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Referat 'Jugendlichkeit' als Wert und Leitbild modernen Lebensstils im 20. Jh.

philosophie referate

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'Jugendlichkeit' als Wert und Leitbild modernen Lebensstils im 20. Jh.

Referat von Henrik Pantle

1. Einleitung

In diesem Referat sollen im ersten Teil die Begriffe Lebensstil und Jugendlichkeit eingeführt werden. Der zweite Teil des Referats beschäftigt sich mit dem 'In-Sein' der Jugendlichkeit und daß damit, daß Wert und Leitbild des modernen Lebensstils Individualisierung und Selbstbestimmung sind.
Individualisierung und Selbstbestimmung als Wert waren bis nach der Hälfte unseres Jahrhunderts 'das Recht der Jugend'; die Ausführungen werden zeigen, daß Individualisierung und Selbstbestimmung auch nur für privilegierte Heranwachsende möglich waren. Abschließend stellt sich die Frage, in wie weit o. g. Werte und Leitbilder lediglich mit 'Jugendlichkeit' bezeichnet werden und welche Probleme für Jugendliche entstehen, ihren höchst eigenen Lebensstil auszuprägen.
Bei der Lektüre zeigte es sich, daß Jugendlichkeit als Begriff in der Literatur kaum vorkommt. So mußten Überschneidungen aus den Quellen zu Jugend und Lebensstil gefunden werden.


2. Jugendlichkeit und Lebensstil

2.1 Lebensstil

(Becher)
In der Verwendung des Begriffs Lebensstil trifft man am ehesten auf die Zuordnung zur Freizeitsphäre. Als Beispiele für einen bestimmten Lebensstil werden etwa die Wahl bestimmter Speisen und Getränke, Mode, Wohnungseinrichtungen und Musik- oder Sport- Vorlieben genannt. All dies gehört vorrangig zum Privatleben. Für kulturwissenschaftliche Untersuchungen mag dieser Aspekt am interessantesten scheinen, doch der Lebensstil- Begriff umfasst neben sozialen und kulturellen Erfahrungen als Orientierungsmuster auch ökonomische und politische Ursachen. Ökonomische Ursachen durch Beruf, Status, Einkommen sowie politische Ursachen im Maß der Freiheit, welches die Politik dem einzelnen gewährt oder vorenthält.
Dies wird in den frühen Deutungen des Lebensstilbegriffs von Max Weber berücksichtigt. Er verwendet die Begriffe 'Lebensführung' und 'Stilisierung des Lebens'. in seiner Unterscheidung von Klassen, Ständen und Parteien. Dabei hat der Begriff 'Lebensführung' mehr den Akteur oder eine Gruppe von Handelnden im Auge, 'Stilisierung des Lebens' beschreibt die ritualisierten Handlungen.
Pierre Bourdieu führt den Habitus als zentralen Schlüsselbegriff ein; damit meint er Dispositionen, die auf ein System verinnerlichter Wahrnehmuns- und Handlungsmuster zurückgehen, die allen Mitgliedern einer Gruppe oder Klasse gemeinsam sind. Diese Handlungsmuster stammen also aus der objektiven Realität sozialer Strukturen, sind aber von den Individuen aufgenommen, verarbeitet, gelernt und internalisiert. Dies soll hier genügen um die Komplexität des Lebensstil-Begriffs deutlich zu machen. Wenn verschiedene Lebensweisen als Lebensstile gelesen werden sollen, ergibt sich die Schwierigkeit, daß man sich an den jeweils dominanten Formen zu orientieren hat. Was nun als 'dominant' zu gelten habe, läßt sich nicht einfach mit 'mehrheitlich' gleichsetzen; neue Entwicklungen werden zunächst von einer Avantgarde aufgegriffen und ausgebildet, bevor sie zum vorherrschenden Typus werden, neben dem ältere Lebensweisen noch lange bestehen können. So ist unzweifelhaft, daß 'moderner Lebensstil' aus der urbanen Lebensweise hervorgeht und sich weitgehend in der Auseinandersetzung mit städtischen und dann industriell bestimmten Lebensbedingungen entwickelt.
Mittlerweile dürften die Stadt/Land-Unterschiede durch die Schnelligkeit sowie ständige Präsenz der Medien und der hohen individuellen Mobilität aber immer schneller ausgeglichen werden.


