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Marlen Haushofer, Die Wand
1. Allgemeines zum Buch
Autorin: Marlen HaushoferTitel: Die WandArt des Buches: Science-fiction Roman
(Robinsonade)Verlag: claassen Verlag, Düsseldorf 1983,
1.AuflageErstveröffentlichung: 1963Preis: 10,50 DM2. Informationen zur Autorin
2.1 Kurzbiographie
1920 am 11.04. in Frauenstein, Oberösterreich als Marie Helene Frauendorfer
geboren Vater: Revierförster Mutter: Kammerzofe1934 Internatschule der
Ursulinenschwestern in Linz1939 Abitur, anschließend Arbeitsdienst in
Ostpreußen (bis 1940)1940 Heirat mit dem Zahnarzt Manfred Haushofer1940 - 1941
Studium der Germanistik in Wien1943 - 1945 Studium der Germanistik in Graz1946
ersten Kurzgeschichten für Zeitungen und ZeitschriftenSie arbeitet in der
Praxis ihres Mannes als Sprechstundenhilfe mit und hat zwei Söhne, Christian
und ManfredSie betätigt sich als Schriftstellerin, Kinderbuchautorin und
schreibt Hörspiele für deutsche und österreichische Sender1953 Staatlicher
Förderpreis für Literatur1956 Scheidung von Manfred Haushofer1956 Preis des
Theodor - Körner - Stiftungsfonds1958 erneute Ehe mit dem geschiedenen Mann1963
Arthur - Schnitzler - PreisMitte der sechziger Jahre Erkrankung an Knochenkrebs1970
am 21.03. stirbt Marlen Haushofer nach einer Operation in Wien
2.1 Weitere Werke
- Eine Hand voll Leben (1955) Zu Lebzeiten fand sie nur wenig- Die Tapetentür
(1957) Aufmerksamkeit, erst durch die- Himmel der nirgendwo endet (1966)
Frauenbewegung in den frühen- Die Mansarde (1969) 80ern -> Neuentdeckung
3. Der Science - fiction - Roman 'Die Wand'
3.1 Handlungsort und -zeit
- Beginn der Geschichte ist der 30.April- Der erste Tag an dem sie an ihrem
Bericht schreibt ist der 5. November zwei Jahre später- Handlungsort ist ein
Wald in der nähe eines kleinen Dorfes im Gebirge Österreichs3.2. Die Handlung
Die Ich - Erzählerin, die die einzige Überlebende einer Katastrophe ist,
beginnt, um nicht dem Wahnsinn zu verfallen, über zwei Jahre danach einen Bericht
zu schreiben- die Ich - Erzählerin fährt mit ihrer Cousine, deren Mann und
dessen Hund Luchs zu der Jagdhütte des Ehepaars, um dort das Wochenende mit
ihnen zu verbringen- von einem abendlichen Spaziergang ins Dorf kommt das
Ehepaar nicht zurück- während der Suchaktion mit Luchs am nächsten Morgen spürt
sie 'die Wand' : 'einen glatten, kühlen Widerstand an einer
Stelle, an der doch gar nichts sein konnte als Luft.' ( Seite 9 )-
Entdeckung: alles was außerhalb der Wand an Lebewesen existierte ist erstarrt,
alles was auf ihrer Seite der Wand ist lebt => es gibt nur noch Luchs und
sie- sie vermutet, dass die Katastrophe durch ein Experiment mit einem Gift,
einer Geheimwaffe, die Lebewesen tötet und die Erde unversehrt lässt- die Ich -
Erzählerin reagiert darauf nicht panisch oder mit Selbstmord - Gedanken,
sondern mit Selbstdisziplin, sie hofft anfangs noch dass es irgendwann ein Ende
hat- sie versucht von den Vorräten aus dem Jagdhaus zu leben und baut
Kartoffeln und Bohnen an und geht auf die Jagd, obwohl ihr das Töten zuwider
ist- zu Luchs und ihr gesellen sich mit der Zeit noch eine Kuh, die sie Bella
ruft, und eine Katze die beide Nachwuchs erwarten- ihren Namen nennt sie nicht,
sie hat ihn schon fast vergessen, da er bedeutungslos geworden ist- sie wurde
von der Wand in ein neues Leben gedrückt- die Sorge um ihre kleine
'Familie' erhält sie am Leben und gibt ihr eine Aufgabe- eines Tages
taucht völlig unerwartet ein Mann auf, der ihr nun schon erwachsenes Stierkalb
tötet und anschließen noch Luchs, ihren engsten Vertrauten- die Ich -
Erzählerin erschießt diesen daraufhin und beginnt den Bericht zu schreiben, um
