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MILBEN
(Insbesondere Krätzemilbe und Hausstaubmilbe)
Inhalt:
1. Allgemeines
2. Krätzemilben (Sarcoptidae)
2. 1. Systematik
2. 2. Morphologie
2. 3. Entwicklung und Lebensweise
2. 4. Krankheitsbild beim Menschen
2. 5. Bekämpfung
3. Hausstaubmilben (Pyroglyphidae)
3. 1. Systematik
3. 2. Morphologie
3. 3. Entwicklung und Lebensweise
3. 4. Krankheitsbild beim Menschen
3. 5. Vorbeugung und Bekämpfung
4. Anhang
5. Bibliographie
Allgemeines
Die Ordnung der Milben (Acari), welche zur Klasse der Spinnentiere (Arachnida) gehört, stellt mit etwa 20'000 beschriebenen Arten eine der artenreichsten Gruppen der Arachniden dar. Im Gegensatz zu allen anderen Spinnentieren, die sich ausschliesslich räuberisch ernähren und in ihrer Körpergestalt sehr konstant bleiben, findet man bei den Milben neben Räubern auch Pflanzen- und Abfallfresser sowie viele Parasiten. Die verschiedenen Typen der Nahrungsaufnahme bedingen eine enorme Vielfalt der Gestalt und Lebensweise. Deshalb ist es sehr schwer, Merkmale zu nennen, die allen Milben gemeinsam sind.
Sie sind ausgesprochen kleine Tiere, die meisten messen zwischen 0,5 und 2 mm. Zu den kleinsten gehören die Haarbalgmilben (Demodicidae), die gerade 0,1 mm erreichen. Die grössten sind die Weibchen mancher Zecken (Ixodidae), die vollgesogen bis 3 cm lang werden. Die typische Gliederung des Spinnenkörpers ist bei den meisten Milben nicht zu erkennen. Bis auf wenige Ausnahmen haben alle Milben im erwachsenen Zustand vier Beinpaare. In Anpassung an verschiedene Lebensweisen können die Laufbeine zu Klammerorganen, Fussstummeln oder Schwimmbeinen umgebildet sein. Die beiden vorderen Extremitätenpaare haben eine weitgehende Abwandlung erfahren. Sie bilden zusammen mit der Körperspitze einen röhrenförmigen Mundraum. Durch diese Umbildungen entsteht ein sehr effektiver Stech- und Saugapparat.
Milben leben oft in
unvorstellbaren Individuenzahlen überall auf der Welt, in allen erdenklichen
Lebensräumen, an Land, im Meer und im Süsswasser. Nasenlöcher von Vögeln und
Robben, die Flughaut der Fledermäuse, die Lungen von Affen und die Tracheen
(= Atmungsorgane) der Insekten sind einige ausgefallene Beispiele. In den
folgenden Abschnitten beschreibe ich nur einige besonders wichtige Gruppen oder
Arten. Das Hauptgewicht liegt dabei auf medizinisch bedeutsamen Milben, da ihre
Biologie meist am besten erforscht ist.
Die Larven der Laufmilbe (Trombididae) beispielsweise ernähren sich ebenfalls von Hautzellen. In der Regel befallen sie Nagetiere oder andere kleine Säuger, sie parasitieren aber auch am Menschen und können dort zu ernsthaften Hautreizungen führen. Zu den parasitischen Milben zählt man auch die Zecken (Ixodidae), die nicht nur unangenehme Blutsauger an Säugetieren und Reptilien darstellen, sondern auch in der Medizin als Überträger gefährlicher Infektionskrankheiten Bedeutung erlangt haben. Völlig harmlose Bewohner der Säuger - auch fast jeder Mensch ist infiziert - sind die Haarbalgmilben (Demodicidae). Sie sind wurmförmig, mit winzigen Fussstummeln, und leben in den Haarwurzeln, wo sie sich von Talg, dem Sekret der Talgdrüsen, ernähren.
Nur etwa 10 % der Milben leben parasitisch. Alle anderen sind entweder frei lebende Räuber, Pflanzensaftsauger, Abfallfresser oder Vorratsschädlinge. Als Pflanzensaftsauger seien die Spinnmilben (Tetranychidae) erwähnt, die Blattzellen aussaugen. Zu ihnen gehört die weit verbreitete "Rote Spinne" (Metatetranychus ulmi). Durch Spinnmilben können jedes Jahr erhebliche Schäden an Obstbaumplantagen und in Gemüsekulturen entstehen. Die Vorratsmilben (Acaridae), zu denen man so bekannte Milben wie die Käsemilbe (Tyrophagus casei) oder die Polstermilbe (Glyciphagus domesticus) rechnet, treten an Vorräten aller Art oft in grossen Mengen auf. Bei starkem Befall findet man zum Beispiel auf der Oberfläche eines Käses pro Quadratzentimeter bis etwa 2000 Tiere.
