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Referat Definition der Intelligenz - Die Entwicklung der Intelligenz, Vererbung und Umwelt

projekt referate

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Inhaltsverzeichnis



Definition der Intelligenz

Die Entwicklung der Intelligenz

Beeinflussung der Intelligenz

Richtige Schulung steigert den IQ

Kreativität

Soziale Intelligenz

Begabungen

Überbewertung der Intelligenz:

Sicherheitsstreben durch Rationalität

Die technische Intelligenz

Wieviel Freiheit können wir erwarten?

2.9a  Ist Dummheit Schicksal?

Vererbung und Umwelt

Tierzucht-Versuche

Familien-Untersuchungen

Zwillings-Forschungen

Daten für ein gewünschtes Menschenbild

Polgars Töchter

Der Intelligenzquotient

Kulturunabhängige Tests (culture fair tests)

Beispiel für einen Intelligenztest:

Modell der geistigen Fähigkeiten

Optische Intelligenz

Figurentest:

Symboltest:

Würfeltest:

Praktische Intelligenz

Legetest:

Formtest:

Ergänzungstest:

Sprachliche Intelligenz

Worttest:

Zuordnungstest:

Satztest:

Rechnerische Intelligen

Rechentest:

Das Intelligenzprofil

Literaturverzeichnis

Definition der Intelligenz

Intelligenz kann grundsätzlich begrifflich, das bedeutet durch Angabe von inhaltlichen Merkmalen, oder operational durch Angabe von Operationen, die zum Verständnis und zur Erfassung der Intelligenz führen, beschrieben werden.

Psychologen sind seit langem bemüht, den Begriff "Intelligenz" zu definieren, wobei alle Versuche im wesentlichen in drei Gruppen gegliedert werden können:

der neurobiologische Aspekt

der lerntheoretische und entwicklungsbezogene Aspekt

der testpsychologische Aspekt

Einige Ansätze zur Intelligenzbestimmung:

Intelligenz ist die allgemeine Fähigkeit eines Individuums, sein Denken bewußt auf neue Erfordernisse einzustellen; sie ist die allgemeine geistige Anpassungsfähigkeit an neue Aufgaben und Bedingungen des Lebens (Stern).

Intelligenz ist kein eigenständiges, real vorkommendes Merkmal, sondern der Leistungsgrad der psychischen Funktionen (Wahrnehmung, Gedächtnis, Denken) bei der Lösung von neuen Aufgaben (Rohracher).

Intelligenz ist dasjenige, was Intelligenztests messen.

Zusammenfassend können trotz aller Verschiedenheit der Standpunkte folgende übereinstimmende Feststellungen getroffen werden:

Intelligenz ist kein real vorkommendes Merkmal, sondern ein aus dem beobachteten Verhalten gewonnenes abstraktes Konstrukt.

Intelligentes Verhalten setzt ein intaktes Zentralnervensystem voraus.

Intelligenz zeigt sich erst in der Interaktion der individuellen Persönlichkeit mit ihrer Umwelt.

Intelligenz ist keine geschlossene Funktionseinheit, sondern besteht aus mehr oder minder voneinander unabhängigen Komponenten.

Der Intelligenzbegriff überschneidet sich mit den Begriffen von Wahrnehmung, Lernen, Gedächtnis und Denken.

Die Förderung der Intelligenz ist ein wesentliches Bildungs- und Entwicklungsziel.

Man ist zu der Erkenntnis gekommen, daß Intelligenz keine fixe Größe, wie zum Beispiel die Körpergröße ist, denn man kann sie durch gezieltes Training ständig verbessern.

Die geistige Leistungsfähigkeit ist in der Bevölkerung nicht gleichmäßig verteilt. Die meisten Menschen (70%) befinden sich im Normalbereich, also dem statistischen Durchschnitt. Es gibt sehr wenig Leute mit sehr geringer und ebenfalls wenig mit extrem hoher Intelligenz, die Anzahl der Personen mit einem gewissen Intelligenzgrad nimmt gegen Normalbereich hin monoton zu.

Die folgende Graphik, die man auch "Normalverteilung" nennt, zeigt die Verteilung der Intelligenz innerhalb der Bevölkerung:


Die Entwicklung der Intelligenz

Die Intelligenz entwickelt sich sehr früh. Der englische Psychologe Bloom stellte fest, daß sich die Intelligenz bereits zu zirka 60 Prozent vor dem Schuleintritt entwickelt. Die Eltern und deren Erziehungsmethoden sind für die Intelligenzentfaltung von entscheidender Bedeutung, da ein Kind in der zweiten Volksschulklasse bereits 80 Prozent der Intelligenzkapazität entwickelt hat. Lediglich 20 Prozent bleiben für die weitere Schulausbildung. Impulse zur Intelligenzentfaltung in frühen Kindesjahren, zum Beispiel durch Förderprogramme oder Vorschulspiele, sind wichtig.

In Tests wie dem HAWIE wurde eine Intelligenzsteigerung bis zum 26. Lebensjahr festgestellt, danach nimmt die Intelligenz langsam wieder ab. Trägt man auf der x-Achse eines Diagramms das Lebensalter und auf der y-Achse die Durchschnittsleistungen in komplexen Intelligenztests auf, dann erhält man die altersabhängige Verlaufskurve der Intelligenz. Interessant ist dabei, daß verschiedene Intelligenzfaktoren auch unterschiedliche Entwicklungsverläufe aufweisen. Wahrnehmungsgeschwindigkeit und räumliches Vorstellungsvermögen erreichen frühe Höhepunkte und sinken relativ schnell ab. Allgemeines Wissen und verbale Fähigkeiten erreichen späte Höhepunkte und fallen langsam ab. Diese und viele weitere Befunde zeigen auf, daß das Konzept einer einheitlichen Intelligenz nicht so sinnvoll erscheint, wie jenes einer differenzierten Intelligenzstruktur (Mehr-Faktoren-Theorie).