ihrer Verzweiflung zu entfliehen
3.3. Sprache
- klare und leicht verständlich geschrieben, keineswegs übertrieben- '
unter dem gleichmäßigen Fluß der scheinbar kühlen Diktion tobt eine
brodelnde Katastrophe' (Kindlers Literaturlexikon)
4. Positive und negative Leserreaktionen
- USA: Durchschnittliche Lesermeinung im Internet: 5 Sterne von 5·
'incredibly thought provoking book'· 'This book is about my
biggest dream and my worst nightmare'- Herbert Huber: geht über sehr lange
Distanz, daher eintönig nur 2 Sterne (=OK), wobei einer eingeklammert, da viele
Leser sicher nur mäßiges Lesevergnügen haben
5. Eigene Meinung
- Man muss sich länger mit den Buch befassen, um es interessant zu finden- Es
passiert nichts, immer das Gleiche, daher langweilig und eintönig
Autor:
Marlen Haushofer wurde in Frauenstein(Oberösterreich) am 11.April 1920 geboren
und starb am 21.März 1970 in Wien.
Die österreichische Schriftstellerin studierte Germanistik in Wien und Graz.
Später lebte sie in Steyr. Bereits in ihren ersten Veröffentlichungen, u.a. dem
Roman >Eine Handvoll Leben< (1955) und der Novelle >Wir töten
Stella< (1958), zeichnete sich die für sie grundlegende Thematik von
Einsamkeit und Problematik der zwischenmenschlichen Beziehungen ab, gesehen aus
der weiblichen Perspektive. Eine endzeitvision vom Überleben allein in der
Natur ist der Roman >Die Wand< (1963), der Kindheit spürt der Roman >Himmel,
der nirgendwo endet< (1966) nach.
Genauigkeit der Beobachtung und einfacher, klarer Stil kennzeichnen ihre Prosa.
Haushofer schrieb auch Hörspiele und Kinderbücher.
Weitere Werke:
Erzählungen
· Das fünfte Jahr (1951)
· Die Vergissmeinnichtquelle (1956)
· Schreckliche Treue (1968)
Romane
· Die Tapetentür (1957)
· Die Mansarde (1969)
Kinderbücher
· Bartls Abenteuer (1964)
· Brav sein ist schwer (1965)
· Müssen Tiere draussen bleiben? (1967)
Die bloßen Zahlen des Lebenslaufs sagen nichts darüber aus, wie es im Innern
der Autorin aussah. Klaus Antes schrieb: 'Selbst von ihren guten Freunden,
mit denen sie sich im Café Raimund traf, wenn sie - ganz selten- nach Wien kam,
trennte sie oft eine Wand, das Wissen um die Unmöglichkeit von Nähe. ()
Vermutlich schrieb sie, weil sie so, wie sie sein wollte, nicht werden durfte.
Deshalb ging sie in die innere Emigration, lebte ihr eigentliches Leben in
ihrer Literatur, in der sie litt, mehr als im Leben draußen '. Das
Familienleben füllte sie nicht aus, also schrieb sie, trotz aller Widerstände
in der Familie. In ihren früheren Erzählungen 'Begegnungen mit dem
Fremden' liefern Kindheits- erlebnisse, erste Einsamkeits- und
Verlusterfahrungen, exemplarische, prägende Situationen den Stoff für die
Geschichten. Für Marlen Haushofer bedeutete die Natur einen Ort der
Geborgenheit, der Sicherheit. Deshalb tauchen in vielen ihrer Werke
Naturbeschreibungen und Tiere auf, so auch in der 'Wand'. Sie übergab
das Manuskript ihrem Mentor Hans Weigel mit den Worten: 'Hier eine Katzengeschichte',
die Orte ihrer Kindheit, die Haidenalm, die Lackenhütte im Sengsengebirge,
beide verewigt in der 'Wand'. Das Buch war damals kein Erfolg, jedoch
wurde 'Haushofers Zivilisationskritik in den 80er Jahren zum
feministischen Kultbuch und zu einer frühen Warnung vor der Ökokatastrophe
hochstilisiert'
Inhalt:
Marlen Haushofers Roman 'Die Wand' erschien 1963 und handelt von
einer Frau, die nach einer weltweiten Katastrophe durch eine gläserne Wand von
dem Rest der Außenwelt abgeschnitten ist. Die Frau muß lernen zu überleben. Die
Schilderung des Kampfes gegen die Natur und ihrer Überlegungen zu ihrem
früheren Leben, in dem sie sich nie selbst verwirklichen konnte, machen den
Hauptanteil des Romans aus.