2.2 Jugendlichkeit

(Liesenfeld)
Jugendlichkeit bezeichnet die charakteristischen Eigenschaften der 'Jugend'. Dabei bedeutet Jugend genauso die Jugendzeit wie die Jugendlichen selbst. Der Lebensabschnitt zwischen Kindheit und Erwachsensein ist gekennzeichnet mit dem suchen nach einem Lebenspartner und einem Beruf, d. h. Existenzsicherung. Einhergehend geschieht die Abnabelung von der 'Fremdbestimmtheit' durch die Eltern. Zum Jugendbild aller Zeitsrömmungen gehören Kraft, Energie, Stärke, jenes Urvertrauen zu sich selbst, einzig und allein resultierend aus der Tatsache des Jungseins, aber auch des Mangels an Erfahrungen. In der Romantik finden wir Jugendlichkeit in der Person des Taugenichts, der Freisein, Lebensfreude, bukolisches Genießen, Einssein mit der Natur und Abenteuerlust, himmelhoch jauchzend oder zu Tode betrübt in eine für ihn unerschöpfliche Zeit einbettet. Um diese geht es auch Faust, der sogar, um seine Jugend wieder zu erlangen, bereit ist, seine Seele an Mephisto zu verkaufen. Denn nur so scheint Faust seine Neugier, seinen Wissensdurst und seinen Drang nach Erkenntnis befriedigen zu können. Einen weiteren Aspekt liefern die verschiedenen Solidarisierungen junger Menschen im Laufe der Geschichte. Anzuführen ist das oppositionelle, aufrührerische Element, das mit unterschiedlichen Inhalten und Zielsetzungen etwa in der Französischen Revolution, in den napoleonischen Freiheitskriegen oder aber auch in der Studentenbewegung der achtundsechziger Jahre und die Friedensbewegung der achziger Jahre zum Tragen kam. Generell kann behauptet werden, daß vor allem in der Jugendzeit in einer Gruppe Gemeinschaftserlebnise gemacht werden. Dabei muß die Gruppe nicht unbedingt oppositionell ausgerichtet sein.
Wenn der Abschnitt des Jugendalters als 'zwischen Kind und Erwachsener' definiert ist, haben viele Jugendliche eine Jugend ohne viel Jugendlichkeit erlebt. Jugendlichkeit für alle Jugendliche einer Generation gibt es erst seit diesem Jahrhundert: 'Das Bild einer sozialen Eigenwelt der Jugend lebt von dem Bewußsein eines Eigenwertes der Jugendzeit, die sich auch als Recht der Jugend auf eine autonome soziale Stellung im Gesellschaftsganzen' dokumentieren muß' meint der Soziologe Schelsky. Die Ausbildung eines solchen Eigenwertes ist, nach Rosenmayr, in 'patriarchalisch strukturierten archaischen Gesellschaften mit punktuellen Herrschaftssitzen ..', die auf der 'Unterordnung des Sohnes unter den Vater oder Männerbund' basieren, nicht gegeben. Demnach scheint im Mittelalter und in der frühen Neuzeit eine Jugendphase in ihrer Eigengesetzlichkeit lediglich für bestimmte Gruppen wie etwa die höfischen Knappen oder die fahrenden Scholaren möglich gewesen zu sein. Auch in der Gesellschaft des frühen 18. Jahrhunderts blieb das Ausleben diverser Spielarten von Jugendlichkeit bloß einer elitären, kleinen Gruppe vorbehalten. Für das Gros der damaligen Bevölkerung herrschte jedoch drückende Not, die kaum Freiräume zuließ. So war auch die Gesellenwanderung, die vielfach als ein Zeichen der Freiheit und 'Freizügigkeit' dargestellt wird, meist eine Phase größter ökonomischer Unsicherheit und Entbehrung. Ledige Dienstboten unterstanden der Verfügungsgewalt des Hausherrn.
Im ausgehenden 19. Jahrhundert in Berlin suchten soziale Einrichtungen, Fürsorgevereine und Obdachlosenasyle der Not der Arbeitslosen entgegen zu wirken und vom Land stammende Dienstmädchen mußten in den städtischen Familien des Bürgertums als isolierte, sozial tief stehende Klasse oft mehr als 16 Stunden pro Tag ihre Arbeit leisten. Dagegen frönten in den Verbindungskneipen Studenten und 'Alte Herren' bei Bier und in 'voller Wichs' lauthals ihrer Jugend mit dem

