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Das epische Theater
Neben dem sogenannten aristotelischen Drama gibt es dramatische Werke, die
anders gestaltet sind und andere Absichten haben.Der Augsburger Bertolt Brecht
setzte dem aristotelisch-klassischen Drama einen Dramentypus entgegen, den er
"episches Theater' nannte, weil sich das Drama wie ein Roman über Räume
und Zeiten erstreckt und Einblick in ein vielschichtiges Geschehen gibt.Das
epische Theater ist also ein von Brecht geprägter Terminus zur Kennzeichnung
des Theaters des "wissenschaftlichen Zeitalters':Der Zuschauer wird durch
illusionsstörende Mittel (Aus-der Rolle-Treten des Schauspielers, Projektion
von Zwischentiteln, die die Quintessenz der gespielten Szene und ihre
gesellschaftliche Relevanz aufzeigen, Songs, und ähnliches) zum Mitdenken statt
zum "Einfühlen' gezwungen. Als distanzierter Beobachter verfolgt er
kritisch den Gang der Handlung, die nicht in der Form von dramatisch gebauten
und zugespitzten Akten, sondern in einer revueartigen Montage von Einzelszenen
dargeboten wird.Da Brecht den Begriff des epischen Theaters später als
unzulänglich empfand, verwandte er statt dessen häufig die Bezeichnung
"dialektisches Theater'.Im epischen Drama treten die Schauspieler
bisweilen aus ihren Rollen heraus. Die Technik, dass sich Rollenträger dem
Publikum bekannt machen, findet sich allerdings nicht nur bei Brecht, sondern
schon in alten Passionsspielen und auch bei anderen modernen Autoren, z.B. bei
Jean Anouilh.
Das Lied hat im epischen Theater mehrere Funktionen:1. Es löst die dramatische
Form auf.2. Es unterbricht den Gang der Handlung.3. Es hängt innerlich nicht
direkt mit dem Fortgang der Handlung zusammen, verweist aber auf ein wichtiges
Problem.4. Es bewirkt einen Nachdenkprozeß im Zuschauer.
Der Zuschauer ist in der Regel auf passives und unkritisches Hinnehmen des
Dargebotenen, auf Unterhaltung eingestellt.Brecht versucht deswegen, den
Theaterbesucher durch seine Technik der Verfremdung des Vertrauten zu
überraschen und aufzuschrecken.Die Verfremdung ist im eigentlichen Sinne der von
Brecht geforderte und gestaltete Verfremdungseffekt des epischen Theaters, der
den Zuschauer desillusionieren und von den Bühnenvorgängen distanzieren soll,
um ihn zum kritischen Mitdenken zu veranlassen. Als Verfremdungseffekt wirken
z.B. den Handlungsablauf unterbrechende und erläuternde Ansagen und Songs,
Umbau auf offener Szene, erzählende Textbänder.Selbstverständliches und
Gewohntes soll zu etwas Ungewohntem umgeformt werden. Bei der Aufführung seines
zweiten Stücks ("Trommeln in der Nacht') wollte Brecht die
festlich-feierliche Atmosphäre, die zu Beginn eines Theaterabends herrscht,
zerstören, indem er Spruchbänder mit Texten wie "Glotzt nicht so
romantisch' im Zuschauerraum aufhängen ließ.Die epische Form des Theaters
erzählt den Vorgang auf der Bühne und macht den Zuschauer zum Betrachter, aber
weckt seine Aktivität und erzwingt von ihm Entscheidungen. Es vermittelt ihm
Kenntnisse und der Zuschauer wird der Handlung gegenüber gesetzt.
Die Parabel
"Der gute Mensch von Sezuan' ist ein Parabelstück. Eine Parabel ist eine
epische Kleinform und ist eine einfache metaphorische Erzählung, die dazu
benutzt wird, einen erzieherischen Gedanken, eine sittliche Idee oder eine
Lebensweisheit sinnfällig zu verdeutlichen.Am Anfang oder Ende der Parabel wird
gewöhnlich auf die Beziehung zwischen dem erzählten Vorgang und dem eigentlich
gemeinten Gedanken hingewiesen. darin berührt sich die Parabel mit dem
Gleichnis, doch enthält die Parabel jeweils eine Geschichte, das Gleichnis
hingegen nur einen einzigen Sachverhalt.Die Parabel ist eine lehrhafte
Dichtung, die ähnlich wie die Fabel, eine allgemeine Wahrheit durch eine
gleichnisartige Geschichte darstellt.
Literatur:
1.) Literaturkunde2.) Das Wissen d. 20. Jhs. Band 43.) Bertelsmann Lexikon,
Band 11, 4, 15
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