AZreferate - Referate und hausaufgaben fur schule.
Referatesuche, Hausarbeiten und Seminararbeiten Kostenlose Online-Dokumente mit Bildern, Formeln und Grafiken. Referate, Facharbeiten, Hausarbeiten und Seminararbeiten findest für Ihre einfache Hausarbeiten.



BetriebstechnikBiographienBiologieChemieDeutschDigitaltechnik
ElectronicaEpochenFertigungstechnikGemeinschaftskundeGeographieGeschichte
InformatikKulturKunstLiteraturManagementMathematik
MedizinNachrichtentechnikPhilosophiePhysikPolitikProjekt
PsychologieRechtSonstigeSportTechnikWirtschaftskunde

Referat Kinder mit Juveniler Neuronaler Ceroid-Lipofuscinose (JNCL)

biologie referate

biologie referate

Kinder mit Juveniler Neuronaler Ceroid-Lipofuscinose (JNCL)








1 Einleitung




Die Juvenile Neuronale Ceroid Lipofuscinose JNCL) ist eine erblich bedingte progredient neurodegenerative Stoffwechselerkrankung, die nach Auftreten erster Krankheitssymptome im . . Lebensjahr durchschnittlich nach 1 4 Jahren zum Tode führt.

Diese u erst seltene Erkrankung, von der nach statistischen Erhebungen ca. 0


Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in Deutschland betroffen sind, verursacht bei den erkrankten Kindern und Jugendlichen eine fortschreitende Hirnr ckbildung atrophie . Mit zunehmendem Lebensalter der Betroffenen kommt es zu weitreichendem Abbau physischer und psychischer Fähigkeiten und durch die Addition und das Fortschreiten der Symptome zu einer umfassenden Schwerstbehinderung. Diese selbst in medizinischen Fachkreisen relativ unbekannte Krankheit ist derzeit nicht heilbar. Der Krankheitsverlauf ist weder zu verz gern noch aufzuhalten.


Bei einer solchen Entwicklung stellt die Diagnose JNCL r die betroffenen Kinder und Jugendlichen, deren Familien und betreuende Bezugspersonen eine in mehrfacher Hinsicht schockierende Realität dar. Das Zusammenleben, die Erziehung, Betreuung und Begleitung des kranken Kindes bzw. Jugendlichen gestaltet sich als persönliche Herausforderung an die Familie sowie die pädagogischen Fachkräfte. Während sich die einen mit einer grundlegend ver nderten famili ren Lebenssituation und einer vage vorstellbaren Zukunftsperspektive auseinandersetzen ssen, haben die 'professionellen' Betreuungskräfte die schulisch-pädagogischen Arbeit grundlegend neu zu überdenken, denn der progrediente physisch psychische Abbauprozeß des kranken Sch lers, der unausweichlich zum frühen Tode führt, l t herkömmliche schulische Lern- und Unterrichtsziele irrelevant werden.





2 Medizinische Aspekte





.1 Historische Anmerkungen




Bereits 26 erwähnte erstmals der norwegische Arzt Otto Christian Stengel 7 1 9) das Krankheitsbild der heute als Juvenile Neuronale Ceroid Lipofuscinose klassifizierten Erkrankung. Im Jahre 03 beschrieb der britische Neurologe und Pädiater Frederic E. Batten 1 5 1 ) die bis dahin als Stengel'sche Krankheit' bezeichnete Erkrankung weiterführend. In den folgenden Jahrzehnten beschäftigten sich zahlreiche Wissenschaftler mit ihr, so unter anderem Walter Spielmeyer, Wilhelm Stock und Heinrich Vogt.



9 entdeckte E. Klenk, daß es sich bei der Batten'schen Krankheit bzw. der Spielmeyer Stock-Vogt Krankheit - wie sie damals auch genannt wurde - um eine Stoffwechselerkrankung handelt, bei der sich chemische Substanzen in den Gehirn- und Körperzellen der Betroffenen ansammeln und deren Leiden ursächlich bedingen. W. Zeman und S. Donahue analysierten 3 die chemische Zusammensetzung des Stoffs und bezeichneten ihn als Ceroid Lipofuscin-Pigment . Die Batten'sche Krankheit wurde von da an als

'Juvenile Neuronale Ceroid-Lipofuscinose' JNCL) bezeichnet.



Trotz dieses international einheitlichen nosologischen Konzepts existieren in der medizinischen Literatur bis heute f r die JNCL eine Reihe unterschiedlicher Bezeichnungen. Gelegentlich wird noch die alte Benennung Spielmeyer Stock-Vogt Syndrom verwendet: In der anglo-amerikanischen Literatur ist der ursprüngliche Terminus 'Batten s Disease' noch häufig anzutreffen.




2 Der Krankheitsmechanismus



Aufgrund eines bis heute noch nicht genau erforschten Umstandes kommt es bei der JNCL zu einer Ansammlung von lipofuscin- hnlichem Lipopigment im neuronalen Gewebe. Das sich anhäufende Lipopigment besteht zum berwiegenden Teil aus verschiedenen Fetten, quasi Abfallstoffen aus dem Zellstoffwechsel. Der Gendefekt, der f r die pathologische Speicherung von Fettstoffen verantwortlich ist - er wurde erst im Jahre 5 entdeckt - , ist eine exakt definierte Deletion d h. eine Mutation durch Verlust eines Chromosomenabschnitts) im Chromosom Nr. , im Abschnitt p 2 .



Mit zunehmendem Lebensalter führen die stetig anwachsenden Fettspeicherrper zu einem toxischen Klima innerhalb der Zelle. Die Folge dieser noch unzureichend erforschten Toxik ist die Nekrose, d.h. das Absterben der einzelnen Zelle, sowie in der Summe ganzer Zellverbände. F r das Gehirn bedeutet dies eine progrediente Atrophie, d.h. eine morphologische Gewebever nderung im Sinne eines Zugrundegehens und einer mengen igen Verringerung von Hirnzellen.





