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literatur referate |
Molière
Der Menschenfeind
oder
Der griesgrämige Verliebte
Autor:
Jean Baptiste Poquelin wurde am 15. Januar 1622 als Sohn eines wohlhabenden Tapezierers in Paris geboren. Er hieß eigentlich Jean Baptiste Poquelin, nahm 1644 dann den Künstlernamen Molière an. Von 1636-1641 besuchte er das Jesuitenkolleg Clermont in Paris. Er verzichtete auf den vom Vater ererbten Posten eines königlichen Tapezierers und begann nach Misserfolgen und Geldnot ein Wanderleben als Schauspieler und später als Lustspielautors in der Provinz (1645-1658). Molière gewann die Gunst Ludwigs XIV. und spielte ab 1661 im Palais Royal. 1662 heiratete er die Schauspielerin Armande Béjart, die mit ihm zusammen in seinen Stücken im Palais Royal auftrat. Er pflegte Freundschaften mit Racine, La Fontaine und Boileau. Molière erlag am 17. Februar 1673, im Alter von 51 Jahren, einem tödlichen Anfall auf der Bühne, während einer Vorstellung des 'Malade imaginaire'.
Weitere Werke von Molière:
Entstehung des Werks und historischer Hintergrund:
Die Komödie 'Le Misanthrope' (franz.; ' Der Menschenfeind') wurde am 4.6. 1666 im Palais Royal uraufgeführt. Das Stück spiegelt die gehobene Gesellschaft zur Zeit des Sonnenkönigs wider. In der hilflosen Leidenschaft Alcestes zur leichtsinnigen Célimène verarbeitete Molière in Wirklichkeit sein eigenes trauriges Verhältnis zu seiner um viele Jahre jüngeren Frau Armande Béjart. Bei der Uraufführung spielte Molière selbst die Rolle des Menschenfeindes, während Armande die kapriziöse und flatterhafte Célimène spielte. Molière selbst nennt das Stück eine Komödie, es steht jedoch hart an der Grenze zum Tragischen und wurde deshalb von den Zeitgenossen nicht sehr geschätzt, sondern erst später als Meisterwerk erkannt.
Bauform:
Das Stück ist eine gereimte Typenkomödie der französischen Klassik, denn es spielen in ihr keine wirklichen Charaktere, die sich entwickeln und verändern, sondern innerlich gleich bleibende Figuren, die sich ihrem Typ gemäß verhalten. Es besteht wie jedes klassische Drama aus fünf Akten, wobei im dritten Akt, wenn alle Intrigen gesponnen sind, die Spannung ihren Höhepunkt erreicht. Der erste Akt dient zum Kennenlernen der Positionen der Figuren, die letzten zwei Akte bringen die Auflösung der Intrigen. Es herrscht Einheit der Zeit und der Handlung.
Durch Verwendung der Figurenkette entsteht der Eindruck, dass die gespielte Zeit im Stück ohne Unterbrechung abläuft, dass sich hier die Figuren eine Zeit lang unterhalten, wobei z. B. im ersten Akt erst Philinte und Alceste miteinander sprechen, dann Oronte dazukommt, und am Ende wieder Philinte und Alceste zurückbleiben. Wenn im zweiten Akt Alceste auf Célimène trifft, hat man nicht das Gefühl, daß inzwischen viel Zeit vergangen ist, höchstens so viel, als Alceste braucht, um vom vorigen Treffpunkt zum Haus von Célimène zu gelangen.
Über den Ort der Handlung gibt Molière nur den knappen Hinweis: "Ort der Handlung ist Paris". Das Stück spielt zur Zeit des Ludwig des XIV. Er verzichtet auf sämtliche Regieanweisungen, nur im Personenverzeichnis stellt er die einzelnen Figuren vor, und zwar nach ihren Liebes- und Freundschaftsverhältnissen und nach ihrem gesellschaftlichen Rang, wobei die niedrigen Stände, also Diener und Boten, am Schluss genannt werden. Das Stück hat keine eigenständigen Nebenhandlungen, alle Aktionen dienen nur dazu, die Haupthandlung zum Höhepunkt zu treiben.