Grafik:Durchschnittsleistungen in komplexen Intelligenztests in Beziehung zum Lebensalter:

Um die Intelligenzhöhe nach dem 17. Lebensjahr noch erheblich zu steigern, sind intensive Motivationen (Lernfreude) notwendig. Für Den Schul- und Studienerfolg sind Eigenschaften wie Ehrgeiz, Ausdauer, Leistungswille und emotionales Gleichgewicht wichtiger als ein hoher IQ.

Das Absinken der Intelligenz nach dem 26. Lebensjahr ist nicht einwandfrei bewiesen. So meint zum Beispiel der amerikanische Testpsychologe Cattell, daß der IQ mit Erreichen dieses Alters zwar sinkt, dies aber ausschließlich auf die gestellten Aufgaben zurückzuführen sei. Die Flexibilität und das schnelle Einstellen auf neue Testprogramme, Fähigkeiten die für herkömmliche Intelligenztests wichtig sind, nehmen mit zunehmendem Alter ab, allerdings steigt der IQ bei Aufgaben, die Wortschatz, Allgemeinwissen, Sprachverständnis und Erfahrungswissen prüfen. Mit zunehmendem Alter sinkt die Denkgeschwindigkeit, wodurch ältere Personen bei Tests mit Zeitbegrenzung schlechter abschneiden. Dafür denken diese Personen exakter und sorgfältiger als jüngere Vergleichspersonen. Die Intelligenz kann im Laufe des Lebens durch geistige Impulse, wie sie bei einem anspruchsvollen Job auftreten, steigen. Bei wenigen geistigen Impulsen kann die Intelligenz ab dem 30. Lebensjahr abnehmen.

Als Eignungstest für eine offene Stelle ist es nicht zu empfehlen, einen herkömmlichen Intelligenztest bei Bewerbern über 35 Jahre durchzuführen, weil andere Faktoren wie Kreativität, Führungsqualitäten und praktische Erfahrung entscheidender sind.

Beeinflussung der Intelligenz

Die seelische Verfassung kann die Denkleistung stark beeinflussen:



positive Beeinflussung                                 Negative Beeinflussung

(Förderung der Intelligenz)                          (Hemmung der Intelligenz)

Lob

 

Tadel

 












Richtige Schulung steigert den IQ


Diese Vererbungstheoretiker haben mit ihrer Auffassung unrecht, wie eine Untersuchung in den USA 1946 bewiesen hat. Der Wissenschaftler Schmidt hat in diesem Jahr ein dreijähriges Trainingsprogramm für Kinder zwischen zwölf und vierzehn Jahren gestartet, deren Intelligenzquotient mit durchschnittlich 52 extrem gering war und erzielte erstaunliche Erfolge. Der IQ stieg um durchschnittlich 40,7 Punkte, einige Kinder konnten sogar eine weiterführende Schule erfolgreich absolvieren. Es ist Schmidt also gelungen, "gering intelligente" Kinder durch eine gute Ausbildung so zu fördern, daß sie trotz schlechter sozialer Verhältnisse eine Intelligenzsteigerung vollzogen haben. Der amerikanische Psychologe Newman hat an eineiigen Zwillingen nachgewiesen, daß eine gute Schulausbildung die Entwicklung der Intelligenz fördert, die Vererbung der Intelligenz setzt keine starren Grenzen. Alle Menschen haben die gleichen Voraussetzungen für den Lernprozeß, jene mit organischen Hirnschäden einmal ausgenommen. Der Grund dafür, daß nicht alle Menschen den gleichen IQ haben, ist darauf zurückzuführen, daß die Intelligenz unterschiedlich gefördert wird. Untersuchungen haben gezeigt, daß vor allem vier Faktoren für die Entwicklung der Intelligenz ausschlaggebend sind:


Intelligenzhemmende Faktoren:

Niederes soziales Milieu des Elternhauses

Seelische und körperliche Krankheiten

Liebloser und strafender Erziehungsstil der Eltern

Strafender und gleichgültiger Erziehungsstil der Lehrer


Intelligenzfördernde Faktoren:

Höheres soziales Milieu des Elternhauses

Seelische und körperliche Gesundheit

Liebevoller und lobender Erziehungsstil der Eltern

Lobender und fördernder Erziehungsstil der Lehrer


Kinder aus niederem sozialen Milieu verfügen über eine weniger differenzierte Sprache als Kinder aus den höheren sozialen Schichten. Diese Tatsache spiegelt sich in den Intelligenztests wider, denn sprachgeübte Personen schneiden in der Regel besser ab als sprachungeübte. Vererbungstheoretiker meinen, daß Kinder der Unterschicht weniger Intelligenz geerbt hätten, tatsächlich werden sie aber nur nicht entsprechend gefördert.


Kreativität


Kreativität wird definiert als Fähigkeit zu originellen (=nicht häufigen), produktiven (=schöpferischen) und nützlichen (=zweckdienlichen) Leistungen. Es gibt Formen von künstlerischer, literarischer oder auch wissenschaftlicher Kreativität, aber auch solche von durchführungstechnischer oder methodologischer Art. Kreativität hängt nach Guilford stark mit divergentem Denken zusammen. Dieses äußert sich in einer Gedankenflüssigkeit, in einem Assoziationsreichtum, in Flexibilität und in der Fähigkeit zu Umstellung und Umgestaltung, d.h. bekannte Inhalte in neue Zusammenhänge bringen.