.3 Die Symptomatik




Die Sehkraft: Die Folgen des neurodystrophen Prozesses werden bei der JNCL zunächst durch ein Schwinden der Sehkraft aufllig. Die Retina Netzhaut) der Augen, die ein

'vorgeschobener' Teil des Gehirns darstellt, ist von der Atrophie des neuronalen Gewebes zuerst betroffen.

Die zunehmende Verschlechterung der Sehkraft gilt als Initialsymptom der JNCL und tritt im Durchschnitt um das . Lebensjahr auf Kohlsch tter u.a. 8 . Der Abbau der visuellen F higkeiten beginnt mit einer undeutlicher werdenden Wahrnehmung. Das Kind ist anfangs schwer, im weiteren Verlauf gar nicht mehr in der Lage, Einzelheiten zu sehen, normale Schrift zu erfassen, Bilder und Fotografien anzusehen oder Menschen zu erkennen. Nachtblindheit und Farbsehst rungen werden aufllig.

Zuerst geht das zentrale Sehvergen verloren, das mit einem Ausfall im Zentrum des Gesichtsfeldes Zentralskotom) verbunden ist. Da die Sehkraft dabei in den Randbereichen der Netzhaut am längsten intakt bleibt, kompensiert das Kind den Ausfall des Sehzentrums durch Drehung des Kopfes, wodurch der noch intakte Randbereich der Netzhaut zum Sehen genutzt werden kann. Die Sehkraft nimmt - individuell verschieden - langsam oder stufenhaft ab. Im Durchschnitt tritt im . Lebensjahr eine völlige Erblindung ein.

Die intellektuelle Leistungshigkeit: Hier ist vor allem das Kurzzeitged chtnis schon fr h etwa um das . . Lebensjahr) in seiner Funktionshigkeit beeintr chtigt. Erste Symptome nachlassender Ged chtnisleistungen können zu Schwierigkeiten des unmittelbaren Behaltens von Wahrnehmungen führen und bei den Betroffenen das Beobachten und Erfassen l ngerer Vornge beeintr chtigen. Au erdem haben sie Probleme, ausgedehnten Gespr chen zu folgen. Konzentrationsabngige Aufgaben und abstrakte Denkinhalte können immer weniger gel st bzw. verstanden werden. Die Folgen sind in der Regel erst um das . Lebensjahr deutlich wahrnehmbar. Das intellektuelle Vermögen bleibt entweder r einige Jahre konstant oder verfällt rapide.

Bei Kindern und Jugendlichen mit JNCL bleibt das r das Lernen erforderliche Langzeitged chtnis zwar deutlich l nger als das Kurzzeitged chtnis funktionsuneingeschr nkt. Da jedoch im Langzeitgedächtnis nur gespeichert werden kann, was zuvor im Kurzzeitged chtnis aufgenommen wurde, ist eine Langzeitspeicherung bei gest rtem Kurzzeitgedächtnis nur noch sehr eingeschränkt glich. Neues kann folglich nicht mehr, kaum noch oder nur noch bei verk rzter Wirkungs- und Wiedergabedauer erlernt werden.

Darüber hinaus gehen im Verlauf der fortschreitenden Hirnatrophie bereits erworbene kognitive und motorische F higkeiten verloren. Selbst allt gliche Verrichtungen wie An- und Auskleiden, die Selbst ndigkeit in der Körperpflege und in der Nahrungsaufnahme sowie die Kontrollfähigkeit ber Körperausscheidungen Urin und Stuhl) können im Verlauf der Erkrankung verloren gehen auch wenn dies von den motorischen Fähigkeiten her noch möglich w re . Im Gegensatz dazu können die Kinder und Jugendlichen - hnlich wie alte Menschen - Dinge und Ereignisse aus ihrem fr heren Leben besser erinnern und wiedererkennen als unmittelbare oder kurz zurückliegende Eindrücke und Erlebnisse. Sp ter jedoch wird auch das Langzeitgechtnis nicht vom dementiven Abbau verschont bleiben. Bemerkenswert ist, daß sich selbst im fortgeschrittenen Stadium des intellektuellen Abbaus noch sog. Gechtnis Inseln" Boustany u. Filipek 9 ) erhalten. Die Kinder bzw. Jugendlichen mit JNCL erinnern sich, auch wenn der intellektuelle Abbau bereits weit vorangeschritten ist, an verschiedene Dinge und Sachverhalte sehr genau und k nnen diese auch wiedergeben Lieder, Telefonnummern, fremdsprachliche Vokabeln, Tiernamen, Hauptstädte oder ähnliches .


Neurologische Symptome: Sie treten in Form epileptischer Anfälle auf, die als sehr markante und schwerwiegende Begleitsymptome der JNCL einzustufen sind. Erste epileptische Anfälle in der Regel in Form generalisierter Anfälle) tauchen bei Kindern mit JNCL überwiegend nach dem 1 . Lebensjahr auf Kohlschütter u.a. 1 8 . Sie sind für Arzte sehr oft der diagnostische Fingerzeig, des sich bei dem vorliegenden Krankheitskomplex um ein neuronal begründetes Leiden handelt.

Der gro e generalisierte (Grand-mal) Anfall ist der bei der JNCL vorherrschende Anfallstypus. Es kommen aber auch andere Anfallsformen vor, z.B. der myoklonische Typ sowie Absencen. In der Regel sind die Epilepsien der JNCL medikamentös leicht kontrollierbar. Während der Pubert t kann die medikamentöse Einstellung der Epilepsie jedoch aufgrund hormoneller Schwankungen erschwert werden Boustany u. Filipek 9 .




