AZreferate - Referate und hausaufgaben fur schule.
Referatesuche, Hausarbeiten und Seminararbeiten Kostenlose Online-Dokumente mit Bildern, Formeln und Grafiken. Referate, Facharbeiten, Hausarbeiten und Seminararbeiten findest für Ihre einfache Hausarbeiten.



BetriebstechnikBiographienBiologieChemieDeutschDigitaltechnik
ElectronicaEpochenFertigungstechnikGemeinschaftskundeGeographieGeschichte
InformatikKulturKunstLiteraturManagementMathematik
MedizinNachrichtentechnikPhilosophiePhysikPolitikProjekt
PsychologieRechtSonstigeSportTechnikWirtschaftskunde

Referat Ferdinand raimund - couplets, das zauberstÜck

biographien referate

biographien referate

ZUR PERSON FERDINAND RAIMUND


Raimund ( mit bürgerlichen Namen eigentlich Raimann) wurde am 1. Juni 1790 als Sohn eines Drechslermeisters geboren. Zunächst nahm er eine Konditorlehre in Angriff, da seine Eltern schon früh gestorben waren und er nun auf sich allein gestellt war. Er bekam schon sehr bald Einblicke ins Theatermilieu, da er während den Vorstellungspausen damit beschäftigt war, Gebäck und Süßspeisen auszutragen. Von Anfang an war er schwer begeistert, der Glanz des Theaters hatte ihn nun vollends in seinen Bann gezogen. Mit 18 entschloß er sich Schauspieler zu werden und den Beruf des Zuckerbäckers endgültig an den Nagel zu hängen.

Im Jahre 1814 arbeitete er schon als Tragiker im Theater in der Josephstadt. Tragische Rollen also waren seine anfänglichen Partien, zu denen sich Raimund - wie Nestroy - mehr hingezogen fühlte als zu irgendwelchen anderen. Aber erst als er bei Komödien mitwirkte, wurde man auf ihn aufmerksam.

Sieben Jahre später wurde er Regisseur im Theater in der Leopoldstadt und somit zu einem bekannten Bühnendichter. Eine besondere Spielart, die sogenannte ZAUBERPOSSE ( oder Zauberstück) prägte sich in seiner Zeit aus und entwickelte sich zu einem Lokalstück. Genau solche Lokalstücke brachten Ferdinand Raimund den Erfolg, weil das Volk sich sehr verbunden dazu fühlte ( Erklärung für Lokalstück folgt bei NESTROY). Er war also schon zu Lebzeiten ein angesehener Dichter wie Schauspieler, wobei gerade bei Raimund Dichtertum und Schauspielertum untrennbar miteinander verbunden waren/ sind. Später war er auch als Direktor des Leopoldstädter Theaters tätig.

Ferdinand Raimund war eine künstlerische Persönlichkeit - die Kunst war für ihn das Höchste im Leben. Sie war ihm auch deshalb so ernst, weil sie schwer errungen war. Er war im Vergleich zu vielen anderen poetisch begabt. Viele seiner Zeitgenossen betrieben ihre Kunst nur um Geld heraus zu locken und nicht um Anerkennung zu ernten. Raimund empfand dies als Schande.

Im Gegensatz zu Nestroy mußte er sich sein Können ohne äußere Hilfe aneignen, er hatte ja nicht die Möglichkeit Schulbildung zu bekommen. Seine Komödien enthielten deswegen aber nicht weniger Erkenntnis- und Kommunikationsakte. In Nestroy sah er seinen ärgsten Rivalen, den es immer zu übertrumpfen galt. Ein stets unbefriedigter Ehrgeiz sowie ein kompliziertes Privatleben waren die Folgen für sein schon fast krankhaftes Schaffen. Sein Humor entsprang einer wunden Seele, einem schmerzvollem Leben.

