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Thomas Mann
Thomas Mann wurde am 6. Juni 1875 als zweiter Sohn des Senators Thomas Johnann Heinrich Mann und seiner Ehefrau Julia in Lübeck geboren. 1891 starb sein Vater, dessen Bild immer im Hintergrund seines Tuns gestanden hat. 1893 war er Mitherausgeber des "Frühlingssturm. Monatsschrift für Kunst, Literatur und Philosophie." Ging vom Gymnasium ab, übersiedelte mit der Mutter nach München. Danach wurde er Volontär bei einer Feuerversicherungsgesellschaft. 1895 - 1896 studierte er an der Technischen Hochschule in München. Danach lebte er ein Jahr in Rom und begann 1897 mit seinem Werk "Buddenbrooks, Verfall einer Familie". 1905 heiratete er Katharina Pringsheim mit der er sechs Kinder hatte (Erika, Klaus, Golo, Monika, Elisabeth, Michael). 1929 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Emigrierte nach Küsnacht bei Zürich, wo er 5 Jahre wohnte. 1938 übersiedelte er in die USA (1944 amerikanischer Staatsbürger). Erst 1952 kehrte er nach Europa zurück und lebte in der Schweiz. Am 12. August 1955 starb er in Zürich.
Wichtige Werke:
Gefallen (Erste Novelle)
Buddenbrooks. Verfall einer Familie, 2 Bände
Der Tod in Venedig
Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull, Buch der Kindheit
Mario und der Zauberer
Doktor Faustus
Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull. Der Memoiren erster
Teil
Mario und der Zauberer
Leseprobe: 1. Seite bis Absatz
Inhalt:
Die Novelle "Mario und der Zauberer" spielt in Italien genauer gesagt in Torre di
Venere und handelt von einer vierköpfigen deutschen Familie, die im Italien der
20er Jahre ihren Sommerurlaub verbringt. Im ersten Teil der Novelle wird das Leben in Torre di Venere dargestellt. Thomas Mann berichtet vom Treiben am Strand und auch von den Unstimmigkeiten zwischen den Einheimischen und den Urlaubern. Nachdem die Hauptsaison vorbei ist bessert sich die Stimmung ein wenig. Die Familie macht in dem Café "Esquisito" Bekanntschaft mit dem Kellner Mario. Die Kinder werden durch Plakate auf die Vorstellung des Zauberkünstlers Cavaliere Cipolla aufmerksam.Weil die Kinder keine Ruhe geben entschließen sich die Eltern diesem Ereignis beizuwohnen. Ziemlich schnell wird ihnen klar, dass es sich nicht um eine Zaubervorstellung handelt. Der verkrüppelte Cipolla zeigt deutlich, dass man mit richtig angewendeter Rhetorik und gekonnter Hypnose die Psyche einzelner Zuhörer, sowie der ganzen Zuhörerschaft beeinflussen kann. Mit Hilfe dieser Mittel sowie einer Reitpeitsche, die er durch die Luft schnalzen läßt, zieht er die Hörerschaft in eine Art Bann und nutzt diesen, um einige imponierende und interessante Darbietungen aufzuführen. Dies allerdings immer auf Kosten von Teilen des Publikums. Während der Pause überlegt die Familie zu gehen, zumal es schon sehr spät ist und die Kinder müde sind. Da die Kinder aber nicht vorzeitig die Vorstellung verlassen wollen, entschließt man sich noch zu bleiben. Nach der Pause legt Cipolla erst richtig los. Immer wieder macht er Scherze auf Kosten einzelner Besucher, die er vor allen Zuschauern bloßstellt. Er hat eigentlich leichtes Spiel mit der Zuhlörerschaft, was die psychische Beeinflussung angeht. Allerdings stößt er bei einem Herrn, der sich nicht beeinflussen lassen will auf vehementen Widerstand. Es kostet Cipolla einige Bemühungen diesen zu brechen. Zuletzt wird Mario der Kellner auf die Bühne gebeten. Durch geschickte Kombination von Hypnose, Einredungskünsten und der Reitpeitsche entlockt Cipolla dem jungen Mann die intimsten Wünsche, die er vor der gesamten Zuhörerschaft preisgibt. Der Zauberer gaukelt Mario vor, er sei das Mädchen Silvestra, wegen dem Mario Liebeskummer hat, und treibt ihn sogar soweit, dass dieser ihn küßt. Unter schallendem Gelächter verläßt Mario gedemütigt die Bühne. Getrieben von Pein zieht er eine Waffe und erschießt Cipolla. Erleichtert verläßt die Familie fluchtartig den Schauplatz des Geschehens.
