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Das antike Theater - Kurzreferat
Begriffserklärung
Der Begriff Theater ist von dem griechischen Wort théatron abgeleitet und bezeichnete ursprünglich den Raum für die Zuschauer. Später verwendete man das Wort Theater
als Gesamtbegriff für Zuschauerraum und Bühne sowie für alle darstellenden Künste. Heute versteht man unter Theater eine bestimmte Kunstform. In diesem Sinne ist Theater die unmittelbare, lebendige Darstellung eines Geschehens vor Zuschauern mit Hilfe der theatralischen Künste: Pantomime, Mimik, Gestik, Sprache, Musik, und Tanz, unterstützt durch Bühnenausstattung und Kostüm. Während Musik und Gesang mit dem Gehör, die Malerei mit dem Sehvermögen aufgenommen werden, wirkt das Theater auf alle Sinne des Menschen.
Die Entstehung des antiken Theaters
Das antike Theater kann auf eine lange Vorgeschichte verweisen, die bis in die
Urgesellschaft zurückreicht.
Generell liegen die Wurzeln der Theaterkunst in der Fähigkeit des Menschen zur Nachahmung der Wirklichkeit. Daher ist die Entstehung der Theaterkunst und die Theaterkunst selbst eng mit dem gesellschaftlichen Alltag der Menschen verbunden. In der Urgesellschaft vollführten beispielsweise die Jäger Waffentänze, um die Jagd auf ein gefährliches Wild darzustellen oder die Fischer ahmten mit Gesten und Lauten das Plätschern des Wassers nach. Mit diesen Handlungen reproduzierten sie nicht nur ihre alltägliche Lebensweise. Es schien ihnen, als könnte man auf diese Weise auf jene unsichtbaren, nur in der Phantasie denkbaren, geheimnisvollen Kräfte Einfluß nehmen, von denen unmittelbar der Erfolg bei der Jagd, ein reicher Fischfang, eine gute Ernte und ein großer Viehzuwachs oder der Sieg über den benachbarten Stamm abhingen. Daraus gingen die Ritualspiele hervor.
Die Tänze und Lieder, die mimischen Bewegungen und Schreie in den Ritualspielen machten natürlich noch keine Theaterkunst aus, aber in ihnen ist schon der Haupt- und Grundgedanke des Theaters enthalten:
Das Theater ist eine sehr komplexe Kunstform. Über Gesang, Mimik, Gestik und
Sprache wirkt es auf alle Sinne des Menschen ein.
Auch im Siedlungsgebiet der Griechen gab es solche Ritualspiele.
In der 2. Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr. prägte Ackerbau und Viehzucht den Alltag der Menschen in Griechenland. Die griechische Kultur war deshalb vor allem die Kultur eines ackerbauenden Volkes. Diese spezifische Lebensweise schlug sich auch in den ältesten religiösen Vorstellungen der Griechen und den damit verbundenen Ritualen nieder. Es entstanden sogenannte 'Ackerbaukulte'. Das waren nachahmende Handlungen religiösen bzw. rituellen Inhaltes. Die größte Bedeutung hatte dabei der Dionysoskult - die Verehrung des Fruchtbarkeitsgottes Dionysos.
In einer mehr als tausendjährigen Geschichte bildete sich aus Ritualspielen und verschiedenen Kulthandlungen zur Ehren der Götter das antike Theater heraus. In diesem langen Herausbildungsprozeß des Theaters kommt es immer mehr zur
Trennung des Theaters von seinem ursprünglich kultisch-religiösem Inhalt. Das Theater entwickelte sich allmählich zu einer eigenen Kunstgattung. Wissenschaftler bezeichnen diesen Entwicklungsprozeß als 'Säkularisierung des antiken Theaters'.
Die wesentlichen Merkmale des antiken griechischen Theaters
Das klassische antike griechische Theater ist durch eine Reihe von Wesensmerkmalen geprägt.
An erster Stelle ist es ein Festspieltheater. Dieses Merkmal läßt den kultisch- religiösen Ursprung des antiken Theaters erkennen. Trotz der Säkularisierung des griechischen Theaters sind die Spieltermine und Aufführungsorte nach wie vor an die großen Götter- und Staatsfeste gebunden.
