben mussten vom Oberbürgermeister genehmigt werden, kriegsunwichtige Projekte wurden gestoppt.
Erst ab 1942 kam die Kehrtwende, zumindest für die Großunternehmen. Der weiterhin andauernde Krieg und Anderungen der Politik zur Steuerung der Wirtschaft animierte die Unternehmen, die Kriegsproduktion zu steigern. KHD Magirus steigerte seinen Umsatz 942 um 53 , 1943 um weitere 46 . Auch andere Unternehmen profitierten von diesem Rüstungsboom.
Mit der Intensivierung der Luftangriffe gegen Ende des Krieges wurden auch die Auswirkungen auf die Betriebe immer stärker. Luftalarm bedeutete in erster Linie Produktionsausfälle, da die Arbeiter w hrend des Alarmes Luftschutzräume aufsuchten. Ab 1944 begannen auch die Bombardierungen kriegswichtiger Betriebe, welche vor allem die Großunternehmen KHD Magirus und Käßbohrer trafen. Die ersten Luftangriffe konzentrierten sich speziell auf diese Ziele. Kleine Unternehmen litten besonders unter der Zerstörung der Infrastruktur, da Rohstofflieferungen oder der Abtransport eigener Produkte dadurch behindert wurden.
Beim großen Luftangriff vom 17. Dezember 1 44 wurden viele Betriebe schließlich vollständig zerstört. Bei Kleinbetrieben und Kaufh usern in der Innenstadt war oft nichts mehr zu retten. Firmen, die nicht getroffen wurden, konnten aufgrund fehlender Strom- und Wasserversorgung nicht arbeiten. Die Angriffe vom März 1945 gaben dann den Großunternehmen den Rest, die Werksanlagen wurden teilweise vollständig zerstört. Da Material zur Reparatur und zum Wiederaufbau nicht mehr zu bekommen war, kam das Wirtschaftsleben bis zum Kriegsende zwei Monate später vollständig zum Erliegen.
Luftkrieg in
Seit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde
auch in
Am 16. März 1944 kam es zum ersten Tagesangriff auf
In den folgenden Monaten kam es nun h ufiger zu Luftangriffen, was für die Bevölkerung bange
Stunden in den Luftschutzräumen bedeutete, in ständiger Angst um
Haus und
30 Bomberformationen Spreng- und Brandbomben über den Industriebetrieben in der Weststadt ab, am 10. September wurde Neu Ulm schwer getroffen und am 1 September zerstörten Bomber die Magirus-Werke fast vollständig.
In der Bevölkerung breitete sich aufgrund der steigenden Frequenz der Angriffe zusehends Unruhe aus. Obwohl die Presse kaum von den Angriffen auf andere Städte berichtete, war jeder aufgrund von Mund-zu Mund Propaganda immer bestens informiert. Die Angst vor der totalen Zerstörung der Stadt war ein ständiger Begleiter.
Die Bombardierung der Ulmer Innenstadt am . Dezember 4
Der Adventssonntag 1944 wird den damals in
330 Maschinen in die Luft und vereinten sich westlich von London zum geschlossenen Verband.
Die
ersten erreichten
Die Auswirkungen waren verheerend: Über 700 Menschen fielen der Bombardierung unmittelbar zum Opfer. Sie verbrannten in ihren Häusern, erstickten in den Luftschutzbunkern oder wurden von Trümmerteilen erschlagen. Mehr als 600 Menschen wurden verletzt. Große Teile der Innenstadt waren komplett zerstört. Augenzeugen berichten von Qualm und Gestank, welcher über der ganzen Stadt hing. Wie durch ein Wunder blieb aber das Münster nahezu unversehrt. Nur kleine Teile der Fassade und der Chor wurden beschädigt.
Anfang 1945 kam es zu weiteren Luftangriffen auf
Interview mit einer Bombenaugenzeugin
Ruth Junghans war 19 Jahre alt, als am 17. Dezember 1944 ihr Zuhause und ihre Heimatstadt Ulm der Bombardierung zum Opfer fielen. Zuvor hatte sie bereits 12 Jahre Nationalsozialismus hautnah miterlebt. Im folgenden Interview, geführt am 12.05.2005, erzählt sie von den schlimmen Erlebnissen der Bombennacht.
SSC: Frau Junghans, wie haben Sie diesen 17. 2.1944 erlebt? Was haben Sie an diesem Tag vor dem Angriff gemacht?
RJ: Ich erinnere
SSC: Wie war die Stimmung in der Stadt an diesem Tag, vor dem Angriff? Hat man vermutet oder damit gerechnet, dass es zu einem Bombenangriff kommen wird?
RJ: Die Angst war auf jeden Fall da. In den Wochen und Monaten davor gab es ja immer wieder Fliegeralarm und kleinere Angriffe, wir waren oft im Luftschutzbunker. Auch die Geschichten von anderen zerstörten Städten machten natürlich die Runde.
SSC: 19 23 Uhr, die ersten Flieger werfen Bomben ab. Wo waren Sie zu diesem Zeitpunkt?
RJ: Ich bin ja sofort in den Bunker in der Platzgasse
gelaufen.
Nach dem Angriff
sind wir schnell aus dem Bunker gegangen. Vor unseren Augen zeigte
sich dann ein einziges Inferno. Die ganze Platzgasse stand in Flammen, es war nicht möglich, zum Münster zu
gelangen. Überall brannte es. Wir sind dann sofort zu
unserem Haus in der Rebengasse gelaufen. Auch das brannte lichterloh. Trotzdem sind wir noch einmal hinein, um wenigstens ein paar
Habseligkeiten zu retten. Danach liefen wir zur Olgastraße, um den Flammen zu entkommen.
SSC: Was haben Sie an diesem Abend noch gemacht?
RJ: Wir hatten eine Gärtnerei, etwas außerhalb der Stadt beim Zigeunerfelsen. Dorthin sind wir gelaufen, um die Nacht im Vorratskeller zu verbringen. Es war ja mitten im Winter, also viel zu kalt, um im Freien zu übernachten.
SSC: Am nächsten Morgen sind Sie dann wahrscheinlich wieder zurück in die Stadt gegangen?
RJ: Genau. Wir liefen am Montagmorgen wieder hinunter in die Innenstadt. Es war unvorstellbar. Alles war zerstört, verbrannt, sehr oft konnte man die Gassen gar nicht mehr erkennen. Es stank erbärmlich. Wir haben uns dann zu unserem Haus durchgearbeitet. Es war niedergebrannt, nur der unterste Stock stand noch. Mit Hilfe eines kleinen Karrens sammelten wir die letzten Habseligkeiten ein. Da das Haus nicht mehr bewohnbar war, zogen wir zu Freunden nach Neu Ulm, welche uns die nächsten Wochen Unterschlupf gew hrten.
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