Motorische Auflligkeiten: Erste motorische Symptome der JNCL sind um das 1 . Lebensjahr in Form von Auffälligkeiten des Gangbildes zu beobachten (Zeman Goebel

9 . Die Kinder zeigen Unsicherheit beim Gehen und fallen häufiger hin. Zwar sind die meisten von ihnen zu dem Zeitpunkt, da die ersten motorischen Auffälligkeiten bemerkbar werden, bereits v llig erblindet, doch sind diese Bewegungsunsicherheiten nicht ursächlich auf die Erblindung zurückzuführen.

Ihre anfangs leichte Ungeschicklichkeit weitet sich aus zu einer St rung der Koordination von Bewegungsabläufen Dyssenergie) und hrt schlie lich zum Verlust der Fähigkeit, komplizierte Bewegungsabl ufe auszuführen (z.B. Schrsenkel binden).

Das Gang- und Haltungsbild von Kindern bzw. Jugendlichen mit JNCL pr gt sich im weiteren Verlauf der Erkrankung in charakteristischer Weise aus: Kleinschrittiger, schlurfender Gang, mit anfangs leichter, sp ter st rkerer Rigidit t der gesamten Muskulatur. Den Kindern llt es zunehmend schwerer, gerade zu stehen. Au erdem treten Gleichgewichtsst rungen auf. In charakteristischer Haltungsanomalie die Kinder bzw. Jugendlichen stehen leicht vorbergebeugt und haben die Knie eingeknickt .

Die wachsende Neigung zu allgemeiner motorischer Antriebsarmut Hypokinese , die sich z.B. in allgemeiner Bewegungsarmut, Langsamkeit und der Schwierigkeit zeigt, begonnene Aktionen zu Ende zu führen, wird nur zeitweilig durch hohe motorische Unruhe unterbrochen. Die F higkeit zu gro er Kraftentwicklung bleibt lange erhalten.

Infolge der fortschreitenden hirnneuronalen Schädigung kommt es im sp teren Verlauf der JNCL zu spastischen Lähmungen, Tonusschwankungen Dystonie) und blitzartigen Zuckungen Myoklonie) Kohlschütter u.a. 9 . Der Abbau führt im Durchschnitt im 1 . Lj. zu völliger Steh- und Gehunfähigkeit, so ddie Jugendlichen in diesem Alter mehr und mehr auf den Rollstuhl angewiesen sind .



Die Sprache: Von der Degeneration des Gehirns sind auch die die Sprache steuernden Hirnregionen betroffen. Die Folge ist u a. eine zentrale Sprachst rung Aphasie . Die fortschreitende globale Atrophie der Sprachzentren kann bei der JNCL bis hin zum v lligen Verlust der aktiven Sprache hren. Das passive Sprachverständnis hingegen bleibt bei Kindern und Jugendlichen mit JNCL lange erhalten.

Zus tzlich zur Aphasie beeinflu t eine zunehmend schwere Dysarthrie die Fähigkeit zur sprachlichen Kommunikation. Die Dysarthrie ist eine Sprechstörung infolge einer Schädigung der an der Sprechmotorik beteiligten Hirnzentren und Nervenbahnen. Sie z hlt somit zu den motorischen Ausfallerscheinungen.

Die Sprach- und Sprechst rung wird zwischen dem 0. 1 . Lj. auffällig (Kohlsch tter u.a.


9 . Anfängliche Symptome sind stockendes, verlangsamtes Sprechen, verbunden mit Wortfindungsschwierigkeiten. Sp ter treten Perseverationen auf. Dabei werden Wörter oder Sätze zwanghaft und ausdauernd wiederholt Echolalie . Dies wird zum Teil als organisches, zum Teil auch als psychisches Symptom gewertet. Stottern und unartikuliertes Stammeln, eine gestörte Laut- und Satzbildung, ein Aneinanderreihen von Satzbruchst cken und Echolalie gehören zu typischen Symptomen des sprachlichen Abbaus bei der JNCL Gombault 8 .


Die Wesensver nderung: Schon in der Zeit nachlassenden Sehvergens sind die Kinder der ungeheuren psychischen Belastung ausgesetzt, mit dem Verlust der Sehkraft fertig werden zu müssen. Angste, Fragen und Unsicherheiten tauchen auf, ssen bew ltigt und ausgehalten werden. W hrend des gesamten Krankheitsprozesses, vor allem aber im Jugendlichenalter, kommt es bei den JNCL Patienten zu einer Veränderung ihres gesamten Wesens Boustany u. Filipek 9 . Aus psychologischer Sicht ist es eine in ihrer Situation durchaus verständliche und angemessene Traurigkeit, resultierend aus dem Erleben ihres sich verschlechternden Gesamtzustandes. Die anhaltende Depressivität kann in eine psychogene Depression überleiten. Symptome dieser Erschöpfungsdepression sind vor allem Gleichg ltigkeit, Apathie, R ckzug, Kraftlosigkeit, Schmerzempfindlichkeit, Schlaf- und Appetitmangel, aber auch aggressive Ausbr che.

Im Laufe der fortschreitenden Erkrankung stellt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit aufgrund der Hirnveränderung eine somatogene, also organisch bedingte Depression ein. Die Symptome der somatogenen sind denen der psychogenen Depression hnlich. Allerdings treten häufig gravierende Begleitsymptome hinzu, sog. psychotische Erscheinungen. Diese k nnen sein: Reizbarkeit, Aggressivität und Ruhelosigkeit, pl tzliche Wutausbrüche, körperliche Gewaltbereitschaft, Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit, lebhafte visuelle und auditorische Halluzinationen, verkpft mit paranoiden Wahnvorstellungen, Angstzust nden, autoaggressivem Verhalten und zwangsartige Handlungen sowie der häufig auftretende Verlust des Tag Nacht Rhythmus. Einer ernsthaften psychotischen Krise kann nur durch Medikamentengabe erfolgreich begegnet werden . Es ist dabei nicht leicht zu unterscheiden, welche der psychischen Symptome aus der Hirnver nderung und welche aus dem Erleben der Hilflosigkeit und Frustration der eigenen Situation resultieren, welche Symptome lediglich die Angst und Unsicherheit der sozialen Umgebung widerspiegeln und welche Symptome gliche Nebenwirkung verabreichter Medikamente sind.