<Q>'Gaudeamus igitur iuvenes dum sumus '</Q>

Der Heidelberger Ethnologe Mühlmann stellt fest: 'Nur unter den seltenen Bedingungen einer stabilen Existenzgesichertheit (Wegfall der Sorge um die unmittelbare Befriedigung der elementaren Lebensbedürfnisse, ausgedehnte Friedenszone) kann sich so etwas wie eine OHeimweltO entwickeln, wo im milden Klima pädagogischer Zuwendung spezifisch jugendliche Eigenschaften wie Sorglosigkeit, Übermut, Spielfreude, aber auch Diposition zur Revolte, gedeihen.'


3. Jugendlichkeit als Lebensstil

3.1 Jugendlichkeit ist 'in'

(Liesenfeld)
Der größte Unterschied des Jugendbildes unserer heutigen Industrie- und Freizeitgesellschaft ist der, daß dieses Jugendbild nicht mehr auf die Generation der sich in diesem Alter befindlichen Personen beschränkt bleibt.
Jugendliche aller Schattiereungen lächeln von Plakat- und Leinwänden auf uns herab und vermitteln unterschwellig oder aufdringlich: kosmetisches Gepflegtsein und Sportlichkeit sind 'ein muß'. Beides steht für Jugendlichkeit oder aber ist bemüht, diese zu stimulieren bzw. zu ersetzen.
Unzählige Beispiele vor allem aus Kosmetik- Mode-, Erfrischungsgetränke- und Lebesmittelwerbung belegen dies. <Beispiele sammeln >Ein Grund hierfür ist sicherlich auch, daß heute Jugendliche selbst eine große zu bewerbende Konsumentengruppe sind, nicht nur weil die Jugendphase mittlerweile oft bis zum 30. Lebensjahr dauert. Nicht nur wenn wir die 'Mode-Seiten' sondern auch wenn wir die Annoncenteile von Illustrierten und Zeitungen aufschlagen sehen wir, wie sehr jugendliches Aussehen gefragt ist oder zumindest angepriesen wird: Schlankheitstrunks, Anti-Fältchen-Cremes, Diät-Käse und -Wurst sowie Schönheits- und Fitnesskuren werden an die Frau oder den Mann gebracht. In diversen Frauenzeitschriften finden sich auch regelmässig die Anzeigen der 'Kosmetischen Chirurgie' für diejenigen, welche meinen es hülfe nur noch das Skalpell.
Ein Blick in die Partnerschafts- und Heiratsinserate bestätigt das 'In-Sein' von Jugendlichkeit. Oft finden sich Formulierungen wie 'Jugendlicher Endvierziger, gutaussehend, sportlich sucht ' oder 'Er, 38, erfolgreich im Beruf, wünscht attraktive junge Frau bis 30, zwecks '
Aber auch der u. U. aus der Fernsehwerbung bekannte ' Herr Kaiser, der Mann von der Hamburg-Mannheimer' ist durch einen jüngeren Darsteller 'modernisiert' worden. Für eine Bausparkasse wirbt ein Model so, wie es auch für koffeinfreien Kaffee, oder besonders bequeme Binden posieren könnte. Mit Studentenservice und besonderen Konditionen vermittlen Banken und Versicherungen Offenheit, Aufgeschlossenheit, Freundschaftlichkeit, Partnerschaftlichkeit, Dynamik etc. Dies ermöglicht den Institutionen einerseits, sich selbst einen jugenlichen Anstrich zu geben und andererseits, ihre Geschäftsintressen hinter dem jugendlichen Image zu verschleiern.
An dieser Stelle wenigstens erwähnt werden muß auch die Sprache, sowie Musikvorlieben als Indikator für Jugendlichkeit.
Ebenso wäre Jugendlichkeit in der Mode ein Thema für ein extra Referat, an dieser Stelle lediglich folgendes: Wer trägt heute keine Blue-Jeans?
Wenn festgestellt wird, daß Jugendlichkeit heute besonders 'in' sei, darf allerdings nicht vergessen werden, daß der Wunsch nach immerwährendem Jung-Sein ein nicht sehr neuer ist. Unzählige Geschichten und Volkslieder von Jungbrunnen oder -bädern, welche ihren Nutzern sofortige und unter Umständen immerwährende Jugend bringen und 'Altweibermühlen', in denen Frauen zu jungen Mädchen gemahlen werden, geben davon Zeugnis.


