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Im Rahmen des Biologieunterrichts haben wir die Aufgabe bekommen, eine Hausarbeit über ein beliebiges Thema aus dem Bereich der Ethologie zu verfassen. Ich wählte Experimente, die zur Ethologie durchgeführt wurden, von denen die meisten heute weltberühmt sind, weil ich mich auch privat sehr für Psychologie, bzw. für benachbarte Forschungsgebiete, wie der Ethologie und solcher Materie interessiere und befasse.
Das wohl bekannteste Experiment, das je im Bereich der Ethologie durchgeführt wurde, war wohl das von Pawlow.
Iwan Petrowitsch Pawlow (1849-1936) war ein russischer Mediziner und Physiologe1 sowie Nobelpreisträger, der durch seine Studien über den Speichelreflex beim Hund bekannt wurde. Er war einer der bedeutendsten Physiologen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Pawlow wurde in Ryazan als Sohn eines russisch-orthodoxen Geistlichen geboren und studierte an der Universität und der Militärmedizinischen Akademie Sankt Petersburg. Von 1884 bis 1886 studierte er in Breslau und Leipzig. Bis zur Russischen Revolution war Pawlow Leiter der physiologischen Abteilung am Institut für Experimentelle Medizin in Sankt Petersburg und gleichzeitig Professor für Medizin an der dortigen Militärmedizinischen Akademie. Trotz seiner kritischen Haltung gegenüber dem Kommunismus konnte Pawlow seine Forschung weiter betreiben. Die russische Regierung baute ihm 1935 sogar ein Labor. Pawlow ist bekannt für seine grundlegenden Arbeiten über die Physiologie des Herzens, des Nervensystems und des Verdauungssystems. Im Jahr 1889 begann er seine berühmten Experimente über den konditionierten und unkonditionierten Speichelreflex beim Hund. Diese beeinflußten die physiologisch orientierten behavioristischen2 Theorien innerhalb der Psychologie Anfang des Jahrhunderts nachhaltig. Im Jahr 1904 erhielt er für seine Arbeiten über die Drüsen des Verdauungstraktes den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin. Seine wichtigste Schrift ist "Die bedingten Reflexe" (1926; deutsch 1972).
Iwan P. Pawlow experimentierte mit unbedingten Reflexen.
Unbedingte Reflexe sind fest im Nervensystem verankerte Schaltungen, die durch unseren Willen nicht beeinflußbar sind. Ein klassisches Beispiel ist der Lidschlußreflex. Das heißt, daß sich das Augenlid unabwendbar schließt, wenn ein bestimmter Auslöser (zum Beispiel eine Faust, die schnell auf das Auge zukommt) den Reflex hervorruft.
Ein anderes Beispiel für einen solchen unbedingten Reflex ist das Absondern von Speichel durch die Speicheldrüsen, sobald Nahrung in die Mundhöhle kommt.
Pawlow spritzte Hunden Fleischbrühe ins Maul und maß die abgesonderte Speichelmenge. Wenn er mehrmals unmittelbar vor dem Füttern der Tiere eine Glocke ertönen ließ, geschah etwas Seltsames. Die Hunde sonderten bereits beim bloßen Hören der Glocke Speichel ab, so als hätten sie bereits Futter erhalten. Dieses Verbinden von zwei Dingen, die ursprünglich nichts miteinander zu tun hatten, nennt man "Klassisches Konditionieren".
Beispiele dafür begegnen uns im Alltag auf Schritt und Tritt. So läuft einem vielleicht schon allein beim Anblick eines leckeren Eisbechers oder beim Duft von einer Mahlzeit das Wasser im Munde zusammen. Oder man muß gähnen, sobald man jemand anderen auch nur beim Gähnen zusieht. Viele unserer sogenannten "Gewohnheiten" sind nichts anderes als solche konditionierten Reaktionen.
Die Skinner-Box
Ein anderes sehr bekanntes Experiment, welches in der Ethologie durchgeführt wurde, fertigte wohl Burrhus Frederic Skinner, ein amerikanischer Psychologe und Verhaltensforscher an.
Dazu möchte ich zunächst auf die Person Skinner eingehen.