Enstehungsgeschichte:
Die Handlung von "Mario und der Zauberer" hat sich in ähnlicher Form wirklich zugetragen. Sie basiert auf dem Italienurlaub der vierköpfigen Familie Mann. Diese Badeferien wurden vom 31. August bis zum 13 September 1926 in Forte dei Marmi, was dem Torre di Vener der Novelle entspricht, verlebt. Thomas Mann beschreibt den Urlaub in persönlichen Briefen in Hinsicht auf das Wetter und Strandleben als gelungen, außerdem hatten die Kinder einen Riesenspaß. Allerdings hat es an kleinen Widerwärtigkeiten nicht gefehlt, die mit dem unerfreulichen überspannten und fremdenfeindlichen nationalen Gemütszustand zusammenhingen. Thomas Mann hat den aggressiven und arroganten Nationalismus und die faschistischen Machenschaften Einiger am eigenen Leib zu spüren bekommen.
Den Zauberkünstler, der allerdings nicht Cipolla hieß, hat es wirklich gegeben und Thomas Manns Familie hat ihn reell miterlebt. Aber in der Realität hat der Künstler überlebt. Mann wurde erst durch seine Tochter darauf aufmerksam gemacht, dass die Geschichte viel spannender wäre, wenn Mario den Zauberer umbringen würde.
Charakteristik:
Cipolla zeichnet sich durch strenge Ernsthaftigkeit aus. Er lehnt alles Humoristische ab. Er hat sich eigentlich unter falscher Voraussetzung eingeführt. Als Zauberer und Taschenspieler kündigt er sich an aber eigentlich ist er ein Hypnotiseur, der Spannungen im Saal sucht und diese für seine Zwecke ausnützt. Er spielt die Zuschauer gegeneinander aus ohne Rücksicht auf ihre geheimsten Gefühle. Sein Spott gegen Einzelpersonen wird vom Publikum als Spaß angesehen und es glaubt, dass dergleichen dazugehöre. Cipolla geht noch einen Schritt weiter, als es seine Theorie fordern würde. Er demonstriert nicht nur das Wesen der Macht, sonder auch deren Mißbrauch. Seine boshafte Feindseligkeit läßt ihn vor nichts haltmachen, er dringt frech in die innersten Regungen, in die sorgsam gehüteten schmerzlichen Geheimnisse seiner Opfer ein, um in hämischer Freude mit ihnen zu spielen, sie zu verwirren. Cipolla zerrt in höhnischer Weise das tiefste Erlebnis Marios, seine hoffnungslose Liebe zu Silvestra, aus ihm hervor, er zwingt ihn, in ihm selbst, dem häßlichen Krüppel, Silvestra zu küssen. Somit gibt er ihn dem Hohn und dem Gelächter des Publikums preis. Er beleidigt seine tiefsten Gefühle und seine Menschenwürde. Durch diese Handlung hat er Marios kopflose Tat, ihn zu erschießen, selbst zu verantworten.
Mario ist der Kellner, der die Familie im Café "Esquisito" einige Male bedient. Er ist ein Mensch, der seine Gefühle nicht gerne öffentlich zugibt. Die Familie dürfte ihm sympathisch sein, denn er lächelt die Kinder im Café einige Male an, was sonst nicht seine Art ist. Auch sie mögen ihn sehr. Besonders die Kinder haben den Kellner in ihr Herz geschlossen. Mario ist ein Mensch, der seine Gefühle nicht zeigen kann. Deshalb schämt er sich bei der Zaubervorstellung als Cipolla seine innersten Wünsche und Sehnsüchte für das gesamte Publikum freilegt so sehr, dass er sogar in der Lage ist seinen Peiniger zu töten. Das ist eine unerwartete Wendung, denn man hätte so eine Tat nie von ihm erwartet.