Seine ersten Stücke ähnelten noch denen der " Großen Drei" ( Gleich, Bäuerle und Meisl - Vorgänger Nestroys und Raimunds). Sie wurden deshalb geschrieben, weil man Theaterstücke gebraucht hat. Raimund führte die barocke Tradition des Wiener Volks- und Vorstadttheaters in der Verbindung von Märchen, Zauberposse und moralischer Allegorie auf ihren dichterischen Höhepunkt. Über seine Vorläufer wuchs er durch Inhalt und künstlerischer Meisterschaft seiner Stücke entscheidend hinaus.

Er war stets auf der Suche nach dem rechten Ausgleich zwischen volkstümlichen Spaß und sittlichem Ernst und läßt durch Feenmund seinem Publikum die Meinung sagen. Am besten gelungen ist die ihm eigene Mischung von Romantik und Realismus in den großen Original-Zaubermärchen " Der Alpenkönig und der Menschenfeind"

( 1828) und " Der Verschwender" ( 1834), in dem das berühmte " Hobellied" ( ein COUPLET !!)


Da streiten sich die Leut' herum

Oft um den Wert des Glücks,

der eine heißt den andern dumm,

am End' weiß keiner nix.

Da ist der allerärmste Mann

Dem andern viel zu reich, das Schicksal setzt den Hobel an

Und hobelt s' beide gleich.


den treffendsten Ausdruck von Raimunds im Grunde biedermeierlichen Lebensgefühl gibt.

Sein drittes dramatisches Werk " Der Bauer als Millionär" wurde als erstes nicht auf Vorlagen oder Muster gestützt. Sein erstes Stück - " Der Barometermacher auf der Zauberinsel" - war nur eine Fertigstellung eines Entwurfes von einem anderen Dichter ( Karl Meisl). Der " Bauer als Millionär" ( 1826) brachte ihm die uneingeschränkte Anerkennung seiner Begabung. Seine dichterische Leistung ist vollgültig dargestellt, deshalb liegt die Betonung auf " Original-Zaubermärchen".  


Von seinem Privatleben scheint nicht ganz soviel wie über Nestroys bekannt zu sein. Seine Ehe mit Luise Gleich zerbrach bald und brachte ihm bittere Erfahrungen ein. Seine spätere Geliebte Antonie Wagner konnte er nicht ehelichen, weil er sonst sein Ansehen in der Theaterwelt verloren hätte. Im Großen und Ganzen ging ihm diese ganze Sache sehr zu Herzen und in seinen Stücken kann man auch noch seinen eigenen Charakter herauslesen. Die Hauptfigur Rappelkopf in " Der Alpenkönig und der Menschenfeind" etwa weist etliche Züge Raimunds auf. Dies ist keine Vermutung, sondern sogar bewiesen, daß er sein Privatleben des öfteren in seine Werke einfließen ließ oder sein Leben und seine Gefühle mit Hilfe dieser nachzeichnete.


Ja, das kann nicht mehr so bleiben,

´s entsetzlich, was sie treiben.

Ins Gesicht wird ich belogen,

Hinterm Rücken frech betrogen,

´s Geld muß ich am End vergraben,

Denn sie stehln als wie die Raben.

Ich hab keinen Kreuzer Schulden,

Bare Hundertausend Gulden,

Und doch wird's mir noch zu wenig,

Es tät not, ich wurd ein König.

Meine Felder sind zerhagelt,

Meine Schimmel sind vernagelt,

Meine Tochter wie betrübt,

Ist das ganze Jahr verliebt.

Alle Tag ist das ein Gwinsel,

Um den Maler, um den Pinsel,

Der kaum hat ein Renommee,

Und vom Geld ist kein Idee.

Und mein Wein, bei allen Blitzen,

Will die Frechheit unterstützen,

Sagt, er wär ein Mann zum Küssen,

Wie die Weiber das gleich wissen!

Und das soll mich nicht verdrüßen?

Ja, da möchte man sich erschießen.