Skinner wurde am 20. März 1904 in Susquehanna (Pennsylvania) geboren. Nach seinem Studium lehrte er ab 1937 als Professor zunächst an der University of Minnesota, daran anschließend (1945-1948) an der Harvard University. Beeinflußt durch die Arbeiten von Pawlow in der Sowjetunion experimentierte Skinner zunächst mit Ratten und Vögeln, die er in so genannte Problemkäfige setzte und einfache Aufgaben lösen ließ. Die hieraus gewonnenen Erkenntnisse übertrug er teilweise auf seine behavioristische Lerntheorie - was einen wesentlichen Kritikpunkt an seiner Arbeit darstellt. Außerdem entwickelte er den programmierten Unterricht, eine linear verlaufende Lehrmethode, die, an eine technische Apparatur (Computer, Tonband etc.) gebunden, dem Schüler kleine, abgeschlossene Lerneinheiten präsentiert, die aufeinander aufbauen.
Er verfaßte mehrere Schriften, darunter "Behaviour of organisms" (1938; "Verhalten der Organismen"), den Roman "Walden two" (1948; "Futurum zwei") und "The technology of teaching" (1968; "Erziehung als Verhaltensforschung"). In "Beyond freedom and dignity" (1971; "Jenseits von Freiheit und Würde") sprach sich Skinner dafür aus, Massenkonditionierung als Mittel sozialer Kontrolle einzusetzen. Zu seinen späteren Arbeiten zählen "Particulars of my life" (1976; "Angaben zu meinem Leben") und "Recent issues" in "the analysis of behaviour" (1978; "Neueste Ergebnisse zur Analyse des Verhaltens"). Burrhus Frederic Skinner starb am 18. August 1990.
In Skinners Projekt zum "Instrumentellen Konditionieren", an der er seine Theorie testete, sah die Versuchsanordnung folgendermaßen aus:
Eine hungrige Ratte wurde in einen Käfig gesetzt. In diesem Käfig, nach seinem Erfinder "Skinner-Box" genannt, befand sich eine Taste. Wie alle hungrigen Lebewesen lief die Ratte unruhig im Käfig umher. Dabei drückte sie irgendwann aus Zufall die Taste, worauf ein Futterkügelchen in den Käfig rollte, das die hungrige Ratte sofort verputzte. Bald betätigte sie erneut die Taste, und wenn sie wiederum Erfolg damit hatte, noch einmal und immer wieder. Auf diese Weise lernte sie die Taste zu drücken, selbst dann, wenn es noch komplizierter wurde, wenn sie zum Beispiel nur bei jedem vierten Tastendruck ein Futterkügelchen erhielt oder vor dem Drücken das Aufleuchten eines Lichtes abwarten mußte.
Die Ratte hat also durch Belohnung (in der Fachsprache durch Verstärkung, weil das Verhalten stärker gemacht wird) ein neues Verhalten (das Tastendrücken) gelernt.
In zahlreichen Versuchen konnte gezeigt werden, daß auch beim Menschen viele Lernvorgänge auf ähnliche Weise ablaufen. Ein kleines Kind lernt zum Beispiel, sein "Geschäft" nicht mehr in die Windeln, sondern ins Töpfchen zu machen, indem es dafür gelobt, geherzt und abgeküßt und eventuell noch zusätzlich durch Spielzeuge und Süßigkeiten belohnt wird. Für Erwachsene sind Geld, Erfolg und Anerkennung häufig ein wirksamer Verstärker.
Bei seinen Experimenten stellte Skinner noch etwas anderes Interessantes fest. Die Ratte lernte nicht nur, die Taste zu drücken, wenn sie dafür "belohnt" wurde, sondern auch, wenn sie damit etwas Unangenehmes (zum Beispiel einen elektrischen Schlag) vermeiden konnte.
Ahnlich ist es auch beim Menschen. Man lernt nicht nur, sich zum Beispiel für die Schule anzustrengen, weil man dafür belohnt wird (durch Lob, Zuwendung, Geld, Spaß, wenn es interessant ist, Erfolg und anderes), sondern auch, weil man damit Unangenehmes vermeidet (schlechte Noten, nicht versetzt werden, Dispute und Streitigkeiten mit den Eltern).
