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Publius Ovidius Naso wurde am 20. 3. 43 v. Chr. in Sulmo geboren. Er stammte aus altem und begüterten Landadel. Sein Vater sorgte für eine gute Ausbildung: Er sandte Ovid nach Rom wo Ovid den Unterricht der damals besten Redelehrer genoß. Bereits zu dieser Zeit zeigten sich seine Neigungen zur Dichtung und seine poetische Begabung.
An die Ausbildung in Rom schloß sich ein Studienaufenthalt in Athen an, den er zur Vervollständigung seiner Kenntnisse in griechischer Sprache und Literatur nutzte. Nach Rom zurückgekehrt, trat er - dem Wunsch seines Vaters entsprechend - die Amterlaufbahn (cursus honorum) an und bekleidete niedrige Amter, u. a. das eines Richters. Ovid widmete sich bald ausschließlich der Dichtung.
Bereits während seines Studienaufenthaltes in Rom hatte er enge Kontakte zu dem Dichterkreis um M. Valerius Messalla Corvinus. In diesem Kreis wurde unter dem Einfluß des Dichters Tibull vor allem die literarische Gattung der Elegie gepflegt. Auch Ovid verfaßte Liebeselegien, die er im Alter von 18 Jahren zum ersten Mal öffentlich vorlas und später unter dem Titel "Amores" herausgab. Diesen Gedichten war großer Erfolg beschieden. Nach der (nicht mehr erhaltenen) Tragödie "Medea" und der lat. Bearbeitung eines gr. Lehrgedichts des Dichters Arát über Astronomie wandte er sich erneut der Liebesdichtung zu, deren Thematik er nun erweiterte. So entstanden die Sammlung der "Heróides", die Lehrgedichte "Ars amatoria" und "Remedia amoris" sowie eine überarbeitete Fassung der "Amores". Erst dann schuf er seine beiden umfangreichsten Dichtungen, das Epos "Metamorphosen" und die "Fasti", ein Werk über den röm. Kalender. Dem literarischen Erfolg dieser Jahre entsprach private Zufriedenheit: nach zwei sehr früh geschlossenen und bald wieder geschiedenen Ehen lebte Ovid nun mit seiner dritten Frau in glücklicher Verbindung.
Die große Wende im Leben des Dichters trat 8 n. Chr. ein: Auf dem Höhepunkt seines Ruhmes und seiner Schaffenskraft - die Metamorphosen waren eben vollendet - wurde er unerwartet von Kaiser Augustus auf Lebenszeit nach Tomis am Schwarzen Meer verbannt. Diese Verbannung wurde in der gemilderten Form einer relegatio ausgesprochen, d.h. der Dichter durfte das röm. Bürgerrecht und sein Vermögen behalten. Ovid äußert sich an zahlreichen Stellen seiner Verbannungsdichtung nur vage darüber: Er nennt als Ursachen der Verbannung carmen et error. Mit carmen ist sicher die "Ars amatoria" gemeint: ihr zum Teil lasziv-erotischer Inhalt mußte das Mißfallen des Augustus erregen, der sich die Erneuerung altrömischer Sittenstrenge zum Ziel gesetzt hatte. Da die Veröffentlichung dieser Dichtung bereits einige Jahre zurücklag, muss sich "error" auf einen unmittelbaren Anlaß beziehen. Aufgrund einiger Andeutungen Ovids lässt sich erschließen, dass der Dichter unschuldig Zeuge einer für den Kaiser kompromittierenden Angelegenheit geworden war. Die Theorien reichen von einer Mitwisserschaft bezüglich des sittenlosen Treibens der Enkelin des Augustus, Julia, bis hin zu der Vermutung, Ovid habe an einer Intrige gegen den von Augustus zum Nachfolger bestimmten Tiberius teilgenommen.
Über Ovids Leben in Tomis sind wir aus seiner Verbannungsdichtung gut unterrichtet. Tomis war eine gr. Kolonie, deren Bevölkerung sich aus handeltreibenden Griechen und der getischen Urbevölkerung zusammensetzte. Der an das Leben in der Hauptstadt gewöhnte Dichter litt unter dieser barbarischen Umgebung. Er gab die Bemühungen nie auf, von Augustus die Erlaubnis zur Heimkehr zu erlangen.