Und statt daß man mich bedauert,

Wird auf meinen Tod gelauert,

Und so sind sie alle, alle,

Ich zerberste noch vor Galle.

Rappelkopf singt dieses Lied, um all seinen Zorn über die Welt, in der er lebt und über seine Mitmenschen für kurze Zeit vergessen zu können.

Bei diesem genannten Stück handelte es sich um ein " Besserungsstück".

Die Geister greifen eben in Menschenleben ein und führen auf die Menschheit selbst zurückgehende Verwirrungen zu einem guten Ende, heilen also den Menschenfeind von seinem Argwohn. Das Zauberspiel mündet hier in die Tradition der Besserungsstücke ein. Seine Gesellschaftskritik ist aber hauptsächlich auf Psychologie bezogen. Raimund kreidete das Neue nicht an, dazu war er viel zu konservativ und zu gefühlsbetont. Er sehnte sich nach einem " Zurück" in einen vorkapitalistischen Zustand. Er vertrat den romantischen, illusionistischen Standpunkt. Die Zauberwelt war Symbol für eine Welt, die sich Raimund so sehnlichst vorgestellt hatte.

Raimund war sowohl als Verzweifelter als auch als Zweifelnder bekannt. Seine Texte reflektieren den Schmerz, daß ihm die Welt nicht mehr " aufgeht", darin liege auch seine Modernität.

Phantasie, Märchen und Traum können durchaus mehr als Flucht in die Illusion sein und bewußte Distanzierung der bedrängten Wirklichkeit leisten. Auch das " Böse" ist in diesem Konzept aufgehoben, z.B. bietet Rappelkopf Einblicke in die frühkapitalistische Ausprägung der Gesellschaft und die Erkenntnis, daß Geld und Geschäfte die Welt zusammen halten. Raimunds Gesellschaftskritik entsprang weniger aus politischen Motiven als aus dem idealistischen Wunsch nach Gerechtigkeit ( siehe " Hobellied").

Er hat die Brücke der Gesellschaft zwischen Oben und Unten, Außenseitern, Aufsteigern und Etablierten gesehen, ferner daß sie ein durch Geld bestimmtes System ist, in dem sich von heute auf morgen die Verhältnisse umkehren können. Dies ist im " Bauer als Millionär" sehr gut verdeutlicht. Raimund hat das aktuelle Problem bestens geschildert: Im Bauern Fortunatus Wurzel hat er ein Bild des alltäglichen Lebens in der damaligen Zeit geschaffen.  Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ( Beginn des Industriezeitalters) hat sich in Wien einiges getan; aus den Folgen der industriellen Revolution kam es zu einer starken, gesellschaftlichen Umschichtung, bei welcher der " Neureiche" Gelegenheit hatte, sich in den Vordergrund zu rücken. Man wußte auch damals, daß solche Leute nicht wissen, wie man mit Geld umzugehen hat und im Endeffekt wieder alles verloren haben.


Wurzel ist über das Verhalten seiner Tochter zornig, er versteht nicht, warum sie mit all seinen Reichtümern nichts

anfangen kann.


WURZEL: Untersteh dich nicht, daß du ein Wort von ihr redst, ich will nichts wissen von der Wasserprinzessin. Ist das ein

Betragen für ein Haus wie das meinige? Statt daß sie ein vampirenes Kleid anleget und mit ihren Vater auf d'

Promenad ging', bleibt's das ganze Jahr zu Haus hocken und geht in einem spinatfarbenem Überrock herum.

LORENZ: Sie taugt halt nur aufs Land. Sie will halt eine niedrige Person sein.

WURZEL: Heut is Freitag, da freu ich mich wieder, da is Fischmarkt, da kommt der Bursch wieder vom Land herein. Und

wenn er seine Fische verkauft hat, ist er nicht zufrieden, da setzt er sich da drüben auf den Stein und hält

Maulaffen auch noch feil, schaut immer auf ihr Fenster herüber wie ein Aff - Mit der Wacht laß ich ihn noch

wegführen.

