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Alexander der Große
1. Alexanders Weg zur Groesse
Phillip, II., Vater Alexanders.
Alexanders Weg zum makedonischen Thron und Hegemon Griechenlands.
Alexanders Sieg ueber Dareios III. und Persien.
Massenhochzeit von Susa, Voelkerverschmelzung und Tod in Babylon.
Alexanders Weg zur Groesse begann zweifellos bei seinem Vater, der ihm die Ausgangsbasis fuer seine Eroberungen herstellte.
Phillip II., Vater Alexanders, wurde 359 v. Chr. (alle folgenden Daten sind ebenfalls vor Christus, sofern sie nicht anders gekennzeichnet sind) von der makedonischen Heeresversammlung zum Koenig gewaehlt. Phillip war bestrebt, das uneinige Makedonien wieder zu einem Koenigreich zusammenzufuegen und bezwang vereinzelte Regionalfuersten. Seine Politik in den naechsten 20 Jahren war ein filigranes Netzwerk aus geschickter Diplomatie und dem Einsatz von Waffengewalt, welche er gezielt dazu einsetzte, um Makedonien zum führenden Staate Griechenlands zu machen. Ab wann Phillip die Hegemonialstellung ueber alle Griechenstaedte ernsthaft ins Auge fasste, koennen wir nur vermuten; jedenfalls war seine Ausgangsbasis, das zerrüttete Makedonien, welches vor nicht langer Zeit noch persisches Gebiet gewesen war, nicht dazu angetan ihn zu ermuntern. Auch Pella, die Hauptstadt Makedoniens, war ein kleines, unkultiviertes Nest und die Insekten aus den nahegelegenen Suempfen plagten die Einwohner. Zumindest aber war die Position des Hegemonialstaates frei, denn die traditionell führenden Griechenstädte Sparta, Athen und Theben, die sich in wechselnden und blutigen Kriegen bekaempft hatten, befanden sich im Niedergang. Makedonien aber galt allgemein als primitv ('barbarische Hellenen' oder 'hellenisierte Barbaren').
Phillip begann mit der Neuorganisation seiner heruntergekommenen Armee. Die Adelsreiterei, auch genannt Hetairen (=Gefaehrten), stellte er in Ilen auf, und wurde zur Elitetruppe seines Heeres. Die Fusskaempfer organisierte er in Phalanxen als starre, disziplinierte Angriffstrupps, ausgerüstet mit langen Speeren ( genannt Sarissen ). Staedte, die Phillip belagerte, wurden nicht mehr ausgehungert, sondern durch Belagerungsmaschinen zerstoert. In der einzigen offenen Feldschlacht gegen die großen Griechenstaedte, die Schlacht von Charoneia 338, wandte er die neuartige 'schiefe Schlachtordnung' an, welche auch Alexander zu seinen Siegen verhelfen sollte. Ueberhaupt profitierte er stark von den Reformen seines Vaters.
358 konnte Phillip das nahegelegene Paionien seinem Reich hinzufuegen.Dank der dortigen Goldgewinnung konnte er seine Kriegspolitik nun auch leichter finanzieren. Von 356 bis 346 fuehrte er einen wechselhaften 'heiligen' Krieg gegen die Phoker (diese hatten angeblich einen Sakrileg begangen). Phillip gewann den Krieg trotz anfaenglicher Rückschlaege, dank seiner Zaehigkeit (352 Sieg auf dem Krokusfeld, Gewinn Thessaliens) und seiner geschickten Diplomatie, die Athen und Sparta dazu brachte, den Phokern die Unterstuetzung zu versagen. Auch Demosthenes, Athens Rednergenie, konnte trotz seiner Opposition in der athenischen Volksversammlung (groesster Gegner der bekannte Aischines) Makedoniens Aufstieg nicht aufhalten.Auch seine Anti-Phillip Reden, die sogenannten 'Phillipikas' (wie noch heute Hetztiraden gegen Persoenlichkeiten heissen), verhallten meistens ungehoert. 343/42 eroberte Phillip Thrakien und gewann Epeiros als Verbuendeten. Mit seinem Vorstoss nach Byzanz gaben die Griechenstaedte endlich ihre abwartende Neutralitaet auf und zogen im Hellenenbund (340) gegen Phillip. Phillip siegte bei Charoneia (338) gegen die athenischen und thebanischen Truppen. Die siegreiche Reiterei wurde von Alexander und seinen Hetairen gefuehrt. Diese besiegten Griechenstaedte mussten der Bildung des Korinthischen Bundes zustimmen (337), der nur Sparta ausschloss. Die Buendnispartner erkannten den makedonischen Koenig als Hegemon und Bundesfeldherrn an, und beschlossen den Rachefeldzug gegen Persien (Suehne für die Verwuestung Attikas und Athens, 480). Phillip hatte sein Ziel erreicht, wurde aber kurz vor seinem Aufbruch zum persischen Kriegszug von Pausanias ermordet (336). Warum Pausanias, der Anfuehrer der persoenlichen Leibgarde des Koenigs, seinen Herrn bei der Heirat von dessen Tochter vor der versammelten Festgesellschaft erstach, ist im Dunkeln geblieben. Pausanias hatte angeblich selbst ein Motiv, denn Jahre zuvor war er ,der Legende nach, von dem makedonischen Fuersten Attalos vergewaltigt worden. Dessen Nichte Eurydike (spaeter Kleopatra) war Phillips letzte (von etlichen) Braeuten. Da Phillip den Fuersten Attalos fuer sehr wichtig hielt, verbot er seinem Gefolgsmann Pausanias die uebliche Blutrache zu nehmen, woraufhin sich dieser vielleicht an seinen Lehensmann persoenlich raechte. Aber die Ermordung Phillips koennte auch in einem groesseren Zusammenhang stehen. Es waere ebenso moeglich, dass Phillips Weib Olympias von Epeiros (der Mutter Alexanders) Pausanias zu dem Attentat anstiftete, denn sie hasste ihren Mann, der neben ihr noch mehrere Frauen im Zuge seiner Buendnispolitik ehelichte. Ausserdem wollte sie ihren Sohn Alexander sicher auf dem makedonischen Thron sehen, wofuer sie angeblich schon frueh Alexanders aelteren Halbbruder Arrhidaios vergiften liess, der daraufhin schwachsinnig wurde. Das sie eines Mordes faehig war, bewies sie schnell, nachdem sie nach dem Tode ihres Mannes wieder von einer kurzzeitigen Flucht aus Makedonien (ueberraschend schnell) wieder zurueckgekehrt war. Sie erschlug Kleopatra, die letzte Frau Phillips, und ihre neugeborene Tochter mit eigenen Haenden in den koeniglichen Gemaechern.
Auch die makedonische Oberschicht glaubte wohl Grund zur Ermordung des Koenigs zu haben. Phillip hatte Makedonien innerhalb von zwanzig Jahren zu einer explosionsartigen Expansion verholfen. Doch anstatt das gewonnene zu geniessen, war er drauf und dran sich in einen erneuten Krieg (gegen das persische Grossreich) zu werfen. Ausserdem gab es wohl makedonische Adelige, die mit der Thronfolge Alexanders nicht einverstanden waren, denn schon Phillip war nur Halbmakedone, womit Alexander nur noch 'Viertelmakedone' war.
Schliesslich hatte auch Alexander selbst ein Motiv fuer die Ermordung seines Vaters, denn in den letzten paar Jahren war es offenbar zu einer Entfremdung zwischen Vater und Sohn gekommen. Phillip ehelichte, wie gesagt, die Adelige Makedonenfuerstin Kleopatra. War die zu erwartende Nachkommenschaft aus dieser Verbindung nicht eine ernstzunehmende Konkurrenz fuer den designierten Kronprinzen Alexander? Nahm Phillip Kleopatra vielleicht gerade deshalb zur Frau, um dem makedonischen Hochadel einen fuer sie annehmbaren Erben zu produzieren, womit er Alexander aber gleichzeitig ausbootete? Auf der Hochzeitsfeier Phillips mit Kleopatra kam es zum Eklat und der betrunkene Alexander beleidigte seinen Vater, woraufhin dieser seinen Sohn verbannte. Alexander und einige seiner Freunde flohen mitsamt der Mutter Olympias nach Epiros. Waehrend Alexanders Abwesenheit verhandelte Phillip mit dem kleinasiatischen Regionalfuersten Pixadorus, um seinen schwachsinnigen Sohn Arrhidaios mit dessen Tochter zu vermaehlen. Alexander bekam davon Wind, woraufhin er sich kurzerhand selbst dem Pixadorus als Schwiegersohn anbot, womit er die Plaene seines Vaters durchkreuzte. Alexander kehrte bald nach Pella zurueck und es kam zu einer frostigen Aussprache mit Phillip in Anwesenheit des Philotas, Sohn Parmenions und Hetaire Alexanders. Alexander blieb bei seinem Vater, allerdings wurden mehrere seiner Hetairen, die Alexander bei seinem Vorhaben unterstuetzt hatten, verbannt. Damit war jedoch Alexanders Thronfolge noch immer nicht gesichert, weshalb er Interesse daran gehabt haben wird, Phillip so frueh wie moeglich Tod zu sehen. Das auch er durchaus des Mordes faehig war, werden wir spaeter noch feststellen.
