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Der Expressionismus in der Literatur und in der bildenden Kunst tritt etwa zeitgleich auf. Ahnliche Empfindungen lenken die jungen Künstler, Maler und Dichter in den Jahren 1910 und 1911. Sie versuchen einen neuen Weg zu finden und orientieren sich dabei weder an literarische Vorbilder, noch an Strömungen ihrer Zeit.
1909 schließen sich expressionistische Maler in Dresden zur Vereinigung 'Die Brücke' zusammen, in München entsteht 1912 die Vereinigung 'Der blaue Reiter' unter der Führung von Wassily Kandinsky und Franc Marc.
Im Allgemeinen kennzeichnet ein Zusammengehörigkeitsgefühl die Expressionisten. So erscheint in Berlin 1910 die erste expressionistische Zeitschrift 'Der Sturm', Ludwig von Ficker gibt in Innsbruck seit 1910 'Der Brenner' heraus. Daneben erscheinen zahlreiche Anthologien und Gedichtbände (z.B. 'Der ewige Tag' Heym).
Als Vorbilder gelten die französischen Symbolisten Baudelaire und Rimbaud und der Philosoph Nietzsche mit seiner Forderung nach dem neuen Menschen, dem 'Übermenschen'.
Die Träger des Expressionismus versuchen nicht, die Natur wiederzugeben, sondern seelische Empfindungen und subjektive Ideen mit Hilfe von Symbolen und Farbchiffren darzustellen. Man wendet sich gegen wirklichkeitsgetreue Darstellung aber auch gegen ästhetisierende Kunst. Gemeinsam ist den Expressionisten das Erlebnis einer inneren Krise in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg. Ausgehend von Nietzsches Kulturkritik verwerfen die jungen Dichter das positivistische, naturwissenschaftlich orientierte Weltbild Protest gegen das selbstzufriedene, in alten Autoritätsstrukturen erstarrte Bürgertum (Vater-Sohn Konflikt !). Die Krisenstimmung stellt den Menschen gefährdet und haltlos erscheinen.. Leidenschaftlich kämpfen die Expressionisten gegen den Fortschrittsglauben und das Spießbürgertum an.
Man sucht nach neuen Werten, was sich auch in der Sehnsucht nach einem 'neuen Menschen' wiederspiegelt. Die Welt erscheint stets in einem Ich-Bewusstsein, die Auseinandersetzung erfolgt mit dem eigenen Ich, nicht mit der objektiven Wirklichkeit.
Die expressionistische Lyrik übernimmt Elemente aus fast allen literarischen Strömungen der Vergangenheit. Die subjektive Weltsicht des Dichters drückt sich in den verwendeten Symbolen, Motiven, Bildern und Chiffren aus. Das lyrische Gedicht ist das vorherrschende Ausdrucksmittel der ersten Periode des Expressionismus Benn, Stadler, Heym, Trakl, Lasker-Schüler.
Nach dem ersten Kriegsjahr setzte jedoch eine Ernüchterung ein, die meisten Dichter lehnen den Krieg nun ab, die Sehnsucht nach einem neueren, besseren Menschen wächst. Das einheitliche Gefühl der frühen Jahre verblasst, man sucht in unterschiedlichen politischen Programmen nach der Verwirklichung der Träume. Der Expressionismus hat eine revolutionäre Veränderung der Gesellschaft nicht ernsthaft versucht, nach dem Krieg geht der expressionistische Schwung entgültig verloren.
In dieser zweiten Phase spielt neben der Lyrik das expressionistische Drama eine Rolle (dramatische Skizzen, Einakter, auch abendfüllende Dramen). Häufig sind die Szenen nur lose verknüpft und die Figuren typisiert, d.h. sie erscheinen als Träger von Ideen.
In der erzählenden Dichtung sind die Prosawerke von Benn und Döblin wichtig.
Im Mittelpunkt der expressionistischen Dichtung steht der vereinsamte, leidende Mensch in seiner Ausgestoßenheit und Angst (häufig treten Wahnsinnige, Selbstmörder und Gefangene auf). Der Tod beschäftigt viele Dichter Abend, Dämmerung, Herbst, Winter prägen als Todessymbole zahlreiche Werke. Wesentlich ist auch die Stadt als Ort der Bedrohung, der Sünde, des Todes und des rasenden, sinnlosen Lebens.
Ebenfalls oft eingesetzt werden Symbole und Chiffren (à Farbsymbole), außerdem spielt die Metaphorik, das sprachliche Bild, eine große Rolle Allegorie, Personifikation: Ideen und Phantasien werden als lebendige, oft dämonische Wesen dargestellt.
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