Dadaismus (von
französisch dada: Pferdchen), internationale revolutionäre Kunst- und
Literaturbewegung in den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, die gegen die im 1. Weltkrieg fragwürdig gewordenen
Kulturwerte der bürgerlichen Gesellschaft rebellierte. Das Kinderstammelwort dada
gab dieser Ablehnung überlieferter ästhetischer Ideale Ausdruck. Dabei bot das
1916 von Hugo Ball in Zürich gegründete Cabaret Voltaire den Dadaisten
wie dem Rumänen Tristan
Tzara, dem Österreicher
Walter Serner, dem Deutschen Richard Huelsenbeck und dem Deutschfranzosen Hans Arp ein Forum für ihre künstlerischen und
politisch-pazifistischen Anschauungen. 1915 entstanden Dada-Bewegungen in New York (Man Ray Marcel Duchamp Francis Picabia) und Paris (André Breton,
Louis Aragon, Paul Éluard, Philippe Soupault). Aus dem Pariser Dada ging später der Surrealismus hervor. In Deutschland
entstanden nach 1918 dadaistische Bewegungen in Berlin (Richard Huelsenbeck, George Grosz, John Heartfield, Hanna Höch,
Raoul Hausmann), Köln (Max Ernst, Hans Arp) und Hannover (Kurt Schwitters). Nach dem 1. Weltkrieg traten außerdem viele Zürcher Dadaisten der Pariser Gruppe bei,
die sich ihrerseits 1922 auflöste.
Bei ihrer Rebellion gegen bürgerliche Kunstmaßstäbe bevorzugten die
Dadaisten im Kunstbetrieb unverständliche und daher schockierende
Verfahrensweisen. In Literatur und bildender Kunst wurde so die Propagierung
eines absurden Weltbildes vor allem auch zur Provokationsgeste. So verwendeten
die Dadaisten als ungewöhnliche Materialien etwa industriell gefertigte
Gegenstände, die sie (wie Kurt Schwitters) zu Montagen verarbeiteten oder (wie
Marcel Duchamp) unbearbeitet in den neuen Kontext des Museums stellten. Auch
wurde der Zufall bei der Entstehung von Kunstwerken gegen die bürgerliche
Vorstellung autonomer Schöpferkraft ausgespielt. Marcel Duchamp erklärte
handelsübliche Objekte (sogenannte Ready mades) wie einen
Flaschentrockner und ein Pissoir (Urinbecken) zu Kunstwerken.
Der Dadaismus war weniger eine neue Kunstform als vielmehr der Versuch,
alte Werte und Vorstellungen aufzusprengen und zu hinterfragen. Zahlreiche
seiner Techniken beeinflußten andere Strömungen bis hin zum Neorealismus und
zur Konkreten Poesie nachhaltig. Nach ihrer dadaistischen Periode wandten sich
viele Künstler in den zwanziger Jahren anderen Bewegungen der Moderne zu