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Die Tendenz Ende des vorigen Jahrhunderts, mechanisierte Einheiten zu panzern, brachte eine neuartige Abwehrwaffe hervor. Herkömmliche Munition hatte großteils keine panzerbrechende Wirkung, sodaß andere Möglichkeiten der Bekämpfung gesucht wurden. Verschiedene Berichte datieren erste Versuche in Richtung Hohlladung zurück auf 1883. Der erste großangelegte Panzerangriff fand am 8. 8. 1918 bei Amiens an der Somme statt. Effektive Gegenmaßnahmen fanden jedoch erst später ihre Verwendung: Der Angriff auf das belgische Fort "Eben Emael" von deutschen Truppen am 10. 5. 1940 zeigte ganz klar, daß Panzer(ungen) nicht länger eine unbekämpfbare Wunderwaffe waren.
Die Grundlage für die Benützung des
Hohlladungseffekts stellt die Tatsache dar, daß konventionelle, massive
Projektile und herkömmliche Sprengladungen von stärkeren Panzerungen relativ
leicht abgehalten werden können.
Die Wirkung der HL beruht auf der Bildung eines konzentrierten Staudruckstrahles, der sich bei der Detonation der Granate bildet (Fig.B). Dieser Staudruckstrahl hat einen geringen kreisförmigen Querschnitt von 2-3 cm Durchmesser und extrem hohe Energie. Er trifft auf das Ziel mit einer typischen Geschwindigkeit von 6000-8000 m/s auf und entwickelt einen fokussierten Druck von etwa 10⁷ kg/cm².
Die Wirkung ist unabhängig von Auftreffgeschwindigkeit und -winkel (Mindestauftreffwinkel: 10°). Diese Effizienz wird sogar erreicht, wenn die Granate nicht abgeschossen, sondern nur auf das Ziel "gelegt" wird.
Die einzigen Variablen, die die Wirkung beeinflussen, sind
Entfernung zu der Zieloberfläche
Art des Sprengstoffs
Form der Hohlladung
Die wichtigste Voraussetzung für die Bildung des Staudruckstrahles liegt in der besonderen Form der Sprengladung. Während bei einer Sprenggranate die Ladung verwendet wird, die Granate zu zerreißen, so wird in diesem Falle die Wirkung und Bildung des Staudruckstrahles durch einen Hohlraum in der Sprengladung erreicht. Die HL besitzt eine zur Granatspitze hin geöffnete kegelförmige Höhlung mit einem Öffnungswinkel von bis zu 90°. Gewöhnlich trennt Ladung und Hohlraum eine Kupfereinlage.
Trifft das Geschoß auf eine Panzerplatte auf, so wird durch einen piezoelektrischen Bodenzünder die Detonation von hinten eingeleitet. Der aktivierte Sprengstoff verformt mit fortschreitender Detonationsfront das Einlagematerial von der Kegelspitze beginnend und drückt es in der Ladungsachse zusammen. Es erfolgt eine Teilung der Einlageelemente in einen Staudruckstrahl, der mit hoher Geschwindigkeit aus dem Hohlraum austritt und einen wesentlich langsamer nachfolgenden "Stößel" (ca. 1000-2000 m/s). Die panzerbrechende Wirkung wird allein durch den Staudruckstrahl hervorgerufen, der Stößel ist an ihr nicht beteiligt. Unter der hohen Beanspruchung weicht das Material der Panzerplatte am Auftreffpunkt des Staudrucks aus. So entsteht ein Deformation ähnlich dem einer von einem starken Wasserstrahl getroffenen Wasserfläche. Der Strahl bohrt sich tiefer in die Panzerung und durchdringt sie im "Idealfall".
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