LORENZ: Das Sitzen kann man keinen Menschen verbieten.

WURZEL: So laßt ihn sitzen, auf d' Letzt sitzt er doch zwischen zwei Stühl auf der Erde. Aber `s Madel wird mir ganz

verwirrt. Ich laß ihr Zeichnen lernen und Sticken, nutzt nichts. Statt daß sie schöne Blumen macht, Vasen und

solche Sachen, was zeichnet's? Was stickt sie? Lauter Fisch. Zu meinen Namenstag stickt sie mir ein Polster -

was ist drauf? Ein großmächtiger Backfisch, aber ohne Kopf, - wie ich meine drauflege, ist der ganze fertig. Sie

muß den reichen Juwelier heiraten.

LORENZ: Warum soll s' denn aber just ein Juwelier heiraten? Sie sind ja ein steinreicher Mann.

WURZEL: Eben. Damit ich das bleib, darf sie den Burschen nie nehmen.



Raimund faßt das alles ironisch auf. Diese Ironie ist bei ihm in seinen Couplets bemerkbar:


COUPLETS:


Es zeichnet sich in erster Linie durch Witz und einen auf das Allgemeine zielenden satirischen Grundzug aus. Allen Couplets ist gemeinsam, daß eine Reihe merkwürdiger " Fälle" des Lebens, aber auch Reflexionen über aktuelle Vorgänge der Zeit und in der Welt, unter einer überraschenden Schlußpointe, dem Refrain,

zusammengefaßt werden. Sie enthalten des öfteren auch die Kritik der Tagesmisere - die aber erst kurz zuvor dazugeschrieben werden kann, eben weil sie so " brennheiß" ist.

In jeder einzelnen Strophe wird ein in sich geschlossenes Bild gezeichnet, das aber durch den Refrain für die anderen Strophen und das ganz Lied " offen" ist. Die Bilderkette der Strophen läßt sich endlos fortsetzen, sie ist - wie bereits erwähnt - für die Improvisation ( des Sängers) und das Hinzufügen aktueller Strophen jederzeit offen.

Der REFRAIN ist der Teil des Couplets, der die satirischen Gegenstände der einzelnen Strophen zusammenhält. Er wiederholt sich immer wieder, um den Zuhörern/ schauern die Unzulänglichkeiten der Welt auf ein neues

" einzuhämmern". Die Welt wird also satirisch betrachtet; das Verkehrte wird fortwährend demonstriert.

Sobald ein Couplet gesungen wird, hat der/ die Vortragende sich vom eigentlichen Handlungsverlauf gelöst ( das Couplet unterbricht den Handlungsstrom des Stückes gänzlich - das Publikum ist in der Lage sich auf ein abgegrenztes Thema zu konzentrieren) und in eine andere Rolle gewechselt. Ein Gespräch mit dem Publikum wird auf diese Weise ermöglicht, weil es eben direkt angesprochen, in das Spiel mit einbezogen und später um seine Meinung gefragt wird ( natürlich kommt jeder für sich zu einer Ansicht !).

Es handelt sich hierbei also um eine kritische Darstellung der Welt. Der Zuschauer soll entweder zur Zustimmung oder - wenn dies doch ein wenig viel verlangt ist - wenigstens zur Prüfung des Vorgebrachten gebracht werden.

Einige Beispiele aus Raimunds bekanntesten Couplets:


So mancher steigt herum,

Der Hochmut bringt ihn um,

Trägt einen schönen Rock,

Ist dumm als wie ein Stock,

Von Stolz ganz aufgebläht,

O Freundchen, das ist öd!

Wie lang stehts denn noch an,

Bist auch ein Aschenmann!

Ein Aschen! Ein Aschen! ( Lied des Aschenmanns aus " Bauer als Millionär")




Ach, wenn ich nur kein Mädchen wär,

Das ist doch recht fatal,

So ging ich gleich zum Militär,

Und würde General.