.4 Epidemiologische und genetische Aspekte




Die JNCL kommt weltweit vor und ist in allen Ethnien beobachtet worden. Sie gilt als eine der häufigsten erblich bedingten, progressiv neurodegenerativen Erkrankungen des Kindesalters. Die Inzidenzrate, d.h. die Vorkommenshäufigkeit der JNCL, betr gt in Deutschland umgerechnet ca. : 4 . 0 Lebendgeburten. Von JNCL sind männliche wie weibliche Patienten gleicherma en betroffen. Die Krankheit wird rezessiv vererbt.



Die Diagnose der JNCL ist durch die elektronenmikroskopische Untersuchung von rperzellen des Erkrankten relativ leicht und sicher zu stellen. Die Lipoid-Zelleinschlüsse lassen sich deutlich erkennen, da sie in Form und Aussehen charakteristisch sind Zeman u. Goebel . Gründe r den sich häufig untigerweise über Jahre hinziehenden diagnostischen Irrweg sind Fehlinterpretationen der Symptome und/oder rztliche Unkenntnis der Krankheit.





. Die psychosoziale Situation




. . Entwicklungsverl ufe bei Betroffenen




Editha Gombault 9 5 , eine erfahrene Blindenpädagogin, die ber viele Jahre hinweg eine gro e Zahl von JNCL kranken Schülern betreut, beschreibt den Verlauf der JNCL in folgenden Phasen:



. Aufbauphase 0 8. Lebensjahr)

a) Normale Entwicklung ( - ohne Krankheitssymptome)

b) Krankheitsausbruch zwischen 3.-8. Lebensjahr ( - Sehschädigung; - Verflachung der intellektuellen Entwicklung llt noch nicht auf)


- 7 -



. Mittlere Phase . 2. Lebensjahr/ . 6. Lebensjahr)

c.) Stagnation ( - allhliche und punktuelle Abnahme der intellektuellen Fähigkeiten;

- evtl. erste epileptische Anlle)

d.) Markanter Abbau der geistigen und k rperlichen Kräfte.

. Phase des rapiden Abbaus Pflegephase)

e.) Zunehmende und schlie lich völlige Pflegebedürftigkeit.




JNCL bedeutet für das kranke Kind bzw. den kranken Jugendlichen den Verlust von visuellen, intellektuellen und motorischen F higkeiten und Fertigkeiten, eine zunehmende, schwere körperliche und geistige Behinderung sowie später eine v llige Pflegeabngigkeit und ein fr hes Sterben.

Das bewu te Erleben der Abnahme und des Verlusts der eigenen k rperlichen und geistigen Unversehrtheit fordert vom betroffenen Kind eine starke intrapsychische Auseinandersetzung mit den eigenen Veränderungen. Dabei ist das Kind vor allem auf Hilfe von nahestehenden Menschen Eltern, Lehrer, u.a ) angewiesen. Seine Auseinandersetzung mit der Erkrankung gleicht einem psychischen Reifungsproze , wobei das kindliche Verständnis für Vorgänge rund um seinen Körper mit der kognitiven Entwicklung w chst.

Bereits im Alter von 6 Jahren erlebt das Kind eine ihm unerklärliche Veränderung seiner visuellen Wahrnehmungsfähigkeit. Die Abnahme der Sehkraft hrt dabei nicht nur zu dem vom Kind als beängstigend erlebten Verlust der Visualit t, sondern sie bedeutet auch, daß es weiterhin von der elterlichen F rsorge abngig sein wird, anstatt mehr Selbständigkeit anstreben zu können. Häufig kommt es dabei zu regressiven Tendenzen, d.h. eine R ckkehr zu frühkindlichen Verhaltensweisen Bettn ssen, 'Daumen lutschen', vermehrtes Anlehnungs- und Schutzbedürfnis, Retardierung der Sprache ect. .

Im Alter von sechs Jahren findet sich in der kindlichen Vorstellung noch gelegentlich das Denken, daß eine Krankheit die Strafe für ein Vergehen darstellt. Dadurch erkl ren sich unter Umständen auftretende Schuldgefühle des Kindes. Nicht selten glauben die Kinder, deine Krankheit durch Kontakt mit schädlichen Objekten oder Personen übertragen wird. Dieses diffuse Denken entlastet das Kind zwar von unmittelbarer Schuld, belastet es aber mit dem Glauben, sich nicht ausreichend gegen die Krankheit geschützt zu haben. Das Kind lernt in der Entwicklungsphase vom 6 1 . Lebensjahr mehr und mehr, daß Krankheiten konkrete Ursachen haben. Es lernt auch zu verstehen, daß manche Krankheiten Folgen haben und zum Beispiel nicht zu heilen sind oder zum Tode führen.




Etwa ab dem Alter von zehn Jahren haben Kinder realistische und ausdifferenziert


Erklärungsweisen r das Zustandekommen von Krankheiten.