Krätzemilben (Sarcoptidae)
Die Verursacher der menschlichen Krätze sind 0,3 bis 0,5 mm grosse grauweisse Milben, deren ovoider Körper dorso - ventral abgeflacht ist. Die vier Beinpaare sind stark reduziert.
Der ganze Lebenszyklus der Scabiesmilben wird auf dem Wirt durchlaufen. Sie wird direkt durch intimen Körperkontakt von Mensch zu Mensch übertragen. Dieser ist bei Erwachsenen vorwiegend bei Sexualpartnern gegeben, weshalb die Scabies als Geschlechtskrankheit im weiteren Sinne gilt.
Krätzemilben sind die wichtigsten und häufigsten humanen Ektoparasiten in unseren Breiten überhaupt. Während der beiden Weltkriege litten bis 25 % der dermatologischen Patienten unter Scabies. Zwischen 1947 und 1960 war die Krätze so gut wie verschwunden. Eine langsame Zunahme zu Beginn der sechziger Jahre (ausgiebiges Reisen) wurde in fast ganz Europa verzeichnet, sie erreichte in vielen Teilen der Welt seither epidemisches Ausmass.
Von der humanen Scabies, der Krätze des Menschen, sind Infestationen mit Räudeerregern (Räude = Krätze bei Tieren) verschiedener, vorwiegend domestizierter Säugetierarten abzutrennen. Der Mensch wird kurzfristig befallen, er ist ein Fehlwirt. Es kommt deshalb nach kurzer Zeit zur Selbstheilung dieser auch animale Scabies genannten Ektoparasitose, sofern keine Reexposition stattfindet.
2. 1. Systematik:
Abb. 2: Krätzmilbe, Männchen, Ventralansicht. |
Subklasse: Acari (Milben)
Ordnung: Acariformes
Unterordnung: Astigmata
Überfamilie: Sarcoptoidea
Familie: Sarcoptidae (Krätzemilben)
2. 2. Morphologie:
Der ovoide Körper der Scabiesweibchen misst 300 bis 500 mm in der Länge, 230 bis 400 mm in der Breite und weist eine feine Streifung auf. Auf der Dorsalseite tragen die Tiere ein Paar kurze und vier Paare lange Haare sowie zehn Dornen und eine variable Anzahl von dornenförmigen Hautschuppen, welche zur systematischen Einordnung der verschiedenen Spezies (= Arten) in drei Felder unterteilt werden.
Die Beine sind sehr kurz. Die vorderen beiden Paare sind aus je fünf sichtbaren Segmenten zusammengesetzt, der distale Tarsus (= Glied) trägt eine längliche Haftscheibe. Die hinteren zwei Beinpaare bestehen aus vier Gliedern (Segmenten) und weisen ein endständiges langes Haar auf. Die Mundgliedmassen sind kräftig ausgebildet und für das Schneiden und Kauen des Nährsubstrates Keratin (= Horn) geeignet.
Die Männchen sind etwas kleiner und messen 215 bis 285 mm in der Länge und 160 bis 210 mm in der Breite. Die Streifung ist schwächer ausgebildet, die Anzahl der dornartigen Hautschuppen geringer. Der Penis liegt ventral im Bereiche des hinteren Drittels des Körpers. Das erste, zweite und vierte Beinpaar sind distal mit einer längeren Haftscheibe versehen.
Die Eier sind ovoid, 160 bis 190 mm lang und 84 bis 103 mm breit. Sie sind weisslich gefärbt und lassen in ihrem Innern gegen das Ende der Entwicklung bereits den Embryo erkennen. Die Larven tragen nur drei Beinpaare.
2. 3. Entwicklung und Lebensweise:
Die Infestation (= Befall) des Wirtes erfolgt durch ein begattetes Weibchen, das sich auf der Hautoberfläche mit seinen Saugnäpfen anheftet. Durch Herumwandern auf der Hautoberfläche wird eine geeignete Stelle gesucht, wo sich das Weibchen in die Hornschicht der Haut eingräbt. Die Wanderungsgeschwindigkeit auf der Hautoberfläche kann 2,5 cm pro Minute erreichen. Schon wenige Minuten nach dem Eingraben beginnt das Weibchen mit der Eiablage, wobei während etwa zweier Monate täglich 2 bis 4 Eier abgelegt werden. Das Weibchen treibt dabei in der Hornschicht einen Gang vor, der gewöhnlich 2 bis 4 mm misst, aber auch 1 cm erreicht. Das Weibchen kann den Gang verlassen und sich an einer anderen Hautstelle erneut eingraben.