In der Verbannung entstanden neben kleineren Dichtungen zwei umfangreiche Sammlungen von Klage-Elegien ("Tristien" und "Epistulae ex Ponto"), die meist Bitten um Fürsprache beim Kaiser enthalten. Ovids Bemühungen bleiben aber ohne Erfolg: Vielmehr wurden alle seine Werke aus den Bibliotheken Roms entfernt. Nach dem Tod des Augustus um 14 n. und dem Regierungsantritt des Tiberius setzte Ovid seine Hoffnung auf dessen Neffen Germanicus. Ihm wollte er die im Exil überarbeiteten "Fasti" zueignen, da er um die astronomischen Interessen des Germanicus wußte. Im Jahr 18 n. gelangte Germanicus als militärischer Oberbefehlshaber an das Schwarze Meer, Ovid dürfte jedoch bereits Ende 17 n. gestorben sein.
Die erotisch-elegische Dichtung
Als Ovid zu dichten begann, hatten die Dichter Sextus Propertius und Albius Tibullus die typisch röm. Gattung der Liebeselegie, die von Cornelius Gallus begründet worden war, auf ihren Höhepunkt geführt. In diesen Elegien wurde die Situation des von Liebesleidenschaft ergriffenen Menschen dargestellt. Es kam den Dichtern dabei nicht so sehr auf das eigene Erleben an, als vielmehr auf Variation und Neugestaltung herkömmlicher literarischer Aussageformen. In Ovids Elegien dominiert die Freude am geistreichen Spiel endgültig über persönlich erlebte Leidenschaften. Zur Gruppe dieser frühen Dichtungen zählen die Amores, die Heróides und erotische Lehrgedichte. Die literarische Gattung des Lehrgedichtes, in dem ein theoretischer Stoff poetisch dargestellt wurde, war bei den Dichtern des Hellenismus und den von diesen beeinflußten röm. Dichtern des 1. Jht. v. sehr beliebt: hier sind vor allem Lukrez mit seinem philosophischen Lehrgedicht "De rerum natura" (Erklärung der Natur auf Grundlage der Lehre Epikurs) und Vergil mit seiner Dichtung über den Landbau ("Georgica") zu nennen. Diese Lehrgedichte sind in Hexametern abgefaßt. Ovid schafft nun im Grund eine neue Gattung, indem er zwar die lehrhafte Darstellungsform übernimmt, diese jedoch mit Stil, Versmaß und Inhalt der Liebeselegie verbindet. Zu seinen erotischen Lehrgedichten gehören folgende Werke: Ein nicht vollständig erhaltenes Gedicht über Schönheitspflege (De medicamine faciei), die Ars amatoria und die Remedia amoris ("Heilmittel gegen die Liebe"); letztere waren gewissermaßen als Gegenstück zur Ars amatoria gedacht.
Die Großdichtungen
In der späteren augusteischen Zeit wandte sich einerseits der künstlerische Geschmack allgemein dem Griechentum zu, andererseits galten hoher Stil in verbindung mit nationalröm. Inhalt seit Erscheinen des Epos "Aeneis" als einzig nachahmenswerte Art zu dichten. Ovid entsprach rein äußerlich mit seinen Metamorphosen und den Fasti diesem Zeitgeschmack, ohne jedoch Vergil bloß zu imitieren. Im Gegenteil: Er richtet sich nicht nach Homer, sondern nach Vorbildern aus der hellenistischen Dichtung. Die Metamorphosen beschreiben die Entwicklungsgeschichte der Welt vom Chaos bis zum Tod Caesars, Wirkung haben sie als eine Sammlung von einigen hundert Sagen und ist abzulesen an der Malerei, Bildhauerei und europ. Literatur.
Die Verbannungsdichtung
Mit den Hauptwerken der in der Verbannung geschaffenen Dichtungen wendet sich Ovid wieder der Elegie zu, doch entstehen keine Liebes-, sondern Klagelieder, in denen er sich zum Teil in Briefform an Persönlichkeiten in Rom wendet.
In den 5 Büchern Tristia werden die Adressaten nicht namentlich genannt, sondern sind nur durch Andeutungen zu identifizieren - ein literarisches Spiel, das Ovid damit begründet, dass er seinen Freunden in Rom keine Schwierigkeiten bereiten wolle. Die 4 Bücher Epistulae ex Ponto ("Briefe vom Schwarzen Meer") sind als Fortsetzung der Tristien gedacht, jedoch als poetische Briefe an namentlich genannte Adressaten gerichtet. Ferner verfaßt Ovid das Fluchgedicht Ibis (Deckname für einen Feind in Rom).
