Radioaktivität
in der Technik und Medizin
In diesem Kapitel
werden die wichtigsten Fakten über die Entstehung von ionisierender
Strahlung in der Medizin und ihrer Wirkungen auf den Menschen dargestellt.
Zusätzlich ist in einem Kapitel auf die Wirkungen des Elektrosmogs- also
von nicht ionisierender Strahlung, wie Radio-TV-oder Handystrahlung- auf die
Gesundheit des Menschen eingegangen worden.
Unter ionisierender
Strahlung versteht man Strahlung, die in Materie aufgrund ihrer Energie Ionen
erzeugen kann. Dies können elektromagnetische Wellen mit einer Energie oberhalb
der von UV-Licht sein, energiereiche Korpuskularstrahlen wie Alpha- oder Betastrahlen
oder Protonen, Neutronen, Pi-Mesonen u.ä..
Ionisierende Strahlung wird in der Medizin in
vielfältiger Weise angewandt, so beispielsweise:
- In
der Röntgendiagnostik werden die von Wilhelm Conrad Röntgen 1895
entdeckten Röntgenstrahlen zur Erzeugung von Röntgenbildern oder für
Röntgendurchleuchtungen verwendet. Diese Strahlen hießen früher
X-Strahlen; dieser Name hat sich im Angelsächsischen unter der Bezeichnung
X-Ray bis heute erhalten.
- In
der Strahlentherapie kommen entweder Bremsstrahlen oder Elektronen
aus Beschleunigern oder, seltener, Gammastrahlen aus Co60-Quellen zur
Anwendung. Bei mehr oberflächlich gelegenen Läsionen werden wegen der
geringeren Eindringtiefe auch Röntgenstrahlen aus speziellen
Röntgentherapieröhren verwendet.
- In
der Nuklearmedizin werden ß+- und ß--Strahler
mit der nachfolgenden -Strahlung verwendet. Die am
häufigsten verwendeten Strahler sind Tc99m, J123, J131 oder Tl201.
Wilhelm Conrad Röntgen
Physiker
*27.März1845in(Remscheid-)Lennep geboren
† 10. Februar 1923 in München
Das Bild wurde uns
freundlicherweise vom DeutschenRöntgenmuseum in Remscheid zur Verfügung
gestellt.
Als Wilhelm Conrad
Röntgen die nach ihm benannten Strahlen entdeckte und auch gleich ihre
möglichen Anwendungen erprobte, begann ein neues medizinisches Zeitalter: Seit
über 100 Jahren ist 'Röntgen' in Form der
'Röntgendurchleuchtung' und 'Röntgenaufnahme' die Grundlage
fast jeder medizinischen Untersuchung. Und die modernen medizinischen
Diagnoseverfahren wie Computertomographie, Emissions-Computertomographie,
Magnetresonanztomographie, Sonographie, Subtraktionsangiographie basieren
letztlich auf Entwicklungen der röntgenologischen Bildverarbeitung.
Nur wenige
Entdeckungen haben die Medizin, aber auch die Technik und Wissenschaft, so
beeinflußt, wie die Röntgenstrahlen. Röntgen hat sie bei seinen Forschungen mit
Kathodenstrahlen am Abend des 8. November 1895 entdeckt, und sie aufgrund ihrer
unbekannten physikalischen Eigenschaften Zeit seines Lebens
'X-Strahlen' genannt. In seiner ersten Publikation über diese neuen
Strahlen vom 28. Dezember 1895 für die Physikalisch-Medizinische Gesellschaft
an der Universität Würzburg und seinem Vortrag vor der Gesellschaft am 23.
Januar 1896 hatte er den Anstoß zur medizinischen Auswertung gegeben, in dem er
neben Aufnahmen technischer Gegenstände als Demonstrationsobjekt auch seine
Hand und sie seiner Frau Anna Bertha (1839-1919) röntgenphotographisch
darstellte. Und schon nach wenigen Wochen des Jahres 1896 hatten die Arzte
nahezu weltweit die möglichen medizinischen Anwendungen der neuen Strahlen klar
erkannt und begannen sie trotz aller damals unzulänglichen technischen Mittel
in ihre tägliche Praxis einzubeziehen.
Röntgens ist die große
Spanne seiner experimentellen Arbeiten dargelegt, die alle von einem
außerordentlichen präzisionsphysikalischen Niveau gekennzeichnet sind.
Bequerel
Sein Namenskürzel (Bq) bezeichnet
die Aktivität einer radioaktiven Strahlenquelle.
Becquerel forschte als Physikprofessor an
der polytechnischen Schule in Paris. Bereits als 21jähriger entdeckte er
die Drehung der Polarisationsebene des Lichtes im Magnetfeld. Ab 1891
widmete er sich der Erscheinung, dass bestimmte Stoffe (z.B.
Uranverbindungen) nach kurzer Belichtung kurzzeitig nachleuchten
('Floureszenz').