Charakterisierung des Publikums der Zaubervorstellung:
Das Publikum besteht größtenteils aus den Bewohnern Torres, einige Gäste von außerhalb sind auch dabei. Die einfachen Besucher befinden sich auf Stehplätzen, während sich die gehobene Gesellschaft auf Stühlen niedergelassen hat. Das Publikum hat viele Gesichter, von den drei wohl am auffälligsten sind: zum einen ein Herr aus Rom, der den Widerstand verkörpert. Er stellt sich gegen die willensraubende Rhetorik Cipollas, muß aber dann klein beigeben.
Zum anderen gibt es den Jüngling, der sich immer wieder anbietet, das Versuchsobjekt für Cipolla zu spielen und alles mit sich machen läßt. Er verkörpert ganz eindeutig die breite Masse der Mitläufer.
Das dritte Gesicht ist das des Mario. Er tötet Cipolla, den Peiniger. Er ist zu denen zu zählen, die erst nach der Erkenntnis zum aktiven Widerstandskämpfer werden.
Thematik:
Thomas Mann will mit dieser Novelle aufzeigen, wie ein machtbesessener, diktatorischer Mensch zum Ziel kommen kann, indem er auf Kosten Einzelner die Masse, oder besser die Mitläufer, amüsiert und die machtinstrumente eines Diktators einsetzt: Rhetorik, um die Masse zu begeistern, Massenhypnose, um die Psyche der Einzelnen zu beeinflussen und Brutalität, um sich Respekt zu verschaffen. Das Element der Brutalität ist bei Cipolla seine Reitpeitsche, die er immer wieder bedrohlich durch die Luft zischen läßt. Er redet den Leuten mit wortverdreherischen Mehoden ein, es würde ein Wohlgefühl eintreten, wenn sie willenlos seien.
Thomas Mann will aber noch etwas anderes aufzeigen. Er erzählt, dass die Familie während der Pause darüber nachgedacht hat, die Vorstellung zu verlassen, sicher auch wegen der Kinder, aber höchst wahrscheinlich wegen der Art mit der Cipolla mit den Menschen umsprang. Und nach der Pause, so berichtet er weiter, legt Cipolla erst richtig los. Die Familie hätte etwas bewirken können, wenn sie gegangen wäre. Vielleicht wäre ihrem Beispiel jemand gefolgt und dann hätte es nicht zu dieser Tragödie kommen müssen. Aber sie waren genauso wie die anderen einerseits fasziniert von den Fähigkeiten des Zauberers und andererseits waren sie wie gefesselt von seiner Beeinflussung.
Der Tod in Venedig
Inhalt:
Der Schriftsteller Gustav von Aschenbach sieht bei einem Spaziergang einen fremden Wanderer, den er eine geraume Zeit genau mustert. Diese Begegnung weckt in Aschenbach eine plötzliche Reiselust. Zwei Wochen später gelangt Aschenbach über einige Umwege nach Venedig. Von der Anlegestelle bis zur Dampferstation will er eine Gondel nehmen. Doch der Gondoliere bringt ihn statt zur Dampferstation gleich zu seinem eigentlichen Reiseziel dem Lido. Als sie dort ankommen geht Aschenbach ins Hotel um das Geld für den Gondoliere zu wechseln. Als er wieder zurückkommt, steht sein Gepäck am Steg und der Gondoliere ist verschwunden. Ein Mann sagt ihm, dass der Bootsführer keine Konzession hatte und dass er die wartenden Polizisten fürchtete.