Nach einer Inkubationszeit von 3 bis 7 Tagen schlüpfen die Larven aus den Eiern. Mit Hilfe der Mandibeln (= Kiefer der Insekten) wird die Eihaut durchschnitten, die Larven schlüpfen aus. Sie graben sich durch das Gangdach und gelangen auf die Hautoberfläche, wo sie in Haarfollikeln oder Hautmulden Unterschlupf finden. Sie ernähren sich von Hautpartikeln und entwickeln sich innerhalb der nächsten drei bis vier Tage zu Protonymphen (Nymphe = Insektenlarve), aus denen nach weiteren drei bis vier Tagen die Männchen oder aber weibliche Tritonymphen entstehen, aus welchen sich nach weiteren drei bis vier Tagen die Weibchen entwickeln. Der Entwicklungszyklus der Männchen dauert somit neun bis zehn, derjenige der Weibchen zwölf bis fünfzehn Tage.
Die jungen Weibchen graben sich mit den Mandibeln und den Klauen der vorderen Beinpaare sowie mit Hilfe oraler Sekrete bis zur Hälfte ihres Körpers in die Haut des Wirtes ein. Diese Prozedur dauert etwa eine halbe Stunde. Die sehr mobilen Männchen suchen auf der Haut die Weibchen auf und kopulieren mit ihnen. Dieses Prozedere dauert etwa 5 Minuten. Wahrscheinlich können die Männchen nur einmal kopulieren, sie sterben nach zwei bis drei Tagen ab. Der Samen wird in die Bursa copulatrix des Weibchens eingebracht. Dieses Organ ist über einen Kanal mit den Ovarien (= Eierstöcke) verbunden. Die Eier gelangen via Oviduct und Vagina durch die Geschlechtsöffnung ins Freie.
Ausserhalb ihres Wirtes sind Scabiesmilben nicht lebenstüchtig und sterben bei 13° C schon nach zwei Tagen ab. Bis zu 20° C sind sie kaum beweglich. Bei 50° C sterben Sarcoptesmilben innerhalb von 10 Minuten ab.
2. 4. Krankheitsbild beim Menschen:
Symptome der Skabies sind starker, plötzlich auftretender, v. a. beim Zubettgehen quälender Juckreiz. Klinisch imponieren uncharakteristische ekzematöse Hautveränderungen mit Knötchen und Pusteln (= Eiterknötchen) sowie Milbengänge in der Hornschicht. Bevorzugt befallen werden Fingerzwischenräume, Beugeseiten der Handgelenke und Genitalregion. Der Erreger ist Sarcoptes scabiei hominis. Bei Menschen, die sich pflegen, sind die Gänge oft sehr schwer zu entdecken. Tierische Milben befallen ebenfalls den Menschen, graben aber keine Gänge in die Haut.
2. 5. Bekämpfung:
Eine Reihe ausgezeichneter Medikamente steht heute für die Therapie der Scabies zur Verfügung. Bei richtiger Anwendung treten praktisch keine Therapieversager auf. Rezidive (= Wiederauftreten) sind in den meisten Fällen auf die fehlende Mitbehandlung aller engen Kontaktpersonen des Patienten (Familienmitglieder, Freund/ Freundin) zurückzuführen. Das hat auch dann zu geschehen, wenn diese (noch) keine Symptome zeigen. Der langen Inkubationszeit von vier Wochen ist bei dieser Überlegung Rechnung zu tragen.
3. Hausstaubmilben (Pyroglyphidae)
Hausstaubmilben leben als Kommensalen (= Mitesser) frei im Hausstaub menschlicher Wohnungen. Die Familie Pyroglyphidae ist weltweit mit 35 Arten vertreten, 4 davon sind kosmopolitisch verbreitet.