Soziale Intelligenz


Soziale Intelligenz ist die Fähigkeit, Gedanken, Motivationen und Absichten des Mitmenschen zu erkennen und sich in zwischenmenschlichen Situationen angemessen zu verhalten. Damit ist das Verständnis für soziale Sachverhalte und die Fähigkeit, sozial folgerichtige Schlüsse zu ziehen, gemeint. Ein weiterer Aspekt ist die Kooperationsfähigkeit einer Person, und auch der Begriff der praktischen Menschenkenntnis muß in diesem Zusammenhang erwähnt werden.

Begabungen


Bei der Geburt kommt jeder Körper als leeres Gefäß zur Welt, das mit der Zeit aufgefüllt wird. Dieser Vorgang der Aufnahme und Verarbeitung findet das ganze Leben lang statt. Der Mensch zeichnet sich besonders durch seine Offenheit und Plastizität aus, Eigenschaften, die ihn den Tieren überlegen machen, welche eine höhere Spezialisierung des Nervensystems aufweisen. Der Mensch als das lernfähigste Wesen bringt den Ansatz für viele Gaben mit, die erst "begabt" werden müssen, um sich entfalten zu können. Es gibt unterschiedliche Arten von Begabungen, wie zu Beispiel Sprachbegabung, mathematische Begabung, technische Begabung oder musikalische Begabung, die durch Tests in ihrem Ausprägungsgrad gemessen werden können. Der Begabungsforscher Lehmann kam zu dem Resultat, daß die volle Leistungsreife erst zwischen dem 25. Und 44. Lebensjahr eintritt und auch danach noch steigen kann. Begabungen entwickeln sich durch äußere Einflüsse, die einen günstigen Entwicklungsprozeß anstoßen und weiter motivieren. Das Gehirn erhält zunächst eine Anregung in einem der Begabungsbereiche, so daß Interesse an diesem Gebiet wach wird und ein Bedürfnis nach Information besteht. Es ist von Vorteil, wenn diese Anregungen relativ früh erfolgen. Durch die intensive Beschäftigung mit diesem Lerngebiet wächst die Leistungsfähigkeit und das Selbstvertrauen steigt, bis man schließlich die eigene schöpferische Produktivität entfaltet und somit selbst Erkenntnisse entwickelt, die für jeden sichtbar sind. Auf welches der Begabungsgebiete man stößt, hängt zu einem Gutteil von der Umwelt ab, die einen fördert oder blockiert. Die Angst vor dem Versagen und der Druck des Leistungssystems hemmt viele Menschen, sie wagen nicht, eigentlich interessante Sachen einfach auszuprobieren.


Überbewertung der Intelligenz:


Der Mensch ist eine Einheit von Körper, Seele und Geist, wobei letzterer in unserer Gesellschaft einseitig als ein Werkzeug benutzt wird. Die Intelligenz steht auf der pädagogischen Rangskala an erster Stelle, da sie der wesentlichste Unterschied zwischen Mensch und Tier ist. Die Förderung der Intelligenz wurde für den Menschen im Laufe der Zeit immer wichtiger, sie erreichte ihren Höhepunkt im technischen Industriezeitalter. Es ist heutzutage nötig, die Intelligenz zu schulen, damit man mit der komplizierten Umwelt zurechtkommt. Intelligenz ist die Fähigkeit des Gehirns mit optischen, sprachlichen, akustischen oder abstrakten Symbolen nach Regeln umzugehen. Besonders wichtig ist die sprachliche Intelligenz, denn sie ist notwendig, um Sinnzusammenhänge zu verstehen und verbal verständlich zu machen. Das Schulsystem fördert die Intelligenz enorm, es wird dabei jedoch außer Acht gelassen, daß der Mensch dadurch sein Gleichgewicht als ganzheitliches Wesen verlieren kann, wenn Körper und Seele auf Kosten der Rationalität unterdrückt werden. Bei zu starker Spezialisierung auf eines dieser Gebiete, kann ein Mensch nach außen hin zwar erfolgreich sein, meist ist er jedoch seelisch gestört, er leidet unter Depressionen. Der Intellekt sollte als Werkzeug fungieren, nicht aber den gesamten Lebensinhalt darstellen. Man sollte die Gefühle mehr zur Geltung kommen lassen, den das Gefühl "weiß", was man wirklich will.


Sicherheitsstreben durch Rationalität


Die Überbewertung der Intelligenz und der Rationalität ist verständlich, weil die intellektuelle Arbeit darauf abzielt, Sicherheit zu erzeugen. Man erhält durch rationale Überlegungen ein objektiv einwandfrei richtiges Ergebnis, wenn man beispielsweise eine mathematische Gleichung löst und erhält somit Sicherheit und Gewißheit. Das ist sicher oft sinnvoll, doch wenn es um das eigene Leben, die Entfaltung der Individualität und Partnerschaft geht, muß man den Gefühlen, die subjektiv verschieden und nicht so verläßlich sind, einen Spielraum lassen. Es hat keinen Sinn, durch Intelligenz einen Zugang zur Seele zu suchen, im Seelenleben gibt es keine Rationalität und Sicherheit. Die Menschen haben verlernt, ihre Gefühle zu zeigen, sich klammern sich an eine Scheinsicherheit, die aus dem Kopf kommt, um sich zu beruhigen und wagen oft keine Experimente, die Unsicherheit bringen könnten. Das Streben nach Sicherheit zwingt die Menschen in ein starres System voller Regeln und Gesetzen, das Abenteuer des Lebens bleibt ihnen verwehrt.


Die technische Intelligenz


Viele Menschen sind der Meinung, daß Männer mehr technische Intelligenz als Frauen besitzen, was sich jedoch als Irrtum erwies. 1928 und 1931 wurden viele sowjetische Jungen und Mädchen auf ihre technische Intelligenz untersucht, anfangs waren die Jungen leicht überlegen, bei der zweiten Erhebung war der Unterschied nur noch minimal. Das Ergebnis kann man auf den "polytechnischen Unterricht" zurückführen, der für Jungen und Mädchen gleich durchgeführt wurde. Diese Erkenntnis stärkt die Position der Wissenschaftler, die für eine Erziehungsbedingtheit gewisser Geschlechtsunterschiede eintreten. Rein biologisch gesehen besteht kein Grund zur Annahme, daß es einen Unterschied zwischen Frauen und Männern gibt.