Alexanders Weg zum makedonischen Thron und zum Hegemon Griechenlands begann 356 , als er als Sohn Phillips und der Olympias, einer epeirotischen Prinzessin geboren wurde. Seine Kindheit mag nicht besonders gluecklich gewesen sein, da sich sein Vater auf staendigen Kriegszuegen gegen Hellenen, barbarisierte Hellenen und Barbaren befand und er sich somit in der Obhut seiner Mutter Olympias befand. Diese Frau war mit einem starken Willen und Herrschsucht beseelt und versuchte Alexander zu ihrem Geschoepf zu machen. Sie, als dionysische Bacchantin (Priesterin), beseelte Alexander vielleicht mit seiner Ueberzeugung der eigenen Goetttlichkeit.
343 wurde der dreizehnjaehrige Alexander von seinem Vater nach Mieza geschickt, wo er und seine Mitschueler, seine spaeteren Hetairen, von Aristoteles, dem Schueler Platons unterrichtet wurden. In was genau der grosse Phillosoph den makedonischen Prinzen unterrichtete, koennen wir nur erahnen, doch fest steht, daß Aristoteles den jungen Alexander entscheidend praegte und ihm die Augen fuer die griechische Kultur oeffnete. So war Alexander in der Folgezeit beispielsweise ein Verehrer Homers, konnte aus der Ilias auswendig rezitieren, und fuehrte ein Exemplar immer bei sich. Uerberhaupt erwies sich Alexander als grosser Verehrer griechischer Kultur und Phillosophie (Homer war nicht der einzige Kuenstler den er auswendig rezitieren konnte). Aristoteles brachte ihm alles wissenswerte seiner Zeit bei, sei es betreffend der Geographie, Medizin oder des Kriegswesens. Ob der Phillosoph in ihm die unendliche Sehnsucht nach den Grenzen der Welt pflanzte, oder ob er in ihm den Traum von der Verschmelzung der Voelker initiierte, wissen wir nicht, doch liegt die Vermutung sicherlich nahe. Der Einfluss des Aristoteles auf Alexander sollte zumindest nicht unterschaetzt werden.
340 macht Phillip Alexander erstmals zum Stadthalter. Aus der Tatsache, dass wir so wenig über seine Amtszeit erfahren, mag man ermessen, wie gut und erfolgreich Alexander seine Aufgabe bewaeltigte.
338 fuehrte der Prinz Makedoniens seine Reiterei in der Schlacht von Charoneia erfolgreich gegen die griechischen Truppen und schenkte seinem Vater somit einen glanzvollen Sieg.
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Alexander stuerzte sich immer an der Spitze seiner Hetairen in die Schlacht.
Nach der Ermordung seines Vaters 336 wurde er von der makedonischen Heeresversammlung als Alexander III. zum Koenig ausgerufen, womit er gleichzeitig griechischer Hegemon war.
Alexander begann seine Regierung mit rigorosen Massnahmen. Er schickte Assassinen aus, die Verwandte und starke Fuersten, die eventuell Thronansprueche haetten erheben koennen, ermordeten. So zum Beispiel den Amyntas, ein Neffe Phillips, fuer den dieser einst die Regentschaft uebernommen hatte, da Amyntas zu diesem Zeitpunkt noch unmuendig gewesen war. Auch General Attalos fiel Alexanders Mordkommandos zum Opfer, da er der Vater Kleopatras war, der jungen und letzten Gattin Phillips, die die Olympias samt der neugeborenen Tochter persoenlich ermorden wuerde, wenn Alexander auf seinem Persienfeldzug sein wuerde. Die Schnelligkeit, mit der Alexnader mit der Ausmerzung etwaiiger Konkurenten um den Thron begann, mag uebrigens dafuer sprechen, dass er ueber den Mordversuch des Pausanias an seinen Vater zumindestens informiert war.
Auch wenn uns die Handlungen Alexanders kurz nach seiner Thronbesteigung barbarisch erscheinen, duerfen wir nicht den Fehler begehen, unsere Maßstaebe auf eine Zeit anzuwenden, die ueber 2000 Jahre zurueckliegt. Dies waere grundsaetzlich falsch, denn man muss festhalten, dass Alexander aus reinem Selbsterhaltungstrieb so handeln musste. Die Sitten waren damals rauh und sicherlich haetten Amyntas oder Attalos jede Gelegenheit genutzt, den jungen Koenig zu ermorden, um selbst an die Macht zu gelangen. Nur Alexanders geistesschwacher Bruder Arrhidaios blieb am Leben und sollte spaeter Koenig werden.
Von der harten Hand Phillips befreit, glaubten Griechen und Barbarenstaemme das makedonische Joch abwerfen zu koennen. Mit einer Schnelligkeit, die keiner seiner Gegner erwartet haette, zog der junge Koenig gegen die aufstaendigen Barbaren. Er organisierte seine Truppen hervorragend und unternahm jede Anstrengung, um die rebellierenden Gebiete zu befrieden. Er unterwarf Illyrer, Triballer, Geten (wobei er sogar die Donau ueberquerte, um den Gegner in die bulgarische Steppe zurueckzutreiben), Kelten und Thraker in einem Blitzfeldzug. 335 zog er gegen das revoltierende Theben, eroberte es und liess es als Exempel fuer die uebrigen Griechenstaedte schleifen; die Bewohner wurden als Sklaven verkauft. Nachdem er derart fuer Ruhe gesorgt hatte, stand seinem Persienzug nichts mehr im Wege.
Alexanders Sieg ueber Dareios III. und Persien wurde eingeleitet durch Alexanders Ueberschreitung des Hellespont mit ca. 35000 Mann, die meisten davon Makedonen, weniger Griechen (334). Im Mai stellten ihn die persischen Satrapen (=Gouvaneure) Kleinasiens, mit einem eilends aufgestellten Heer an dem Fluesschen Granikos. Alexander fuehrte seine Reiterei gegen die schlecht aufgestellten Perser persoenlich zu einem schnellen Sieg und liess die griechische Soeldner im persischen Heer zur Abschreckung massakrieren. Miltaerisch gesehen war Alexanders vorgehen am Granikos kuehn und unueberlegt; nur die Dummheit der Perser,die sich mehr auf ihre Adelsreiterei als auf die disziplinierten griechischen Soeldner verliessen, brachte dem ungestuemen Alexander den Sieg. Aber die Gegenwehr der kleinasiatischen Satrapien (=persische Provinzen) war gebrochen, die jonischen Staedte griechischen Ursprungs wie Milet, Mytilene, Halikarnassos fielen ihm ebenso zu, wie Karien und Kilikien. In Phrygiens Hauptstadt Gordion loeste er den beruehmten Knoten, entweder mit dem Schwert, oder indem er einfach den mit dem Knoten verbundenen Karren losloeste. Demjenigen, der den Knoten loeste, wurde die Eroberung Persiens prophezeit, und Alexander machte sich daran, das Prophezeite zu erfuellen. Zunaechst jedoch musste er Rueckschlaege, ausgeloest durch die vielleicht etwas verfruehte Aufloesung der griechisch - jonischen Flotte, die sein Landheer unterstuetzte, hinnehmen. Die persische Flotte unter dem griechischen Soeldnerfuehrer Memnon hatte nun alle Freiheiten zu operieren und eroberte Chios und Mytilene. Nach der Ermordung Memnons (durch Alexander ?) zerfiel allerdings die Flotte. Aus Alexanders Sicht war die Aufloesung der Flotte ein durchaus logischer Schritt, musste er doch fuer den Unterhalt und Sold der unzuverlaessigen Griechenschiffe aufkommen. Dennoch schnitt er sich selbst damit den Rückzugsweg ab und spielte von da an Alles oder Nichts.
