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Sinnesorgan
Ohr - Schädigungen durch Lärm
'Das Ohr
- das Sinnesorgan mit der genauesten Messtechnik'
Das empfindlichste Sinnesorgan ist das Ohr. Es ist das erste Organ, das zu
voller Größe und Funktionsfähigkeit heranwächst - ca. 18 Wochen nach der Zeugung
ist unser Ohr fertig.
Es ist somit das erste Organ das seine Tätigkeit aufnimmt - seit der 8.
Lebenswoche (im Mutterleib) hören wir und mit 18 Wochen ist unsere Hörfähigkeit
vollständig ausgebildet.
In der Regel stellt das Ohr auch als letztes Sinnesorgan, seine Funktion ein.
'Ihr werdet
noch schwerhörig durch eure laute Musik' (Zitat von älteren
Menschen)
Das Sinnesorgan Ohr:
Das Ohr besteht zunächst mal
aus dem Ohr, das wir sehen, mit der Ohrmuschel, dem Gehörgang und am Ende des
Gehörgangs dem Trommelfell. Unser Ohr sieht aus wie ein Trichter und durch
diesen Trichter gelangen Geräusche ins Kopfinnere.
Geräusche entstehen durch Schwingungen, die von einer Schallquelle (z.B.
menschliche Stimme, Klingel, Lautsprecher, Motor) kommend an die Luft
übertragen werden. Die dadurch entstehenden Luftdruckschwankungen breiten sich
als Schallwellen aus. Sie dringen über den Hörkanal zum Trommelfell. Das Trommelfell
ist ein dünnes Häutchen, das den Gehörgang abschließt. Es hat die Funktion des
akustischen Druckempfängers. Die ankommenden Schallwellen versetzen das
Trommelfell in Schwingungen, die auf die im Mittelohr befindlichen drei kleinen
Gehörknöchelchen Hammer, Amboss und Steigbügel übertragen werden. Diese
Gehörknöchelchen übertragen die Schallschwingungen zum Innenohr und verkleinern
die Schwingungsausschläge. Dadurch wird der Druck um das rund 20-fache
verstärkt. Die verstärkten Schwingungen werden an die Basilarmembran und das
Cortische Organ (Schneckengang) im Innenohr weitergegeben. Hier werden sie von
den Sinneshärchen der ca. 16000 Sinneszellen in bioelektrische Impulse
(Erregungen) umgewandelt. Diese Impulse werden von den Fasern des Hörnervs
aufgenommen und zum Hörzentrum im Gehirn geleitet. Hier erst findet die
Entschlüsselung, Umsetzung und Interpretation der Impulse statt.
Klänge, die als nicht so wichtig eingestuft werden, können in den Hintergrund
verdrängt werden. Die Wahrnehmung wird auf die Töne und Schallquellen
konzentriert, die man hören will. Dies ist die ,selektive Wahrnehmung'.
Eine weitere Fähigkeit des Gehörs ist die ,räumliche Wahrnehmung'. Die
unterschiedliche Schallintensität lässt einen schnell die Herkunft des Schalls
erkennen.
Neben dem Hören ist die zweite Aufgabe des Ohrs die Gleichgewichtsregelung und
der Drehsinn zum Lageempfinden im Raum.. Dazu dient die Flüssigkeit im Innern
der Schnecke.
Wie hören wir?
Es gibt einen Unterschied zwischen dem für die Lautstärke maßgeblichen
Schalldruck ('Schallpegel' genannt) und der die Tonhöhe bestimmenden
Frequenz. Die Frequenz (Anzahl der Schwingungen/sec) wird in Hertz (Hz), der
Schallpegel in Dezibel (dB) gemessen. Der Schallpegel wird vom Gehörgang über
das Trommelfell bis zu den Gehörknöchelchen je nach Frequenz unterschiedlich stark
weitergeleitet, deshalb hängt das Lautstärkeempfinden von der Frequenz des
Schalls ab.
Der Mensch hört Töne von etwa 16 Hz bis 16 000 Hz.
Bei 0 dB hören wir nichts; Geräusche bis 30 dB empfinden als ruhig; dauernder
Lärm über 85 dB macht schwerhörig.