Nach dem Abendessen erblickt Aschenbach in einer kleinen Gruppe polnischer Kinder und ihrer Erzieherin den etwa vierzehnjährigen Knaben Tadzio, der für Aschenbachs Augen "vollkommen schön ist". Am nächsten Morgen glaubt Aschenbach, "den fauligen Geruch der Lagune zu spüren" und denkt daran abzureisen. Aber nachdem er Tadzio wiederum erblickt, beschließt er zu bleiben. Immerwieder fällt ihm in den Gassen von Venedig eine ungesunde Schwüle und Dumpfheit auf und er denkt zum zweiten Mal an Abreise. Kurz vor der Abreise sieht er wieder den Inbegriff der Schönheit für ihn nämlich Tadzio. Durch seinen Anblick wird er dann doch von der Abreise abgehalten obwohl sein Gepäck irrtümlicherweise an den falschen Ort geschickt wurde. Er ist von nun an immer in Tadzios Nähe. Seine Frage nach dem eigentümlichen, fatalen Geruch, der in der Luft liegt bekommt er nur nichtssagende Antworten.
Eines Abends erscheinen Straßensänger, die den Hotelgästen vorsingen. Ein Mann sticht Aschenbach besonders ins Aug. Es weht ein starker Karbolgeruch von dem Mann zu Aschenbach auf die Terrasse. Tadzio ist auch unter den Zuhörern und Aschenbach glaubt, Tod und Schönheit beieinander.
Am nächsten Tag erfährt Aschenbach, dass in Venedig die Cholera grassiert. Als er bemerkt, dass Tadzio nicht abreist, beschließt er auch zu bleiben. Er verkleidet sch jugendlich und färbt seine ergrauten Haare schwarz um dem Jungen zu gefallen. Wenige Tage später sieht Aschenbach Tadzio am Strand, als der Junge ins Wasser gehen will. Aschenbach ist als ob Tadzio ihm zulächelt und winkt als ob er ihn auffordert ihm zu folgen. In diesem Augenblick stirbt Gustav von Aschenbach.
Charakterisierung Aschenbachs:
Aschenbach ist ein Mann, der zu seinem 50. Geburtstag geadelt wurde, worauf er überaus stolz ist. Aufgrund einer Schaffensmüdigkeit reist er nach Venedig, wo er sich in den 14jährigen Tadzio verliebt. Außerlich geschieht aber zwischen dem Dichter und Tadzio nichts höchstens ein unschuldiges Lächeln des Jungen. Seine Vernarrtheit zeigt sich in immer eigenartigeren Verhaltensweisen des alten Mannes. Kurz vor seinem Tod läßt er sich nur für Tadzio die leicht ergrauten Haare schwarz färben und schminkt sich jugendlich, obwohl er sich auf dem Schiff nach Venedig Über einen Greis, der sich als junger Mann verkleidet hat aufgeregt hat.
Thematik:
Aschenbach erleidet eine Anwandlung von Schaffensmüdigkeit, die in Reiselust umschlägt. So treibt es ihn nach Venedig und obwohl sich der Urlaubsort mit manchen Widrigkeiten darbietet, schlechte Witterung und eine sich ausbreitende Choleraepidemie eingeschlossen, verläßt er die Lagunenstadt nicht, gebannt von der Schönheit des anmutigen Tadzio. Am Meeresstrand, den Knaben im Blick, stirbt der Dichter schließlich.
In der Handlung taucht dreimal der gleiche physiognomische (den Gesichtsausdruck betreffend) Typus auf. Das verstärkt den Eindruck des Unausweichlichen, dass sich um Aschenbach entwickelt. Diese drei Personen haben einen bedeutenden Einfluß auf Aschenbach. Ohne den fremden Wanderer hätte er nie diese Reiselust bekommen. Die Fahrt mit dem Gondoliere hat auch etwas Angst einflößendes. Aschenbach glaubt entführt zu werden. Er versucht sich nicht zu wehren, sondern gibt sich dem Erleben widerstandslos hin, auch wenn ihn am Ende der Fahrt der Tod erwartet. Dies zeigt deutlich seine Verführbarkeit.
Als Aschenbach von der Choleraepidemie (Gallenbrechdurchfall) erfährt, hofft er, dass die polnische Familie nichts davon erfährt, um Tadzio nicht durch seine Abreise zu verlieren.