Nachdem er in Tarsos eingezogen war und ein Bad in einem eiskalten Fluss nahm, erkrankte er fuer acht Wochen schwer, genas aber wieder frueh genug, um Dareios entgegenziehen zu koennen. Dieser etwas schwerfaellige Grosskoenig Persiens hatte sich endlich bemuessigt, ein Heer zusammenzuziehen und Alexander zu stellen. Ueber die Groesse seines Heeres koennen wir nur spekulieren: der Grieche Kallisthenes, ein Neffe Aristoteles und Alexanders Geschichtsschreiber, uebertrieb die Anzahl der Perser sicherlich um ein erkleckliches. Auch Gustav Droysen (der Alexanderbiograph, vergleichbar mit Mommsen) nennt Zahlen, die sich nach neuester Forschung nicht bestaetigen lassen. Alexanders Heer zaehlte etwa 40000 Mann, das persische Heer bei Issos war zwar bestimmt groesser, duerfte aber kaum mehr als 50000 - 60000 Mann gross gewesen sein. Wenn man die Groesse des persischen Reiches bedenkt, haette sich eigentlich ein Heer in der Groessenordnung von 300000 Mann aufstellen lassen muessen, aber das persische Reich war nicht dazu faehig, die gewaltigen Reserven Persiens zu aktivieren. Dazu kam, daß Großkoenig Dareios laengst kein solches Organisationstalent wie Alexander war. Ausserdem hielt Dareios Alexander zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich noch nicht fuer eine ernsthafte Bedrohung. Im November 333 kam es zur Schlacht bei Issos. Waehrend die Fusstruppen Alexanders, unter der Leitung Parmenions, einer Niederlage naeher als dem Sieg waren, fuehrte Alexander seine Hetairenreiterei gegen Dareios Kavalerie und griff Dareios persoenlich an. Dieser war Alexander, in der Mitte seiner Freunde wie Ptolomaios, dem Lagiden, der nach Alexanders Tod sein Reich in Aegypten gruenden sollte, oder Hephaistion, bester Freund Alexanders, mit dem ihn vielleicht ein homosexuelles Verhaeltnis verband, nicht gewachsen, und floh. Der Fuehrung beraubt brach die persische Armee zusammen und folgte dem Koenig in ungeordnetem Rueckzug. Dareios zog sich in das persische Herzland zurueck und begann ein Grossheer aufzustellen. Er liess seinen Hofstaat nebst Frau, Mutter und Kindern zurueck, welcher Alexander in die Haende fiel. Dieser behandelte die Gefangenen pfleglich, heiratete die Perserin Barsine und nannte Dareios Muttter ebenso Mutter.
Alexander nahm 332 nach siebenmonatiger Belagerung die Phoenizierstadt Tyros, die sich ihm nicht hatte ergeben wollen. Dareios ersuchte Alexander um Frieden und bot ihm dafuer ganz Kleinasien, Aegypten und Syrien an. Er selbst wollte nur das persische Kernland behalten. Was war von diesem Friedensangebot zu halten? Haette Alexander es angenommen, so haette ihm das sicherlich die Moeglichkeit gegeben, seine bisherigen Eroberungen zu stabilisieren und somit den Makedonen auf lange Sicht zu sichern. Andererseits haette auch Dareios eine Verschnaufpause gehabt und eine noch gewaltigere Armee zusammenziehen koennen. Alexander liess sich auf nichts ein, auch, weil Dareios ihm als Feigling zuwieder war, seitdem dieser seine Familie dem Feind auf Gedeih und Verderb ueberlassen hatte. Er gab ihm eine vor Verachtung triefende Antwort und unterwarf 331 Syrien und Aegypten. Sein Zug zur Oase des Siwa bietet Anlass zu verschiedenen Spekulationen. Im Heiligtum des Zeus-Ammon liess sich Alexander als Gottessohn ausrufen. Ob er nun wirklich von seiner Goettlichkeit ueberzeugt war, oder ob er begann groessenwahnsinnig zu werden, ist nicht mehr zu klaeren. Generell ist es aber naheliegender, daß er diesen symbolischen Akt vollfuehrte, um die Loyalitaet seiner Makedonen, vor allem aber der Griechen zu festigen. Wir duerfen nicht vergessen, daß in dem einfachen Volk der Glaube an Goetter, Orakel und Priester tief verwurzelt war. So wie das Volk im Mittelalter die Bibel woertlich auffasste, so glaubten die Griechen fest an einen realen Hintergrund zum Beispiel der Ilias. Sie waren davon ueberzeugt, dass Agamemmnon und Achilleus wirklich um das Troja des Priamos kaempften, dass Achilleus den Hektor toetete, nachdem dieser den Patroklos besiegt hatte. All diese uns mythisch anmutenden Geschichten waren die Basis der religioesen Ueberzeugung der Hellenen. Wenn sich Alexander also vergoettlichte, konnte er in seiner Position gegenueber den Unglaeubigen nichts verlieren und die Glaeubigen noch fester an sich binden. Das Jahr 331 zeitigte noch ein weiteres enorm wichtiges Ereignis, welchem aber die Historie meist ebensowenig Bedeutung zumasst wie Alexander selbst. Der von ihm als Regent in Makedonien zurueckgelassene Antipatros besiegte die endlich Rebellierenden Spartaner bei Megalopolis. Alexander sprach von einem 'Maeusekrieg', wobei er scheinbar ganz vergass, dass ihm Antipatros seine makedonische Heimat und seine Hegemonialstellung ueber Griechenland bewahrt hatte. Auch der immer dringend benoetigte Nachschub an Soldaten und Material aus Makedonien konnte weiterfliessen. Bei einer Niederlage Antipatros haette Alexander seinen grossen Sieg von Gaugamela sicherlich nicht feiern koennen, sondern haette nach Griechenland zurueckkehren muessen, um die Griechenstaedte, die sich einem siegreichen Sparta sicherlich komplett angeschlossen haetten, erneut zu unterwerfen.
So aber zog er nach Persien, ueberschritt den Tigris und traf im Oktober 331 auf das persische Grossheer bei Gaugamela. Obwohl Alexanders Heer wohl groesser war, als Kallisthenes beschrieb, und etwa 50000 Mann unter seinem Kommando gewesen sein muessen, und obwohl das persische Heer wohl kaum eine halbe Million Mann (Kallisthenes/Droysen) gezaehlt haben duerfte, sondern eher 100000 - 150000, ist es Militaerhistorikern heute noch ein Raetsel, wie Alexander diese Schlacht gewinnen konnte. Diesmal hatte Dareios die Kampfarene fuer den Showdown fuersorglich ausgesucht und die Ebene von Gaugamela gewaehlt, in der sich seine Streitwagen und seine Kavalerie, die alleine ebenso zahlreich wie Alexanders Heer gewesen sein soll, am besten entfalten konnte. Die 'schiefe Schlachtordnung' scheint ein Schluessel zu Alexanders Erfolg gewesen zu sein, bei der sich die einzelnen Fluegel mit ihren undurchbrechlichen Phalanxen diagonal verschoben, um die gegenerischen Verbaende zu zersplittern. Erneut griffen Alexander und seine Hetairen Dareios an. Dieser hielt wiederum nicht stand und floh vor dem durchsetzungsfaehigeren und willnesstaerkeren Alexander in die Tiefen des Irans.
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Das beruehmte Mosaik aus Pompeij stellt die Schlacht von Issos dar. Alexander greift Dareios auf seinem Streitwagen an.
Insgesamt muss man klar feststellen, das Dareios, durch sein persoenliches Versagen, es Alexander ermoeglichte, sein gewaltiges Reich zu erobern und dass es den persischen Kampfverbaenden an Moral, Disziplin uns Ausbildung mangelte. Trotz ihrer gewaltigen Uebermacht waren sie Alexander und seinen disziplinierten Makedonen nicht gewachsen. Alexander zog ungehindert vor die persische Hauptstadt Babylon, die kampflos ihre Tore oeffnete und den persischen Staatsschatz auslieferte, die gewaltige Summe von 50000 Talenten in Gold. Alexander wurde in Babylon und Susa zum neuen Grosskoenig Persiens ausgerufen.
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Die Haengenden Gaerten von Babylon waren eines der Sieben Weltwunder.
Die alte Kulturstadt Persepolis wurde, zur Suehne der persischen Zerstoerung Athens (480), zur Pluenderung freigegeben (Alexander hatte dies bei bisher eroberten Staedten tunlichst vermieden, was zu grossen Verstimmungen in seinem Herr fuehrte). Es kam zu allen Greueln einer Stadtpluenderung und am Ende der Nacht ging Persepolis in Flammen auf.