1 dB Pegeländerung ist gerade noch hörbar. Bei mittleren Frequenzen und Pegeln
ergibt ein Pegelunterschied von 10 dB eine Verdoppelung oder Halbierung des
Lautstärkeeindrucks.
Nachfolgend eine Beispieltabelle über
Hörempfindungen:
Schmerzgrenze |
130 dB |
unerträglich |
Rockkonzert, Düsentriebwerk |
120 dB |
unerträglich |
Presslufthammer |
110 dB |
unerträglich |
Diskothek, Sägewerk |
100 dB |
unerträglich |
Fabrikhalle, LKW |
90 dB |
laut |
Straßenverkehr, PKW |
80 dB |
laut |
Lautes Rufen, Mofa |
70 dB |
laut |
Büro |
60 dB |
leise |
Unterhaltung |
50 dB |
leise |
Flüstern |
40 dB |
leise |
Blättergeräusch |
30 dB |
ruhig |
Atmen |
10 dB |
ruhig |
Hörschwelle |
0 dB |
Stille |
Wenn wir großem (Schuss, Knall) oder länger andauerndem (Arbeitsplatz, Disco,
Walkman) Lärm ausgesetzt sind kann es zu Hörschäden führen. Das Gehör kann sich
nur in Grenzen wieder erholen, oder es kommt zu einem permanenten Dauergeräusch
im Ohr (Tinnitus).
Wann müssen wir besonders aufpassen und wann kann es für unsere Ohren
gefährlich werden? Hier ein paar Beispiele:
Ein großes Problem sind z.B. Walkmen und Stereoanlagen. Aus einem Walkman
knallen ohne Umwege Schallpegel von bis zu 110dB in den Gehörgang. Ein
vierstündiger Discobesuch entspricht einer 40-Stunden-Woche Lärmarbeit ohne
Schutz. Es gibt auch laute Spielzeuge die für das Gehör sehr schädlich sein
können; bei Spielzeugpistolen haben Experten einen Schalldruck von 180dB
gemessen, dieser kann das Trommelfell zum Reißen bringen. Das sind oft so
schwerwiegende Hörschäden, dass sie nicht geheilt werden können.
40 Schüler nahmen an einem Versuch teil, indem sie sich drei Stunden lang
lauter Musik ausgesetzt haben. Es war eine Schülergruppe, der zuvor im ersten
Test ein einwandfreies Gehör bestätigt wurde. Nach den drei Stunden in der
Disco wurde bei allen Schülern/innen ein vorübergehender Hörverlust von
mindestens 15 dB festgestellt, d.h., dass diese Jugendlichen das Knistern von
Papier oder das Zirpen einer Grille nicht mehr hören würden.
Bei dieser Aktion wurden 54 Jugendliche getestet. 14 Schüler wiesen bereits bei
der Hörprüfung vor dem Discobesuch Hörschäden auf - sie wurden nach dem
Discobesuch nicht mehr getestet.
Neuere Untersuchungen zeigen, dass 20 bis 25 % der Jugendlichen an mehr oder
weniger ausgeprägten Hörverlusten leiden. Die Ursachen sind meistens eben zu
laute Musik bzw. zu hohe Schallpegel in Diskotheken oder Konzerten. So müssen
nach Rockkonzerten häufig Jugendliche mit akuten Hörverlusten und oft mit einem
begleitenden lästigen Ohrgeräusch ärztlich behandelt werden. In vielen Fällen
ist eine Erholung des Hörvermögens nicht mehr möglich.
Die Härchenzellen in der Hörschnecke reagieren sehr sensibel auf Überbelastung
und können durch laute Musik (ab 85 bis 90dB) geschädigt werden. Dabei ist die
Gefährdung des Gehörs abhängig von der Schallenergie, d.h. von der Stärke und
Einwirkungsdauer. D.h. dass ein starker Lärm in kürzester Zeit dieselbe
Schädigung auslösen kann, wir ein geringerer Lärm in längerer Dauer.
Hörverlust wird am Anfang gar nicht bemerkt, denn Schwerhörigkeit kommt sehr
langsam. Sie ist meist unheilbar. Deshalb sollte man sich keinem Lärm über
100dB aussetzen.