Persönliche Stellungnahme:
Ich bin die beiden Werke eher skeptisch angegangen, weil ich schon öfter gehört habe, dass Thomas Manns Werke eher langweilig zu lesen seien. Mir persönlich aber haben die beiden Novellen von Thomas Mann sehr gut gefallen. Es ist faszinierend, wie geschickt Thomas Mann die Leser an seine Geschichten fesselt. Bei Mario und der Zauberer zum Beispiel, wird am Anfang nur der Urlaub einer eigentlich nur am Rande beteiligten Familie erzählt. Eigentlich hat dieser Teil nicht viel mit dem Höhepunkt zu tun, außer, dass die gesamte Familie der Vorstellung beiwohnt. Und trotzdem beschreibt Thomas Mann den Aufenthalt der Familie mit allen Details.
Folien:
Thomas Mann
am 6. Juni in Lübeck geboren
Mitherausgeber des "Frühlingssturm, Monatsschrift für Kunst,
Literatur und Philisophie"
Studium an der Technischen Hochschule, München
Redakteur des "Simplicissimus"
Militärdienst
Heirat mit Katharina Pringsheim
Nobelpreis für Literatur
Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft, Tschechischer
Staatsbürger
Übersiedelung in die USA
Amerikanischer Staatsbürger
Rückkehr nach Europa, Niederlassungsbewilligung der Schweiz
Am 12. August im Kantonspital in Zürich gestorben
Wichtige Werke
Gefallen (Erste Novelle)
Beginn mit Buddenbrooks
Der kleine Herr Friedemann
Buddenbrooks, Verfall einer Familie. 2 Bände
Tristan
Fiorenza
Königliche Hoheit
Vorarbeiten zu den Bekenntnissen des Hochstaplers Felix Krull
Der Tod in Venedig
Der Zauberberg
Mario und der Zauberer
Doktor Faustus, Das Leben des deutschen Tonsetzers
Adrian Leverkühn, erzählt von einem Freunde
Die Entstehung des Doktor Faustus
Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull, Der Memorien erster
Teil
Zusammenfassung:
Thomas Mann
Thomas Mann wurde am 6. Juni 1875 als zweiter Sohn des Senators Thomas Johnann Heinrich Mann und seiner Ehefrau Julia in Lübeck geboren. 1893 war er Mitherausgeber des "Frühlingssturm. Monatsschrift für Kunst, Literatur und Philosophie." Ging vom Gymnasium ab, übersiedelte mit der Mutter nach München. Danach wurde er Volontär bei einer Feuerversicherungsgesellschaft. 1895 - 1896 studierte er an der Technischen Hochschule in München. Danach lebte er ein Jahr in Rom und begann 1897 mit seinem Werk "Buddenbrooks, Verfall einer Familie". 1905 heiratete er Katharina Pringsheim mit der er sechs Kinder hatte. 1929 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Emigrierte nach Küsnacht bei Zürich, wo er 5 Jahre wohnte. 1938 übersiedelte er in die USA (1944 amerikanischer Staatsbürger). Erst 1952 kehrte er nach Europa zurück und lebte in der Schweiz. Am 12. August 1955 starb er in Zürich.