Mit dem Ende des Rachefeldzuges gegen Persien konnte Alexanders seinen Indienzug, den sogenannten Alexanderzug, beginnen. Er entliess die griechischen Truppen und schickte die Invaliden makedonischen Soldaten zurueck. Den gefundenen Goldschatz muenzte Alexander aus und fuehrte damit eine gewaltige Inflation in Hellas (Griechenland) herbei.
Ende 330 machten die Makedonen Halt in Phrada,
der Hauptstadt der Drangiane. Philotas, der Sohn Parmenions, Freund und Hetaire
des Koenigs, verschwieg diesem einen angeblichen Mordanschlag und wurde
hingerichtet. Alexander schickte einen weiteren Hetairen, Polydamas, nach
Ekbatana, wo Parmenion, 'der Vater des Heeres', zurueckgeblieben war.
Die mit Polydamas geschickten Unterfeldherren Kleander, Sitalkes und Menidas
ermordeten Parmenion, waehrend er einen gefaelschten Brief seines Sohnes las.
329 zog er in den Ost-Iran, wo Dareios vergeblich versucht hatte, erneut eine
Armee zusammenzustellen und von dem Regionalfuersten Bessos ermordet wurde. Am
Oxus stellte Alexander Bessos und liess ihn hinrichten. Im Jahre 328 fuehrte
Alexander eine Heeresreform durch und nahm nun fortan auch Perser als
Gleichberechtigte in die Armee auf. Nach verlustreichen Kaempfen gegen die
Skythen in der Sogdiane, stiessen die Makedonen bis nach Baktrien vor. Waehrend
eines Saufgelages toetete Alexander in Samarkand im Zorn seinen Freund und
Hetairen Kleitos, der ihm an frueherer Stelle das Leben gerettet hatte
(Granikos, 334). 327 unterwarf er die oestliche Sogdiane und heiratete die
baktrische Prinzessin Roxane. Sein Versuch, das persische Hofzeremoniell mit
Fussfall (Proskynese) einzufuehren, scheiterte am Widerstand der Makedonen und
Griechen. Im Sommer liess er Kallisthenes ermorden oder hinrichten, da dieser
schon laenger durch seine wenig Vorteilhafte Berichterstattung auffiel und er
angeblich auch an der 'Pagenverschwoerung' beteiligt war.
In Indien (326) besiegte Alexander die Bergstaemme des Swat-Hochlandes und
stiess bis ueber den Indus vor. Am Hydaspes kam es zur Schlacht mit dem
indischen Fuersten Poros, den er mit grosser Anstrengung besiegen konnte. Das
erschoepfte Heer forderte ein Ende des Vormarsches und Alexander kehrte
gezwungenermassen zum Indus zurueck. Im Kampf gegen die Maller wurde er so
schwer verwundet, dass die von ihm in der Sogdiane und Baktrien
zwangsangesiedelten Griechen von seinem Tod hoerten und zurueck in die Heimat
zogen. 325 erreichten die Makedonen Pattala. Von hier aus teilte sich die Armee
in drei Teile: Nearchos sollte eine Flotte durch den persischen Golf bis an die
Muendungen von Euphrat und Tigris bringen, Krateros fuehrte einen Teil des
Heeres durch Arachosien und die Drangiane. Alexander aber brach mit dem Gros
seines Heeres durch die gedrosische Wueste in Richtung persisches Kernland auf.
Die Armee, die schon unter den moerderischen Verhaeltnissen des indischen
Dschungels gelitten hatte, musste bei dem schlecht organisierten Wuestenmarsch
schreckliche Verluste hinnehmen. Vor allem der gewaltige Tross, der Alexanders
Armee begleitete, und in dem sich Haendler, Schauspieler, Prostituierte und
deren Kinder befanden, wurde schwerstens in Mitleidenschaft gezogen.
324 kehrte Alexander schliesslich nach Persien zurueck und es fand die Massenhochzeit zu Susa statt. Sein Plan war die Verschmelzung von Persern und Makedonen zu einer neuen Herrenschicht. Ueberhaupt wurden persische Sitten und Gebraeuche nicht unterdrueckt, sondern ganz im Gegenteil: sie wurden sogar uebernommen. 89 seiner Gefolgsleute und etwa 10000 Soldaten heirateten persische Frauen. Alexander selbst vermaehlte sich mit Stateira, einer Tochter des Dareios. Durch die zunehmende Gleichberechtigung der Perser kam es in Opis zu einer erneuten Meuterei (wie in Indien), die Alexander wieder dadurch beilegte, indem er die Soldaten persoenlich beruihgte. Ende des Jahres schickte er 10000 Veteranen unter Krateros, der Antipatros abloesen sollte, zurueck nach Makedonien.
Alexander Traum von der Voelkerverschmelzung
sollte niemals Wirklichkeit werden, denn 323 ereilte ihn der Tod in Babylon.
Vorher musste er noch den Tod des Hephaistion hinnehmen, seines besten Freundes
und geliebten Hetairen, mit dem er vielleicht sogar das Lager geteilt hatte.
Dieser war dem immer ausufernderen Lebenswandel von Alexanders Hofstaat nicht
mehr gewachsen, außerdem hatte ihn der indische Dschungel und die gedrosische
Wueste verschlissen. Hephaistion wurde mit einer gewaltigen Todesfeier geehrt.
Nach seiner Beisetzung versank Alexander in tagelange Trauer. Als er
schliesslich wieder ansprechbar war, stuerzte er sich sogleich in neue
Eroberungsplaene. Kurz vor Sommeranfang befahl er die Mobilmachung der Armee,
mit der er plante die weitgehend unerforschte arabische Halbinsel zu
unterwerfen und dann durch Libyien (unser heutiges Afrika) zu ziehen und
Karthargo anzugreifen.
Nach verschiedenen Saufgelagen erkrankt Alexander im Mai und stirbt zwei Wochen
spaeter, am 13. 6. 323, dreiundreissigjaehrig, in Babylon.
Zu Alexanders Nachfolgern waehlte die makedonische Heeresversammlung sowohl seinen geistesschwachen Bruder Arrhidaios, als auch seinen einjaehrigen Sohn von der baktrischen Prinzessin Roxane. Reichsverweser wurde Perdikkas. Alexanders Generaele und Hetairen erhielten Provinzen und traten gegeneinander in den sogenannten 'Diadochenkriegen' an. Alexanders Reich zerfiel, und einige der Diadochen konnten Monarchien in Teilgebieten errichten, so zum Beispiel Antipatros in Makedonien, Antigonos in Kleinasien und Ptolomaios in Aegypten (die Herrschaft der Ptolomaier reicht bis 30 v. Chr.). 320 wurden die Makedonen aus Indien vertrieben. 319 starb die Olympias in den Thronwirren, nachdem sie einige Verwandte eigenhaendig ermordet hatte. Arrhidaios, Roxane und Alexanders mittlerweile zehnjaehriger Sohn, fielen Kassandros, Sohn des Antipatros und Herrscher in Makedonien, zum Opfer.
Alexanders Reich war allein auf ihn zugeschnitten gewesen und keiner seiner Hetairen, Generaele oder Verwandten hatte sein Format oder seine Faehigkeiten, die dazu notwendig gewesen waeren, dass gewaltige Reich zusammenzuhalten.
Wer war Alexander?Die Beantwortung dieser Frage faellt heute natuerlich schwer, da die Zeit Alexanders des Grossen nunmehr ueber 2000 Jahre zurueckliegt. Die Frage: 'Wie 'Gross' war er wirklich?', ist zumindestens ein wenig leichter zu beantworten und jeder muss sich selbst aus dem Lebensweg Alexanders ein Bild seiner Persoenlichkeit machen.
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Alexander. Was fuer ein Mann war er?