Ein weiteres berühmtes Experiment: Wie würde sich ein Mensch verhalten, wenn sämtliche Umweltreize entzogen würden?
Freiwillige Versuchspersonen sollten sich so lange wie möglich in einer Art "breitem Bett" liegend aufhalten. Sie bekamen geräuschdämpfende Ohrenschützer, sowie Brillen aus Milchglas aufgesetzt und um die Arme dicke Polster und Manschetten gewickelt, damit sie keine Berührungsreize erleben konnten. Bis auf die Mahlzeiten, den Gang zur Toilette und die gelegentliche Durchführung von Tests war ihre Situation also äußerst reizarm und monoton.
Die meisten von ihnen schliefen erst einmal. Danach hingen sie ihren Gedanken nach. Als ihr Reizhunger immer stärker wurde, versuchten sie sich durch Selbstgespräche, Gesang und Bewegung zu unterhalten. Doch bald quälten sie neben der Langeweile zunehmend auch Trugwahrnehmungen, also Fata Morganen. Sie nahmen plötzlich Lichtpunkte, Bilder und Geräusche wahr, wo überhaupt keine waren und verloren das Zeitgefühl. Je länger das Experiment dauerte, um so mehr ließ auch die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit nach, um so verwirrter und unausgeglichener wurden sie. Manche konnten sich am Ende kaum noch orientieren und brauchten sogar Hilfe, wenn sie zur Toilette mußten.
Keiner der Testpersonen hielt es länger als 48 Stunden aus.
Dieses Experiment wurde in zahlreichen Variationen wiederholt. Sie alle kamen zu dem Ergebnis, daß Außenreize und ihre Wahrnehmungen außerordentlich wichtig für die psychologische Gesundheit des Menschen sind. Fehlen sie, so treten Bewußtseinsstörungen auf, der Mensch gerät durcheinander, wird verwirrt. Sehr treffend charakterisiert unsere Alltagssprache solche Zustände mit: "nicht alle Sinne beisammen haben", "von Sinnen sein".
Bei diesen Experimenten konnte auch nachgewiesen werden, daß ein länger dauernder Reizentzug nicht nur eine Methode ist, einen Menschen mürbe zu machen, sondern auch seinen Hunger nach jeder Art von Informationen erhöht und ihn damit äußerst anfällig für die Beeinflussung, etwa durch Propaganda zu machen. Ein Faktor, den sich "tyrannische" Staaten schon lange zunutze machen, indem sie bei ihrem politischen Umerziehen und Gehirnwäsche auch zu Mitteln des Reizentzugs greifen, wie zum Beispiel Isolierung, Nachrichtensperre, Einzelhaft.
Lernen durch Einsicht: Köhlers Experimente mit Affen
Wolfgang Köhler (1887-1967) war amerikanischer Psychologe mit deutscher Herkunft. Er war Mitbegründer der Gestaltpsychologie4. Köhler wurde am 21. Januar 1887 in Reval (Estland) geboren. Er studierte in Berlin, wo er später auch eine Professur erhielt (1922). Als Direktor eines Forschungszentrums auf den Kanarischen Inseln führte er Experimente zur Wahrnehmung und zum Lernen bei Affen durch. Später kehrte er als Direktor des Psychologischen Instituts nach Berlin zurück. 1935 emigrierte er in die Vereinigten Staaten und wurde am Swarthmore College und später am Dartmouth College Professor für Psychologie. Köhler starb am 11. Juni 1967 in Lebanon (New Hampshire). Zu seinen bekanntesten Büchern zählen "The Mentality of Apes" (1925), "Gestalt Psychology" (1929) und "Dynamics in Psychology" (1940).
Als der Erste Weltkrieg ausbrach, befand sich der deutsche Psychologe Wolfgang Köhler gerade auf der Insel Teneriffa und wurde dort festgehalten. Er nutze diesen unfreiwilligen Aufenthalt dazu, auf der dortigen Forschungsstation für Menschenaffen (vor allem Schimpansen) Versuche durchzuführen und ein Buch über diese intelligenten Tiere zu schreiben.