Wichtige Werke:
Gefallen (Erste Novelle)
Buddenbrooks. Verfall einer Familie, 2 Bände
Der Tod in Venedig
Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull, Buch der Kindheit
Mario und der Zauberer
Doktor Faustus
Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull. Der Memoiren erster
Teil
Mario und der Zauberer
Inhalt:
Die Novelle "Mario und der Zauberer" spielt in Italien genauer gesagt in Torre di
Venere und handelt von einer vierköpfigen deutschen Familie, die im Italien der
20er Jahre ihren Sommerurlaub verbringt. Im ersten Teil der Novelle wird das Leben in Torre di Venere dargestellt. Die Kinder werden durch Plakate auf die Vorstellung des Zauberkünstlers Cavaliere Cipolla aufmerksam.Weil die Kinder keine Ruhe geben entschließen sich die Eltern diesem Ereignis beizuwohnen. Ziemlich schnell wird ihnen klar, dass es sich nicht um eine Zaubervorstellung handelt. Der verkrüppelte Cipolla zeigt deutlich, dass man mit richtig angewendeter Rhetorik und gekonnter Hypnose die Psyche einzelner Zuhörer, sowie der ganzen Zuhörerschaft beeinflussen kann. Mit Hilfe dieser Mittel sowie einer Reitpeitsche, die er durch die Luft schnalzen läßt, zieht er die Hörerschaft in eine Art Bann und nutzt diesen, um einige imponierende und interessante Darbietungen aufzuführen. Dies allerdings immer auf Kosten von Teilen des Publikums. Während der Pause überlegt die Familie zu gehen, zumal es schon sehr spät ist und die Kinder müde sind. Da die Kinder aber nicht vorzeitig die Vorstellung verlassen wollen, entschließt man sich noch zu bleiben. Nach der Pause legt Cipolla erst richtig los. Immer wieder macht er Scherze auf Kosten einzelner Besucher, die er vor allen Zuschauern bloßstellt. Allerdings stößt er bei einem Herrn, der sich nicht beeinflussen lassen will auf vehementen Widerstand. Zuletzt wird Mario der Kellner auf die Bühne gebeten. Durch geschickte Kombination von Hypnose, Einredungskünsten und der Reitpeitsche entlockt Cipolla dem jungen Mann die intimsten Wünsche, die er vor der gesamten Zuhörerschaft preisgibt. Der Zauberer gaukelt Mario vor, er sei das Mädchen Silvestra, wegen dem er Liebeskummer hat, und treibt ihn sogar soweit, dass dieser ihn küßt. Unter schallendem Gelächter verläßt Mario gedemütigt die Bühne. Getrieben von Pein zieht er eine Waffe und erschießt Cipolla. Erleichtert verläßt die Familie fluchtartig den Schauplatz des Geschehens.
Charakteristik:
Cipolla zeichnet sich durch strenge Ernsthaftigkeit aus. Er lehnt alles Humoristische ab. Er hat sich eigentlich unter falscher Voraussetzung eingeführt. Als Zauberer und Taschenspieler kündigt er sich an aber eigentlich ist er ein Hypnotiseur, der Spannungen im Saal sucht und diese für seine Zwecke ausnützt. Er spielt die Zuschauer gegeneinander aus ohne Rücksicht auf ihre geheimsten Gefühle. Sein Spott gegen Einzelpersonen wird vom Publikum als Spaß angesehen und es glaubt, dass dergleichen dazugehöre. Cipolla geht noch einen Schritt weiter, als es seine Theorie fordern würde. Er demonstriert nicht nur das Wesen der Macht, sonder auch deren Mißbrauch. Seine boshafte Feindseligkeit läßt ihn vor nichts haltmachen, er dringt frech in die innersten Regungen, in die sorgsam gehüteten schmerzlichen Geheimnisse seiner Opfer ein, um in hämischer Freude mit ihnen zu spielen, sie zu verwirren. Cipolla zerrt in höhnischer Weise das tiefste Erlebnis Marios, seine hoffnungslose Liebe zu Silvestra, aus ihm hervor, er zwingt ihn, in ihm selbst, dem häßlichen Krüppel, Silvestra zu küssen. Somit gibt er ihn dem Hohn und dem Gelächter des Publikums preis. Er beleidigt seine tiefsten Gefühle und seine Menschenwürde. Durch diese Handlung hat er Marios kopflose Tat, ihn zu erschießen, selbst zu verantworten.
Mario ist der Kellner, der die Familie im Café "Esquisito" einige Male bedient. Er ist ein Mensch, der seine Gefühle nicht gerne öffentlich zugibt. Die Familie dürfte ihm sympathisch sein, denn er lächelt die Kinder im Café einige Male an, was sonst nicht seine Art ist. Auch sie mögen ihn sehr. Besonders die Kinder haben den Kellner in ihr Herz geschlossen. Mario ist ein Mensch, der seine Gefühle nicht zeigen kann. Deshalb schämt er sich bei der Zaubervorstellung als Cipolla seine innersten Wünsche und Sehnsüchte für das gesamte Publikum freilegt so sehr, dass er sogar in der Lage ist seinen Peiniger zu töten. Das ist eine unerwartete Wendung, denn man hätte so eine Tat nie von ihm erwartet.