Beginnen wir mit der Frage :'Wie Gross waren seine Leistungen, Reformen und Errungenschaften? '. Ausser Zweifel steht, daß es dem makedonische Heer unter offizieller Fuehrung Alexanders in Rekordzeit gelang, das gewaltige und uebermaechtige Persische Grossreich nicht nur zu besiegen, sondern zu unterwerfen. Alexander stuetzte sich in seiner Armee vor allem auf die makedonischen Kerntruppen, denn die ueblichen Soeldner haette er sich zu Beginn seiner Feldzuege 336/334 gar nicht leisten koennen, da er nach dem Tod seines Vaters mit Erschrecken feststellen musste, dass die makedonische Staatskasse nahezu leer war. Die Griechen befanden sich im Aufstand gegen ihn, weshalb er den Luxus griechischer Hilfstruppen mit Vorsicht genoss. Auch nach der Niederschlagung des Aufstandes mit der Zerstoerung Thebens (335), traute er griechischen Verbuendeten nicht, was er beispielsweise mit der Aufloesung der jonischen Flotte (333) bewies. Dies brachte ihm erhebliche Nachteile, da die persische Flotte nun frei operierte und Mytilene und Chios zurueckeroberte. Allerdings wurde er die unangenehmen griechischen Verbuendeten los und musste nicht laenger fuer sie aufkommen. Seine Phalanxen und Hetairenreiterei waren allerdings die beste Armee des gesamten Mittelmeerbereichs, und das ausgerechnet die Truppen aus dem sumpfigen, primitiven und zurueckgebliebenen Makedonien diesen Standard erreicht hatten, verdankte Alexander vor allem seinem Vater Phillip II. von Makedonien. Dieser hatte in einer Heeresreform seine Armeen 359 reorganisiert und sich Griechenland Stueck fuer Stueck unterworfen. Dabei hatte er die unkultivierten Bereiche Griechenlands im offenen Kampf niedergerungen, waehrend er den bisher fuehrenden Griechenstaedten Sparta, Athen, Theben mit geschickter Diplomatie die Macht aus den Haenden rang. Nur ein einziges Mal musste er gegen sie kaempfen und sie besiegen: in der Schlacht von Charoneia, in der Alexander die Reiterei fuehrte. Auch der Angriff auf Persien war nicht Alexanders Idee gewesen, sondern Phillips. 337 hatte er dafuer gesorgt, dass die unterworfenen Griechenstaedte im korinthischen Bund ihn damit beauftragten, einen Rachefeldzug gegen Persien zu fuehren. Es sollte der Brand der Akropolis aus dem Jahre 480 gesuehnt werden und die jonischen Staedte befreit werden. Vor Erfuellung dieses Auftrages wurde er von Pausanias ermordet. Phillip hat Alexanders Ruhmeszug den Weg geebnet und muss derart beeindruckend gewesen sein, dass Alexander gefragt haben soll, was sein Vater fuer ihn Grosses zu tun uebrig lassen wuerde.
Nach seiner Ermordung zog Alexander mit unerwarteter Geschwindigkeit gegen die aufstaendigen Barbarenstaemme und bewies zum ersten Mal sein grosses Organisationstalent. Die Beweglichkeit und Schlagkraft seiner Truppen verdankte er aber Phillips Reformen. Ausserdem war er nicht allein fuer den perfekten Ablauf des Feldzuges verantwortlich, sondern wurde unterstuetzt von seinen Hetairen, den wohl talentiertesten Unterfuehrern die ein Feldherr jemals besessen hat, und Parmenion, der schon unter Phillip General gewesen war. Insgesamt kann man festhalten, daß Alexander seine militaerischen Erfolge vor allem deshalb erringen konnte, weil sein Vater ihm die beste Armee der damaligen Welt hinterliess, und ein makedonisches Herrschaftsgebiet, so gross wie es noch nie gewesen war.
Warum konnte Alexander Persien so leicht
ueberollen? Wie war es ihm moeglich, diesen gewaltigen Vielvoelkerstaat in nur
drei Jahren und drei Schlachten derartig vernichtend zu ueberwinden? Wie konnte
er, der Herr ueber das vergleichsweise winzige Griechenland, und er, der sich
fast vollstaendig auf die Reserven des geradezu winzigen Makedoniens stuetzen
musste, als Sieger hervorgehen? Sieger ueber ein persisches Reich, dem es
allein von seinen Bevoelkerung und wirtschaftlichen Ressourcen nicht haette
schwerfallen sollen, Alexanders Heeresmacht ein zehnfaches seiner Staerke
entgegenzustellen und sogar mehr als ein hundertfaches an Waffenfaehigen zur
Verfuegung stand. Grosstat Alexanders? Die Leistung eines militaerischen
Genies?
Man muss wissen, dass die Zeit der persischen Grosskoenige vorbei war. Das
persische Reich, dass einst die grausamen Assyrer beerbte, hatte seinen Zenith
ueberschritten. Vorbei war die Zeit der grossen und maechtigen Koenige, die zum
Beispiel noch 492 Thrakien und Makedonien unterworfen hatten, und zur
Heeresfolge gezwungen hatten. Oder des Koenig Xerxes, der mit 100000 Mann sengend
durch Griechenland zog, Attika verwuestete, Athen eroberte und die Akropolis
anzuendete (480).Erst unter Aufbietung aller griechischen Mittel konnte er
zurueckgeworfen werden. Seit dieser Zeit hatten sich die Grosskoenige darauf
beschraenkt, die zerstrittenen Griechenstaedte Athen, Sparta, Korinth und
Theben gegeneinander auszuspielen und so ihr eigenes Herrschaftsgebiet zu
behaupten. Schliesslich waren die beiden fuehrenden Hegemonialstaedte Athen und
Sparta dermassen ausgelaugt, dass sich kurzzeitig Theben, und dann Makedonien
zur Hegemonialmacht aufschwingen konnte.
Dareios III., Grosskoenig von Persien, stand in der traurigen Tradition dieser
kontinuierlich schwaecher werdenden persischen Herrscher und sollte das Ende
des persischen Reiches herbeifuehren. Auf die makedonische Bedrohung reagierte
der Grosskoenig langsam und phlegmatisch. Schon 336 war Parmenion mit einem
Teilheer in Kleinasien eingebrochen. Dort, wie auch zwei Jahre spaeter, als
Alexander den Hellespont ueberschritt, ueberliess Dareios seinen Satrapen
(=Gouvaneure der einzelnen Satrapien = Provinzen) die Abwehr der Gefahr.
Hatten die Satrapen Parmenion eher schlecht als recht abwehren koennen, so
unterlagen sie Alexander eher aus Dummheit, als aufgrund des militaerischen
Genius des Makedonen. Die persischen Satrapen unter Mithradates, ein
Schwiegersohn Dareios, trafen im Mai 334 am Fluesschen Granikos auf Alexander.
Anstatt aber die erfahrenen griechischen Soeldner unter Memnon in die erste
Reihe zu stellen, was die militaerische Etikette verbot, stellte sich die
persische Adeligenreiterei in vordertster Front auf, im vollsten Vertrauen auf
ihre Unbesiegbarkeit. Militaerisch gesehen primitiv, stuerzte sich Alexander,
an der Spitze seiner Hetairen, auf die persischen Anfuehrer. In einem brutalen
Scharmuetzel toeteten er und seine Freunde die meisten Perser. Die nun
fuehrerlose Armee konnte leicht besiegt werden. An den griechischen Soeldnern
liess Alexander ein Exempel statuieren und sie auf dem Schlachtfeld
niedermetzeln. Er tat dies, um den mit ihm kaempfenden Griechen zu
demonstrieren, was mit denjenigen geschah, die aus Griechenland stammten, und
es wagten, gegen ihn anzutreten. Er selbst aber setzte bei dem stuermischen
Angriff nicht nur sein Leben aufs Spiel, sondern mit seiner Person sicherlich
auch den gesamten Persienfeldzug. Ohne ihn, einen Koenig mit starker Hand,
waeren die Griechen sicherlich von Makedoniens Hegemonie abgefallen und wieder
waere es zu erbaermlichen Buergerkriegen gekommen.
Als Ergebnis der Schlacht konnte Alexander die Satrapien Karien, Phrygien und
Kilikien erobern. Er 'befreite' die kleinasiatischen Kuestenstaedte,
die zwar von Griechen gegruendet worden waren, sich aber inzwischen an die
sanfte persische Herrschaft gewoehnt hatten. Widerwillig oeffneten sie dem
'Befreier' die Tore und Halikarnassos musste sogar belagert werden.
In Gordion loeste Alexander den beruehmten Knoten. Wir wissen nicht, ob er den
Knoten wirklich mit dem Schwert loeste, wie sein Biograph Kallisthenes
berichtet, oder ob er einfach den Anhaenger des Wagens, der mit dem Knoten
verbunden war, abkuppelte. Dem, der den Knoten loeste, war eine erfolgreiche
Eroberung Persiens versprochen worden, und Alexander erfuellte die Prophezeiung
auf jeden Fall auf eine unorthodoxe Art und Weise, die nicht im Sinne des
Erfinders gewesen war. Dennoch wurde sein symbolischer Akt bei seinen Maennern
gut aufgenommen und schenkte ihnen erneutes Vertrauen in ihren Koenig, der sich
hier, wie auch bei seinem Zug in die Siwa-Oase, als geschickter Psychologe erwies.