Molière durchbricht mit seinem Stück aber die von den klassischen Regeln geforderte strenge Einhaltung der Ständeklausel, denn seine Hauptpersonen gehören alle den höheren Rängen an, Acaste und Clitandere sind Marquis (Grafen), Oronte verkehrt am königlichen Hof und auch Alceste könnte Höfling werden, wenn er wollte. Trotzdem darf über sie gelacht werden. In Deutschland wagte erst hundert Jahre später Lessing mit seinem bürgerlichen Trauerspiel "Miss Sarah Sampson" und mit seinem Lustspiel "Minna von Barnhelm" die Ständeklausel zu durchbrechen. Davor galten nämlich die strengen Regeln des großen deutschen Theaterreformers Gottsched, der besonders die drei Einheiten und die Ständeklausel für das deutsche Drama festgeschrieben hatte, wobei er sich besonders auf Molière und Racine, die beiden berühmten französichen Klassiker berief.
Personen:
Alceste, der Liebhaber von Célimène, ist die eigentliche Hauptperson. Er ist "der Menschenfeind", der die Falschheit, Verlogenheit und die nicht ernst gemeinten Schmeicheleien der Gesellschaft verabscheut und offen und ehrlich anprangert, nur bei Célimène nicht, weil er sie liebt.
Philinte ist Alcestes guter Freund, der nichts von Alcestes übertriebener Ehrlichkeit hält.
Oronte, ein am Hof geschätzter Dichter, ist einer der vielen Verehrer Célimènes.
Célimène ist eine elegante Gesellschaftsdame und Alcestes Geliebte.
Eliante ist die Kusine von Célimène.
Arsinoé ist Célimènes etwas ältliche "Freundin".
Acaste
Clitadre zwei Grafen, sind Verehrer von Célimène
Inhalt:
Alceste, angewidert von der Heuchelei der feinen Gesellschaft, kritisiert Orontes Sonett und macht sich diesen zum Feind. Oronte schmeichelt Célimène, was Alceste nur noch wütender macht. Philinte, der Alcestes Freund ist, versucht immer wieder ihn zu beruhigen und zur Vernunft zu bringen, aber vergeblich. Umso mehr muss sich Philinte wundern, dass Alceste ausgerechnet in die leichtsinnige Célimène verliebt ist, die all das verkörpert, was er an allen anderen Leuten so verabscheut.
Als sich Célimènes Freunde in ihrem Salon treffen und plaudern, kommt es zu einem Streit zwischen Célimène und Alceste. Célimène meint, dass Alceste mit seiner Ehrlichkeit übertreibt, und Alceste beschuldigt Célimène, dass sie eine Heuchlerin ist. Oronte stellt Alceste wegen seiner Kritik zur Rede, aber dieser bleibt standhaft bei seiner Meinung. Inzwischen schmieden Clitandre und Acaste eine Intrige, um Célimènes Herz zu erobern und schließen einen Pakt: Falls sie für einen der beiden Interesse zeigen sollte, überlässt der andere dem Sieger den Vortritt.
Währenddessen kritisiert die ältliche Arsinoé aus Neid Célimènes große Schar an Verehrern und es kommt zwischen beiden "Freundinnen" zum Austausch von spitzzüngigen Bosheiten. Um sich zu rächen und um Alceste für sich zu gewinnen, spinnt Arsinoé eine Intrige: Sie erzählt Alceste, dass Célimène einen bewundernden Brief an Oronte geschrieben habe. Célimène zieht sich aber geschickt aus der Schlinge und rechtfertigt sich, dass der Brief an eine Frau gerichtet sei. Angeekelt beschließt Alceste, dass er sich aufs Land, in die Einsamkeit, zurückziehen will.
Inzwischen flirtet Oronte wieder mit Célimène. Als Alceste dazu kommt, verlangen Oronte und er von ihr eine Entscheidung, wen sie nun als Liebhaber haben möchte. Célimène weicht aus und meint, dass ihr nicht die Wahl schwer fällt, sondern dass sie Angst davor habe, dem Verlierer weh zu tun. Plötzlich stürmen Acaste und Clitandre ins Zimmer und wollen eine Erklärung von Célimène über einen Brief, den sie gefunden haben, in dem sie ihre Meinung über Acaste, Clitandre, Alceste und Oronte niederschrieb. Célimène bleibt nichts anderes übrig, als sich zu entschuldigen.
Am Ende des Wirrwarrs, wenn alle Verehrer sie wütend stehen lassen, fragt Alceste sie, ob sie mit ihm wegziehen möchte aber diese meint, dass sie lieber bleiben möchte und so trennen Alceste und Célimène sich und er zieht alleine weg.