Sie will auf Einladung und mit ihrer Kusine Luise und deren Mann Hugo ein
Wochenende auf dem Jagdhaus der beiden verbringen. Am Abend gehen die Gastgeber
ins Dorf hinunter, während die Frau auf dem Jagdhaus zurückbleibt und sich
schlafen legt. Am nächsten Morgen sucht die Heldin die beiden und findet sie
nicht, dafür muß sie aber etwas anderes entdecken, ein Phänomen, das sich
später als eine Art Wand herausstellt. Außerhalb dieser unsichtbaren,
unzerbrechlichen und undurchdringlichen Wand erscheint alles Leben erstarrt.
Dieser Verdacht bestätigt sich auch dadurch, daß das Radio des Autos, mit dem
die drei herkamen, nicht mehr funktioniert. Da diese Wand das Jagdhaus und die
Natur außenherum komplett umgibt, ist sie vollkommen isoliert und sucht anfangs
auch nach einer Erklärung für dieses Geschehen, das sie später als
'humanste Teufelei' bezeichnet, denn alles Leben auf der anderen
Seite der Wand scheint schnell und schmerzlos ausgelöscht worden zu sein. Die
Frau beginnt also ein neues Leben, das anfangs ganz auf die Lebenserhaltung für
sich und den Jagdhund Luchs, der den Gastgebern gehörte, ausgerichtet ist.
Zweieinhalb Jahre nach dem Unglück schreibt sie die Erlebnisse, Gefühle usw in
einem 'Tagebuch der Einsamkeit' in den Wintermonaten vom fünften
November bis zum fünfundzwanzigsten Februar nieder. Sie ist nicht traurig und
denkt nicht mehr an Veränderung.
Sie ist gefangen und hat sich damit abgefunden. Da sie die Wand nicht sehen
kann, steckt sie die Grenze mit Haselbüschen ab. Für die Versteinerten hinter
der Wand hat sie Mitleid
.
Aber sie weiß auch nicht, ob sie als einzige überlebt hat, sie hat Angst vor
Menschen, und deswegen hängt ein geladenes Gewehr neben ihrem Bett, das sie
manchmal widerwillig benutzt, um Tiere zu töten, um Nahrung zu haben. Eines
Tages läuft ihr eine Katze zu, die jedoch ihre Freiheit und Unabhängigkeit
behält, beide sitzen im gleichen Boot. Die Kuh, die ihr zuläuft, stellt einen
wichtigen Teil für die Lebenserhaltung dar, denn sie gibt Milch und ist
trächtig, gebärt später ein Stierkalb. Sie legt einen Acker an und sie geht
jagen und fischen, um ihr Eigenes und das Überleben ihrer Tiere zu sichern.
Diese physisch extrem belastenden Tätigkeiten nehmen den Großteil ihres
Tagesablaufs in Anspruch, und je mehr sie vorsorgt, desto seßhafter wird sie.
Als sie krank wird, bleiben alle Uhren stehen, und sie beginnt nach Krähenzeit
zu leben. Im zweiten Sommer zieht sie auf die Alm oberhalb des Jagdhauses in
eine Jagdhütte um, da dort die Umgebung besser für die Kuh ist. Im Winter
steigt sie wieder ins Tal hinab, sie betrachtet das Jagdhaus als Zuhause, und
der Marsch zur Alm ist ihr mittlerweile egal. Die Katze bekommt Junge, von
denen ein Teil wieder stirbt. Eines der Jungen ist der von ihr benannte
,Tiger', welcher später wahrscheinlich in den Wald entläuft und nicht mehr
zurückkehrt. Sie ist physisch und psychisch abhängig von ihren Tieren, da die
Kuh Milch gibt und sie die einzigen sind die ihr in ihrem isolierten Leben noch
geblieben sind.
Gegen Ende des Romans kommt ein Mann auf die Alm, der Luchs und Stier
erschlägt, aus welchem Grund ist unbekannt. Daraufhin wird er von ihr
erschossen und sie kehrt zurück zum Jagdhaus.