Nun endlich handelte Dareios. Er stellte ein Heer auf, um den makedonischen
Abenteurern entgegenzuziehen. Entgegen den Angaben Kallisthenes, Neffe
Aristoteles und Biograph Alexanders, auf die sich auch G. Droysen beruft, hat
sich den Makedonen wohl kaum ein Heer entgegengestellt, in dem sich mehr als
50000 Mann befanden. Zwar haette Dareios sicherlich ein Heer mit 500000 Mann
zusammenstellen koennen, aber die Perser hatten laengst den Ueberblick und die
Kontrolle ueber ihre Satrapien verloren. Das Heer aufzustellen war muehsam und
die Heeresfolge der Provinzen wurde nicht eingehalten. Dareios war eben ein
schwacher Koenig, und laengst kein solches Organisationstalent wie Alexander.
Als er bei Issos auf Alexander traf, muss er dessen 40000 Mann dennoch ueberlegen
gewesen sein. Erneut griff Alexander persoenlich in die Schlacht ein, und
fuehrte seine Hetairen gegen Dareios und seine Leibwache. Auge in Auge mit dem
tollkuehnen makedonischen Prinzen ergriff der Grosskoenig die Flucht, obwohl
die Schlacht fuer die Perser zu diesem Zeitpunkt noch keineswegs verloren
gewesen war: die Fusstruppen waren dem Sieg gegen Parmenions Fusstruppen sogar
naeher, als der Niederlage! Ihres Fuehrers beraubt, zerbrach die persische
Angriffsmacht allerdings. Alexander hatte also kein militaerisches Kunststueck
vollbracht, sondern einfach im Duell seines und Dareios Willen gesiegt. Als
Preis holte er sich Syrien und Aegypten. Bei der Belagerung von Tyros, die
sieben Monate andauerte, bewies Alexander einen weiteren seiner Wesenszuege,
die entscheidend fuer seine Erfolge waren. Erneut waren es sein Wille und vor
allem sein Durchhaltevermoegen, welches ihm den erfolgreichen Abschluss der
Belagerung einbrachte.
Waehrend jener Belagerung erhielt Alexander ein Friedensangebot Dareios. Der
verschreckte Grosskoenig bot dem griechischen Hegemon Kleinasien, Syrien und
Aegypten fuer den Frieden an. Alexander lehnte ab.
Was waere die weisere Entscheidung gewesen? Wenn man Alexanders spaeteren
Erfolge vordergruendig betrachtet, koennte man der Auffassung sein, das er
recht daran tat, Dareios Angebot abzulehnen. Blickt man aber tiefer, so koennte
man behaupten, dass gerade seine Eroberung Persiens bis Indien Makedonien und
Griechenland dem Niedergang auslieferte. Keinem seiner Nachfolger gelang es,
das gewaltige Reich zu bewahren. Es fiel auseinander und wurde in den blutigen
Diadochenkriegen auseinandergerissen. Ueberhaupt scheint die voellige
Vernichtung des persischen Konkurrenten sich negativ auf die Griechenstaedte
ausgewirkt zu haben. Solange sie staendig von dem uebermaechtigen Gegner
bedroht wurden, waren sie eine Wiege fuer Kultur, Erfindung und militaerischer
Disziplin gewesen. Danach aber verwahrlosten ihre Meriten, die griechische
Macht zerfiel, bis sie schliesslich von den Roemern beerbt wurden. Vielleicht
haette Alexander besser daran getan, das Eroberte, was ja schon mehr war, als
man sich erhofft hatte, unter dem Schutz eines Friedensvertrages zu sichern. Er
haette die Verhaeltnisse klaeren koennen und fuer geeignete Anfuehrer und schiesslich
auch Nachfolger sorgen koennen. So aber war das Grossreich allein auf ihn
zugeschnitten und bei seinem Tod hinterliess er nur einen einjaehrigen Sohn.
Sein Reich zerbrach.
Interessant ist die Frage, was Phillip, Alexanders Vater, getan haette. Dieser
hatte oft bewiesen, welch geschickter Politiker und Diplomat er war, vor allem
wenn man bedenkt, dass sein groesster Gegner in Athen der Demosthenes war, das
Rednertalent seiner Zeit. Dennoch setzte sich der makedonische Koenig durch.
Vielleicht haette er es auch verstanden, durch Begrenzung seines
Eroberungswillens das Erreichte auf lange Zeit zu bewahren. Allerdings wissen
wir nicht, ob Alexander nicht doch vorausschauend handelte, falls er damit
rechnen musste, dass Dareios nur Zeit gewinnen wollte, um ein gewaltiges
Grossheer aufzustellen, womit er die dreisten Eroberer aus seinem Reich haette
fegen wollen. Ob man dem schwaechlichen Dareios, der von seinem Hofeunuchen
Bagoas geleitet wurde, wirklich solch weitragende Winkeldiplomatie nachsagen
kann, ist fraglich.
Wenn wir Alexanders veraechtliche Antwort an Dareios als Hochmut auslegen, so
stellt er uns diesen Hochmut kurze Zeit spaeter deutlich unter Beweis. In
Aegypten (331) hoerte er von Antipatros Niederwerfung der spartanischen
Aufstandsbewegung, hatte aber fuer dessen grossen Sieg bei Megalopolis nur den
Ausdruck 'Maeusekrieg' uebrig. Dieser Sieg des Antipatros, der im
uebrigen ausserordentlich umsichtig in Makedonien und Griechenland herrschte,
obwohl die Olympias, Alexanders Mutter, in staendiger Opposition zu ihm stand,
war eine grossartige Leistung. Anders als Alexander vor Issos, traten gegen ihn
disziplinierte spartanische Elitetruppen an. Er besiegte sie und sicherte
Alexander Rueckhalt und Nachschub aus Hellas. Jedwede weitere Aufstandsbewegung,
die unweigerlich zu einem Abbruch des Persienfeldzuges gefuehrt haette, wurde
unterbunden.
Vorher war Alexander in Aegypten zur abgelegenen Siwa-Oase gezogen, um dort das
Zeus-Ammon Heiligtum zu besuchen. Die Priester des Tempels begruessten ihn als
'Gottes Sohn', als der er im Folgenden galt.
Glaubte Alexander wirklich an seine Goettlichkeit? Es darf bezweifelt werden.
Wahrscheinlicher ist, dass er sich, wie so viele Machtpolitiker seiner und
jeder Zeit, die Goetter zunutze machte, um seine Soldaten gefuegiger zu machen.
Hierbei muss er vor allem an die Griechen und ihre Heimatstaedte gedacht haben,
die dem makedonischen Emporkoemmling immer noch nur unwillig folgten. Wie aber
haetten sie dem Sohn ihres eigenen Gottes die Gefolgschaft versagen koennen?
Im Herbst/Winter 331 zog Alexander nach Persien und ueberschritt den Tigris.
Dort traf er auf Dareios neu zusammengestelltes Grossheer, groesser als bei
Issos, kleiner als aeltere Quellen angeben. Obwohl die Ebene von Gaugamela
ideal fuer die persischen Truppen ausgewaehlt war, siegte Alexander, der die
Entscheidung erneut durch ein direktes Duell mit Dareios herbeifuehrte. Durch
die perfekte Anwendung der 'schiefen Schlachtordnung', die die
gegnerischen Verbaende auseinanderzog, wurde vermieden, dass die Perser ihre
gewaltige zahlenmaessige Ueberlegenheit ausspielen konnten. Parmenion, wieder
der Niederlage gegen die Uebermacht nahe, gelang es, sein Heer
zusammenzuhalten, bis Alexander Dareios in die Flucht geschlagen hatte. Ohne
Gegenwehr konnte Alexander dann Babylon und Susa nehmen. Militaerisch hat
Alexander in dieser Schlacht ein nahezu unmoeglichen Sieg vollbracht und erwies
sich erneut als willensstaerker und zaeher als der weiche Dareios.
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Dareios, der Grosskoenig von Persien. Man kann die Furcht in seinen Augen erkennen.
Parmenion, erster General Alexanders. Bleiben
wir bei ihm und leiten ueber in die Frage, was fuer ein Mensch Alexander war.