Interpretation:
Molière hat mit seinem Stück ein Kulturbild des gesellschaftlichen Lebens und Treibens in Paris zur Zeit Ludwigs XIV. geschaffen. Er griff dabei auf persönliche Erfahrungen und Enttäuschungen zurück und legte sie seinem Menschenfeind in den Mund.
Diesem schonungslosen Kritiker und Aufdecker einer verlogenen, schöntuerischen, speichelleckerischen, ewig leichtsinnig tändelnden und zugleich ungemein brutalen und korrupten Gesellschaft stellte er in der Figur des getreuen Freundes Philinte das Idealbild eines "honnête homme" entgegen, der noch die alten ritterlichen Tugenden vertritt: Treue, Ehre, ritterlicher Frauendienst, weises Maßhalten und anständiges Verhalten (triue, êre, minne, maze, zuhte). Alceste verstößt mit seiner Kritisierwut vor allem gegen das Maßhalten und wirkt dadurch lächerlich. Da Molière seine harten Angriffe gegen die verrottete Gesellschaft um Ludwig XIV. dem leicht lächerlichen und maßlos übertreibenden Alceste in den Mund legt, erreicht er eine Abschwächung der Kritik. Alceste schleudert also maßlose, aber berechtigte Anklagen von der Bühne herunter dem König und seinem Hof an den Kopf, dieser darf deswegen aber nicht beleidigt sein, denn Alceste ist ja nur die komische Figur und darf - wie früher der Hofnarr - die Wahrheit sagen.
Zwar erkennt auch Philinte die Missstände seiner Zeit, weiß aber, dass es keine Lösung ist, ohne Rücksicht immer und überall mit seiner ehrlichen Meinung herauszuplatzen, weil viele so genannte Wahrheiten nichts anderes sind als ganz gewöhnliche boshafte Gemeinheiten. Wer in der Gesellschaft lebt, muss auf die Gefühle anderer Rücksicht nehmen. Die Höflichkeit ist eine gesellschaftliche Tugend, ohne sie wäre das friedliche Zusammenleben auf Dauer nicht möglich.
Es hat auch keinen Sinn, wie Alceste der Gesellschaft den Rücken zu kehren und sich in der Einsamkeit zu verkriechen, denn der Mensch ist ein Gesellschaftstier und verkümmert in der Einsamkeit. Das weiß sogar Alceste, wenn er versucht, Célimène trotz ihrer Fehler zu überreden, mit ihm zu kommen. Man kann sich gut vorstellen, dass Alceste auch in totaler Einsamkeit noch etwas findet, worüber er sich ärgern kann beziehungsweise dass er die Einsamkeit nicht ertragen kann, weil es nichts gibt, um sich darüber zu ärgern. Denn er ist von Molière als sich ständig ärgernder und maßlos kritisierender Typ angelegt und kann sich nicht verändern wie ein Charakter.
Aber auch Célimène ist ein Typ: sie ist eine leichtsinnige Flirterin und braucht die so genannte "gute" Gesellschaft, um sich mit ihrem liebenswürdigen Benehmen möglichst viele Verehrer anzulachen. Zugleich aber ist sie boshaft und brutal, denn es macht ihr großen Spaß und verleiht ihr auch Macht, hinter dem Rücken jeden gegen jeden miteinander auszuspielen. Natürlich kann auch sie sich nicht ändern. Die Aussicht, mit dem ständig nörgelnden Alceste ohne Aussicht auf Ablenkung in der Einsamkeit zu leben, kann einen Typ wie sie nicht reizen.
Im Grunde gibt es in dem Stück keine wirkliche Handlung, hier wird nicht aktiv agiert, etwa belauscht, gekämpft oder gemordet, sondern nur gesprochen. Alle Handlung findet nur im Gespräch statt, im Streitgespräch, in der Intrige, der Anklage, der Überredung. usw.
Eigene Meinung:
Anfangs habe ich mir mit der Dramenform ohne wirkliche Handlung und dem altmodischen Weltbild schwer getan. Dann habe ich mir das Stück im Theater angeschaut und es war gar nicht so altmodisch, es kann sogar in unserer Zeit spielen. Auch heute ist die Gesellschaft verlogen, und die Wahrheit zu sagen, macht auch heutzutage unbeliebt. Als ich das Theaterstück dazu sah, merkte ich, dass die Figuren in Reimen redeten. Meine Reclam-Ausgabe ist ungereimt, aber in Versen. Es muss also verschiedene Übersetzungen aus dem Französischen geben, gereimte und ungereimte.
Trotzdem habe ich über das gesehene Stück das gelesene viel besser verstanden.
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