Interpretation:
Der Großteil des Romans besteht aus Kommentaren, (Selbst-) Beobachtungen
und Erinnerungen, und natürlich dem chronologischen Bericht , aber auch
Vorausschauen, in denen spätere Unglücke angekündigt werden, wie z. B. der Tod
des Hundes oder des Stiers.
Seit dem Erscheinen des Romans 'Die Wand' wurde er von Journalisten,
Kritikern und Literaturwissenschaftlern als 'weibliche Robinsonade'
charakterisiert. Dem stimmten zwar nicht alle zu, aber eine Interpretation als
Robinsonade ist auf jeden Fall möglich.
Die Entwicklung des Handlung geschieht mehr oder weniger auf einer
psychologischen Ebene; Haushofer beschreibt sehr gut die Entwicklung des psychischen
Zustands der Frau, wie sie Lösungen sucht und findet und wie sie sich gewissen
Situation versucht anzupassen. Da sich die Hauptfigur natürlich in einer extrem
labilen psychischen Lage befindet.
Zu Anfang hat sie noch Hoffnung auf eine mögliche Rettung und möchte diese auch
behalten, doch sie nimmt die Gegebenheit schon bald hin (obwohl die Hoffnungen
sich nie richtig aus ihrem Kopf verbannen lassen.). Für sie ist von Anfang an
klar: sie will überleben. "Um ernstlich an Selbstmord zu denken, war ich nicht
mehr jung genug." Außerdem hat sie ihren Tieren gegenüber ein viel zu großes
Verantwortungsgefühl. Sie, ganz besonders Luchs und Bella, sind von ihrer
Pflege abhängig. Ich denke, dass sie auch noch eine gewisse Neugierde über den
Ausgang dieses unerklärlichen Geschehnisses ihren Lebens- willen aufrecht
erhält. Die Heldin hat keine konkreten Pläne für eine Flucht. Auf den ersten
Blick erscheint dieses Verhalten irrational und für den Leser unverstanden, man
muß jedoch bedenken, dass sie vermutlich die einzige Überlebende einer
weltweiten Katastrophe ist. Für sie ist die Situation außerhalb der Wand
ungewiß, sie weiß nicht, ob draußen noch eine tödliche Gefahr lauert und ob die
Situation draußen auch wirklich besser wäre. Schließlich ist alles tot, sie kann
außerhalb die starren Körper von Menschen und Tieren sehen, sie wäre ständig
von Leid und Tod umgeben, und hier drin hat sie wenigstens Lebendiges um sich
herum und eine Aufgabe und Verantwortung für ihre Tiere, ein neues, vielleicht
sogar erfülltes Leben. Jedoch ist ihr bewußt, das sie nicht ewig hier bleiben
kann, die Kuh wird irgendwann sterben, die Streichhölzer werden ihr ausgehen
und damit überlebensnotwendiges Feuer, vor allem für die kalten Winter im Tal,
und dann ist ihr klar, was sie zu tun haben wird: 'Wenn ich einmal von
hier weggehe, werde ich das Loch unter der Wand so tief graben, daß dieser Wald
nie zu einer Falle werden kann' . Mir scheint als wäre sie sich sicher,
daß sie die Flucht schaffen würde, doch sie bleibt. Die Flucht wäre auch
jederzeit möglich und relativ einfach zu bewerkstelligen, jedoch läge das nicht
in der Natur der Heldin. 'Eines Tages werde ich mich mit ihr befassen
müssen, weil ich nicht immer hier leben werde können. Aber bis dahin will ich
nichts mit ihr zu tun haben' . Draußen ist wahrscheinlich auch kein Gift
mehr, denn die Wolken, die von der anderen Seite der Wand kommen und das
Terrain überfliegen, sind nicht tödlich, aber trotzdem läßt sich niemand bei
ihr blicken, alles scheint außerhalb der Wand tot und ohne Perspektive zu sein,
als hätte sich die Natur ihre Macht und Überlegenheit über die Menschen
zurückgeholt. Auch die Heldin muß sich der Natur völlig anpassen; sie ist
diejenige, die sich in ihren Kreislauf einfinden muß. Die Autorin zeigt meiner
Meinung nach auch sehr gut die Größe und Gleichgültigkeit der Natur gegenüber
dem Menschen. "Ich bin die einzige Unruhe im Wald und leide immer noch
darunter."