Wieviel Freiheit können wir erwarten?

Unser Gesellschaftssystem - Schule, Beruf, Partnerschaft - ist vom deterministischen Menschenbild bestimmt, der Persönlichkeit und Individualität bleibt nur ein kleiner Spielraum. Der Bereich der geistigen Leistungsfähigkeit ist nach diesem Modell bereits vor der Geburt zu 80 Prozent festgelegt. Die Aufgabe des Bildungssystems sei die Förderung der "Minderbegabten" auf ein durchschnittliches Niveau und andererseits die Förderung der Begabten und Intelligenten, aus denen einige wenige zur Elite avancieren sollen. Dieses deterministische Menschenbild macht den Menschen angst, weil es enge Grenzen setzt. Vor allem im schulischen und beruflichen Ausleseprozeß werden die Grenze und Beengung der Aufstiegsmöglichkeiten erlebt, und dies weckt zwangsläufig Angst. Die natürlichen Reaktionen auf Angstgefühle, Flucht und Veränderung, sind hier nicht möglich, die Angst wird chronisch und führt oft zu psychischen Schäden. Das Milieutheoretische Modell geht von der Entwicklungsfähigkeit des Menschen aus und strebt mehr Einkommens- und somit mehr Bildungsgerechtigkeit an. Jeder Mensch ist nach diesem Modell in der Lage, Intelligenz, Kreativität und Begabungen zu entfalten, wenn er die notwendige Ausbildung beziehungsweise Förderung dafür erhält. Ein variationsreicher Erziehungsstil, der Liebe, Einfühlung und Lebensfreude bietet, ist eine gute Voraussetzung dafür.

2.9a  Ist Dummheit Schicksal?

Einige Psychologen, zum Beispiel Hans Jürgen Eysenck, sind der Ansicht, daß Intelligenz in zum Großteil angeboren oder erbbedingt ist. In seinem 1971 erschienenen Werk "Rasse, Intelligenz und Bildung" behauptet der britische Professor, daß es eine angeborene Unterlegenheit der farbigen Amerikaner gebe. Dies sei darauf zurückzuführen, daß die Sklavenhändler lediglich wenig intelligente Schwarze verschleppen konnten, die intelligenteren seien ihnen entkommen. Als Folge lebe in Amerika eine "negative Negerauslese", so Eysenck. Der amerikanische Professor Dr. Jensen von der Berkeley University vertritt eine ähnliche Auffassung. Seiner Meinung nach hat es keinen Sinn, Menschen, die wenig Intelligenz geerbt haben, durch ein aufwendiges und teures Schulsystem zu fördern, da sie sowieso keine guten Leistungen erbringen können. Diese Ansicht ist sehr bedenklich und dient als Rechtfertigung für ein ungerechtes Bildungssystem. Wer schlechte Noten bekommt, dem bleiben weiterführende Bildungswege verschlossen, es ist nur unter großen Mühen möglich, noch eine gute Ausbildung zu erhalten.

Vererbung und Umwelt

Die Entwicklung der menschlichen Intelligenz, sowie aller anderen Verhaltensmerkmale auch, ist das Ergebnis des Zusammenwirkens des genetisch festgelegten Organismus mit seiner Umwelt. Der Streit der Wissenschaftler bezieht sich nun auf das quantitative Ausmaß, mit dem Vererbung und Umwelt auf die Ausprägung der Intelligenz Einfluß nehmen. Die Vererbungs-Deterministen behaupten, daß von der gesamten Variationsbreite der individuellen Intelligenz etwa 80 % durch die Erbanlagen und etwa 20 % durch die Umwelteinflüsse bedingt sind. Die Milieu-Theoretiker oder Environmentalisten behaupten, daß Vererbung und Milieu ungefähr zu je 50 % für die Varianz der menschlichen Intelligenz verantwortlich sind.

Tierzucht-Versuche

In Tierzucht-Versuchen, beispielsweise von Tolman, konnten sich nur solche Ratten untereinander paaren und vermehren, welche bei Experimenten im Labyrinth (Wegfinden durch klassische und konditionelle Konditionierung) entweder sehr schnell oder sehr langsam lernten. Bereits nach einer Generation zeigten die Nachkommen der "bright rats" im Labyrinth durchschnittlich deutlich weniger Versuche (6,2), als jene der "dull rats" (15,7). Intelligentes Verhalten im Labyrinth erweist sich somit bei Ratten als genetisch vererbt. In der Regel gibt es schon nach weniger als 10 Generationen kaum noch Überschneidungen zwischen den in sich gekreuzten Stämmen, d.h. die langsamsten der beim Lernen schnellen Ratten sind immer noch schneller als die schnellsten aus der Gruppe der langsamen Ratten.

Familien-Untersuchungen

Familien, deren Angehörige nachweislich eine hervorstechende Eigenschaft besitzen (Schwachsinn, besondere Begabungen,) wurden über mehrere Generationen hin untersucht. Dabei zeigte sich, daß auch bei den Nachkommen der Folgegeneration diese auffallenden Merkmale signifikant häufiger auftraten. Dieses Ergebnis spricht für eine Vererbbarkeit der beobachteten Merkmale. Ein Einwand dagegen ist jedoch der Umstand, daß der Geschädigte schon in einem hemmenden Milieu und der Begabte meistens in einer förderlichen Umwelt aufwächst. Es ist daher äußerst schwierig, den Erbeinfluß vom Milieueinfluß zu trennen.