Zweitens ist das griechische Theater ein Massentheater.
Diese Eigenschaft geht ebenfalls auf die kultisch-religiöse Geschichte zurück. Die griechischen Festtage waren heilig. Der Besuch der Theateraufführungen war politisches Recht und religiös-moralische Pflicht des Bürgers. An den Großen Dionysien (den größten Festen zu Ehren Dionysos) z.B. strömten z.B.14.000 bis
17.000 Zuschauer in das Theater am Fuße der Akropolis in Athen. Ahnliche Zahlen lassen sich für viele griechische Theater errechnen. Daneben gab es allerdings auch kleinere Theater.
Das Freilichttheater bildet das dritte Wesensmerkmal des antiken Theaters. Freilichttheater heißt, daß die Aufführungen unter freiem Himmel stattfanden.
Das Kernstück des griechischen Theaters ist die Orchestra, der kreisrunde Tanzplatz des Chores. Das antike Theater ist aus Chortänzen entstanden und wird von der Orchestra nachdrücklich geprägt, deshalb ist die Orchestra der älteste Bestandteil. Sie wird durch das Theatron, dem Zuschauerraum annähernd zur Hälfte umschlossen. Das Theatron zieht sich stufenförmig bis zur Orchestra hinunter und ist durch Quer- und Längsgänge in Sektoren, den sogenannten Kerkides, eingeteilt. Die Quergänge werden als Diazomata bezeichnet. Die Zuschauerplätze waren nur Vertiefungen in den Stufen des Theatrons,auf denen man sitzen konnte.
Im antiken Theater gab es natürlich auch einen Ehrenplatz - das Prohedrion.
Zuerst befand sich dieser Ehrensitz unmittelbar an der Orchestra. Später verlegte man ihn in den mittleren Rang.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist die Skene. Das ist das Theatergebäude hinter der Orchestra, das als Umkleideraum für die Schauspieler und als Requisitenkammer diente. Die Skene wurde als rückwärts begrenzender Gebäudekomplex architektonisch ausgestaltet. Vor der Skene befindet sich ein niedriger Anbau auf Pfeilern - das Proskenion. Dieser Anbau ist mit der Skene durch das Logeion verbunden. Das Logeion ist die Rampe, die das Proskenion nach oben hin abschließt. Später war es der Platz , auf dem die gesamte Haupthandlung ablief. Vorher agierten die Schauspieler
auf der Orchestra.
Auf der linken und rechten Seite der Skene führt ein seitlicher Zugang zur Orchestra. Diese Zugänge nennt man Parados.
Viertens wird das griechische Theater als ein Theater der Konvention bezeichnet. Das kommt zum Ausdruck in Form von festen Bauformen der griechischen Tragödie und Komödie und reicht über konventionelle Handlungs- und Spielelemente bis hin zu geregelter Schauspielerzahl und obligatorischem Chor, zu Maske und Einheitsbühne.
Die Entstehung von Tragödie und Komödie
Das Wort Tragödie ist eine Ableitung vom griechischen Ausdruck 'tragodia'. Das heißt im Deutschen 'Gesang um den Bock als Preis oder Opfer'. Das Wort Komödie dagegen stammt vom griechischen Begriff 'komodia' ab und bezeichnet den 'Gesang bei einem fröhlichen Umzug'.
Das Drama war ursprünglich eine rituelle Darbietung von rhythmischen Tänzen, die von Chorliedern und Musik begleitet wurde. Tragödie und Komödie haben den gleichen Ursprung, der in den kultisch-religiösen Handlungen zur Ehrung des Fruchtbarkeitsgottes Dionysos lag.
Für Dionysos wurden 4 große kultische Feste veranstaltet, die seit Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. in Verbindung mit Theateraufführungen stattfanden. Diese 4 großen kultischen Feste waren die Kleinen Dionysien, die Lenäen, die Anthesterien und die Großen Dionysien. Die bedeutendsten kultischen Festlichkeiten von den
genannten waren die Feste, die in den Städten Griechenlands veranstaltet wurden. Man bezeichnete sie als die 'Großen Dionysien'. Sie dauerten mehrere Tage. In Athen beispielsweise war der Festplatz dieser Großen Dionysien das Hanggelände südlich der Akropolis. Noch heute ist dort das Dionysostheater zu besichtigen, das im 4. Jahrhundert v. Chr. fertiggestellt worden ist.