Bei seinen Versuchen legte Köhler den Schimpansen unter anderem auch Bambusstöcke in den Käfig, mit denen sie herumspielen und alles mögliche ausprobieren konnten.
Nachdem die Tiere die Stöcke auf diese Weise erkundet hatten, legte Köhler einem der Affen eine Banane vor den Käfig, und zwar so weit entfernt, daß der hungrige Schimpanse sie nicht mit der Hand erreichen konnte. Der Affe versuchte zunächst, die Gitterstäbe auseinanderzubiegen und sich hindurchzuzwängen. Als ihm dies nicht gelang, zog er sich in eine Ecke seines Käfigs zurück und beobachtete die Szene. Dabei fiel sein Blick auch auf den Stock. Plötzlich sprang der Schimpanse auf, packte den Stock und angelte sich damit die Banane.
Er war zu der Einsicht gekommen, daß man mit dem Stock nicht nur spielen, sondern ihn auch als "verlängerten Arm" benutzen konnte.
In einem anderen Experiment, bei dem man die Banane so weit entfernte, daß sie mit einem einzigen Stock nicht erreichbar war, kam ein Schimpanse sogar darauf, zwei hohle Bambusstöcke ineinanderzuschieben und sich so einen ausreichend langen Stock zu basteln.
Auf ähnliche Weise erkannten Köhlers Schimpansen, wenn sie vorher Gelegenheit gehabt hatten, mit Kisten herumzuspielen, daß sie diese nur aufeinanderzutürmen brauchten, um an Bananen heranzukommen, die sonst in unerreichbarer Höhe über ihnen im Käfig hingen.
Das Lernen durch Einsicht gilt als eine der wichtigsten Arten des Lernens, weil es erlaubt, Einsichten, die man gewonnen hat, auch neue, ähnliche Situationen anzuwenden, sie zu übertragen. Hatten Köhlers Schimpansen zum Beispiel einmal gelernt, daß man Stöcke auch als Werkzeuge benutzen kann, so konnten sie auch bei anderen praktischen Problemen davon Gebrauch machen.
Warum wir einander brauchen: das Bedürfnis nach Sozialkontakt
Aus dem Mittelalter wird ein Experiment berichtet, das einen sehr tragischen Ausgang nahm. Kaiser Friedrich II. (1212-1250), der an wissenschaftlichen Untersuchungen außerordentlich interessiert war, wollte erforschen, wie sich Kinder verhalten, und welche Ursprache sie entwickeln würden, wenn sie keinerlei Möglichkeit zum sprachlichen Austausch mit anderen Menschen hätten. Um dies herauszufinden, ließ er Neugeborene von Pflegerinnen versorgen, die die strickte Anweisung erhielten, die Kinder zwar zu waschen und zu füttern, aber kein Wort mit ihnen zu sprechen und auch sonst keinerlei Kontakt zu ihnen aufzunehmen.
Der Kaiser, der übrigens spekuliert hatte, die gesuchte Ursprache könnte Hebräisch, Griechisch, Latein oder Deutsch sein, mußte bald aufgeben, denn die Kinder starben alle nach kurzer Zeit. "Ohne daß Händepatschen, das fröhliche Grimassenschneiden und die Koseworte ihrer Ammen vermochten die Kinder nicht zu leben", schlußfolgerte eine Chronik.
Ahnlich traurige Erfahrungen machte man später auch in Waisenhäusern und Heimen. Obwohl die Kinder ausreichend ernährt und hygienisch einwandfrei versorgt wurden, verkümmerten sie seelisch, weil ihnen Zärtlichkeit und liebevolle Ansprache fehlten. Die Kinder zeigten deutliche Entwicklungsrückstände (wie zum Beispiel beim Laufen- und Sprechenlernen), sie wirkten bedrückt und apathisch und waren sehr anfällig gegen Krankheiten. Viele von ihnen starben nach kurzer Zeit. Inzwischen weiß man, daß Kinder, um sich gesund entwickeln zu können, besonders in den ersten Lebensjahren einen Menschen brauchen, der zuverlässig für sie da ist und ihnen liebevolle Zuwendung gibt.