Oh, ich wär gar ein tapfrer Mann,

Bedeckte mich mit Ruhm!

Doch ging' die Kanonade an,

So machte ich rechtsum.              ( aus " Alpenkönig und Menschenfeind", wäre vor circa eineinhalb Jahren sogar noch bei uns aktuell gewesen)



Aber er hat mittels der Phantasie auch das über die befindliche wirkliche Welt Hinauswiesende sichtbar gemacht, daß die Gesellschaft eine Gesellschaft der Menschen ist, und daß das Soziale nur erreicht werden kann, wenn die Menschen sozial sind. Bei ihm tritt immer wieder dieser Dualismus zwischen Geister- und Feenwelt und der Menschenwelt auf.


Das ZAUBERSTÜCK:


Es steht in Interferenz mit anderen Unterhaltungsformen und ist durch den Stil der Entgrenzung des Wahrscheinlichen geprägt.

Die Verbindung von Possenkomik und Zeitkritik ermöglicht die " mythologische Karikatur" und das

" Zauberspiel". Die erstgenannte Form ist aber nur eine Überleitung vom Lokalstück zum Zauberspiel. Sie entsteht durch die Konfrontation der Zauberoper mit der parodierten Gegenwart des wienerischen Alltags. Übrigens sind diese Kontraste zwischen Hoch- und Dialektsprache bewußt eingesetzte Gestaltungsmittel. Er verknüpft Motive des sozialen Alltags mit er theatralischen Bilderwelt und kleidet diese in eine Sprache, die das Volk versteht, was ihn klarerweise zu einem " echten" Volksdichter macht.

Auch die mythologische Karikatur konnte die Zensur bewußt umgehen: Die Zustände in Wien wurden kritisch auf die Götter- und Heldenwelt der Antike übertragen. Sie zeigen Ansätze zu Parodien, welche die Funktion hatten, Stoffe und Themen zu transportieren und zu popularisieren, zwischen hohem und niederem Stil zu vermitteln, das Volk auf jede erdenkliche Art und Weise zu bilden und bezüglich Politik kritisch zu erziehen.

Das Zauberspiel war bis in das Frühwerk Nestroys hinein die vorherrschende Gattung des Wiener Volkstheaters. Das Publikum konnte von den phantastischen Dimensionen des Theaters gar nicht genug bekommen. Der Einfluß der Feenmärchen, Sagen und Ritterromane kam natürlich hinzu.

Die Geisterphantastik hatte mit der Romantik jedoch wenig zu tun: Der Begriff " romantisch" als Zusatz zur Gattungsbezeichnung " Zauberspiel" oder " Volksmärchen" meinte in der Regel die Eigenschaft der Stilmischung. Die Märchendramatik war also eine Gegenbewegung der Aufklärung, sie förderte aber trotzdem teilweise auch aufklärerische Ziele ( Phantasie steigert den Verstand).

Dominierende Gattung wurde nach 1818 das " parodistische Zauberspiel". Hierbei handelte es sich um ein Gemisch aus Zauber- und Singspiel,

Sittenstück,

lokaler Posse und

Parodie.

Die Darstellung der bei illusionsfreudigen Publikum beliebten Zauberwelten wurde mittels der Parodie der

" irdischen" Welt angeglichen. Geister, Feen und Allegorien ( literarische oder künstlerische bildhafte Veranschaulichung eines Begriffs oder Vorgangs, oft durch Personifizierung) sind wienerische Repräsentanten einer höheren Welt, die im " Besserungsstück" den unvernünftigen Erdenbürger zur Erkenntnis seiner selbst, der Welt und des Glücks in der Zufriedenheit erzielen. Das aufklärerische, volkserzieherische Element trat in den Vordergrund.