Wie verliefen diese Festlichkeiten?
Die Großen Dionysien begannen mit einer Opferprozession zum Heiligtum des Fruchtbarkeitsgottes Dionysos. Danach folgten Staatsakte. Zum Beispiel wurden verdienstvolle Bürger Athens ausgezeichnet.
Am nächsten Tag wurde der Wettbewerb im sogenannten 'Dithyrambos' ausgetragen. Der 'Dithyrambos' war ein Chorlied, das wiederum dem Fruchtbarkeitsgott gewidmet war. Höhepunkt der Feierlichkeiten war schließlich die Aufführung von Tragödien verschiedener Dramatiker. Das vollzog sich über etwa 3 Tage. Seit 486 v. Chr. kamen nunmehr auch Komödien hinzu. Die Darbietung der Tragödie und Komödie wiesen
den Charakter eines Dichterwettstreits auf. Die Griechen nannten diesen Wettstreit. Im Mittelpunkt dieses 'Agon' stand der dramatische Text. Die Umsetzung auf der Bühne trat dabei in den Hintergrund. Alljährlich wurde ein Sieger des Dichterwettbewerbs ermittelt. Das hatte zur Folge, daß ein Stück immer nur einmal aufgeführt wurde. Preisträger und auch führende Dramatiker waren Aischylos, Sophokles und Euripides. Erst später kam es neben den Dichterwettstreiten zu Schauspielerwettbewerben. Dadurch setzte sich ab 4. Jahrhundert v. Chr. die Praxis durch, die Dramen nicht nur ein einziges Mal, sondern wiederholt aufzuführen.
In der Enstehungsgeschichte des griechischen Dramas spielte der Dithyrambos, das
Chorlied, eine Schlüsselrolle.
Der Dithyrambos stellte ursprünglich ein Sololied dar, was sich später zu einem Wechselgesang zwischen Vorsänger und Chor entwickelte. Dieser Entwicklungsschritt wurde vom Dichter Arion von Lesbos um 800 v. Chr. vollzogen. Daher gilt Arion von
Lesbos als Schöpfer des Chorliedes. Im Aufbau der Dithyramben, das heißt Sologesang auf der einen und Chorgesang auf der anderen Seite, war schon das wichtigste konstruktive Element des Dramas angelegt, gemeint ist die Dialogform bzw. die szenische Handlung.
Man kann also zusammenfassend feststellen, daß die beiden Grundformen des dramatischen Genres - Tragödie und Komödie - unmittelbar aus dem Chorlied, insbesondere aus der Dialogform zwischen Vorsänger und Chor hervorgegangen sind.
Die Organisation der Theateraufführungen
Wie schon zum Ausdruck gekommen ist, wurden die Aufführungen von Tragödien und Komödien in Form von Dichterwettbewerben organisiert. Später fanden auch Schauspielerwettbewerbe statt. Für die Durchführung solcher Veranstaltungen waren die obersten Beamten der Stadt verantwortlich. Die zuständigen Beamten hatten die Aufgabe, die Dichter zu wählen, die zum Wettstreit zugelassen wurden und jedem Dichter einen 'Choregen' zur Verfügung zustellen.
Ein ist ein Bürger, der damit betraut wurde für die Ausstattung des Chores finanziell aufzukommen. Desweiteren sorgte er für die Verpflegung und Bezahlung der 'Choreuten', das waren die Chormitglieder. Die Funktion des Choregen bezeichnete man als Choregie. Sie war Pflicht des Bürgers. Der Chorege trug den wesentlichen Teil der Inszenierungskosten. Nur Schauspieler und Bühnenausstattung wurden aus der Staatskasse bezahlt. Der finanzielle Aufwand hatte maßgeblichen Anteil am Erfolg des Dichters. Seit Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. übernahm jedoch ein jährlich gewählter Wettkampfleiter die Organisation der Dionysien. Die dafür erforderlichen Mittel wurden aus der Staatskasse finanziert.