Die kindliche Auseinandersetzung mit der eigenen Erkrankung ist darüber hinaus beeinflu t vom Verlauf und Grad der Erkrankung und von den Erkl rungen und dem Verhalten der das Kind umgebenden und betreuenden Personen. Die betroffenen Kinder erleben in allen Lebensbereichen die Auswirkungen ihrer zunehmenden Sehbehinderung. Mi erfolgserlebnisse und der Verlust bereits erworbener Fähigkeiten erscttern das kindliche Selbstvertrauen. Die Beeintr chtigung der Teilnahme an gemeinsamen Kindergarten , Schul- oder Freizeitaktivitäten führt zu Frustration, Isolation und verminderter Lebensqualität. Freundschaften sind gest rt oder gehen verloren. Es droht dem Kind die Desintegration in seiner sozialen Umwelt. Besonders belastend ist w hrend dieser Zeit der langwierige Diagnoseirrweg, der die Kinder in viel zu viele Kliniken und Arztpraxen führt und sie mit viel zu vielen Untersuchungen belastet.

Verstehen es Eltern und Sonderpädagogen, dem Kind einen Weg zu ebnen, mit der sich ankündigenden Blindheit zu leben, so wird es die innere Verarbeitung und Bew ltigung der neuen Situation einigerma en erfolgreich vollziehen k nnen.




Die Beschreibung des psychoemotionalen Erlebens der Erblindung steht beispielhaft für eine Reihe von weiteren Abbau- und Verlusterfahrungen, die Kinder bzw. Jugendliche mit JNCL im Verlauf ihrer Erkrankung machen. Die zunehmende Sehverschlechterung ist nur die erste in einem Kontinuum von Verlusten. Es bleiben dem Kind langfristig, weitere frustrierende Erfahrungen der Abnahme von Fähigkeiten und Fertigkeiten nicht erspart. Neben den bereits beschriebenen Konzentrationsstörungen und psychischen Veränderungen stellt das pl tzliche Auftreten epileptischer Anfälle um das . Lebensjahr den vorläufig tiefsten Punkt in den kindlichen Abbau- und Veränderungsprozessen dar. In den Stadien des markanten und rapiden Abbaus verwehrt die Erkrankung dem Kind bzw. Jugendlichen immer mehr kognitive und kommunikative M glichkeiten. Hinzu kommen häufig psychische, z.T. psychotische St rungen Unruhe, Aggression, Halluzination, Depression .

Der Jugendliche mit JNCL ist sich seines physischen und psychischen Abbaus bewußt und er setzt sich mit der als real angenommenen Vorstellung des eigenen Sterben- k nnens' auseinander. Ihn in diesen Prozessen zu unterst tzen und ihm beizustehen, ist die schwierige und herausragende Herausforderung der Betreuung und Begleitung des Schülers mit JNCL.

Im Endstadium der Erkrankung vergt der JNCL kranke Jugendliche nur noch über minimierte kommunikative Fähigkeiten. Er ist vollkommen abhängig von der pflegerischen Betreuung. Die Eltern und betreuenden Personen müssen schon über ein sehr gutes Gespür und eine sehr gute Kenntnis des Sterbenden und seines auf das u erste reduzierten Ausdrucksvergens verfügen, um seine Berfnisse und emotionalen Regungen zu erkennen. Wenn der Mensch mit JNCL im Sterben liegt, dann können die Erwachsenen nur noch zwei Dinge tun. Sie sollten ihm erlauben, sich gehenzulassen und sich im Kampf mit der Krankheit geschlagen zu geben.





.2 Die Situation der Eltern




Für die Eltern des Erkrankten hat durch die Diagnose JNCL die lange Zeit des Suchens und Irrens nach den 'wahren' Ursachen der Ver nderung ihres Kindes endlich ein Ende. Gleichzeitig zwingt es sie zur Auseinandersetzung mit der Unabwendbarkeit der Prognose eines fr hen Todes, einschlie lich der Probleme, die mit der zunehmenden Behinderung und Veränderung des eigenen Kindes verbunden sind, sowie der Trauer um das kranke, behinderte und schlie lich sterbende Kind. Es hei t r die Eltern, die seelische Erschütterung und die eigene narzi tische Kränkung, ein behindertes Kind zu haben, zu berwinden und einen Trauerprozeß zu durchleben, an dessen Ende sie vielleicht die ver nderten Realit ten annehmen können.



Alle Eltern sehen sich im Verlaufe der Erkrankung ihrer Kinder mit der Frage konfrontiert, ob sie ihr krankes Kind ber die Diagnose und den t dlichen Verlauf seiner Erkrankung informieren sollen oder nicht. Die Kinder bzw. die Jugendlichen merken nach der Diagnose (die sie als solche vielleicht gar nicht bewu t wahrnehmen) sehr genau, daß sich ihre Eltern vendert haben und sich ihnen gegenüber anders verhalten als sonst. Blume 8 ) führt eine Reihe überzeugender Argumente dar ins Feld, den Kindern und Jugendlichen die 'Wahrheit' um ihre Erkrankung nicht vorzuenthalten. Der vielfach vorgetragene Einwand, die Kinder und Jugendlichen seien vor den schrecklichen Tatsachen ihrer Erkrankung zu sctzen', damit sie glichst lange unbefangen' und

