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Die neuen Leiden des jungen W. (von Ulrich Plenzdorf)
Zum Autor:
Ulrich Plenzdorf wurde am 26.10.1934 in Berlin geboren und kommt aus
einer die KPD unterstützenden Arbeiterfamilie. Er studierte Philosophie am
Franz-Mähring-Institut in Leipzig, später absolvierte er die Filmhochschule und
arbeitete in den DAFA-Studios als Szenarist.
1958/59 war er Soldat in der Nationalen Volksarmee; anschließend studierte er
an der DDR-Filmhochschule in Babelsberg. 1972 erscheinen 'Die neuen Leiden
des jungen W.'
Plenzdorf ist ein vielseitiger Autor: er schreibt Prosa, Gedichte, Songs,
Hörspiele, Drehbücher und Theaterstücke.
1978 wurde er für seinen inneren Erlebnismonolog 'Kein runter, kein
fern' mit dem Ingeborg-Bachmannpreis ausgezeichnet. In der jüngeren
Vergangenheit wurden Plenzdorfs Stücke im ARD sowie im ZDF gespielt.
Inhaltsangabe:
Edgar Wibeau macht in einem technischen Betrieb eine Lehre. Er gilt als Musterschüler, als er jedoch eines Tages aus Wut über seinen Vorgesetzten ihm eine Eisenplatte auf den Fuß wirft, verlässt er "freiwillig" die Firma und gleich seine ganze Heimatgemeinde. In Berlin zieht er in der alten Laube der Familie seines Freundes Willi ein. Edgar möchte eine künstlerische Ausbildung beginnen, wird jedoch abgelehnt und hält sich deshalb für ein verkanntes Genie. Edgar richtet sich in der Laube ein und findet zufällig ein altes Buch (Die Leiden des jungen Werthers, J.W.von Goethe) das er von nun an liest, obwohl ihm der Sprachstil sehr eigenartig vorkommt. Er beginnt seinem Freund Willi (Old Willi genannt) Briefe in Form von Tonbandkassetten zu schicken, in denen er auch aus dem gefundenen Buch zitiert. Als er eines Tages im Garten seiner Laube malt kommt Charlotte, eine Kindergärtnerin, mit ihrer Gruppe auf den benachbarten Auslaufplatz.
Die Kinder sehen Edgar beim Malen zu und somit wird auch Charlotte auf
ihn aufmerksam und Edgar verliebt sich in sie. Edgar wird gebeten im
Kindergarten die Wände zu bemalen und kommt auch zum vereinbarten Termin, er
lässt jedoch die Kinder malen und rührt selbst keinen Finger. Er selbst glaubt,
dass Kinder viel besser malen als manche Künstler. Am Tag darauf kommt Charlie,
wie Charlotte von Edgar genannt wird, um ihn für seine Arbeit im Kindergarten
zu bezahlen. Bei dieser Gelegenheit malt Edgar ein Bild von ihr, einen
Schattenabriss, das er sich behält. Edgar avanciert mit der Zeit zum Helfer der
Kindergartengruppe um bei Charlie zu sein, doch dann kommt Charlies Verlobter
Dieter aus dem Militärdienst zurück und alles beginnt sich zu verändern.
Charlie und Dieter wollen Edgar helfen, denn sie scheinen ihn für leicht
verrückt zu halten, Edgar geht jedoch nicht darauf ein. Mit der Zeit sucht sich
Edgar einen Job als Anstreicher. Bei der Truppe lernt er Zaremba und Addi
kennen, zu denen er völlig unterschiedliche Beziehungen aufbaut. Als beim
Arbeiten etwas nicht funktioniert (ihm rinnt die Farbe beim Anstreichen der
Rahmen über ein Fenster) wird er von Addi angeschrieen und von Zaremba
verteidigt ihn. Edgar bleibt Außenseiter in der Truppe, denn Addi hält ich für
jemanden, der durch Nichtstun Geld verdienen will. Eines Tages erfährt Edgar
vom NFG (nebelloses Farbspritzgerät) und ist sehr an diesem Projekt von Addi interessiert.