Aus diesem Grund versucht man heute in Waisenhäusern und Heimen durch kleine familienähnliche Gruppen den Kindern mehr Geborgenheit zu geben. Doch leider kommt es noch immer vor, daß einzelne Kinder zwischen verschiedenen Pflegefamilien und Heimen hin- und hergeschoben werden und sich nirgendwo zugehörig fühlen können.
In solchen Heimen konnte man auch sehr oft ein ganz bestimmtes Phänomen beobachten, daß Hospitalismus genannt wird: Kinder, die zwar physisch sehr gut versorgt wurden, also genügend und vor allem auch ausgewogene Nahrung erhalten hatten;diese Waisenhäuser verfügten außerdem über ausreichende sanitäre Anlagen und sie waren relativ sauber, doch die Waisenkinder wiesen plötzlich sehr starke Verhaltensstörungen auf. In russischen Waisenhäusern beobachtete man Kinder, die stundenlang auf ihrem Bett einfach nur hin- und hergewippten, obwohl sie eigentlich immer von anderen Kindern umgeben waren und ihnen nie hätte langweilig sein müssen. Ihnen war aber keineswegs langweilig, ihnen fehlte nur menschliche Zuneigung und die Sozialfürsorge einer Bezugsperson.
Ahnliches beobachtete man in Zoos auf der ganzen Welt; die in Gefangenschaft lebenden Pandas, die in den meisten Fällen keinen "Ansprechpartner" hattenen in "Einzelhaft" stundenlang auf und ab, bis sie vor Kummer bzw. dem Bedürfnis nach Kontakt zu Artgenossen -so vermutet man- jämmerlich verendet sind.
Aber nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene brauchen Sozialkontakte. Sowohl aus schriftlichen Aufzeichnungen von Schiffbrüchigen als auch aus wissenschaftlichen Untersuchungen an Menschen, die in der Antarktis überwintert haben, geht klar hervor, daß Isolierung, selbst dann, wenn man sie mit einem oder zwei anderen Menschen teilt, zu extremen Verhaltensstörungen führen kann. Die Betroffenen fühlen sich unglücklich und klagten über Schlafstörungen, Angstzustände, Reizbarkeit und Streit mit den Leidensgenossen.
Ebenso ergeht es Tieren. Das Verhalten eines Entenkükens, das als Ersatzmutter ein Plüschtier mit einem Wecker als Herzersatz erhält, ist sozial angepaßter und es entwickelt sich "normaler" als ein Küken mit einem Holzmodell oder einem Metallstück.
Der Kontakt zu anderen Menschen ist jedoch nicht nur wichtig fürs Überleben, für eine ungestörte Entwicklung und für die Gesundheit, sondern er ermöglicht auch die Anpassung an die Gesellschaft, in der man lebt.
Ein anderes Beispiel für das Bedürfnis von sozialen Kontakten sind die Kaspar-Hauser-Versuche, bei denen Tiere bei der Aufzucht isoliert wurden, wodurch verhindert wird, daß diese bestimmte Verhaltensweisen von Artgenossen erlernen können. Derartige Experimente dienen dazu herauszufinden, welche Fähigkeiten angeboren und welche erworben sind, ähnlich wie das Experiment von Kaiser Friedrich II. Dieses verhaltensbiologische Versuchsmodell ist nach dem Findelkind Kaspar Hauser benannt, der Anfang des 19. Jahrhunderts wahrscheinlich isoliert in Gefangenschaft aufwuchs.