Als Leser sieht man bald, dass sie in der Lage ist sich ihrer Umgebung
anzupassen, es bleibt ihr aber auch nichts anderes übrig, wenn sie überleben
will. Sie entwickelt sogar schon bald fast heimatliche Gefühle.
Sie unterscheidet sogar in ihrem Lebensraum zwischen Heimat und Nichtheimat:
Als sie am Ende des Sommer von der Alm zurück ins Tal, ins Jagdhaus , umzieht,
hat sie das Gefühl in ihre Heimat zu kommen.
In ihrem neuen Lebensraum steht Haushofers Hauptfigur nun vor einer großen
Herausforderung.
In ihrem vorigen Leben war sie Hausfrau und Mutter. Diese Rolle wird nun durch
die Rolle der Ackerbäuerin und Viehzüchterin (usw) ersetzt, sie muß nun alles
selbst in die Hand nehmen und Dinge machen, die sie nie zuvor gemacht hat. Und
sie muß nicht nur völlig neuen Tätigkeiten nachgehen, sondern sie muß praktisch
den ganzen Tag arbeiten um sich und die Tiere gut versorgen zu können. In
dieser Lage hilft ihr ganz besonders der Hund Luchs, da er ihr bei der Jagd
helfen kann und er jemand ist, der an ihr hängt und sie braucht, was in ihrer
Situation besonders wichtig ist, da sie von der Außenwelt ja völlig isoliert leben
muß. Die Heldin sagt selbst folgendes: 'Wir waren in eine schlimme Lage
geraten, Luchs und ich, und wir wußten damals gar nicht, wie schlimm sie war.
Aber wir waren nicht ganz verloren, weil wir zu zweit waren'. Die beiden
sind sozusagen gegenseitig voneinander abhängig und Luchs wird eigentlich mehr
oder weniger zu einem gleichberechtigten Partner für sie. Später kommt dann
auch noch die Kuh Bella hinzu. Sie bilden jetzt fast soetwas wie neue Familie.
'Nach allem, was wir gemeinsam erlebt haben, ist Bella mehr als meine Kuh
geworden, eine arme geduldige Schwester, die ihr Los mit mehr Würde trägt als
ich'
Die Waldtiere sind für die Heldin einerseits Bedrohung, andererseits
Nahrungsquelle, die Haustiere sind Trost in der Einsamkeit, Motivation zum
Überleben, große Verpflichtung und Familienersatz. Die Tiere übernehmen einen
sehr wichtigen Teil ihres Lebens. Doch die Fürsorge von der Frau ausgehend, ist
gleichzeitig auch Last, Sorge und Bürde. Daraus resultiert die starke Bindung
und Verantwortung ihnen gegenüber; ein Selbstmord wird für sie unmöglich. Sie
sind aber auch ein Segen und ein Geschenk in ihrer Lage, weil sie mit ihnen
eine liebende Gemeinschaft(Familie) bildet, sie sitzen sozusagen alle in einem
Boot. Das Töten der Waldtiere ist ihr sehr zuwider und sie tut es aus reiner
Notwendigkeit.
Über Bella sagt sie einmal: 'die Vernunft saß bei ihr im ganzen Leib und
ließ sie immer das Richtige tun', über Luchs sagt sie: 'er war
vernünftiger als ich'. 'Ich hatte ja nur noch die Tiere, und ich fing
an, mich als Oberhaupt unserer merkwürdigen Familie zu fühlen". Auf mich macht
es den Eindruck als sieht sie ihre Tiere ständig in gewisser Bedrohung, was
auch verständlich ist, da sie den größten Teil ihres Lebens ausmachen, sie sind
sozusagen ein Menschenersatz. Wenn sie über sich und den Hund spricht, benutzt
sie das Wort 'wir', die Kuh gilt in ihren Augen als 'arme,
geduldige Schwester'. Das Verhältnis Mensch- Tier wird im Verlauf des
Romans immer verwaschener. Sie bewundert die Katzen in einer Weise, da sie ungebunden
und frei sind. Man könnte sie fast als ihr e Vorbilder bezeichnen, sie beneidet
sie um diese Eigenschaften.
Die Heldin befindet sich in einem ständigen inneren Zwiespalt. Einerseits
möchte sie ihre Hoffnung auf eine eventuelle Rettung behalten, andererseits hat
sie aber Angst, dass ihre Hoffnungen unerfüllt bleiben könnten und sie ihr
ganzes restliches Leben in diesem sogenannten "Waldgefängnis" verbringen müßte.