Zu der Zeit bekommt er auch einen Brief von Charlie die er schon lange nicht
mehr gesehen hat. Edgar besucht seine alte Liebe und erfährt, dass sie und
Dieter mittlerweile geheiratet haben. Beim Test des NFG sind neben der gesamten
Truppe auch noch zwei Experten und eine Menge Schaulustiger anwesend. Addi
versucht es mit unterschiedlichen Düsen, doch es funktioniert nicht, bis
plötzlich die ganze Farbe, aufgrund des zu hohen Drucks, aus der Spritze
schießt und die Umgebung einfärbt. Edgar zitiert einen Spruch aus Goethes
Werther, doch diesmal feuert ihn Addi deswegen. Edgar beschließt sein eigenes
NFG zu bauen und fängt an Bestandteile zusammenzusuchen. Eines Tages besucht er
seinen Vater, den er seit seinen frühen Kindestagen nicht mehr gesehen hat und
der in Berlin lebt. Edgar gibt sich als Heizungsmonteur aus und will seinem
Vater erst später seine wahre Identität eröffnen. In der Wohnung seines Vaters
klopft er die Leitungen ab und lernt die Freundin seines Vaters kennen, er
redet zwar mit seinem Vater, jedoch erzählt er ihm nicht wer er wirklich ist.
Später wird er von Addi, der eingesehen hat, dass er überreagiert hat, wieder
eingestellt. Edgar benimmt sich von nun an wie ein Musterschüler, beschäftigt
sich jedoch in seiner Freizeit immer intensiver mit dem NFG. Eines Tages wollen
er, Charlie und Dieter eine Bootsfahrt auf der Spree machen, doch weil es
regnet ändert Dieter seine Meinung.
Deshalb fahren Edgar und Charlie alleine im Schnürlregen mit dem Boot. Dabei
kommen sie einander näher und küssen sich. Charlie erkennt den Fehler den sie
gemacht hat und läuft davon. Edgar intensiviert daraufhin die Arbeit an seinem
NFG dermaßen, dass er die Nacht auf den 24. Dezember durcharbeitet. In den
Morgenstunden des 24. Dezember macht er einen Fehler und stirbt an einem
Stromschlag der seine Laube verwüstet sowie das NFG zerstört.
Charakteristik
Edgar Wibeau: Als Edgar noch in Mittenberg wohnte, war er ein perfekter Musterschüler der nicht auffallen wollte. Doch zeigt sich schnell bei einem Zwischenfall in der Firma, dass er eine gewisse Wut aufgestaut hat, die aus der Scheidung seiner Eltern zu kommen scheint. In Berlin sucht er seine eigene Identität. Sein wahnsinnig großer Ehrgeiz es allen heimzuzahlen, die nicht an ihn geglaubt haben, und das NFG zu bauen, zeigt, dass er sehr starrsinnig sein kann, was ihn schließlich das Leben kostet, da er nicht vorsichtig genug gearbeitet hat und das nötige Fachwissen sowieso nicht besaß.
Interpretation
Durch die Anforderungen die die Gesellschaft an Edgar stellt, dieser aber nicht zu erfüllen vermag, kommt es zu dem Zwischenfall in der Firma in Mittenbach, der sein ganzes weiteres Leben verändern soll. Da er sich nicht der Verantwortung stellen will, etwas falsch gemacht zu haben, oder gar zugeben will, dass er es nicht schafft gesellschaftsfähig zu sein, flüchtet er nach Berlin, wo er die Laube eines Freundes bezieht. Jedoch ist dies nur eine verübergehend Flucht aus der Wirklichkeit, die ihn schneller einholt als Edgar lieb zu sein scheint. Er kompensiert sein erneutes Versagen beim Versuch Künstler zu werden damit, dass er sich beständig einredet ein verkanntes Genie zu sein, und dass seine Zeit noch kommen würde. Durch die Sprüche, die er im Werther liest und sich auswendig merkt, fühlt er sich den anderen überlegen, da sie nur er zu verstehen scheint. Als Edgar dann noch scheitert, Charlotte für sich zu gewinnen, stürzt er sich in seiner Verzweiflung und in seinem engstirnigen Willen nicht zugeben zu wollen, versagt zu haben, auf immer mehr Arbeit. Diese findet er auch perfekt in einem Objekt, das NFG, dass er unbedingt entwickeln will, bevor es Addi und seine Gruppe schafft. Er will um sich um seiner selbst Willen beweisen, dass er tatsächlich ein verkanntes Genie ist, dass es schaffen kann ganz alleine eine Technologie zu entwickeln, die die Gesellschaft nicht hervorbringen kann. Somit sucht er auch seine Daseinsberechtigung in dieser Welt, seine Bestimmung sozusagen. Da ihm jedoch das nötige Wissen fehlt, begeht er einen Fehler, der ihm das Leben kostet.
+ übersichtlich, Biografie, Interpretation, ausführliche Inhaltsangabe, Charakteristik
sprachlich etwas schwach, keine Verweise zu Goethes Werther in der Interpretation
Keywords: Werther, neue Leiden, Plenzdorf
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