Zwillings-Forschungen

Zwillinge bieten aus folgenden Gründen besonders günstige Voraussetzungen für die Erbforschung: Es gibt sogenannte eineiige Zwillinge (EZ), die sich beide aus der selben befruchteten Eizelle entwickeln. Sie sind erbgleich in dem Sinne, daß ihre gesamte Genausstattung identisch ist. Daneben gibt es zweieiige Zwillinge (ZZ), die sich aus zwei verschiedenen Eizellen entwickeln. Sie haben nicht mehr Erbgut gemeinsam als andere Geschwisterpaare auch, nämlich 50%. Da sie im Normalfall unter vergleichbaren Umweltbedingungen aufwachsen, verspricht ihr Studium genauere Aufschlüsse über die Wirkung von Vererbung und Umwelt. Besonders interessant erscheint die Einbeziehung solcher EZ-Paare, welche frühzeitig getrennt wurden und in verschiedenen Milieus aufgewachsen sind.

Die wohl umfangreichste Studie auf diesem Gebiet unternahm 1963 ein Forscherteam, welches 30.000 Versuchspersonen auf ihre Ahnlichkeit im Hinblick auf einen Katalog von 20 Persönlichkeits- und Intelligenzmerkmalen untersuchte. Als Maß für die mittlere Übereinstimmung nahmen sie den Median der Korrelationskoeffizienten zwischen bestimmten Personengruppen. Dabei kamen sie zu folgenden Ergebnissen:

Personen-Paare

mittlere Korrelation

Ehepaare


Eltern - Kinder


milieugleiche Geschwister


milieugetrennte Geschwister


milieugleiche ZZ


milieugetrennte ZZ


milieugleiche EZ


milieugetrennte EZ


nichtverwandte Kinder bei

denselben Pflegeeltern


zufällig ausgesuchte Menschen


Das Menschenbild der Deterministen und jenes der Milieutheoretiker differiert entscheidend, was auch politische Konsequenzen mit einschließt. Konservative und Traditionalisten berufen sich, oft unbewußt, auf die "genetisch festgelegte" Struktur der bestehenden Verhältnisse. Dies betrifft vor allem die Persönlichkeitsunterschiede zwischen Klassen, Rassen, Bildungsschichten und Geschlechtern, die sie als unabänderlich sehen. Im Gegensatz dazu vertreten Sozialrevolutionäre, Humanisten oder Weltverbesserer die Auffassung der Milieutheorie, sie glauben, daß sie die Menschen verändern können. Das sozialdarwinistische Denken, also der Glaube daran, daß sich die Stärkeren durchsetzen und die Schwächeren durch die natürliche Auslese selektiert werden, wie es im Tierreich geschieht, ist auch heutzutage weit verbreitet. Dadurch gelingt es radikalen, rassistischen Gruppierungen oder Parteien immer wieder, Anhänger zu finden. Auch der Nationalsozialismus basierte auf dieser Ideologie. Ahnlich argumentieren auch Deterministen wie die Professoren Jensen und Eysenck wenn es um die Verteilung von Privilegien der Klasse, Bildung oder Intelligenzentfaltung geht. Sie meinen, daß Intelligenz zu 80 Prozent erbbedingt und nur zu 20 Prozent von Umwelteinflüssen abhängig ist. Es gibt daher unüberwindbare, naturgegebene Gegensätze zwischen den Bevölkerungsgruppen und Rassen, Schwarze schneiden bei ihren Intelligenztests um durchschnittlich 15 Punkte schlechter ab als Weiße. Die Milieutheoretiker sind hingegen der Meinung, daß jeder hirnorganisch gesunde Mensch, also auch Kinder der Unterschicht, durch Beseitigung der intelligenzhemmenden Faktoren und eine entsprechende Ausbildung, einen hohen IQ erreichen kann. Auch Wissenschaftler sind nicht frei von Ideologien und versuchen oft, ihr Weltbild durch Manipulationen zu bestätigen, was allerdings nicht immer absichtlich geschehen muß.

3.4 Daten für ein gewünschtes Menschenbild

Der britische Psychologe Sir Burt entwickelte in den 20er Jahren ein Testverfahren zur Messung der Intelligenz. Laut seiner Intelligenztheorie ist Intelligenz eine "angeborene, allgemeine und kognitive Begabung". Er ermittelte den durchschnittlichen IQ von Arbeiterkindern und Kindern von Selbständigen, der Unterschied betrug 28 Punkte. Er führte dieses Ergebnis auf Vererbung zurück und behauptete, daß die Verteilung des Einkommens ein Abbild von angeborenen Fähigkeiten sei. Weiters untersuchte Burt eineiige Zwillinge, die getrennt voneinander unter unterschiedlichen Bedingungen aufwuchsen auf ihren IQ. Die Testresultate waren beinahe identisch und entsprachen so Burts Hypothese, welche besagt, daß sich erbgleiche Zwillinge in ihrer Intelligenz ähnlicher sein sollten als andere Geschwisterpaare. Er schloß daraus, daß die Umwelt kaum Einfluß auf die Entwicklung der Intelligenz hatte. Lange Zeit galten die Resultate aus Burts Forschungen als Tatsachen, bis Leon Kamin, ein amerikanischer Psychologe, Burts Theorie widerlegte. Er bewies, daß die Ergebnisse manipuliert und somit für wissenschaftliche Zwecke unbrauchbar waren. An drei weiteren Zwillingsstudien, die von anderen Wissenschaftlern durchgeführt wurden, kritisierte Kamin, daß die Zwillingspaare nicht wirklich unter unterschiedlichen Bedingungen aufgewachsen sind, denn einige wuchsen in benachbarten Häusern bei Verwandten auf. In Wirklichkeit hängt die Entwicklung der Intelligenz stark mit der Persönlichkeitsentwicklung zusammen. Erfolgs- und Mißerfolgserlebnisse sowie die erworbene Fähigkeit, mit Angst fertig zu werden, beeinflussen die Intelligenzentwicklung. Unter Umständen wachsen im Unterschichtmilieu psychisch unbeschadete, relativ angstfreie Menschen heran, während im Oberschichtmilieu gar nicht so selten psychisch lädierte, ängstliche Menschen heranwachsen für die es sehr schwer ist, ihre Intelligenzkapazität zu entwickeln. Allerdings haben es ärmere Kinder sicherlich schwerer, mit dem Schulsystem zurechtzukommen. Bei einer besonders guten Erziehungskonstellation, die eine kreative Entwicklung ohne Angst und Unterdrückung, die aber in allen Gesellschaftsschichten sehr selten eintritt, ermöglicht, bestehen sehr gute Entwicklungsmöglichkeiten. Die Intelligenz ist eine sehr sensible Leistungsfähigkeit, die durch Nervosität, Angstlichkeit und Hemmungen negativ beeinflußt werden kann. Die Persönlichkeitsfaktoren sollten daher in Intelligenztests mit einbezogen werden, da sonst die Intelligenzunterschiede von Personen wenig aussagekräftig sind. Manipulationen der Ergebnisse von wissenschaftlichen Arbeiten treten jedoch nicht nur bei Psychologen auf. Viele Wissenschaftler möchten ihre Hypothesen durch verfälschte Meßergebnisse bestätigen, weil sie von ihrer Richtigkeit überzeugt sind.