Charakterisierung des Publikums der Zaubervorstellung:
Das Publikum besteht größtenteils aus den Bewohnern Torres, einige Gäste von außerhalb sind auch dabei. Die einfachen Besucher befinden sich auf Stehplätzen, während sich die gehobene Gesellschaft auf Stühlen niedergelassen hat. Das Publikum hat viele Gesichter, von den drei wohl am auffälligsten sind: zum einen ein Herr aus Rom, der den Widerstand verkörpert. Er stellt sich gegen die willensraubende Rhetorik Cipollas, muß aber dann klein beigeben.
Zum anderen gibt es den Jüngling, der sich immer wieder anbietet, das Versuchsobjekt für Cipolla zu spielen und alles mit sich machen läßt. Er verkörpert ganz eindeutig die breite Masse der Mitläufer.
Das dritte Gesicht ist das des Mario. Er tötet Cipolla, den Peiniger. Er ist zu denen zu zählen, die erst nach der Erkenntnis zum aktiven Widerstandskämpfer werden.
Thematik:
Thomas Mann will mit dieser Novelle aufzeigen, wie ein machtbesessener, diktatorischer Mensch zum Ziel kommen kann, indem er auf Kosten Einzelner die Masse, oder besser die Mitläufer, amüsiert und die machtinstrumente eines Diktators einsetzt: Rhetorik, um die Masse zu begeistern, Massenhypnose, um die Psyche der Einzelnen zu beeinflussen und Brutalität, um sich Respekt zu verschaffen. Das Element der Brutalität ist bei Cipolla seine Reitpeitsche, die er immer wieder bedrohlich durch die Luft zischen läßt. Er redet den Leuten mit wortverdreherischen Mehoden ein, es würde ein Wohlgefühl eintreten, wenn sie willenlos seien.
Thomas Mann will aber noch etwas anderes aufzeigen. Er erzählt, dass die Familie während der Pause darüber nachgedacht hat, die Vorstellung zu verlassen, sicher auch wegen der Kinder, aber höchst wahrscheinlich wegen der Art mit der Cipolla mit den Menschen umsprang. Und nach der Pause, so berichtet er weiter, legt Cipolla erst richtig los. Die Familie hätte etwas bewirken können, wenn sie gegangen wäre. Vielleicht wäre ihrem Beispiel jemand gefolgt und dann hätte es nicht zu dieser Tragödie kommen müssen. Aber sie waren genauso wie die anderen einerseits fasziniert von den Fähigkeiten des Zauberers und andererseits waren sie wie gefesselt von seiner Beeinflussung.
Der Tod in Venedig
Inhalt:
Der Schriftsteller Gustav von Aschenbach sieht bei einem Spaziergang einen fremden Wanderer, den er eine geraume Zeit genau mustert. Diese Begegnung weckt in Aschenbach eine plötzliche Reiselust. Zwei Wochen später gelangt Aschenbach über einige Umwege nach Venedig. Von der Anlegestelle bis zur Dampferstation will er eine Gondel nehmen. Doch der Gondoliere bringt ihn statt zur Dampferstation gleich zu seinem eigentlichen Reiseziel dem Lido. Als sie dort ankommen geht Aschenbach ins Hotel um das Geld für den Gondoliere zu wechseln. Als er wieder zurückkommt, steht sein Gepäck am Steg und der Gondoliere ist verschwunden. Ein Mann sagt ihm, dass der Bootsführer keine Konzession hatte und dass er die wartenden Polizisten fürchtete.