Weil die eingetretenen Hörschäden kaum mehr zu beheben sind, kann die Hilfe nur
im Vermeiden von Hörschäden bestehen. Deshalb sollten am besten schon im
Kindesalter Vorkehrungen getroffen werden. Laute Spielzeuge sollten Eltern aus
dem Kinderzimmer nehmen oder gar nicht erst kaufen; so auch die
Spielzeugpistole (wie oben aufgeführt). Ebenso sollten die Eltern vermeiden,
dass ihre Kinder die Musik zu laut aufdrehen.
Wissenschaftler fordern deshalb von den Herstellern eine Lautstärkenbegrenzung
in den Musikanlagen, vor allem in den Geräten für Kinder soll eine Sperre
eingebaut werden. Ebenso wird von manchen eine gesetzlich durchzusetzende
Lautstärkenbegrenzung in Discos gefordert.
Die Schweizerische Unfallversicherungs-Anstalt führte eine Untersuchung an
Schülern durch. Dabei hatten bereits 25% Hörstörungen. Von diesen verwendeten
nur ca. 33% einen Gehörschutz; die restlichen 2/3 setzten bei Lärmbelastung ihr
Hörvermögen weiterhin aufs Spiel. Ein Gehörschutz würde den Schallpegel um 20
bis 50dB reduzieren, so dass auch bei lauter Musik eine Hörstörung nahezu
ausgeschlossen ist. In der Schweiz ist wohl am 1.4.1996 eine Verordnung zur
Einschränkung der Lautstärke in Diskotheken und Konzerten in Kraft getreten.
Fazit
Das am Anfang angeführte Sprichwort, dass man durch zu laute Musik
schwerhörig wird, stimmt meiner Meinung nach schon. Aber es kommt drauf an, was
unter lauter Musik zu verstehen ist. Viele, vor allem ältere Leute verstehen
unter ,lauter Musik' auch schon Musik, die etwas über Zimmerlautstärke liegt.
Dies sind sicher nur zwischen 60 und 80dB. Außerdem wird man ja wohl nicht nur
durch Musik schwerhörig, sondern auch durch Lärmeinwirkung, auf die man selbst
keinen Einfluss nehmen kann wie Klassenzimmer, Personen, deren Lautstärke nicht
zu beeinflussen ist, Straßenverkehr und das Leben überhaupt. Wichtig wäre, dass
man jedoch in den Bereichen, in denen man sich vor übermäßigem Lärm schützen
kann, auch was unternimmt.
Meiner Ansicht nach ist es jedoch sinnvoller, Jugendliche durch eigene
Erfahrung zu überzeugen, als nur laute Musik zu verbieten. Zum Beispiel wie der
Versuch mit dem Discobesuch, oder ein Versuch mit Gehörschutz. Außerdem wäre es
sicher sinnvoll hin und wieder einen Hörtest machen zu können.
Die Information, wie extrem und irreparabel Hörschäden sich auswirken können
ist einem meist gar nicht bekannt. Mir waren diese Gefahren bisher nicht so
bewusst. Ich kenne einige schwerhörige Personen, wie zum Beispiel Großeltern
oder behinderte Verwandte. Jedoch habe ich deren Hörschwierigkeiten bisher auf
das Alter oder eben die Behinderung geschoben und nicht gewusst, dass man sich
eine Schwerhörigkeit durchaus ,aneignen' kann. Ebenso wenig ist wohl den
wenigsten klar, dass sie unabhängig vom Alter von heute auf morgen Hörverluste
oder ständige Ohrgeräusche erleiden können.
In meiner Umgebung kann ich eigentlich nicht erkennen, dass besonders auf den
Schutz des Sinnesorgans ,Ohr' geachtet wird. Das Problem ist wohl teilweise
jedem bekannt, aber keiner kümmert sich ernsthaft darum.
Es sollte jeder darauf achten, den Ohren einige Ruhepausen zu gönnen.
'Eines Tages wird der Mensch den Lärm
ebenso unerbittlich bekämpfen müssen wie die Cholera und die Pest'
(Robert Koch
zugeschrieben, 1910)
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