Gesamt also: Ovid hat verfaßt: 3 Genera: Lyrik T Amores, Heróides
Epik (kein Heldenepos!!) T Metamorphosen, Lehrgedichte (Remedia amoris, Ars amatoria, De medicamine faciei, Fasti
Dramatik T Medea (Tragödie)
Der Mythos: Nach der Erschaffung des Kosmos ("Ordnung") aus dem ungeordneten Chaos entsteht als Krönung der Schöpfung der Mensch, der von dem Titanen Prometheus aus Erde, Wasser und Ather gebildet wird. Das Menschengeschlecht degeneriert jedoch in moralischer Hinsicht vom "goldenen" über das "silberne" und "eherne" bis zum "eisernen" Geschlecht. Diesem fügt Ovid als äußerste Steigerung ins Negative ein weiteres Geschlecht, das genus sanguineum, hinzu, das aus dem Blut der von Jupiter besiegten Giganten entstanden ist, die in frevelhafter Weise den Himmel zu stürmen versuchten.
Dem Aufstieg vom Chaos zum Kosmos entspricht als Gegenstück der Abstieg vom Goldenen zum Eisernen Zeitalter: Wie die Menschenschöpfung als Vollendung der Weltentstehung gestaltet ist, so stellt die Erstürmung des Himmels durch die Giganten den Höhepunkt der Entartung dar.
Der Mythos findet sich erstmals beim griech. Dichter Hesiod (ein Bauernsohn um 700.v.) in seinem Lehrgedicht "Werke und Tage", einer Art Bauernkalender mit moralischen Anweisungen, prakt. Ratschlägen und zahlreichen belehrenden und erläuterndne Mythen. Die pessimistische Auffassung des Ablaufs der Geschichte von einem goldenen bis zum eisernen Zeitalter der Gegenwart entspricht durchaus der bedrängten Lage, in welche die griech. Bauern zu jener Zeit gegenüber dem erstarkenden Adel geraten waren ("die nach Geschenken gierigen Könige")
Ovid strafft den Mythos von 5 auf 4 Zeitalter und stellt vor allem den Gegensatz zw. dem gold. u. d. eisernen ZA heraus:
24 Verse gold. ZA (12 Verse neg. Schilderung alles dessen, was es noch nicht gab, 12 pos. "Schlaraffenlandschilderung", als die Menschen nur Sammler zu sein brauchten)
12 Verse silbernes ZA (Verschlechterung der Naturzustände: Jahreszeiten, Ackerbau wird nötig)
24 Verse ehernes und eisernes ZA (Habgier, Schiffahrt, Bergbau, Krieg)
Verwandte Vorstellungen: der Garten Eden, Schlaraffenland
Standpunkt des Mythos zur Menschheitsgeschichte: er betont den Verlust der soz. Gleichheit der Urgesellschaft (Gemeinbesitz am Boden, keine Habgier), leugnet aber die Fortschritte in der materiellen Prod. (Ackerbau, Schiffahrt)
Ein Gegenstück zur Auffassung des Hesiodschen ZA bietet ein erhaltenes Stück aus einer Tragödie des Kritias von Athen (Zeitgen. d. Euripides u. Sokrates)
Vergil in seinen Georgica nimmt eine Umwertung im Rahmen des ZA vor, wenn er die Maßnahmen Jupiters zu Beginn d. silbernen ZA als Ansporn für den menschlichen Erfindungsgeist preist.
In Vergil, 4. Ekloge tritt uns die Vorstellung von der Wiederkehr des Goldenen Zeitalters entgegen (verwandt mit der apokalyptischen Lit.: Buch Daniel im AT, Offenbarung d. Johannes, Sibyllinische Orakel); Vergil erwartet die Wiederkehr des gold. ZA v. der Versöhnung Octavians und Mark Antons.
Horaz in seiner 16. Epode greift die Vorstellung von der Fortdauer des gold. ZA auf den Inseln der Seligen auf, wohin man auswandern müsse (Parabel für den epikureischen Rückzug aus der Politik).