'unbelastet' ihren Lebensalltag 'positiv erleben', muß angesichts folgender Beispiele bez glich einer 'Ver-schonung' des Kindes vor den Tatsachen relativiert werden:


daß gerade das ausweichende oder nicht wahrheitsgetreue Antworten beim Kind gro e Unsicherheit und Angst hervorruft und zu verzerrten, unrealistischen Phantasien führen kann;

deine Krankheit, über die man nicht zu sprechen wagt, viel furchterregender ist als eine, die man ruhig beim Namen nennen und über die man offen sprechen kann;

dwichtiger als das Besctzen vor der Wahrheit der sichere Rückhalt in der Familie ist;

dtabuisierende Kommunikationsstrukturen innerhalb der Familie die Kinder verstummen lassen. Sie sp ren, daß ihre Krankheit ein Un Thema ist, stellen keine Fragen mehr und äu ern sich nicht, wenn sie sich Sorgen machen oder Angst haben. Schlie lich weichen sie sogar aus, wenn sie jemand auf die Krankheit anspricht oder ihnen eine wichtige Information geben will;

ddie betroffenen Kinder sp testens dann ihr Vertrauen in die Eltern ..) verlieren, wenn sie aus anderer Quelle die Wahrheit erfahren;

 daß man Kinder, die ihrem Alter entsprechend informiert sind, besser von der Notwen digkeit und der Bedeutung diagnostischer und therapeutischer Ma nahmen überzeugen kann, weil sie sich ernst genommen hlen;

dKinder auf den Kummer der Eltern, den sie an ver nderten Verhaltensweisen oder ganz einfach an den verweinten Augen ablesen können, verwirrt und furchtsam reagieren, wenn sie immer nur ren, alles sei in Ordnung. Denn sie ssen sich mit zwei Informationen herumschlagen, die sie in ihrer Widersprüchlichkeit nicht verarbeiten können" Blume 9 , 37ff. .





. Pädagogische Herausforderung




Mit den Themen Tod und Sterben wird ein gesellschaftliches Tabuthema ber hrt, und Eltern und Lehrer tun gut daran, sich bei aller Schwere der Situation auf die Konfrontation und den Dialog mit ihrem Kind vorzubereiten. Voraussetzung dafür ist, daß sie sich mit dem Thema des Sterbens selbst auseinanderzusetzen bereit sind und es nicht zu verdrängen versuchen. Dann erst k nnen sie ihren Kindern die wichtige St tze und Hilfe sein, wenn diese sich besonders in der Phase ihres rapiden Abbaus mit dem eigenen Sterben auseinandersetzen. Daß schwerkranke Kinder und Jugendliche dies tun, steht au er Zweifel Haupt 9 .



Schüler mit JNCL werden je nach Stadium der Erkrankung in der Regel zun chst in Sehbehinderten , ster in Blindenschulen in Klassen für Mehrfach- oder Schwerstbehinderte sonderpädagogische betreut.

Die pädagogische Herausforderung der Betreuung und Begleitung JNCL kranker Sch ler besteht zum einen darin, die Zielsetzungen sonderdagogischer Erziehung, die auf Zuwachs an F higkeiten und Kompetenzen ausgerichtet ist, neu zu bestimmen. Ist es das erkl rte Fernziel der Pädagogik, die Sch ler auf ein zuk nftig selbstbestimmtes Leben vorzubereiten und ihnen dazu zu verhelfen, als Erwachsene einen Platz in der Gesellschaft einzunehmen, so ssen diese Ziele im Hinblick auf den zunehmenden k rperlichen und geistigen Abbau des Sch lers mit JNCL und dessen fr hen Tod revidiert werden.

In den Jahren vor dem Abbau der kognitiven Fähigkeiten k nnen die Kinder mit JNCL in den Regelklassen der Sehbehinderten- bzw. Blindenschule alters- bzw. entwicklungsgeß unterrichtet werden. Sie k nnen unter Umständen die Braille Schrift lesen und schreiben lernen und in anderen Schulfächern Lernerfolge erzielen. Doch bereits in den Jahren der Stagnation 1 1 . Lebensjahr), wenn auch die kognitiven Fähigkeiten des Sclers st rker eingeschränkt sind, können von Tagesform und Stimmung abhängige Leistungs-schwankungen eintreten, so daß tageweise Unterrichtsinhalte neu konzipiert werden ssen.



Die zweite Herausforderung betrifft den betreuenden P dagogen bzw. das betreuende pädagogische Team Klassenlehrer, Fachlehrer, Erzieher, evtl. vorhandene Zivildienstleistende . Wenn sie erstmals solche oder hnliche Krankheitsverl ufe miterleben, sind sie davon tief betroffen und erscttert und geraten nicht selten in berufliche Identitätskrisen.

Der Sonderdagoge ist also nicht per se zur sonderpädagogischen Arbeit mit progredient kranken Sclern befähigt. Gr nde hierfür k nnen zum einen in der mangelnden Wertschätzung dieses Themenbereichs in der universit ren Ausbildung liegen, zum anderen spiegeln sie aber auch den gesellschaftlich unsicheren, ja tabuhaften Umgang mit diesem Themenkomplex wider. Unvermeidbare Voraussetzung r denjenigen, der sich in die Betreuung und Begleitung unheilbar kranker Scler begibt, ist jedoch die persönliche Auseinandersetzung mit den existentiellen Themen von Leben, Sterben und Tod. Für die Betreuung und Begleitung des Sch lers mit JNCL bedeutet dies ganz konkret, daß sich der Lehrer auf die Auseinandersetzung mit dem Scler vorbereiten muß. Er sollte deshalb ber seine pers nlichen Vorstellungen und Werte, seine Angste und offenen Fragen hinsichtlich eigener religi ser, ethischer und/oder philosophischer Gedanken und Gefühle bezüglich des Lebens, des Sterbens, des Todes und eventueller Jenseitsvorstellungen reflektieren. Dazu ist es sicherlich auch wichtig und nützlich, in puncto Bewältigung der pernlich emotional belastenden Situation der Begleitung des todkranken Schülers, mit allen Beteiligten Kollegen, Eltern, Therapeuten, Arzten, u.a.) in einem Gedankenaustausch und eine Kooperation einzutreten.



Wenn im weiteren Verlauf der Begleitung die erzieherisch-dagogischen Bemühungen und Interventionen nicht mehr auf eine Zukunft abzielen können, so erlangen sie ihre Rechtfertigung nur durch die sinnvolle Ausgestaltung der Gegenwart.