3.2 Individualisierung und Selbstbestimmtheit als moderner Lebensstil

(Baacke / Becher)
Jugend ist zur Aufgrund ihrer Zahl und ihrer Kaufkraft Modemacht geworden. Sie ist auch Trendsetter: was Töchter und Söhne tragen, regt oft Mütter und Väter an, führt sie zur Nachahmung. In der Mode ist der Vorgang retroaktiver Sozalisation (nicht: Altere führen jüngere in die Welt ein, sondern umgekehrt) besonders Aktiv und vehement. Weiter: Jugendmode ist ein Spielfeld für Orgiginalität für alle.
Stil und Mode hängen zusammen. Ihre gemeinsame Leistung ist die Entdeckung und Förderung der Individualität. Heranwachsende suchen sich einen Lebensstil, der zu ihrer Persönlichkeit passt. Da die Persönlichkei erst im Begriff ist, sich zu festigen, ist die Wahl eines Lebensstils nicht unbedingt eine Entscheidung für längere Zeit. Zu unterstreichen ist aber, daß so eben gerade Jugenliche ihren eigenen, persönlichen Lebensstil wählen, bzw. zumindest suchen.
Dieses selbstständige suchen und ausprobieren von verschiedenen Lebensstilen oder auch Trends oder Moden war bis in die 68er der Jugend oder Künstlern vorbehalten. Bis in die fünfziger- sechziger Jahre hinein war der neue Wohlstand und der damit verbundene Konsum ein hohes Ziel, für das es sich lohnte seine ganze Arbeitskraft in seinen Dienst zu stellen. Schon vor 1968 fragten sich nicht nur Studenten ob es nicht wichtiger wäre ein erfülltes Leben, persönliche Entfaltung und solidarische Tugenden anzustreben. Erfülltes Leben - das hieß für die meisten Menschen: ein selbstbestimmtes Leben. Wichtiger als religiöse Orientierung aber auch berufliche Motive ist der Bereich der Freizeit und des Privatlebens geworden, welcher am ehesten nach eigenen Vorstellungen gestaltet werden kann. Für junge Menschen unvorstellbar ist wohl auch die Zunahme der Selbstbestimmung der Frauen. Berufstätigkeit und veränderte Wertvorstellungen der Gesellschaft ermöglichen die Unabhängigkeit und bei Bedarf die Trennung vom Mann. Aber auch die Selbstbestimmtheit der Männer nahm zu, immer mehr konnten sich Kinder gegen die Erwartungen und Vorstellungen ihrer Elten durchsetzen; dies nicht zuletzt deshalb, weil Einkommenssicherung im Alter voll und ganz vom Staat übernommen wurde.

Früher legte der 'Erfolgsmensch' seine Jugendlichkeit ab. Es zählte ein fester Lebenspartner und die zugehörige glückliche Familie. Der Beruf (des Mannes) mußte Verantwortung und Geltung mit sich bringen und finanzielle Sicherheit schaffen. Ein Ausscheiden aus dem Beruf war nur aufgrund eigenem, groben Versagen denkbar. Kurzum: Es zählt die Seriosität.

Heute nimmt der 'Erfolsmensch' familiäre Bindungen weniger wichtig. Die Partnerwahl erfolgt nicht mehr unbedingt für das ganze Leben, wenn eine feste Beziehung nicht sowieso generell in Frage gestellt wird. Weiter wird die Enttabuisierung des Sexualverhaltens und Formen der Zärtlichkeit von Jugendlichen übernommen. Der Arbeitsplatz ist auch bei erfolgreicher Erfüllung der Position nicht mehr sicher. Die geforderte Tugend lautet: Mobilität und Flexibilität.
Die fortschreitende Technisierung des Alltags fordert eine weitere jugendliche Eigenschaft von allen Mitgliedern der Gesellschaft ein: Die Fähigkeit und der Wille ständig zu lernen und sich auf einmal gelerntes nicht zu verlassen. Als Beispiel sei nicht nur der Computer auf dem Schreibtisch, sondern auch moderne Fahrkartenautomaten, Viedeorecorder und Automobile genannt.