Kaspar Hauser (um 1812 bis 1833) war Findling unbekannter Herkunft, Gerüchten zufolge ein badischer Erbprinz aus dem Geschlecht der Zähringer. Kaspar Hauser tauchte am 26. Mai 1828 verwahrlost und mit unsicherem Gang auf dem Nürnberger Unschlittplatz auf. Auf Befragen von Passanten nach seiner Herkunft stammelte er nur den rätselhaften Satz "A sechtene Reutä möcht i wähn wie mei Vottä wähn is" ("Ein solcher Reiter möchte ich werden, wie mein Vater einer gewesen ist"). In einem Brief wurde der verstörte Fremde, der der Sprache kaum mächtig war, als Sohn eines Rittmeisters ausgewiesen. Der Junge wies jegliche Nahrung bis auf Brot und Wasser voller Ekel ab, schrieb, als man ihm Tinte und Feder reichte, ungelenk "Kaspar Hauser" auf ein Blatt Papier und gab an, am 30. April 1812 geboren und, mit einem Holzpferd als Spielzeug, in einem lichtlosen Raum eingesperrt aufgewachsen zu sein. Körperliche Deformationen ließen darauf schließen, daß Hauser seine frühe Kindheit in kauernder Haltung hatte verbringen müssen.
Hauser kam in die Obhut des Nürnberger Professors und Schriftstellers Georg Friedrich Daumer (Enthüllungen über Kaspar Hauser, 1859; Kaspar Hauser. Sein Wesen und seine Unschuld, 1873). Dieser nahm zahlreiche medizinische und magnetistische Experimente an ihm vor und versuchte, ihm elementare Bildung wie Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen. Gleichzeitig wurde der Fall des rätselhaften Fremden, der von der Zivilisation isoliert groß geworden war, international bekannt. Zahlreiche Monarchen (darunter König Ludwig I. von Bayern und der russische Großfürst Nikolaj Michajlowitsch) machten sich für ihn stark. Auch verkehrte er an Höfen und in Salons des In- und Auslands, wo er als wunderlicher Wilder und "Kind von Europa" herumgereicht wurde.
Bereits kurz nach dem Auftauchen Hausers war durch einen anonymen Hinweis aus Baden der Verdacht laut geworden, der Findling sei der von der Gräfin Luise von Hochberg kurz nach seiner Geburt gegen das todkranke Kind einer Bediensteten ausgetauschte Sohn des Großherzogs Karl-Friedrich und dessen Gattin Stéphanie; die Gräfin habe durch diesen Kindertausch die Erbfolge ihrer eigenen Linie in Baden sicherstellen wollen. Zwei nie aufgeklärte Attentatsversuche 1829 und 1831 gegen Kaspar Hauser schienen das Gerücht zu bestätigen. Auch der damalige Präsident des ansässigen Appellationsgerichts, Paul Johann Anselm von Feuerbach, der sich Hausers angenommen und ihn nach den Attentatsversuchen dem Ansbacher Volksschullehrer J. G. Meyer anvertraut hatte, kam in seiner Studie Kaspar Hauser. Beispiel eines Verbrechens am Seelenleben des Menschen (1832) zu einem ähnlichen Schluß: "Kaspar Hauser ist das eheliche Kind fürstlicher Eltern, welches hinweggeschafft worden ist, um andern, denen er im Wege stand, die Sukzession5 zu eröffnen."
Am 14. Dezember 1833 wurde Hauser eine Stichwunde beigebracht, an der er drei Tage später verstarb. Sein Schicksal regte zahlreiche Schriftsteller zu Bearbeitungen an, darunter Karl Gutzkow (Die Söhne Pestalozzis, 1870), Paul Verlaine (Gaspar Hauser chante, 1881), Jakob Wassermann (Caspar Hauser oder Die Trägheit des Herzens, 1908), Georg Trakl (Kaspar Hauser Lied, 1915) und Peter Handke (Kaspar 1968). Kurt Tucholsky benutzte für seine Artikel in der Weltbühne den Namen des Findelkinds sogar als Pseudonym. Darüber hinaus existieren zwei Verfilmungen des Stoffes, eine von Werner Herzog (Jeder für sich und Gott gegen alle, 1974), die andere von Peter Sehr von 1993, die dezidiert die These von der adeligen Herkunft Hausers in den Mittelpunkt stellte.