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Für Henri Becquerel war die Entdeckung der
Röntgenstrahlen im Jahre 1895 der Anlaß, die Uransalze näher zu
untersuchen. Durch Zufall entdeckte er, dass diese auch in völliger
Dunkelheit die vorbereiteten Photoplatten schwärzten.
Um sicher zu gehen, legte er zwischen dem
Salz und der Platte ein Kupferkreuz. Als sich dieses Kreuz auf der Platte
abbildete, hatte er den Beweis, dass Uransalze Strahlen aussenden.
Gemeinsam mit dem Ehepaar Curie erhielt
er dafür 1903 den Nobelpreis.
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Erklärung: Im
Beispiel links werden 15 Sekunden alle sogenannten
Kernumwandlungsereignisse innerhalb einer bestimmten Masse (z.B. 1 kg oder
auch 1 Liter) gezählt. Hier wurden 30 Kernumwandlungsereignisse gezählt.
Dividiert man nun 30 (Kernumwandlungsereignisse) durch 15 (Sekunden) erhält
man die Aktivität der Masse. 30 : 15 = 2 bq (Becquerel)
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Definition: 1 bq = 1
Umwandlung/Sekunde
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Otto Hahn,
1879 - 1968
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Otto Hahn wurde am 8.3.1879 in Frankfurt
am Main geboren. Nach seinem Studium der Chemie in Marburg entdeckte er
während seiner Zusammenarbeit mit den Wissenschaftlern Sir William Ramsey
und Ernest Rutherford verschiedene Elemente.
1906 kam er in das Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin, um sich seinen
Forschungen zum Thema 'Radioaktivität' zu widmen.
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Am 19.12.1938 gelingt Hahn mit seinem
Assistenten Fritz Straßmann zufällig die erste Kernspaltung. Dabei
beschossen Hahn und Straßmann Uran mit Neutronen und entdeckten
anschließend Bariumspuren im Material.
Nach Kriegsende wurde Otto Hahn als einer der führenden deutschen
Wissenschaftler im englischen Farmhall interniert.
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Radioaktive Stoffe
Das Atomgesetz definiert radioaktive Stoffe
folgendermaßen:
Radioaktive Stoffe sind
1. besonders spaltbare Stoffe (Kernbrennstoffe) in Form von
- Plutonium-239 und Plutonium-241
- Uran-233
- mit den Isotopen 235 oder 233 angereichertes Uran
- jeder Stoff, der einen oder mehrere der vorerwähnten Stoffe enthält
- Uran und uranhaltige Stoffe der natürlichen Isotopenmischung, die so rein
ist, dass durch sie in einer geeigneten Anlage (Reaktor) eine sich selbst
tragende Kettenreaktion aufrechterhalten werden kann;
2. Stoffe, die, ohne Kernbrennstoffe zu sein, ionisierende Strahlen spontan aussenden
(sonstige radioaktive Stoffe).
Radioaktive Erzeugnisse oder Abfälle
Radioaktive Materialien, die dadurch
hergestellt oder radioaktiv gemacht werden, dass sie einer mit dem Vorgang
der Herstellung oder Verwendung von Kernbrennstoffen verbundenen Bestrahlung
ausgesetzt werden, ausgenommen
a) Kernbrennstoffe,
b) Radioisotope außerhalb einer Kernanlage, die das Endstadium der
Herstellung erreicht haben, so dass sie für industrielle, kommerzielle,
landwirtschaftliche, midizinische, wissenschaftliche Zwecke oder zum Zweck
der Ausbildung verwendet werden können (Definition nach Atomgesetz).
Radioaktivität
Eigenschaft bestimmter Stoffe, sich ohne
äußere Einwirkung umzuwandeln und dabei eine charakteristische Strahlung
auszusenden. Die Radioaktivität wurde 1896 von Becquerel am Uran entdeckt. Wenn die
Stoffe - genauer gesagt, die Radionuklide - in der Natur vorkommen, spricht
man von natürlicher Radioaktivität. Sind sie ein Produkt von
Kernumwandlungen in Kernreaktoren oder Beschleunigern, so spricht man von
künstlicher Radioaktivität. Rund 2.200 Radionuklide sind heute bekannt.
Kennzeichnend für jedes Radionuklid ist seine Halbwertszeit (das ist die
Zeit, in der sich in einer vorgegebenen Menge die Hälfte der Atomkerne
umwandelt). Es sind Halbwertszeiten von mehreren Milliarden Jahren
(Uran-238) bis zu millionstel Sekunden (Po-212) bekannt. Charakteristisch
ist auch die beim Zerfall emittierte Strahlung und ihre Energie; So
zerfällt Radium-226 unter Aussendung von Alphastrahlen, während Iod-131 Betastrahlen
emittiert.
Radiologie
Im weiteren Sinne 'medizinische
Strahlenkunde' bestehend aus theoretischer Radiologie
(Strahlenbiologie, medizinische Strahlenphysik) und klinischer Radiologie.
Radiologie im engeren Sinne umfaßt die Röntgendiagnostik und die
Strahlentherapie.
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