Eine dagogisch-erzieherische Betreuung, die zum Ziel hat, jeden Tag so angenehm und sinnvoll wie möglich zu gestalten, orientiert sich an den unmittelbaren Bedürfnissen und dem aktuellen Leistungsniveau des kranken Sch lers. Zur Verwirklichung dieses bergeordneten erzieherischen Ziels können im wesentlichen drei Aspekte beitragen:





.1 Vorhandene F higkeiten nutzen




Zu Beginn der Erkrankung sind insbesondere die Wiedergewinnung der Mobilit t, die Aneignung lebenspraktischer Fertigkeiten sowie das Erlernen der Braille Schrift' im Lesen und Schreiben) von unmittelbarem und gleichzeitig langfristigem Nutzen und daher sinnvolle p dagogisch-unterrichtlich Ziele. Diese grundlegenden Fähigkeiten ermöglichen es dem Kind, sich eine neue Lebensperspektive anzueignen und sich mit den Umst nden der Erblindung zu arrangieren.

Alte Hobbys, Interessengebiete, Fähigkeiten und Fertigkeiten müssen mit den zur Vergung stehenden Mitteln und Methoden neu belebt werden. Dies kann dem Sch ler das Bewu tsein und die Freude bringen, 'trotz' der Erblindung fr her beherrschte Fähigkeiten und liebgewonnene Tätigkeiten aus ben zu können. Dar ber hinaus ssen neue Bet tigungsmöglichkeiten angeboten und neue Lieblingsbeschäftigungen entdeckt' werden. Neu erlernte F higkeiten rdern die Unabhängigkeit und das Selbstbewu tsein. Wesentlich ist, daß sich der Schüler als lebendig, t tig und kompetent erlebt. Es steigert das Selbstwert- und Zugeh rigkeitsgefühl und stiftet ein Gefühl von Sinnhaftigkeit und Erlltheit im Sein.



Da im weiteren Verlauf der Erkrankung erlernte und beherrschte F higkeiten und Fertigkeiten verlorengehen, müssen Aufgabenstellungen und Materialien abgndert, vereinfacht und dem jeweilig aktuellen Leistungsniveau des Sclers angepa t werden, und zwar so, daß ber- oder Unterforderungen vermieden werden. Neue Fertigkeiten k nnen nur noch sehr schwer oder unvollständig erlernt werden, doch k nnen Abwandlungen und Variationen 'alter' Aufgabenstellungen attraktive Herausforderungen r den Sch ler sein und ihn zur Tätigkeit motivieren.

Schlie lich sollen die Aktivitäten des Sch lers mehr und mehr von dessen unmittelbaren Bed rfnissen bestimmt werden. Indem die für diese Krankheit charakteristischen Erinnerungs- und Interessen-'Inseln' genutzt und in die Beschäftigung eingebracht werden, bieten sich in allen Phasen der fortgeschrittenen Erkrankung Möglichkeiten, den Schüler zu aktivieren.






.2 Soziale Integration rdern




F r das emotionale Gleichgewicht des Sch lers mit JNCL ist es rderlich, wenn er so lang wie glich in seiner vertrauten Klassengemeinschaft verbleiben kann. Er sollte u.U. länger als üblich die Regelklasse der Blindenschule besuchen d rfen, bevor er dann in eine Klasse für mehrfachbehinderte Blinde wechselt.

Schul- oder Klassenwechsel sollten zur Vermeidung weiterer angstausl sender Prozesse schrittweise vollzogen und der Sch ler langsam uns schonend darauf vorbereitet werden, denn seine psychischen Fähigkeiten, sich auf neue Situationen und gr ere Umstellungen einzulassen, sind stark eingeschränkt. Mit einem solchen Wechsel ist nicht nur eine Trennung von den Klassenfreunden, sondern auch vom gewohnten pädagogischen Team von Betreuern und Lehrern verbunden; hinzu kommen unbekannte Räumlichkeiten, neue Unterrichtspraktiken und fremde Rituale . Dem Sch ler geht eine bis dahin vertraute Umgebung verloren und die für ihn so wichtigen Erinnerungen an gemeinsame Aktivit ten und gemeinsam Erlebtes können nach einem solchen Wechsel nicht mehr fortgeführt werden. Ihm sollte auf jeden Fall viel Bekanntes in seine neue schulische Umgebung mitgegeben werden, Gegenst nde, Lieder und Texte, die dem Kind vertraut sind und an dessen Wiedererkennen oder Gebrauch es Freude erlebt. Evtl. k nnen Elemente und Rituale aus der 'alten' Klasse in gemeinsame Aktivit ten der neuen Klassengemeinschaft mit einflie en, so ddas Kind erlebt, daß es selbst auch etwas

'mitbringt' und 'mit einbringt'.


Nur wenn der Übergang schrittweise vollzogen und vorher die Möglichkeit geschaffen wurde, daß der Sch ler seine neue Klasse und das neue Team von P dagogen kennenlernen konnte, dann kann der Wechsel, der vom Schüler als weiterer Rückschritt und Verlust erlebt wird, weniger belastend sein.

Aktivit ten der Gruppe schaffen stets gemeinsame Erlebnismomente, rdern das Gefühl der Zusammen- und Zugerigkeit, Geborgenheit und Sicherheit und sind deshalb bedeutsame Bestandteile des schulischen Alltags. F r die Zukunft liefern diese den F llstoff r das ster so wichtige Erinnerungsreservoir. Aus der gemeinsamen Erinnerung schöpft der kranke Scler Lebendigkeit und Freude und es erwächst ein Gefühl der N he, Vertrautheit und Geborgenheit.