Nach dem Abendessen erblickt Aschenbach in einer kleinen Gruppe polnischer Kinder und ihrer Erzieherin den etwa vierzehnjährigen Knaben Tadzio, der für Aschenbachs Augen "vollkommen schön ist". Am nächsten Morgen glaubt Aschenbach, "den fauligen Geruch der Lagune zu spüren" und denkt daran abzureisen. Aber nachdem er Tadzio wiederum erblickt, beschließt er zu bleiben. Immerwieder fällt ihm in den Gassen von Venedig eine ungesunde Schwüle und Dumpfheit auf und er denkt zum zweiten Mal an Abreise. Kurz vor der Abreise sieht er wieder den Inbegriff der Schönheit für ihn nämlich Tadzio. Durch seinen Anblick wird er dann doch von der Abreise abgehalten obwohl sein Gepäck irrtümlicherweise an den falschen Ort geschickt wurde. Er ist von nun an immer in Tadzios Nähe. Seine Frage nach dem eigentümlichen, fatalen Geruch, der in der Luft liegt bekommt er nur nichtssagende Antworten.
Eines Abends erscheinen Straßensänger, die den Hotelgästen vorsingen. Ein Mann sticht Aschenbach besonders ins Aug. Es weht ein starker Karbolgeruch von dem Mann zu Aschenbach auf die Terrasse. Tadzio ist auch unter den Zuhörern und Aschenbach glaubt, Tod und Schönheit beieinander.
Am nächsten Tag erfährt Aschenbach, dass in Venedig die Cholera grassiert. Als er bemerkt, dass Tadzio nicht abreist, beschließt er auch zu bleiben. Er verkleidet sch jugendlich und färbt seine ergrauten Haare schwarz um dem Jungen zu gefallen. Wenige Tage später sieht Aschenbach Tadzio am Strand, als der Junge ins Wasser gehen will. Aschenbach ist als ob Tadzio ihm zulächelt und winkt als ob er ihn auffordert ihm zu folgen. In diesem Augenblick stirbt Gustav von Aschenbach.
Charakterisierung Aschenbachs:
Aschenbach ist ein Mann, der zu seinem 50. Geburtstag geadelt wurde, worauf er überaus stolz ist. Aufgrund einer Schaffensmüdigkeit reist er nach Venedig, wo er sich in den 14jährigen Tadzio verliebt. Außerlich geschieht aber zwischen dem Dichter und Tadzio nichts höchstens ein unschuldiges Lächeln des Jungen. Seine Vernarrtheit zeigt sich in immer eigenartigeren Verhaltensweisen des alten Mannes. Kurz vor seinem Tod läßt er sich nur für Tadzio die leicht ergrauten Haare schwarz färben und schminkt sich jugendlich, obwohl er sich auf dem Schiff nach Venedig Über einen Greis, der sich als junger Mann verkleidet hat aufgeregt hat.
Thematik:
Aschenbach erleidet eine Anwandlung von Schaffensmüdigkeit, die in Reiselust umschlägt. So treibt es ihn nach Venedig und obwohl sich der Urlaubsort mit manchen Widrigkeiten darbietet, schlechte Witterung und eine sich ausbreitende Choleraepidemie eingeschlossen, verläßt er die Lagunenstadt nicht, gebannt von der Schönheit des anmutigen Tadzio. Am Meeresstrand, den Knaben im Blick, stirbt der Dichter schließlich.
In der Handlung taucht dreimal der gleiche physiognomische (den Gesichtsausdruck betreffend) Typus auf. Das verstärkt den Eindruck des Unausweichlichen, dass sich um Aschenbach entwickelt. Diese drei Personen haben einen bedeutenden Einfluß auf Aschenbach. Ohne den fremden Wanderer hätte er nie diese Reiselust bekommen. Die Fahrt mit dem Gondoliere hat auch etwas Angst einflößendes. Aschenbach glaubt entführt zu werden. Er versucht sich nicht zu wehren, sondern gibt sich dem Erleben widerstandslos hin, auch wenn ihn am Ende der Fahrt der Tod erwartet. Dies zeigt deutlich seine Verführbarkeit.
Als Aschenbach von der Choleraepidemie (Gallenbrechdurchfall) erfährt, hofft er, dass die polnische Familie nichts davon erfährt, um Tadzio nicht durch seine Abreise zu verlieren.
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