Etwa 4% der Bevölkerung, vorwiegend Jugendliche, sind klinisch manifeste Hausstauballergiker, das heisst, sie weisen eine hyperergische (= überschiessende) Sofortreaktion auf Hausstaub bzw. Hausstaubmilben sowohl im Hauttest als auch am sogenannten Schockorgan (= befallenes Organ) auf, was sich als Rhinitis (Entzündung der Nase), Konjunktivitis (Entzündung der Augen) oder Asthma (Entzündung der Bronchien) äussert. Bei 60 bis 70 % dieser Patienten lassen sich spezifische Antikörper gegen Hausstaubmilben nachweisen. Hausstaubmilben spielen möglicherweise auch eine Rolle als Atopene (= Allergieauslöser) beim chronisch - konstitutionellen Ekzem bzw. der atopischen Dermatitis. Die Hausstaubmilben wurden ursächlich auch mit einigen anderen Hauterkrankungen und auch mit dem plötzlichen Kindstod in Zusammenhang gebracht.
3. 1. Systematik:
Subklasse: Acari (Milben)
Ordnung: Acariformes
Unterordnung: Psoroptoidea
Familie: Pyroglyphidae (Hausstaubmilben, Bettmilben, Matratzenmilben)
3. 2. Morphologie:
Hausstaubmilben sind 170 bis 500 mm grosse, grauweiss gefärbte, fast durchsichtige Milben, deren Chitinpanzer eine feine striäre (= streifenförmige) Zeichnung aufweist und wenig behaart ist. Sie besitzen schneidend - kauende Mundwerkzeuge. Auf der Dorsalseite liegt kranial der Propodomalschild; beidseits lateral, ungefähr in der Körpermitte, münden zwei Öldrüsen. Die Männchen weisen zusätzlich einen kaudalen Hysterolomalschild auf.
Ventral, etwa in der Mitte des Körpers, liegt beim Weibchen die umgekehrt Y- oder V-förmige Vulva bzw. beim Männchen der Penis. Der etwas weiter kaudal gelegene Anus weist beim Männchen zwei lateral gelegene Saugnäpfe auf.
Die ovalen Eier der Hausstaubmilben messen etwa 100 mm. Die Larven tragen nur drei Beinpaare. Die Protonymphen und die Tritonymphen ähneln weitgehend den Adulttieren, es fehlen jedoch die äusseren Genitalorgane und einige Körperhaare.
3. 3. Entwicklung und Lebensweise:
Bei der Kopulation klammert sich das Männchen mit dem dritten Beinpaar und mit den beiden analen Saugnäpfen an das Weibchen an. Das Weibchen trägt das Männchen in dieser Stellung während mehrerer Stunden mit. Der Samen wird in der Bursa copulatrix des Weibchens deponiert. Nach drei bis vier Tagen beginnt das Weibchen mit der Eiablage. Täglich werden bis zu vier Eier, während des ganzen Lebens bis zu 300 Eier abgelegt. Diese werden ihrem Schicksal überlassen. Nach etwa acht Tagen schlüpfen die Larven aus. Diese treten nach fünf aktiven Tagen in eine zwei bis drei Tage dauernde unbewegliche Ruhephase ein, während der sie sich zu Protonymphen umwandeln. In diesem Stadium bleiben Hausstaubmilben während fünf bis sechs Tagen aktiv und gehen wiederum eine zwei bis drei Tage dauernde Ruhephase ein, nach der die Tritonymphen schlüpfen. Nach weiteren sieben Tagen aktiven Lebens und nach einer weiteren ein- bis zweitägigen Ruhephase schlüpfen die Adulttiere.
Unter optimalen Umweltverhältnissen entsteht eine Generation innerhalb eines Monats. Bei widrigen Umwelteinflüssen verharren die Tiere länger in den verschiedenen Ruhephasen, vor allem in derjenigen des Protonymphalstadiums. So verbleibt z. B. die Nordamerikanische Hausstaubmilbe bei 15, 6° C 144 Tage im Ruhezustand und vollendet ihren Lebenszyklus erst nach insgesamt 288 Tagen. Unter bestimmten Bedingungen werden vollentwickelte, schlüpfreife Eier abgelegt. Parthenogenese (= Jungfernzeugung ohne Partner) scheint nicht vorzukommen. Die Männchen der Hausstaubmilbe leben 60 bis 80 Tage, die Weibchen bis 100 Tage.
Die Männchen, welche aus dem Tritonymphalstadium geschlüpft sind, bleiben nach einem bis drei Ruhetagen bis ans Ende ihres Lebens sexuell aktiv. Männchen wie Weibchen kopulieren während des Lebens mehrmals.
Die natürliche Nahrungsquelle der Hausstaubmilben dürften Hautschuppen von Menschen und Tieren sowie Mikroorganismen und Pilze, die für den Abbau der lipidhaltigen Bestandteile der Schuppen verantwortlich sind, darstellen. Anderes organisches Material, wie Lebensmittelvorräte oder Pollen, wird ebenfalls verzehrt.
