Die Libellen
Allgemeines :
Man geht heute von über 5000 Libellenarten aus, von denen in Deutschland aber
nur ca. 80 vorkommen.Vor über 300 Millionen Jahren , also über 170 Millionen
Jahre früher als die ersten Dinosaurier, jagten bereits riesige Libellen mit
einer Flügelspannweite von über 70 cm andere Insekten. Die Dinos sind
ausgestorben, die Libellen haben überlebt und zählen mit Flügelspannweiten von
bis zu 19 cm auch heute noch mit zu den größten Insekten auf der Erde. In
Europa kommen Libellen im Gebirge bis 2200 m Höhe vor. 8 Arten können auch
nördlich des Polarkreises existieren .
Körperbau der Libelle :
Es werden zwei Unterordnungen unterschieden, die Kleinlibellen und die
Großlibellen.
Die Unterschiede sind auffallend und meistens eindeutig:
Kleinlibelle :
Kleinlibellen sind sehr klein,sie werden bis zu 40 mm lang .Sie haben einen
sehr breiter Augenabstand. Vorder- und Hinterflügel sind fast gleich groß .
Großlibelle:
Großlibellen sind wesentlich kräftiger, ihre Länge beträgt über 40 bis zu 80
mm, die Augen treffen fast immer in der Kopfmitte zusammen. Die Hinterflügel
sind etwas breiter und dadurch größer als die Vorderflügel.
Der Körper ist, wie bei allen Insekten in drei Abschnitte gegliedert:
1) Kopf :
Am Kopf fallen sofort die zwei großen Komplexaugen auf, die aus bis zu 30 000
Einzelaugen zusammengesetzt sind.
2) Brust :
Die Libellen haben 3 paar Beine, und 2 paar Flügel. Die Flügel sind einzeln mit
kräftigen Muskelsträngen verbunden, die es erlauben Vorder- und Hinterflügel
unabhängig voneinander zu bewegen, wodurch eine unglaubliche Manövrierfähigkeit
beim Flug erreicht wird. Außerdem haben sie in der Nähe der Flügelspitze ein
Flügelrandmal,was wichtig für die bestimmung der Art ist.
3) Hinterleib :
Der Hinterleib besteht aus 10 Hinterleibsringen und enthält das schlauchförmige
Herz, die Verdauungsorgane und die inneren Geschlechtsorgane. Am 2. und 3.
Hinterleibsring befindet sich bei den Männchen ihr Begattungsorgan. Bei den
Weibchen befindet sich zwischen dem 8. und 9. Hinterleibsring eine Legeröhre
mit dem sie nach der Paarung die Eier auf über das Wasser ragende Pflanzen
legen
.
4) Libellen sind Flugkünstler:
Libellen sind von allen Insekten die manöverierfähigsten Flugkünstler: Kräftige
Muskeln im mittleren und hinteren Brustabschnitt greifen direkt an den Flügeln
an, so daß Vorder- und Hinterflügel unabhängig voneinander bewegt werden
können, während andere Insekten die Flügel durch Zusammenpressen und Entspannen
der Brust bewegen.
5) Die Paarung :
Zur Paarung ergreifen Libellenmännchen ihre Weibchen mit passenden
Hinterleibszangen am Hinterkopf (Großlibellen) oder am vorderen Brustschild
(Kleinlibellen), anschließend krümmt das Männchen den Hinterleib und überträgt
Sperma in das Begattungsorgan. Danach krümmt das Weibchen den Hinterleib und
verankert seine Genitalöffnung am Begattungsorgan des Männchens. So entsteht
das typische 'Paarungsrad' der Libellen, das je nach Art nur wenige
Minuten oder auch eine Stunde bestehen bleibt. Dieser Paarungsakt wird je nach
Art im Fluge aber auch auf Pflanzen oder dem Boden sitzend vollzogen.
6) Die Eiablage :
Bei der Eiablage verhalten sich fast alle Libellenarten unterschiedlich .Die
meisten Libellen legen ihre Eier auf über das Wasser ragende Pflanzen.
7) Die Larven :
Bei den Larven der Libellen fehlt das Puppenstadium, weswegen sie zu den
Insekten mit unvollkommener Metamorphose zählen.
Doch auch zwischen den Larven der Klein- und Großlibellen gibt es grundlegende
Unterschiede:
Während Großlibellen ausschließlich mit Kiemen im Enddarm atmen, haben
Kleinlibellen außer den Kiemen im Enddarm noch Kiemenblättchen Das Atemwasser
wird durch Pumpbewegungen in den Enddarm gepumpt. Die Dauer der
Larvenentwicklung hängt von der Art, aber auch von den Lebensbedingungen ab.
8) Entwicklung bis zum erwachsenen Tier:
Die Larve ist nach dem Schlüpfen winzig und ähnelt eher einem Wurm. Kurz nach
dem Schlüpfen häutet sie sich und ist dann kleiner als 2mm . Im Laufe der
Entwicklungszeit, die zwischen drei Monate und fünf Jahre dauern kann muß sich
die Larve bis zu 11 mal häuten. Nach jeder Häutung ist die Flügelanlage weiter
entwickelt, bei Kleinlibellen sind die Kiemenblättchen größer geworden.
Libellenlarven ernähren sich räuberisch von kleineren Beutetieren.
Größere Larven erbeuten auch kleinere Libellen- Insekten- und Amphibienlarven
und wenn vorhanden auch Jungfische. Gleichzeitig sind die Libellenlarven vor
allem in den frühen Stadien durch größere Libellenlarven, Wasserkäfer,
Käferlarven, Molche und Fische bedroht.
Vor der Umwandlung zum Imago nimmt die Larve keine Nahrung mehr zu sich und
bereitet sich auf die Luftatmung vor, indem sie zeitweise ihren Kopf aus dem
Wasser herausstreckt.
Die Larven der Großlibellen kriechen ca. 30 cm und höher an Pflanzenstengeln im
Wasser oder am Teichufer hoch und krallen sich fest. Bei einigen
Kleinlibellen-Arten spielt sich der Schlupfvorgang ähnlich ab, bei anderen Arten
platzt die Larvenhülle am Kopf, andere verlassen nicht einmal das Wasser beim
Schlupfvorgang. Während sich das Schlüpfen von Großlibellen etliche Stunden
hinziehen kann, dauert es bei Kleinlibellen oftmals nur weniger als eine
Stunde.Die fertigen Libellen leben dann maximal 10 - 12 Wochen.