Paremnion muss zum Zeitpunkt der Schlacht von Gaugamela ein alter Mann gewesen
sein, sechzig oder siebzig Jahre alt. Er war schon Phillips wichtigster
Ratgeber und General gewesen, hatte dessen Reformen mitgetragen und etliche
Feldzuege gegen barbarische Griechenstaemme unter Phillip mitgemacht. Er war den
makedonischen Soldaten so vertraut, dass sie ihn 'Vater des Heeres'
nannten. Ausserdem war er wahrscheinlich der einzige, der es wagen konnte,
offen gegen Alexander zu opponieren. Sein Rat war anerkanntermassen voller
Weisheit und wurde befolgt. Die makedonischen Soldaten folgten nur dem
charismatischen Alexander; doch auch dem Parmenion waeren sie gefolgt, haette
er sie gerufen. Parmenions Sohn Philotas schien eine ebenso grosse Karriere
unter Alexander zu gelingen. Als einer der Hetairen, die mit ihm zusammen von
Aristoteles unterrichtet wurden, stieg er bald zum Anfuehrer der Reitertruppen
auf, welche der wichtigste Teil in Alexanders Heer waren. Somit vereinigten
Vater und Sohn nun so grosse Macht aufeinander, dass Alexander sie offenbar
fuer gefaehrlich hielt. Bei passender Gelegenheit liess er Philotas hinrichten;
er hatte ein angebliches Mordkomplott verschwiegen, wurde der Mittaeterschaft
beschuldigt und hingerichtet. Gab es fuer diesen Tod noch fadenscheinige
Gruende, so muessen wir beim Tode Parmenions von eiskaltem Mord sprechen.
Dieser war 329 in Ekbatana zurueckgeblieben, waehrend Alexander auf der Jagd
nach dem Moerder Dareios war, dem Bessos, Regionalfuerst im Ost-Iran. Alexander
schickte seinen Hetairen Polydamas, begleitet von den drei Unterfeldherren,
Kleander, Menidas und Sitalkes zu Parmenion.
Diese geben ihm einen gefaelschten Brief seines Sohnes zu lesen, in welchem
Philotas ueber seinen angeblichen Plan zur Ermordung Alexanders schreibt, und
erdolchen ihn. Die aufgebrachten Soldaten geben sich schliesslich damit
zufrieden, den Leichnam Parmenions ehrenvoll zu begraben, nachdem man sie von
seiner Mitschuld am Mordkomplott ueberzeugt.
Der einzige, dessen Protest gegen den bevorstehenden Indienzug erhoert worden
waere, und dem die Soldaten vielleicht auch in Heimat gefolgt waeren, war tot.
Ueberhaupt, jener Indienfeldzug: ein Wahnsinn, der unzaehligen Soldaten den Tod
bringen sollte und etliche Hetairen nicht zurueckkehren liess. Was trieb
Alexander dazu, in jenes ferne, mystische Reich einzufallen? Von welchem
treibenden Wahn muss er besessen gewesen sein, um ueber die Grenzen der
bekannten Welt hinauszugreifen?
Mit der Nierderschlagung des von Bessos gefuehrten Aufstandes gegen Alexander und der Unterwerfung der Satrapien Areia, Drangiane und Arachosien hatte Alexander, siebenundzwanzigjaehrig, ein Gebiet erobert, was die heutigen Laender Griechenland, Tuerkei, Syrien, Libanon, Israel, Jordanien, Aegypten, Iran, Irak, Kasachstan und Afghanistan einschliessen wuerde. Er hatte die damaligen Gebiete Griechenlands, Makedoniens, Mysien, Phrygien, Karien, Lykien, Pisidien, Bithynien, Kappadokien, Kilikien, Kataionien, Syrien, Aegypten, Medien, Mesepotamien, Armenien, Parthien, Karmanien, Drangiane und Archosien unterworfen. Es war ein Reich von unfassbarer Groesse, welches an die Grenzen der bekannten Welt stiess. Persien war voellig besiegt und gehorchte nur noch Alexander, der als Grosskoenig ausgerufen wurde. Der Brand der Akropolis wurde durch den Brand Persepolis geraecht, womit der Rachefeldzug gegen Persien, der eigentliche Grund zum Krieg gegen Dareios, beendigt war. Dennoch hatte Alexander noch nicht genug; etwas in ihm muss ihn immer weiter getrieben haben und ebenso wie er an die Grenzen der Welt vorstossen wollte, schien er seine eigenen Grenzen erproben zu wollen. Er und sein Hofstaat uebernahmen mehr und mehr persische Sitten und beinahe jeder Abend sah ein gewaltiges Saufgelage in Alexanders Koenigszelt. Er und seine Hetairen gaben sich hemmungslos dem Alkohol und etlichen anderen Ausschweifungen hin. Es scheint, als habe Irrsinn Alexander, und alle um ihn herum, befallen, ein Irrsinn der auch seinen Soldaten vielgestaltigen Tod brachte. Sie starben beispielsweise bei dem Einfall in die Sogdiane und Baktrien, deren Einwohner versuchten, Alexanders Armee mit Guerillataktik abzuwehren. Dies gelang ihnen monatelang recht gut, bis Alexander seine Armee reformierte, kleinere und bewegliche Einheiten aufstellte und die moerderischen Reiternomaden, die Skythen, bezwingen konnte. Wo ein anderer fernab von der Heimat aufgegeben haette, obsiegte Alexander gegen alle Widerstaende und heiratete die baktrische Fuerstenprinzessin Roxane, die zu diesem Zeitpunkt erst dreizehn war. Er zog in Samarkand ein, 1500 Jahre bevor Dschingis Kahn dort sein Weltreich begruenden sollte. Alexanders Vorgehen rief bei seinen Soldaten grossen Unwillen hervor, vor allem der Versuch, die Proskynese, ein persisches Hofzeremoniell mit Fussfall, einzufuehren, stiess auf Unwillen bei den makedonischen Adeligen, wie ueberhaupt Alexanders Wille zur absoluten Macht. Nachdem er einen jungen makedonischen Adeligen, Hermalaos, auspeitschen liess, da ihm dieser bei der Jagd einen praechtigen Eber vor der Nase weggeschnappt hatte, plante der junge Mann mit wenigen Verschworenen die Ermordung Alexanders ('Pagenverschwoerung'). Das Komplott wurde entdeckt und Hermelaos hingerichtet. Doch Alexanders Blutspur zog sich weiter: auch Kallisthenes, Lehrer der jungen Verschworenen, wurde hingerichtet. Das Verhaeltnis zwischen Alexander und seinem Biographen, Neffe des beruehmten Aristoteles, war schon laenger abgekuehlt, und nachdem die Einfuehrung der Proskynese vor allem an Kallisthenes offenen Widerstand gescheitert war, fiel er vor allem durch negative Berichterstattung auf. Also liess Alexander, der noch immer in regem Briefkontakt zu Aristoteles stand, Kallisthenes hinrichten. Dass er an der 'Pagenverschwoerung' beteiligt war, darf bezweifelt werden.
Ebenfalls 327 toetete Alexander im Suff seinen
Freund und Hetairen Kleitos, der ihm bei einer Orgie oeffentlich widersprochen
hatte. Kleitos war nach dem Tod des Philotas zu einem bedeutenden und
maechtigen Reitergeneral aufgestiegen, weshalb es Mancher bezweifelt, dass
Alexander, immer darauf bedacht seine absolute Macht zu erhalten, sonderlich
besoffen gewesen war.
Alexander zog weiter in Richtung Indien, ueberschritt den Indus bis er zum
Hydaspes kam. Irgendetwas in ihm sehnte sich nach der Unendlichkeit, nach der
Bewaeltigung des Unmoeglichen, nach dem Ende und Anfang von allem. Ab wann Alexander
so geworden ist, koennen wir nur erraten. Hat Aristoteles ihm diesen Wesenzug
eingepflanzt? Oder war es seine unglueckliche Kindheit? Oder erst nach der
Eroberung Persiens, als er die Unermesslichkeit dieses Reiches feststellte?
Seine Soldaten konnten seine Wuensche und Traeume jedoch nicht teilen, starben
sie doch Reihenweise an den Giftschlangen und toedlichen Insekten des
unbekannten und unheimlichen indischen Dschungels, an neuartigen Seuchen, an
Malaria und Sumpffieber. Alexander traf auf den indischen Fuersten Poros am
Hydaspes (326), den er durch sein rasches und unerwartetes Handeln
(Flussuebergang) schlagen konnte, vielleicht seine groesste militaerische
Leistung. Noch weiter wollte er ziehen, doch seine Soldaten hatten genug; sie
meuterten und zwangen Alexander zum Indus zurueckzukehren. Dass sie ueberhaupt
weiterhin unter seinem Kommando blieben, spricht fuer Alexander.
Der Makedone unterwarf etliche Voelker am
Indus. Seine Truppen folgten ihm nur noch unwillig. So drang er zum Beispiel
voellig alleine in die Festung der Maller ein und erst als er von einem Pfeil
schwer verwundet wurde, griffen seine Soldaten an.