Aber aus der Erinnerung an fr here Erlebnisse k nnen auch Gefühle der Trauer, Wut und Frustration über Verlorenes erwachsen. Denn in das Bewu tsein des Jugendlichen tritt auch, daß er sich ver ndert hat, daß sein körperlicher Abbau weiter vorangeschritten ist. Der Sch ler realisiert, daß die Kluft zwischen seinen und den F higkeiten und Leistungen der Mitsch ler angewachsen ist. Die seelischen Folgen k nnen Depression und Frustration, Rückzug oder Aggressivit t sein.

Diese Reaktionsweisen des Sclers hren häufig zu gest rtem Sozialverhalten, was es ihm zus tzlich erschwert, sein gro es Bed rfnis nach sozialem Kontakt zu befriedigen. Vor allem in der mittleren und fortgeschrittenen Phase, wenn die Kinder und Jugendlichen mit JNCL in ihrer Persönlichkeitsstruktur erheblich gest rt sind, ergeben sich Probleme innerhalb der Klassengemeinschaft. Ihr zeitweise unangemessenes Verhalten, u.U. Ausdruck psychotischer Zust nde, wirkt auf die anderen Scler provozierend, irritierend oder be ngstigend. Die Gefahr der Desintegration des Sclers zu verhindern, ngt entscheidend davon ab, wie es den Bezugspersonen gelingt, dessen Gefühle der Angst, der Ohnmacht, der Wut und Frustration aufzufangen, von der Gruppe der Mitsch ler fernzuhalten und auf produktive Ausdrucksglichkeiten und formen zu lenken. Es sollte daher im Interesse aller die M glichkeit bestehen, das Kind zeitweise in Einzelbetreuung von der Gruppe separieren zu können.

Da den Mitschülern der physische und psychische Abbauprozeß des Sclers mit JNCL in der Regel nicht verborgen bleibt, bedarf es einer besonderen Aufkl rung, Betreuung und Unterstützung der gesamten Klassengemeinschaft.





.3 Emotionale Unterstützung gewähren




Einige generelle Faktoren des täglichen Unterrichts und Miteinanders k nnen dazu beitragen, die Pers nlichkeit des Kindes und das seelische Gleichgewicht zu stabilisieren. Kontinuität und Harmonie sind zwei wesentliche Voraussetzungen zur Wiedererlangung seelischer Stabilität. Für den durch seine Erkrankung und das Erlebnis des k rperlichen Abbaus zutiefst verunsicherten Schüler kann eine 'äußere' Stabilität eine wesentliche Grundlage dafür sein, eigene innere' Stabilit t aufzubauen. Diese Rahmenstabilit t setzt sich zusammen aus der Kontinuit t in der Klassenraumgestaltung, im Tagesablauf und in den personellen Beziehungen. Dazu gehören auch feste Rituale, wie etwa Morgenkreis, Abschiedsrunde, gemeinsame Mahlzeiten, Lieder oder Singspiele, und eine dem Kind bzw. Jugendlichen Sicherheit vermittelnde Tagesstruktur. Innerhalb dieser festen Struktur sollte versucht werden, durch abwechslungsreiche Themen- und Methodenangebote die Neugier und das Interesse des Kindes zu wecken. Die Unterrichtszeit sollte stets auch neue, spannende und lustige Elemente enthalten, die die Aufmerksamkeit des Kindes erregen und es zum Mitmachen animieren. Kleine Freuden, berraschungen, Spund Ausgelassenheit verleihen dem Alltag der Sch ler mit JNCL Abwechslung und Farbe.

All diese Bemühungen k nnen jedoch nicht verhindern, daß der Schüler durch seine und auch wegen seiner Krankheit leidet. Für die von der JNCL betroffenen Kinder bzw. Jugendlichen ist es in allen Phasen der Erkrankung von äu erster Wichtigkeit, angesichts der Abbauprozesse, die vom Schüler sehr wohl bewu t wahrgenommen werden, stabile emotionale F rsorge und Unterst tzung zu erfahren.

Die pädagogischen Herausforderungen dabei k nnen am wirkungsvollsten in Kooperation mit allen pädagogischen Kräften umgesetzt werden; die Wichtigkeit der Zusammenarbeit mit den Eltern, bzw. der Familie sei an dieser Stelle betont. Der Austausch zu Fragen und Problemen rund um das Kind und dessen Erkrankung gew hrleistet einen Informationsflu , von dem alle Beteiligten, nicht zuletzt das kranke Kind, profitieren k nnen.





. Literatur




Blume, A. Hg ) 9 : Den Umständen entsprechend optimistisch. Reinbek: Rowolth- Verlag

Boustany, R.-M. u. Filipek, P. 9 3 : Seizures, Depression and Dementia in Teenagers with Batten Disease. In: Journal of Inherited Metabolic Disease Vol 1 9 , 5 255

Gombault, E. ( 8 : Sehgeschädigte mit Vogt-Spielmeyer-Stock-Syndrom. In: Rath, W. u. Hudelmayer, D. Hg. : Handbuch der Sonderpädagogik Bd. , Marhold Verlag, Berlin: 4- 53

Haupt, U. 1 9 : Wenn schwerstbehinderte Kinder sterben. In: Fr hlich, A. Hg : Handbuch der Sonderpädagogik. Bd. 2, Marhold Verlag, Berlin: 7 83

Kohlsch tter, A. u. Laabs, R. u. Albani, M. 1 8 : Juvenile Neuronal Ceroid- Lipofuscino sis JNCL . In: Acta Paediatrica Scandinavica Vol. 1 8: 8 8



Referate über:


Datenschutz




Copyright © 2024 - Alle Rechte vorbehalten
AZreferate.com
Verwenden sie diese referate ihre eigene arbeit zu schaffen. Kopieren oder herunterladen nicht einfach diese
# Hauptseite # Kontact / Impressum