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Der Autor:
Hermann Hesse ( Pseud. Emil Sinclair ) wurde am 2. Juli 1877 in Calw geboren und starb am 9. August 1962 in Montagnola ( Schweiz ). Er arbeitete als Buchhändler und Antiquar in Basel, dann als freier Schriftsteller. Er lebte, von Reisen nach Indien und durch Europa abgesehen, zurückgezogen am Bodensee und später im Tessin. 1964 erhielt er den Nobelpreis, 1955 den Friedenspreis des Dt. Buchhandels.
Hesse schrieb stark autobiographische, Werke die seine krisenhafte Entwicklung darstellten. Er ist stark durch die indische Philosophie geprägt und stellt zeitweise das meditative Element in den Vordergrund, auch Einflüsse der Psychoanalyse läßt er stark in seinen Werken einwirken.
Weitere Werke:
Der Steppenwolf, Unterm Rad, Demian, Narziß und Goldmund,
Inhaltsangabe:
Siddhartha wird als Sohn eines reichen Bramahnen geboren. Bereits früh stellt sich heraus, daß er überaus intelligent ist. Er lernt die Religion und die Weisheiten seiner Umgebung, doch erkennt er, daß diese Lehren zuwenig, zu lebensfremd sind, um die Erlösung zu erlangen. So entscheidet er sich eines Tages, mit seinem Freund seine Heimat zu verlassen, um sich den Waldmönchen, sogenannten Samanas anzuschließen, die versuchen ihre Erlösung darin zu finden, indem sie völlig asketisch leben (kaum Nahrung zu sich nehmen, Kleidung und Pflege vernachlässigen, keinen Vergnügungen nachgehen, ) und sogar versuchen ihr Ich überwinden, es ganz abzustreifen. Sie meinen, daß Begierde der Ursprung aller Leidens ist.
Später entschließen sie sich, diese Samanas zu verlassen und einen gewissen Gotama Buddha zu suchen. Sie finden ihn auch und sind beeindruckt von seinen Lehren. Siddhartha jedoch will seinen Weg zur Erlösung nun alleine gehen, um nicht von trügerischen Lehren abgelenkt zu werden. Doch diesmal trennt sich sein Freund Govinda von ihm, um dem Gotama Buddha zu folgen, dessen Lehren ihn sehr beeindrucken.
Siddhartha zieht weiter zu einer großen Stadt. Dort beschließt er einige Zeit zu leben und seine Wanderung für einige Zeit zu beenden um Zeit für das Erkennen seines Ichs zu finden. Er beginnt ein Verhältnis mit der schönsten Kurtisane, Kamala, die ihm die Liebe lehren soll und arbeitet als Händler bei einem reichen Mann, Kamaswami , der ihn dank seiner Fähigkeit, schreiben zu können, aufnimmt und zu großen Reichtum verhilft. Anfangs fühlt er sich den anderen Menschen überlegen, die verzweifelt versuchen, Geld und Macht anzuhäufen. Er sieht das ganze als ein Spiel. Doch während die Jahre vergehen, kommt er von seinem Ziel ab, wird wie die anderen, die er so verachtet hat und wird habgierig. Durch einen Traum und die Erinnerungen an seine Jugend und frühere Zeiten, faßt er schließlich den Entschluß, wieder alles aufzugeben und wieder weiterzuziehen. Er verläßt die Kurtisane Kamala, die schwanger von ihm ist, was er allerdings nicht weiß, und zieht weiter.