Raimunds Darstellungsstil - eine Einheit von Komik, gefühlsmäßigem Erleben und kontrastierendem Ernst - wirkte weniger auf die Lachmuskeln als auf das Gemüt der Zuschauer und sei für die Entstehung und Struktur seiner Dramen bedeutsam gewesen. Ihm war die Flucht aus dem " Lachtheater" gelungen. Einige Forscher beschäftigten sich mit der Metaphysik des Zauberspiels und nehmen an, daß das leichte Spielgefüge mit

" tieferer" Bedeutung aus weltanschaulicher Sicht gesehen werden sollte. ER erscheint als Reformator barocker Dramatik, der dem Zauberstück mit Geisterapparat, zweigeteilter Welt, moralischem Lehrsatz und mythisch-allegorischer Darstellung den Ernst zurückgibt, der durch Parodie seiner Vorgänger verloren ging.

Der Dichter versuchte zumeist eine VERBINDUNG zwischen ERNST und KOMIK und bezog im Sinne einer biedermeierlichen Überformung das Rührende, Sentimentalische in die " derberen" Formen ein. Er experimentierte mit den traditionellen Gattungen ( verfeinerte dadurch seinen schauspielerischen Stil) und versuchte eine Erneuerung nicht über das Komische, sondern über die " moralisch-metaphysische Dimension", möglicherweise als Reflex der politisch-gesellschaftlichen Entwicklung. Er war also in jeder Hinsicht ein im politischen Bereich wirkender Dichter.

Raimund hatte auch mit der Zensur weniger Probleme als Nestroy. Er umging sie mittels Unterwerfung oder künstlerischer Herausforderung und war stolz darauf, daß seine Stücke beinahe so unverändert aus den Händen der Zensoren kamen wie sie hingekommen waren.

Man wollte seine Meinung über die derzeitige Situation loswerden, der Frust hatte sich schon lange Zeit aufgestaut. Das Theater bot sich geradezu dazu an, die Kritik mußte aber dennoch vorsichtig geäußert werden. Alles, was unter Zensur stand, war in irgendeiner Weise wertvoll, alles, was gebilligt wurde, galt als langweilig und wurde auch kaum gelesen.

Der Höhepunkt der politischen Diktatur bildete also gleichsam den Gipfel in der Entwicklung des Volkstheaters.


Raimund, der bereits im Jahre 1836 durch Selbstmord seinem Leben ein Ende setzte, galt als Vorbild für Nestroy. Er soll an ihm zugrunde gegangen sein, obwohl dieser im Vergleich zu Raimund von den Theaterforschern immer abgewertet wurde. Raimund galt als " Vollender", Nestroy als " Zerstörer" des Wiener Volkstheaters. ER soll zu einer " Veredelung" des Volkstheaters geführt haben. Von ihm wurde großer Wert auf eine adäquate Inszenierung seiner Stücke gelegt. An Engagements hatte er sich nie gebunden, sondern immer als freischaffender Künstler gearbeitet. Raimunds Werk wies alle großen Stilströmungen, wie Barock, Romantik, Biedermeier und Realismus auf.


Raimund stellte mit seinem Idealismus Illusionen auf, Nestroy zerstörte sie mit seinem Wirklichkeitssinn. Die beiden unterschieden sich grundlegend voneinander, da Nestroy immer den Drang zu neuen Dingen verspürte, während Raimund noch auf der Seite des Alten stand.

Nestroy war Raimund sicherlich voraus, er wird oft als "fortschrittlicher Geist seiner Zeit" erwähnt.

Jedoch stellten die Werke beider den Endpunkt des Besserungsstückes dar. Jeder tat dies in seiner eigenen Art und Weise: Raimund versöhnt, Nestroy höhnt!




Referate über:


Datenschutz




Copyright © 2024 - Alle Rechte vorbehalten
AZreferate.com
Verwenden sie diese referate ihre eigene arbeit zu schaffen. Kopieren oder herunterladen nicht einfach diese
# Hauptseite # Kontact / Impressum