Die adelige Herkunft Kaspar Hausers galt auch in Expertenkreisen lange als unumstößlich. Zahlreiche Biographen hatten mit Hilfe von Indizien den Standpunkt zu erhärten gewußt. Im November 1996 erbrachte eine genetische Untersuchung der Blutflecke auf Kaspar Hausers Kleidung, daß er in keinem verwandtschaftlichen Verhältnis zu dem Hause Baden stand. Allerdings fehlt der eindeutige Beweis, das die untersuchte Kleidung tatsächlich diejenige Kaspar Hausers war. Die Herkunft Kaspar Hausers bleibt weiterhin im Dunkeln. Von daher hat die lateinische Inschrift auf Kapar Hausers Grabstein auf dem Sankt-Johannis-Friedhof in Ansbach ihre Berechtigung: "Hic jacet Casparus Hauser. Aenigma sui temporis, ignota nativitas, occulta mors" ("Hier ruht Kaspar Hauser. Rätsel seiner Zeit, von unbekannter Herkunft, rätselhaft sein Tod").
Abschließend zu meiner Hausarbeit, bleibt mir eigentlich nur noch zu sagen, daß die beschriebenen Experimente sicher nicht die einzigen sind und vor allem werden sie auch nicht die letzten ihrer Art sein. Meiner Meinung nach sind einige Experimente sehr grausam, vor allem die aus früheren Zeiten, wie zum Beispiel das von Kaiser Friedrich II. über die Bedeutung der Sozialkontakte der Menschen. Dabei ist mir aufgefallen, daß die moralisch-ethische Komponente ausgespart wurde, obwohl ich mir sehr gut vorstellen kann, daß dieser Kaiser, Friedrich II., nicht gefühllos war. Ich denke, daß sein Mitgefühl eigentlich über seinen Wissensdurst hätte siegen müssen, aber darüber kann ich leider nicht urteilen, da ich zu wenig über seinen Charakter und die gesellschaftlichen Umstände zu dieser Zeit weiß. Darauf hin ist mir die Frage gekommen, ob solche Experimente auch heute noch durchgeführt werden könnten und ich bin zu dem eindeutigen Ergebnis gekommen, daß so etwas nicht passieren würde, weil es zum einen Menschenrechtsgesetzte gibt, die so etwas verbieten und zum anderen könnte ich mir auch nicht vorstellen, daß es Eltern gibt, die einen Säugling so herzlos von sich geben würden - jedenfalls nicht in unserer westlichen Welt-, auch weil sie hierzulande unter einem gewissen gesellschaftlichen Zwang stehen, sozusagen ein ungeschriebenes Gesetz, das besagt, die menschliche Würde zu achten.
Außerdem denke ich, daß Pawlow und Skinner Pioniere der Ethologie sind, da sie verschiedene Theorien auf eindrucksvolle Weise bestätigt haben. Ich bin mir auch sehr wohl darüber bewußt, daß der "Fall" Kaspar Hauser nicht unbedingt etwas mit dieser Hausarbeit zu tun hat, aber ich empfand es als meine Pflicht, wenigstens einen kurzen Einblick in das Leben des Kaspar Hausers zu gewähren und die Zusammenhänge von Ethologie und der literarischen Figur Kaspar Hauser ein bißchen näher zu erläutern.
Ganz ähnlich wie Kaspar Hauser
ergeht auch heute noch Millionen von Kindern auf der ganzen Welt, seien es
solche, die - wie schon erwähnt - in Kinderheimen aufwachsen, oder auch solchen
die in gestörten Familien leben bzw. vielleicht sogar auf der Straße. Sie
zeigen häufig abnorme soziale Auffälligkeiten in ihrem Verhalten - was
statistisch erwiesen ist - , weil ihnen keiner "die Spielregeln des Lebens" -so
nenne ich es - beigebracht hat; sie können einfach nicht zwischen Recht und
Unrecht unterscheiden. Auch sprachliche Defizite, wie Kaspar Hauser sie
aufwies, sind später sehr schlecht wieder wettzumachen, wenn nicht sogar
irreparabel, auch sehr schön zu sehen an dem "Fall" Kaspar Hauser; er hat zwar
gelernt mehr oder weniger gut mit anderen Menschen zu kommunizieren, doch er
lernte niemals wirklich sich verbal mit anderen auseinanderzusetzen.
Lexika:
Microsoft Encarta Enzyklopädie '99
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