Das ist der Grund weshalb sie ständig versucht ihre Gedanken und ihre
Phantasien zu unterdrücken und sich mit Arbeit abzulenken. "Ich fürchte mich
auch heute noch, weil ich weiß, dass ich nur leben kann, wenn ich gewisse Dinge
nicht begreife."
"ich erinnere mich sehr gut, wie wenig Phantasie die meisten Menschen besaßen.
Wahrscheinlich war das ein Glück für sie. Phantasie macht den Menschen
überempfindlich, verletzbar und ausgeliefert. ..manchmal habe ich sie sogar
beneidet." ..?
Die Stimmungen der Protagonistin schwanken ziemlich häufig, von Angst
über Freiheit und Leichtigkeit, dann wieder Kummer, und Zufriedenheit,
Gleichgültigkeit, Mutlosigkeit, Gelassen- heit, usw. Sie befindet sich in einer
ständigen Entwicklung in der ihre Gefühle schwanken.
Sie weiß, dass sie all ihre Sinne beisammen halten muß und nicht aufgeben darf
-- Das ist ihre einzige Chance um überleben zu können, da sie völlig auf sich
selbst gestellt, ihr Leben und Überleben in den Griff bekommen muß.
Ich glaube auch, dass es für sie schaffbar ist, sich in diese neue Welt mehr
oder weniger einzufinden, da ihr vorheriges Leben sie auch nicht richtig
glücklich machte. Sie hat eine Familie, Kinder, ist stark in ihren Alltag
eingebunden und ich habe das Gefühl ihr Leben verlief eher oberflächlich
durchschnittlich und stellte sie wenig zufrieden. Ich denke sie ist mehr
einzelgängerisch veranlagt. Sie bemerkt in ihrer neuen Welt immer mehr, dass
ihr von ihrem ,altes' Leben fast nichts geblieben ist. Es war vollkommen anders
aufgebaut als ihr jetziges. Es ging darum es anderen recht zu machen und viel
zu inszenieren. "Ich besaß nichts mehr von allem, was vierzig Jahre lang mein
Leben ausgemacht hatte."
"Von vielen Dingen wußte sie ein wenig, von vielen gar nichtsEs reichte
gerade für die Gesellschaft, in der sie lebteAber eines möchte ich ihr
zugute halten: sie spürte immer ein dumpfes Unbehagen und wußte, dass dies
alles viel zuwenig war." Ebenso langsam wie sie diese Techniken erlernt,
begreift sie von Tag zu Tag mehr, daß sie nichts mehr mit der Städterin, die
sie einmal war, gemeinsam hat. Alle Konventionen, Verpflichtungen und Zwänge
sind von ihr abgefallen, und sie muß sich nicht mehr verstellen, um für andere
Leute ein denen genehmes Bild abzugeben.
Außerlich paßt die Hauptfigur in "Die Wand" immer mehr an seine Umgebung an,
andere Menschen kontrollieren sie ja nicht mehr.
Das Aussehen dient als zweckmäßige Anpassung an die Umgebung. Zu Beginn ist sie
vom Außeren her weiblich gerundet, später mager und man kann sagen eckig.
Die Prioritäten verlagern sich nun auf ganz andere Dinge als Aussehen Wirkung
auf andere Menschen oder gesellschaftliche Konventionen. Sie wird nicht wegen
dieser Dinge geschätzt, sondern wegen ihrer Taten oder einfach aufgrund ihrer
Anwesenheit.
Das Auftauchen des letzten Mannes ist ein bedrohliches Ereignis für die Frau,
der Mann stellt eine Gefahr für sie da. Er tötet ohne erkennbaren Grund Stier
und Luchs verhält sich ihr sozusagen überlegen. Daraufhin erschießt sie den von
ihr Unverstandenen, den Wahnsinnigen, aus Rache. Die Tat geschieht eigentlich
aus Notwehr, aus einem Reflex heraus, sie versucht das zu Retten was noch zu
retten ist und ihre Tiere und sich selbst zu verteidigen, da der Mann in
die Familie eingedrungen ist und damit den größten und wichtigsten Teil ihrer
derzeitigen Welt zerstört hat.