Das natürliche Biotop der Hausstaubmilben ist in erster Linie das Bett. Hier finden die Tiere Schuppen und Mikroorganismen in reichlichen Mengen als Nahrungsquelle vor. Der Mensch verliert pro 24 Std. bis zu 1 g Schuppen. Mit dieser Menge können 1 Mio. Milben ernährt werden. Entscheidend ist aber auch das Mikroklima. Es wurde festgestellt, dass die optimalen Temperaturen unter 30° C bei einer Luftfeuchtigkeit von 70 bis 80 % für eine schnelle Vermehrung der Tiere optimal sind. Die minimale relative Luftfeuchtigkeit muss mindestens 55 % betragen, die Vermehrung setzt nur bei einer solchen von mindestens 60 % ein.
Die Innentemperatur menschlicher Wohnungen beträgt ganzjährig etwa 20° C. Zusätzlich wird die Temperatur im Bett durch Körperwärme des schlafenden Menschen auf 25 ± 3° C erhöht, eine für Milben optimale Temperatur. Die stark variable Luftfeuchtigkeit ist für die Milbe von zentraler Bedeutung. Sie kann vom Menschen durch seine Transpiration (= Schwitzen) sehr stark erhöht werden. Feuchtigkeitsquellen im Haushalt sind zudem Küche und Bad. Eine Rolle spielt auch das lokale Klima. Die Distanz eines Hauses zu Seen, Flüssen oder Wäldern ist mit entscheidend für die Feuchtigkeit der Innenräume.
3. 4. Krankheitsbild beim Menschen:
Hausstaub bzw. Hausstaubmilben rufen (neben Graspollen, Bäumepollen, Sträucherpollen und Schimmelpilzen sowie Tierallergenen) beim entsprechend Disponierten (Atopiker) vorwiegend Inhalationsallergien hervor.
Zu nennen sind einerseits die durch anfallsweise auftretende starke Schleimbildung in der Nase, durch Attacken von Niesreiz und roten, tränenden Augen charakterisierte Rhinoconjunctivitis allergica (= "Heuschnupfen") und andererseits das rasch auftretende und sich meist spontan wieder zurückbildende Asthma bronchiale (mit Luftnot, Husten und Giemen). Dieses wird verursacht durch Bronchospasmus (= Bronchienzusammenziehen), Produktion von zähem Schleim und Anschwellen der Bronchialschleimhaut.
Die Hausstauballergiker leiden unter ihren Beschwerden im allgemeinen während des ganzen Jahres, etwas vermehrt in den Monaten mit hoher Luftfeuchtigkeit und grosser Milbenvermehrung. Symptome treten besonders während der Nacht oder am frühen Morgen auf, wenn die Patienten im Bett sind. Symptomfreiheit wird bei Aufenthalt in trockenen oder hochgelegenen Gebieten (über 1600 m. ü. M.) erreicht.
3. 5. Vorbeugung und Bekämpfung:
Billigste und einfachste Methode der Elimination von Hausstaubmilben ist das wiederholte und gründliche Ausklopfen der Betten und Bettenausstattung im Freien, die Reinigung der Möbel und das feuchte Aufwischen der Fussböden. Der atopische Patient darf jedoch diese Arbeiten nicht selber durchführen, es sei denn, er trage einen Gesichtsschutz, der ihn vor der Inhalation aufgewirbelter Allergene bewahrt.
Häufiges Wechseln der Bettwäsche, Waschen der Wolldecken und Lüften des Bettinhaltes in der Sonne sowie häufiges Durchlüften der Zimmer sind weitere Möglichkeiten, das für Milben optimale Mikroklima zu zerstören. Gebirgsgegenden, wie etwa das Engadin, sind wegen ihrer geringen Luftfeuchtigkeit praktisch milbenfrei und seit altersher beliebte Aufenthalts- und Kurorte von Asthmatikern.
4. Anhang
5. Bibliographie
- Brehms neue Tierenzyklopädie, Band 12, Herder Verlag, S. 50 - 52, 1977.
- Y. Mumcuoglu und Th. Rufli: Dermatologische Entomologie, perimed Fachbuch - Verlagsgesellschaft mbH, S. 143 - 157, 200 - 209, 1983.
- Gerd Klaus Steigleder: Dermatologie und Venerologie, Thieme Verlag, S. 247 - 254, 1992.
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