Polgars Töchter

Ein Beispiel für die Förderung von Begabungen demonstrierte der ungarische Psychologe und Lehrer Laszlo Polgar, der sogar seinen Beruf aufgab, um sich ganz der Erziehung seiner Töchter zu widmen. Er wollte beweisen, daß herausragende Leistungen nicht angeboren sind, sondern erzogen werden. So gelang es ihm, daß seine Tochter Judith bereits mit zwölf Jahren im Schach auf der Weltrangliste der Damen auf Platz eins stand. Alle seine drei Töchter gelten als "Schachwunderkinder". Mit zwölf Jahren hat noch niemals eine Frau so gut Schach gespielt wie Judith.

Ein solcher Erfolg ist allerdings nur durch gezieltes Training möglich. Judith spielt täglich fünf bis acht Stunden, auch samstags und sonntags. Der Pädagoge Polgar sagt dazu: "Kinder sollen sehr früh auf Spezialgebieten eine besondere Erziehung bekommen. Das Interesse der Kinder soll geweckt werden. Das Kind soll gelobt werden, es soll Erfolge haben, es soll ihm ermöglicht werden, Freude am Fortschritt im Wissen zu erleben."

Laszlo Polgar ist überzeugt davon, daß, hätte er noch mehr Kinder gehabt, sie allesamt auch "Schachgenies" geworden wären. Polgar sagt dazu: "Ich bestreite, daß es eine Vererbung spezieller Begabungen gibt." Er ist überzeugt davon, daß seine drei Töchter auch Mathematikgenies hätten werden können, wenn er sie so erzogen hätte. Auf die Frage, ob sie auch Musikgenies hätten werden können, antwortete er: "Genauso." Und auf die Frage: "Hätte es viele Laszlo Polgars gegeben, hätte es dann auch viele Newtons und Mozarts gegeben?", antwortete er: "So ist es. In jüdischen Familien gibt es mehr Genies als in anderen. Warum? In jüdischen Familien ist es das Gesetz der Religion oder zumindest das Brauchtum, die Kinder nach Beginn der Sprachentwicklung sogleich zu erziehen und ihnen Wissen zu vermitteln. Das Ergebnis sehen Sie, zum Beispiel an den Listen der Nobelpreisträger und der Schachweltmeister."

Jedenfalls steht fest: Die frühe Förderung ist für die Entfaltung einer Begabung sehr wichtig. Polgar glaubt, daß durch Training jede Begabung entfaltet werden kann. Er erbrachte mit seiner Erziehung zumindest einen erneuten Beweis dafür, daß kein Grund zum Vererbungspessimismus der Deterministen besteht. Um eine Begabung, etwa die Schachspielfähigkeit oder die Musikalität, zu fördern, muß allerdings früh begonnen und ein hoher Einsatz an Trainingszeit investiert werden, um eine später herausragende Leistung zu erreichen. Hierbei handelt es sich allerdings um ein Extrembeispiel. Es soll nicht unbedingt dafür plädiert werden, Kinder frühzeitig auf Spezialgebieten zu genialen Leistungen zu erziehen (zu zwingen?). Mit dem geschilderten Beispiel geht es vor allem darum, bewußtzumachen, daß durch Förderung, Training, Interesse und Einsatz viel erreicht werden kann. Es sollte vor allem niemand verzagen, wenn er auf einem Gebiet nur schwache Leistungen zeigt. Er sollte wissen, daß das nicht schicksalhaft ist, sondern daß eine Schwäche durch Training und Förderung wieder ausgeglichen werden kann. Natürlich benötigt auch jede Begabung der Förderung und der weiteren intensiven Beschäftigung mit dem jeweiligen Gebiet, damit das Erreichte nicht stagniert, sondern sich stetig weiterentwickelt.

Der Intelligenzquotient

In den Anfängen der Intelligenzforschung (um die Jahrhundertwende) wurde folgende Formel zur Berechnung des Intelligenzquotienten herangezogen:        

Intelligenzalter (IA) x 100

IQ=­ ------------

Lebensalter (LA)

Bei dieser Methode werden der Testperson verschiedene Aufgaben zu bestimmten Bereichen wie allgemeine Urteilsfähigkeit, gesunder Menschenverstand, praktische Intelligenz, Initiative und soziale Anpassungsfähigkeit vorgelegt. Zuvor wurden diese Items durch sogenannte Eichstichproben geeicht. Als altersgemäß wird ein Item dann bezeichnet, wenn es von 67% bis 75% aller Personen einer Altersstufe richtig gelöst wird.