Die Inszenierung selbst lag in den Händen des Autors. Seine Aufgabe bestand darin, die Regie zu führen, die Musik zu komponieren, die Chortänze zu arrangieren und einzustudieren. Außerdem trat er auch selbst als Schauspieler auf. Doch in Folge der wachsenden Spezialisierung und Professionalisierung des Theaters, Ende des 5. Jahrhunderts v. Chr., beschränkten sich die Autoren auf ihre Funktion als Stückeschreiber. Sie überließen die szenische Umsetzung ihrer Texte den Theaterpraktikern. Dazu zählten vor allem die Schauspieler. Zu der Zeit als die Dichter auch auf der Bühne zu sehen waren, hatten sie die Möglichkeit die weiteren Schauspieler selbst zu wählen. Aber nach der Einführung der Schauspielerwettbewerbe teilte man den Dichtern die sogenannten 'Protagonisten' durch Los zu. Ein Protagonist war damals der Schauspieler, dem die Hauptrolle zu Teil wurde. Durch den Beginn der Schauspielerwettstreite wurde die schnelle Entwicklung und Professionalisierung der Schauspielkunst dokumentiert und verstärkt.
Im antiken Theater waren alle Rollen durch Männer besetzt, auch die Frauenrollen wurden von Männern gespielt. Während der gesamten Aufführung trugen die Schauspieler Masken. Der Gebrauch von Masken reicht tief in primitives Brauchtum und religiöse Vorstellungen zurück, bietet aber auch wichtige praktische Vorteile. Die Maske ermöglichte es den Schauspielern in kürzester Zeit ein Rollentausch. Sie erleichterte die Darstellung von Frauenrollen durch Männer. Auf der Maske war nur das wesentlichste abgebildet, da in einem Riesentheater der individuelle Gesichtsausdruck und die Mimik bedeutungslos waren.
Wie die Maske diente auch das Kostüm ursprünglich der kultischen Vermummung und Verwandlung. Später jedoch hatte es vor allem eine ästhetische und bühnentechnische Funktion. In der Tragödie trugen die Helden ein weites, buntgemustertes Prachtgewand mit langen Armeln, das bis zu den Füßen reichte. Es verlieh dem tragischen Helden Glanz und Würde. Mit Hilfe von Farben, Schmuck, Details und Requisiten ermöglichte dieses Kostüm die jeweils notwendige Differenzierung der Personen nach natürlichen, geographischen und gesellschaftlichen Unterschieden. Vor der Einführung dieses Schauspielergewands wurde wahrscheinlich eine reich differenzierte Alltagskleidung getragen. Das Standardkostüm der Komödie unterschied sich grundlegend von dem der Tragödie. Bei der Darstellung einer männlichen Person war das Kostüm ein enganliegendes, fleischfarbendes Trikot. Es sollte die Haut symbolisieren.
Dieses Trikot war an Bauch und Gesäß grotesk ausgestopft.
Das Schauspielergewand für eine Frauenrolle bestand aus einem knöchellangen, gelben Gewand, einem Mantel, dazu ein Stirnband mit Haarnetz und ein paar engen Schuhen. Es war in der selben grotesken Weise ausgestopft wie das Kostüm für eine Männerrolle.
Die Bedeutung des antiken Theaters
Die Entwicklungszeit des antiken Theaters war durch den Konflikt zwischen den Herrschaftsformen Aristokratie und Demokratie geprägt. Dies machte sich auch in der Kunst bemerkbar. Die Kunst mußte sich mit den traditionellen Werten und dem Fortschritt auseinandersetzen.
Im antiken Theater wurde die Politik indirekt angesprochen. Damit sollte die Isolation der Politik von der Gesellschaft verhindert werden.
Das griechische Theater half zu erkennen, was moralisch richtig oder falsch war. Man wurde mit der eigenen Lebenssituation konfrontiert und es schuf Distanz und Ausgleich zum eigenen Leben. Das antike Theater machte den Bürgern die grundsätzlichen Probleme ihres Lebens bewußt. Es sollte aber auch zur Unterhaltung der Menschen dienen.
Literaturverzeichnis
Kallistow, D.P., Antikes Theater, Koehler & Amelang, Leipzig 1974,
Schwab, L./ Weber, R., Theaterlexikon - Kompaktwissen für Schüler und junge Erwachsene, Cornelson-Verlag, Frankfurt/M. 1991,
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