Als er zu dem Fluß kommt, von dem er viele Jahre zuvor gekommen ist, beschließt er, dort zu bleiben. Er hilft einem Fährmann, Vasudeva, der sein Freund wird, bei der Arbeit. Dieser meint, er solle vom Fluß lernen und Erlösung finden. Als der Gotama Buddha im Sterben liegt, beschließt Kamala, ihn mit ihrem Sohn zu besuchen. Doch sie wird von einer Schlange gebissen. Siddhartha findet sie und erfährt, daß der kleine Junge sein Sohn ist. Als Kamala stirbt, beschließt Siddhartha, sich um den Jungen zu kümmern. Doch der Junge ist verwöhnt und haßt seinen Vater. Siddhartha bringt ihm all seine Geduld und Liebe entgegen, doch der Junge läuft schließlich davon. Siddhartha, der seinen Sohn liebte, wird mit dem Verlust anfangs nicht fertig. Eines Tages jedoch sieht er im Fluß das Gesicht seines Vaters, der ihn auch verloren hatte und erkennt, daß er auch auf das Glück einen Sohn aufzuziehen verzichten muß. Er geht zu seinem Freund, dem Fährmann, und redet lange mit ihm. Dieser geht mit ihm zum Fluß und befiehlt ihm zuzuhören: Siddhartha erkennt die Wahrheit des Seins, alles, was er bisher gesucht hatte durch die Kraft und das 'Om' des Flusses.
Kurze Zeit später stirbt der Fährmann. Siddhartha hat mittlerweile den Ruf eines Weisen, eines Erleuchteten erlangt. Wenig später begegnet ihm sein Jugendfreund Govinda wieder. Er hat die Erlösung noch nicht gefunden, obwohl er nach den Lehren des Buddhas lebt. Bevor sie sich wieder trennen, gibt Siddhartha ihm noch seine Lehren mit, die Govinda allerdings anfangs seltsam erscheinen. Doch dann erkennt er, daß auch Siddhartha erleuchtet und ein Buddha ist.
Auszug:
' Was soll ich dir, Ehrwürdiger, wohl zu sagen haben? Vielleicht das, daß du allzuviel suchst? Das du vor Suchen nicht zum Finden kommst?'
' Wie denn?' fragte Govinda. ' Wenn jemand sucht', sagte Siddhartha, 'dann geschieht es leicht, daß sein Auge nur noch das Ding sieht, das er sucht, daß er nichts zu finden, nichts in sich einzulassen vermag, weil er nur immer an das Gesuchte denkt, weil er vom Ziel besessen ist. Suchen heißt: ein Ziel haben. Finden aber heißt: frei sein, offen stehen, kein Ziel haben. Du, Ehrwürdiger, bist vielleicht in der Tat ein Sucher, denn, deinem Ziel nachstrebend, siehst du manches nicht, was nah vor deinen Augen steht.'
'.Ich sage, was ich gefunden habe. Wissen kann man mitteilen, Weisheit aber nicht. Man kann sie finden, man kann sie leben, man kann von ihr getragen werden, man kann mit ihr Wunder tun, aber sagen und lehren kann man sie nicht. Dies war es, was ich schon als Jüngling manchmal ahnte, was mich von den Leuten fortgetrieben hat. Ich habe einen Gedanken gefunden, Govinda, den du wieder für Scherz und Narrheit halten wirst, der aber mein bester Gedanke ist. Er heißt: Von jeder Wahrheit ist das Gegenteil ebenso wahr! Nämlich so: eine Wahrheit läßt sich immer nur aussprechen und in Worte hüllen, wenn sie einseitig ist. Einseitig ist alles, was mit Worten gesagt und mit Gedanken gedacht werden kann, alles einseitig, alles halb, alles entbehrt die Ganzheit, des Runden, der Einheit. Wenn der Erhabene Gotama lehrend von der Welt sprach, so mußte er sie teilen, in Sansara und Nirwana, in Täuschung und Wahrheit, in Leid und Erlösung. Man kann nicht anders, es gibt keinen anderen Weg für den, der lehren will. Die Welt selbst aber, das Seiende um uns her und in uns innen, ist nie einseitig. Nie ist ein Mensch oder eine Tat, ganz Sansara oder ganz Nirwana, nie ist ein Mensch ganz heilig oder ganz sündig. Es scheint ja so, wie wir einer Täuschung unterworfen sind, daß Zeit etwas Wirkliches sei. Zeit ist nicht wirklich, Govinda, ich habe dies oft und oft erfahren. Und wenn Zeit nicht wirklich ist, so ist die Spanne, die zwischen Welt und Ewigkeit, zwischen Leid und Seligkeit, zwischen Gut und Böse zu liegen scheint, auch eine Täuschung.'
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