Wenn die Person eine Aufgabenstellung bewältigen kann, die bereits einer höheren Altersstufe entspricht, steigt dadurch das Intelligenzalter.

Diese Methode zur Ermittlung des Intelligenzquotienten von Stern stellt die Intelligenz in ihrer Abhängigkeit vom jeweiligen Lebensalter dar, was bei Kindern sicher sehr sinnvoll ist, bei Erwachsenen aber eher nicht mehr so ins Gewicht fällt.

David Wechsler führte aus diesen Gründen 1939 den Intelligenzquotienten als statistischen Abweichungsquotienten ein. Dabei wird als Bezugsgröße die zumeist normale Häufigkeitsverteilung der Meßwerte in der jeweiligen Altersstufe genommen. Es seien X der Testrohwert einer Person, M der Mittelwert der Testrohwerte in einer repräsentativen Stichprobe der entsprechenden Altersstufe und S die Streuung der Werteverteilung. Zunächst wird der standardisierte Wert Z = (X-M) / S ermittelt. Das ergibt eine Verteilung mit dem Mittelwert 0 und der Streuung 1. Durch die Transformation Y = 100 + 15*Z wird eine endgültige Skalierung mit dem Mittelwert 100 und der Streuung 15 erreicht. Diese Maßzahl wird von Wechsler als Intelligenzquotient bezeichnet: IQ = 100 + 15*(X - M) /S. Durch diese mathematische Umrechnung ist es möglich, die Werte von unterschiedlichen Altersstufen mit verschiedenen Mittelwerten und Streuungen miteinander zu vergleichen. Jeder IQ-Wert gibt eindeutig den Abstand zum jeweiligen Mittelwert der Stichprobe, gemessen in Einheiten der jeweiligen Streuung an.

Im Gegensatz zu David Wechsler transformiert Rudolf Amthauer die Testrohwerte gemäß der Formel IQ = 100 + 10 * (X - M) / S. Das ergibt eine Skalierung der Verteilung mit dem Mittelwert 100 und mit der Streuung 10. Die von einer Person erreichten IQ-Werte im Wechsler-Test haben eine andere Gewichtung als jene im Amthauer-Test.

Da die Intelligenz eine normalverteilte Meßgröße ist, liegen aufgrund der komulativen Normalverteilung im Intervall [M-1*S,M+1*S] etwa 68 %, in [M-2*S,M+2*S] etwa 95 % und im Bereich [M-3*S,M+3*S] bereits 99,74 % aller Fälle. Mit diesem Wissen kann nicht nur die relative Position eines Individuums in seiner Referenzpopulation angegeben werden, sondern sogar auch, wieviele Individuen eine höhere bzw. geringere Intelligenz aufweisen.

Die quantitative Klassifizierung der menschlichen Intelligenz durch eine globale Maßzahl wie den beschriebenen Intelligenzquotienten (IQ) hat sich als nicht ausreichend erwiesen. Intelligentes Verhalten kann in verschiedene, voneinander relativ unabhängige Teilleistungen, wie zum Beispiel räumliche Vorstellungskraft und verbale Wortgewandtheit,  gegliedert werden. Daher erscheint es sinnvoller, die einzelnen Teilbereiche der menschlichen Intelligenz getrennt voneinander zu messen und ein differenziertes Modell der Intelligenzstruktur zu entwerfen, als einen einheitlichen, durchschnittlichen Intelligenzquotienten zu berechnen. Mit Sicherheit ist ein differenziertes Intelligenzprofil aussagekräftiger als die bloße Angabe eines einzigen IQ-Wertes.

Kulturunabhängige Tests (culture fair tests)

Die Inhalte der meisten Items von Intelligenztests sind zu einem großen Teil abhängig vom Kulturkreis, von sozialer Schicht, vom Bildungsstand und von der Sprache. Es war ein Bemühen der Intelligenzforscher solche Tests zu konstruieren, welche von diesen Einflüssen möglichst unabhängig sind und so als fair bezeichnet werden können. In diesem Zusammenhang unterscheidet Catell zwei grundsätzliche Faktoren der menschlichen Intelligenz. Zunächst gibt es eine angeborene, allgemeine Intelligenz, welche in der Fähigkeit besteht, gänzlich neue Problemsituationen ohne Rückgriff auf frühere Lernerfahrung zu meistern (flüssige Intelligenz, fluid intelligence).

Zweitens gibt es spezialisiertes Wissen und Bildung, wo sich die bisherige Lernerfahrung niederschlägt (kristallisierte Intelligenz, cristallized intelligence). Kulturfreie Tests beziehen sich offenkundig auf die flüssige Intelligenz. Bei ihnen werden sprachliche und numerische Inhalte ausgeschlossen und vorwiegend visuelle Erkennungs- und Kombinationsaufgaben gestellt. Beispielsweise müssen unvollständige Muster ergänzt, oder einfache Figuren mit Hilfe von Stäbchen aufgelegt werden.

Beispiel für einen Intelligenztest:

Modell der geistigen Fähigkeiten


Die verschiedenen Arten der Intelligenz können getrennt von einander getestet werden. Dieser Test umfaßt vier Arten der Intelligenz, die nachfolgend erläutert werden:

Optische Intelligenz

Bei dieser Testgruppe muß die Testperson Intelligenzprobleme lösen, die vor allem anschauungsgebundenes Denken erfordern. Man benötigt dazu Konzentration, logisches Denkvermögen und Denkschnelligkeit.