Er beendete den Indienzug mit dem wahnsinnigen Rueckmarsch durch die
gedrosische Wueste. Warum beging er diese militaerische und organisatorische
Dummheit, der tausende zum Opfer fielen? Vielleicht wollte er seine
aufruehrerischen Truppen einen Denkzettel verpassen? Vielleicht wollte er
wieder jedermann beweisen, dass er das Unmoegliche moeglich machen konnte? Um
das Leben seiner Veteranen hat er sich aber offensichtlich ebensowenig wie im
indischen Dschungel gescherrt.
324 kehrte Alexander nach Susa zurueck und raechte sich fuerchterlich an den Satrapen, die er eingesetzt hatte, und die ihn fuer Tod gehalten und verraten hatten. Sie wurden hingerichtet. Auch konnte er betrachten, was inzwischen die Ausmuenzung des persischen Staaatsschatzes bewirkt hatte. Bei der Uebergabe Babylons 331 hatte man die unvorstellbare Menge von 50000 Talenten in Gold ausgeliefert bekommen.
<image mssing, sorry>
Eine Muenze, die das Profil Alexanders zeigt.
Alexander, der ebenso generoes wie grausam sein konnte, beschenkte seine Soldaten so reichlich, dass sie zu wohlhabenden Maennern wurden und diejenigen, die zu diesem Zeitpunkt in die Heimat zurueckkehrten, waren gemachte Maenner. Auch Familienangehoerige gefallener Krieger wurden reich entlohnt. Das restliche Gold liess er ausmuenzen. Die gewaltige Menge Gold, die er in Umlauf brachte, sorgte fuer eine ebenso gewaltige Inflation. Bestehende Verhaeltnisse in Griechenland loesten sich auf, die Reichen verloren ihre Macht und grosse Verwirrung herrschte. Es darf bezweifelt werden, dass Alexander zum Wohle des Volkes handelte. Eher ist es ihm darum gegangen, die reichen Oligarchen der griechischen Polis zu entmachten, die Verhaeltnisse so zu verunsichern, dass er unumschraenkter Herrscher werden konnte. Ebenso verhielt es sich mit seiner Massnahme, die Verbannten der Griechenstaedte in ihre Heimat zurueckkehren zu lassen. Die Griechenstaedte litten seit Jahrtzehnten unter Bevoelkerungsueberschuss und dadurch ausgeloesten Hungersnoeten. Berufe, Land und Besitz der Verbannten wurde dankbar von anderen angenommen. Nun kehrten diese Verbannten zurueck und die Verhaeltnisse verwirrten sich noch mehr. Ohne Alexanders und Antipatros starke Hand waere Griechenland in Buergerkriegen versunken; sie brauchten Alexander nun.
Wiedereinmal erwies sich Alexander als ruecksichtsloser Machtmensch, der etliche seiner Hetairen auf dem Gewissen hatte. Andere allerdings, die ihm bedingungslos folgten, blieben bis zum Schluss bei ihm, zum Beispiel Ptolomaios oder Krateros. Zurueck in Babylon, verlangte er Antipatros, der derweil in Griechenland wie ein echter Koenig geherrscht hatte, zum Rapport. Dieser hatte von den vielen Todesfaellen um Alexander herum gehoert, und schuetzte eine Krankheit vor, um nicht zu Alexander kommen zu muessen. Anstatt seiner schickte er seinen Sohn Kassandros. Antipatros tat recht daran, wenn ihm die Naehe Alexanders nicht geheuer war. Die Machtfuelle, welche er mittlerweile in Griechenland erreicht hatte, waere fuer Alexander sicherlich Grund genug gewesen, ihn hinrichten zu lassen.
Kurz vor seinem Tod musste Alexander den Tod des Hephaistion hinnehmen, seines besten Freundes und Hetairen. Diesmal hatte er dessen Tod nicht gewaltsam herbeigefuehrt, wohl aber mag Alexanders Lebenswandel und damit der seines Hofstaates daran Schuld gewesen sein. Ausgelaugt von den Kriegszuegen, Verwundungen und dem staendigen Saufen verstarb Hephaistion unerwartet. Schon oefter wurde erwaehnt, dass die beiden vielleicht mehr als nur Freundschaft verband. Wieder duerfen wir, wenn wir an Alexanders Bisexualitaet glauben, nicht unsere heutigen gesellschaftlichen Masstaebe anlegen; Homosexualitaet war zu jener Zeit etwas voellig Normales, Anerkanntes und wurde sogar teilweise erwartet, wenn ein aelterer Mann sich eines juengeren als Lehrmeister annahm. Schon Homers Achilleus und Patroklos lassen auf ein homoerotisches Verhaeltnis schliessen, wie gesagt, durchaus nichts Ungewoehnliches. So wird sich beispielsweise wohl kaum ein Koenigs- oder Fuerstenhof gefunden haben, an dem nicht Lustknaben vorhanden waren. Es war natuerlich kein Zwang zur Bisexualitaet vorhanden, aber sie wurde auch nicht verurteilt.
Alexander trauert einige Tage um seinen 'Patroklos' oder 'Enkidu' (aus der babylonischen Sage von Gilgamesch und Enkidu). Schliesslich erwacht er wieder zu seiner alten Lebhaftigkeit und plant einen neuen gewaltigen Kriegszug. Er will Arabien, Libyien (Afrika) und Karthargo unterwerfen. Ende Mai 323 erkrankt Alexander nach etlichen Saufgelagen. Sein Koerper ist geschwaecht vom Alkohol und Ausschweifungen, von alten Verwundungen und koerperlicher Ausgebranntheit. Er stirbt (an Malaria?) am 13.6.323.
Wenn ein Koenig stirbt, werden natuerlich auch Mordverdaechtigungen laut. In Frage kaeme hierbei sicherlich eine Vergiftung und ein Motiv hatte jeder aus Alexanders Umgebung, die staendig der Gefahr einer Hinrichtung ausgesetzte waren, ebenso wie alle von ihm eingesetzten Satrapen. Vor allem aber auch die Kartharger mussten ein Interesse an Alexanders Tod haben, waren sie doch die Naechsten, auf die Alexanders Eroberungsdrang fallen musste.
Sein Plan zur Voelkerverschmelzung scheiterte. Zum Beispiel verstiessen etliche der 10000 Makedonen, die in Susa an der Massenhochzeit teilgenommen hatten ihre Frauen wieder. Auch die meisten der 89 Adeligen, die geheiratet hatten, taten dies. Alexanders Reich wurde aufgesplittert und zerbrach in den Diadochenkriegen seiner Nachfolger. Die meisten seiner Stadtgruendungen aber ueberlebten und wurden, allen voran das aegyptische Alexandria, zu Zentren der Ausbreitung der griechischen Kultur. So wurde das auf Alexander folgende Jahrhundert zum Zeitalter des 'Hellenismus', kulturelle Vorherrschaft der Griechen, aber militaerischer Niedergang.
Wer war nun Alexander? Mensch oder Monster? Freund oder Untier? Militaergenie oder Glueckspilz? Weiser Herrscher oder moerderischer Tyrann?
Sicherlich koennen wir von ihm sagen, dass er
der richtige Mann, am richtigen Ort, zur richtigen Zeit war, zu Fall gebracht
von seiner eigenen Trunksucht. Anders verhielt es sich beispielsweise bei dem
genialen Feldherrn Hannibal, der der richtige Mann, am falschen Ort, zur
falschen Zeit war. Die Roemer waren naemlich im Gegensatz zu den Persern nicht
gewillt aufzugeben und hielten zaeh am Widerstand fest, selbst als Hannibal
nach dem gewaltigen Sieg von Cannae (216) noch vierzehn Jahre verheerend durch
Italien zog. Ausserdem gewaehrte Karthargo seinem Feldherren nicht die
gebuehrende Unterstuetzung, wie ueberhaupt die karthargische Aussenpolitik sich
ungeschickt und toelpelhaft benahm.
Oder Caesar, der der richtige Mann, am richtige Ort, zur falschen Zeit war. Er
machte alles richtig bei der Unterwerfung Galliens und seinem Sieg gegen die
Pompeijaner, aber die Angst vor einem Tyrannen war zu tief in den Senatoren
verwurzelt, um den nach Alleinherrschaft strebenden Caesar am Leben lassen zu
koennen (Ermordung 44 v. Chr.).
Oder auch Hitler, der der falsche Mann (ich bitte um Entschuldigung fuer diese
Untertreibung), am richtigen Ort, zur richtigen Zeit war (ich bitte um
Entschuldigung fuer diese 'Uebersimplifizierung' der Verhaeltnisse).
Dank der gewaltigen Zeitspanne, die zwischen uns und Alexander liegt, bleibt es
jedem selbst ueberlassen, sich ein Urteil ueber Alexander zu bilden.
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