Bei Horaz und Vergil steht biem gold. ZA vor allem der Gedanke des Friedens im Mittelpunkt, der schließlich in der PAX AUGUSTA verwirklicht zu sein scheint. In der Dichtung der Kaiserzeit wird die Wiederkehr des gold. ZA zum lobhudelnden Topos (Gemeinplatz) beim Regierungsantritt eines neuen Herrschers.
In Goethes Torquato Tasso erscheint das gold. ZA als die Zeit der Freiheit im Gegensatz zu höfisch-feudalem Zwang.
Der Hochzeitsgott Hymenaeus kommt gerade von einer glücklichen Hochzeit in Kreta, die den Kontrast zu der unglücklichen Verbindung von Orpheus und Eurydice darstellt. Diese Überlegung ist von Ovid erfunden. Hauptthema des gesamten dritten Großabschnitts der Metamorphosen, in dem die Sagen um Orpheus zu finden sind, ist die Liebesleidenschaft in all ihren Erscheinungsformen.
Gleich zu Beginn wird der Kontrast zw. Liebesglück und Leid, Hochzeit und Tod betont. Dabei wird auf röm. Hochzeitsbräuche angespielt: der Schleier der röm. Braut hatte dieselbe Farbe wie das Gewand des Hymenaeus; der Hochzeitsgott wurde in Liedern angerufen, er möge der Feier günstig und schützend beiwohnen. Außerdem gibt Ovid das Motto der gesamten folgenden Erzählung an: Orpheus ruft sowohl die Götter der Ober- als auch der Unterwelt vergeblich an. Die Feier findet unter schlechten Vorzeichen statt.
Der Höhepunkt der gesamten Erzählung ist das Lied des Orpheus. Es müßt der Redekunst entsprechend in drei Teile gegliedert sein. Zwar will auch der Orpheus Ovids sich an die Vorschriften der Redekunst halten und beginnt den Regeln entsprechend; dann verliert er jedoch angesichts der Mächte der Liebe und des Todes seine Beredsamkeit und durchbricht den rhetorischen Aufbau. Ovid stellt durch diesen Kunstgriff den Menschen dar, der der unüberwindbaren Macht des Todes fassungslos gegenübersteht. Das Lied gliedert sich in drei Strophen, die jeweils mit dem Motiv "zu früher Tod" enden; das abschließende Distichon entspricht der peroratio.
Nach dem Höhepunkt der Erzählung wird der Ton wieder gelöster. Eine gewisse Pointe in der Gestaltung des Mythos durch Ovid besteht darin, dass sich die Götter gerade durch den Trotz und das nicht den Regeln der Rhetorik entsprechende Lied rühren lassen. Die Echtheit der Gefühle des Orpheus nimmt seine Zuhörer für ihn ein. Das Sich-Umblicken am Ende ist der fürsorglichen Gattenliebe zuzuschreiben; Ovid streicht besonders das Unerbittliche des Gesetzes des Todes heraus. Leben = Liebe // Tod !!!!!!
Schauplatz der Handlung ist ein Bahnhof in Frankreich um 1941. Die handelnden Personen sind Hein = der Tod, der Vater des Orpheus, Orpheus selbst und Eurydike.
Orpheus, sein Vater und Hein diskutieren mehr oder weniger über den Sinn des Lebens. Der Vater versucht seinem Sohne das Leben schmackhaft zu machen, erzählt von all den Dingen die das Leben lebenswert machen, sowohl von den guten, als auch den schlechten. Hein ermuntert Orpheus immer wieder, seinem Vater zuzuhören. Orpheus möchte bei seiner geliebten Eurydike sein, aber trotzdem noch nicht sterben. "Ich hasse den Tod." Doch Hein versucht ihm, als der Vater einzuschlafen beginnt, den Tod näherzubringen. "Der Tod gibt dem Leben erst die richtige Atmosphäre."
Gegen Ende des Stückes wird Orpheus schwach und folgt Hein zu Eurydike. Abermals hat der Tod gesiegt. Liebe = Tod !!!!!
Drei Dinge kommen im Orpheus-Mythos immer vor: das Leben, die Liebe und der Tod. Bei Rilke sind Leben und Liebe vom Tod getrennt: Eurydike will nicht mehr zurück, sie bleibt getrennt von Orpheus und möchte nicht mehr zum Leben zurückkehren.
"Und als plötzlich jäh
der Gott sie anhielt und mit Schmerz im Ausruf
die Worte sprach: Er hat sich umgewendet,
begriff sie nichts und sagte leise: Wer?"
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