Diese Testgruppe besteht aus 3 unterschiedlichen Tests:

Figurentest:

Dieser Test besteht aus 20 Aufgaben, bei denen man die Regeln der Symbolabfolge erkennen soll. Jedes Bild besteht aus drei Zeilen mit je drei Figuren, wobei die letzte durch die Testperson aus einer Menge von sechs möglichen Lösungen zu ergänzen ist. Für diese Aufgabe hat man insgesamt zwanzig Minuten Zeit.

Symboltest:

Dieser Test besteht aus 15 Aufgaben. Die Testperson muß aus den fünf gegebenen Symbolen jenes ankreuzen, das man nur durch Umklappen und nicht durch Drehen mit den übrigen zur Deckung bringen kann.

Würfeltest:

Dieser Test besteht aus acht Aufgaben. Die Testperson muß aus den drei gegebenen Würfeln, deren Flächen mit Symbolen versehen sind, die Drehung nachvollziehen und so den vierten Würfel aus einer möglichen Lösungsmenge auswählen.


Praktische Intelligenz

Diese Testgruppe besteht aus Aufgaben, die gute Beobachtungsschärfe und optisches Vorstellungsvermögen erfordern. Das Gehirn soll kombinieren, vergleichen und kritisch überprüfen. Beim Legetest müssen auch die Hände aktiv werden. Eine geschickte Hand ist hier von Vorteil.

Legetest:

Bei diesen acht Aufgaben geht es darum, daß man mit 16 quadratischen Teilstücken aus Papier, von denen vier schwarz und zwölf zur Hälfte schwarz sind, eine Vorlage nachlegt, wobei die Quadrate immer waagrecht gelegt werden müssen.

Formtest:

Bei diesem Test muß man Figuren gedanklich entlang von numerierten Punkten durchtrennen, so daß je nach Fragestellung entweder ein Rechteck oder ein gleichschenkeliges Dreieck entsteht.

Ergänzungstest:

Bei diesen Aufgaben muß man innerhalb einer bestimmten Zeit Teilfiguren gedanklich so anordnen, daß sie in eine vorgegebene Form passen und sie darin einzeichnen.

Sprachliche Intelligenz

Diese Testgruppe besteht aus Aufgaben mit Wortketten, einzelnen Wörtern und Sätzen, die überprüft werden sollen. Zur Lösung benötigt man analytisches und logisches Denkvermögen sowie Konzentration und Sprachgefühl.

Worttest:

Bei diesem Test geht es darum, die Bedeutung von Wörtern zu erkennen. Die Wortreihen, die aus sechs Wörtern bestehen, sind nach einem bestimmten System aufgebaut, das man durchschauen muß um ein fehlendes Wort aus einer möglichen Lösungsmenge auswählen und einsetzen zu können.

Zuordnungstest:

Bei diesem Test soll man die Bedeutung von Wörtern erkennen. Es werden bei jeder Aufgabe zwei Begriffe genannt, denen man die gegebenen Wörter zuordnen soll.


Satztest:

Bei dieser Aufgabe soll man die gegebenen Sätze aufmerksam lesen und sie zwei gegebenen Begriffen zuordnen.


Rechnerische Intelligenz

Diese Testgruppe besteht aus großen und kleinen Zahlenmustern, die analysiert werden sollen. Sie sind nach einfachen mathematischen Regeln aufgebaut, die durch Konzentration und logisches Denken zu erkennen sind.

Rechentest:

Bei diesem Test sind jeweils zwei Zahlen zu ergänzen, die Gesetzmäßigkeit läßt sich aus den gegebenen Beispielen ableiten.


Nachdem man den gesamten Test absolviert hat, kann man seine erreichten Punkte mit dem statistischen Durchschnitt der übrigen Bevölkerung vergleichen, die zur selben Alters- und Bildungsgruppe zählt. Eine Schwäche in einer der Testgruppen kann durch gezieltes Training "ausgeglichen" werden.

5.6 Das Intelligenzprofil

Wenn man die Ergebnisse aus den vier Testgruppen in eine sogenannte IQ-Karte überträgt und verbindet, kann man seinen gegenwärtigen Leistungsstand im Vergleich  zu anderen Personen seines Alters ablesen. Die entstehende Leistungskurve veranschaulicht persönliche Stärken und Schwächen und kann als Grundlage zur Berufswahl dienen. Ein Lehrer sollte beispielsweise in der Sparte "Sprachliche Intelligenz" besonders gut abschneiden, also eine Profilspitze in diesem Bereich aufweisen, da dies für die Vermittlung des Lehrstoffes von entscheidender Bedeutung ist. Für die übrigen Formen der Intelligenz ist ein Wert innerhalb des Normalbereichs ausreichend. Durch Intelligenztests nicht meßbare, aber genauso wichtige Eigenschaften, die ein Lehrer besitzen sollte, sind Kontaktfähigkeit, Kreativität und seelische Ausgeglichenheit. Dieses Beispiel zeigt, daß ein hoher Intelligenzquotient zwar eine gute Voraussetzung für ein erfolgreiches Berufsleben ist, aber noch lange nicht für den Erfolg ausreicht.

Besonders wichtige Karrierefaktoren sind:

Führungstalent

Leistungsmotivation und Fleiß (Erfolgsstreben)

Belastbarkeit

Vitalität

Durchsetzungsfähigkeit

Kontaktfähigkeit

Initiative

Verhandlungsgeschick

Beharrlichkeit, Ausdauer

Anpassungsfähigkeit

Optimismus

Diese Eigenschaften sind für den beruflichen Erfolg oft wichtiger, als ein hoher IQ.

Literaturverzeichnis

Lauster - Intelligenztraining

Paukert - Skriptum (Intel.doc)



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