Daß sie dabei den vermutlich letzten Mann und Menschen in ihrem
abgeschlossenen Lebensraum exekutiert, scheint sie jedoch nicht zu
interessieren. Sicher denkt sie in dem Augenblick, in dieser Emotionellen
Situation auch nicht daran. Auf den ersten Blick mag diese Reaktion überzogen
wirken, wenn man jedoch bedenkt, daß sie in der Zeit ihres Aufenthalts ihre
sozialen Bindungen auf Tiere beschränken muß und sie mit Menschen eigentlich
nichts mehr zu tun haben kann und will, wirkt die Tat verständlicher.
Wahrscheinlich ist auch alles zu schlagartig passiert um sich über etliche
Dinge noch den Kopf zu zerbrechen. Ihre Bewertung von Beziehungen mit anderen
Menschen fällt vernichtend aus, das ist ihr in Ihrem Gefängnis langsam bewußt
geworden. Vielleicht dankt sie sich, dass ein Mann sie möglicherweise nur
herumkommandieren würde, und sie würde gehorchen, da sie die Schwächere wäre.
Ich denke das stärkste und ausgeprägteste Gefühl, dass ihr für Menschen noch
geblieben ist, ist Mitleid. Mitleid aufgrund gesellschaftlicher Konventionen,
Leben auf der Basis von Belanglosigkeiten und Zwängen.
'Der einzige Feind, den ich in meinem bisherigen Leben gekannt hatte, war
der Mensch gewesen."
Der Schluß der Wand dagegen ist offen. Sie 'hatte das Alte verloren und
das Neue nicht gewonnen '
" Jetzt bin ich ganz ruhig. Ich sehe ein kleines Stück weiter. Ich sehe, dass
dies noch nicht das Ende ist. Alles geht weiter."
Anfangs kam mir Marlen Haushofers Roman "Die Wand" ein bißchen langweilig und
eintönig vor, doch Haushofer beschreibt einfach ihr leben und ihren gleichzeitigen
Kampf damit, abgeschlossen von jeglicher Zivilisation. Ich empfand den Roman
zum Teil sehr deprimierend und drückend, doch vielleicht ist es mir und
wahrscheinlich auch vielen anderen, so dabei gegangen, da die Frau sich eben in
einer Situation befindet, die sich höchstwahrscheinlich kein Mensch wirklich
vorstellen kann und will. Es geht sicher auch über das menschliche
Vorstellungsvermögen hinaus in völliger Abgeschiedenheit zu leben. Der Mensch
ist nun einmal ein Gesellschaftswesen. Ohne Zweifel kann man auch, bessergesagt
ganz besonders, in unserer heutigen Gesellschaft an Einsamkeit leiden. Zitat:
"Wo sind denn die Menschen?" Fuhr der kleine Prinz endlich fort. "Man ist ein
bißchen einsam in der Wüste" "Man ist auch bei den Menschen einsam", sagte
die Schlange.(Der kleine Prinz, Antoine de Saint-Exupéry S.58)
Was mich verwundert hat ist, dass die Frau fast vom Beginn des Buches an
resigniert und sie ihre Situation kampflos hinnimmt. Ich habe auf gewisse Weise
immer auf eine Art Ausbruch und Nachgabe der Gefühle gewartet, aber es
passierte nichts dergleichen. Es ist mir noch immer ein Rätsel wie sie sich
dieser Situation so schnell anpassen konnte. Obwohl, sie paßt sich zwar der
Situation an und kommt zum Überleben damit zurecht, aber sie ist nicht
glücklich, und das bis zum Ende des Romans. Sie war ihr ganzes Leben lang nicht
glücklich, ausgenommen vielleicht ihre Kindheit. Vielleicht unternimmt sie
keine weiteren Schritte, da sie mit ihrem vorherigen Leben im Grunde auch schon
unglücklich war, aber das hat wahrscheinlich auch viel mit dem Leben der
Autorin, Marlen Haushofer selbst zu tun.
Obwohl ich mir die ganze Zeit eine Veränderung ein Handeln erwartet habe und
mir im Augenblick nicht vorstellen kann (ich meine damit die völlige Isolation,
denn welches menschliche Wesen hat noch nie ein Gefühl der Einsamkeit erfahren?
Obwohl es zum Leben sicher auch dazugehört, aber natürlich nur in begrenztem
Maße!)genauso gehandelt zu haben, hätte ich in Wirklichkeit vielleicht auch
nicht anders gehandelt, bessergesagt überhaupt nicht gehandelt(obwohl ich das
jetzt natürlich schwer sagen kann)
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