Die sogenannte O68er-Generation, mit ihren im Vergleich zur Vorher-Generation auffällig anderen Werten, wuchs mit den Jahren zu einer starken Bevölkerungs- und auch Konsumentenschicht heran. Damit bilden sie eine wertebildende Gruppe in der Gesamtgesellschaft. Sie werden nicht mehr unbedingt als die Nachfolge-Generation wahrgenommen, weil sie entweder keine Jugendlichen mehr sind oder weil sie als Konsumenten genauso umworben und ernst genommen werden, wie die Erwachsenen. Der Wertewandel der (ehemals) Jugendlichen wächst zum allgemeinen Wertewandel heran. Auch so kann jugendlicher Lebensstil oder zumindest jugendliche Wertvorstellungen vom sogenannten modernen Lebensstil übernommen werden. Durch das 'In-Sein' von Jugendlichkeit wird diese Übernahme natürlich gefördert.


4. Schluß

(Becher / Hüetlin)
Durch die Massenmedien und den Massenkonsum, werden die Besonderheiten von Sub- und d. h. vor allem Jugendkulturen breitenwirksam und dadurch von immer mehr Leuten benutzt. Um Subkultur zu erhalten, müssen neue Besonderheiten gefunden werden welche dann erneut vom Mainstream 'dankbar' aufgegriffen werden.
Wenn das Phantom Generation X überhaupt etwas mehr ist als ein Buch, dann hat es mit der modernen Welt ganz gut klarzukommen, auch mit der Werbung. Keine Generation hat die Flucht vor dem Mainstream besser perfektioniert, keine Generation ist durch das Erfinden neuer Trends und Minitrends immer schneller auf der Flucht.
Der Veränderungswille war von allem Anfang an mit dem Programm der Moderne verbunden. Er hat sich in der Gegenwart zu einem 'Anarchismus der Sile und Denkrichtungen' potenziert, dem eine gewisse Beliebigkeit innewohnt. Man sieht darin ein Signum der Postmoderne, die an die Stelle einer erschöpften und obsolet gewordenen Moderne getreten sei. Es fragt sich nur, ob die freie Verfügung über kulturelle Muster und das Vorhandensein alternativer Lebensformen tatsächlich einen 'postmoderenen' Lebensstil charakterisieren oder nicht vielmehr das Programm der Moderne, so wie es die Aufklärung des 18. Jahrhunderts formulierte, zu einem voläufigen Abschluß bringen.

Es ist unübersehbar, wie stark Politik und öffentliche Meinung einen Typus favorisieren, der jung, leistungsorientiert und leistungsstark, sein Leben und seine Arbeit selbständig meistert und keine öffentliche Hilfe nötig hat. Was diesem Bilde widerspricht: Krankheit und Behinderung, Alter und Tod, Tatsachen also, mit denen ein jeder eines Tages konfrontiert sein wird, werden weitgehend aus dem Bewußtsein verdrängt.


5. Literatur

Becher, Ursula A. J. 'Geschichte des modernen Lebensstils' München: Beck 1990.

Liesenfeld, Gertraud 'Wir sind jung, die Welt ist offen Vom OIn-SeinO der Jugendlichkeit' in: Beitl, Klaus (Hg.) 'Gegenwartsvolkskunde und Jugendkultur' Wien: Östereichische Akademie der Wissenschaften 1987.

Baacke, Dieter 'Jugend und Mode' Opladen: Leske + Budrich 1988.

Hüetlin, Thomas 'Zielgruppe X' in SPIEGEL special Nov 1994.

?, 'Eine infantile Gesellschaft' in SPIEGEL 9/97 S. 222, 224.

Bly, Robert 'Die Kindliche Gesellschaft, München 1997.


Henrik Pantle Erstellt am 07-02-96, zuletzt geändert am 01-05-97



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