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Der Ku Klux Klan
Der Ku Klux Klan wurde Weihnachten 867 In Pulaski, Tennesse gegründet. Die Gründer des Klans waren junge Männer, die Söhne jener Farmer, die den großen Sklavenaufstand Denmark Vesexs niedergeschlagen und ihn samt sechsundvierzig Mitverschworenen hingerichtet hatten. Dennoch fanden die jungen Farmer, daß die ltere Generation einen entscheidenden Fehler gemacht habe und Schuld daran trage, daß der Anteil der Schwarzen an der amerikanischen Gesamtbevölkerung trotz des Einfuhrverbots von Negersklaven im stetigen Wachsen sei. Das stimmte für
diese Jahre, war aber kaum den Schwarzen selbst anzulasten: durch die Ausbreitung
des Zuckerrohranbaus war ein gro er Bedarf an Plantagenarbeitern entstanden. Wei e wie Indianer erwiesen sich gleichermaßen als ungeeignet dafür, also stiegen die schwarzen Arbeiter im Preis. Da der Import von Sklaven verboten war,
verlegten sich eine ganze Reihe von Unternehmern auf Sklavenzucht.
Der Sezessionskrieg 861-1 65 wendete für Sklaven das Blatt, und mit der Sklavenbefreiung waren die Sklavenhalter zu geheimer Arbeit gezwungen. Aus allen Elementen, die etwas gegen die Schwarzen, Juden, ja auch gegen Katholiken und sogar gegen Fremde schlechthin auf dem Herzen hatten, oder sich an einer dieser Gruppen rächen wollte, ist in den Jahren 1 64-1867 ein großer Bund entstanden; er verschmolz verschiedene örtliche Gruppen und gab sich den seltsamen und
schreckeneinflö enden Namen Ku Klux Klan. Der Name stammt vom griechischen kuklos
(=Kreis) ab, aber wieviel dieser Name mit dem griechischen Ursprung gemein hat, lä t sich heute nur noch schwer nachvollziehen. Das Wort Klan stammt aus dem Keltischen und heißt ursprünglich nur Familie.
Nach Art junger Leute, die mit Pomp auftreten und andere einschüchtern wollen, gefiel man sich zunächst in der Festsetzung bombastisch klingender Einweihungsgrade. Es gab einen Großen Magier, aber auch Großtürken, Gro e Zyklopen, einen 'Gro drachen mit sechs Hydren', einen 'Großtitanen mit sechs Furien' und vieles mehr. Das mag heute lächerlich klingen, aber in die Sprache der damaligen Zeit rückübersetzt, dokumentieren allein diese absurden Bezeichnungen die vornherein deutliche Absicht, durch Schrecken zu wirken und
insbesondere die abergläubischen und unwissenden Schwarzen durch Terror um die Früchte des freien Lebens zu bringen, das sie nach dem Sezessionskrieg erwarten durften.
Die Methoden, mit denen der Ku Klux Klan seine Ziele durchsetzte, erregten in den folgenden Jahren den Abscheu der ganzen Welt, denn sie waren furchtbar, wie die Rache des Unterlegenen immer ist: Unterlegen war der Süden, unterlegen waren die Besitzer und Sklavenhalter, unterlegen war eine ganze kolonial-feudale
Lebensform.
Noch waren die Vereinigten Staaten so wenig konsolidiert, noch war das Gebiet zwischen dem Atlantischen und Stillen Ozean so unterschiedlich zivilisiert, daß die ungesetzliche Aktionen das lokale Übergewicht gewinnen konnte.
Die Unruhe war schon durch die Sklavenbefreiung selbst gegeben. Man darf nicht verkennen, welch gewaltige Umschichtung sich vollzog: wer Sklave gewesen war, wurde nun entweder zum bezahlten und freien Plantagenarbeiter, oder aber arbeitslos. Aber es fehlte sehr oft an Arbeitsmöglichkeiten: die Farmer waren einfach nicht in der Lage, so viele Arbeiter zu bezahlen, wie sie Sklaven
gehalten hatten, und viele der großen Plantagen, die Spekulanten aus dem Norden
sehr billig erworben hatten, lagen als Objekte des Grundstückhandels verödet, so daß sie niemandem Arbeit gaben. Die Sklaven rotteten sich in bewaffneten Gruppen zusammen und suchten auf diese Weise das Recht auf Arbeit und Wohnung zu erzwingen. So wurden sie zu einem Unruheelement, das die Aktionen des Ku Klux Klans zwar bei weitem nicht rechtfertigte, aber für die Organisation der Farmer mitbestimmend wurde.
Die ersten Ziele des Ku Klux Klans dürften politischer Natur gewesen sein: die
Schwarzen waren ja nun allesamt auch stimmberechtigt und die Farmer wollten nicht einsehen, daß das Votum eines Sklaven, der weder lesen noch schreiben konnte, die Stimme eines Herren aus einem der alten Besitzergeschlechter aufwiegen sollte. In manchen Gegenden versuchte man die Schwarzen durch eine Reihe von Verordnungen (Ablegung gewisser Prüfungen u.ä ) an der Ausübung ihres Stimmrechts zu hindern
oder erschwerte ihnen den Weg zu den absichtlich fern der Siedlungen
eingerichteten Wahllokale, wie dies auch heute noch gang und gäbe ist; in anderen Gebieten aber schüchterte der Ku Klux Klan die Schwarzen so ein, daß sie sich gar nicht aus ihren Hütten wagten.
Die Aktionen des Klans gingen meist nachts vor sich und verfolgten neben der
Liquidierung der 'Schuldigen' auch noch den Zweck, die Schwarzen und ihre Frauen an übernatürliche Vorgänge und Geisterspuk glauben zu machen. Manches an diesen Aktionen war Ulk, vieles Unfug, das meiste aber Verbrechen. Die Klansmen trugen schwarze oder auch wei e Kutten mit Kapuzen, ritten und schossen wie die Teufel
und verschwanden nach ihren Untaten ebenso plötzlich, wie sie gekommen waren. In vielen Fällen allerdings nahmen sie das Opfer, das sie mit Vorliebe aus dem Bett holten, mit sich, um es an einem abgelegenen Platz vor der Ermordung noch martern zu können. Der grausig anzusehende Leichnam wurde dann stets vor dem Hause des Opfers niedergelegt, und die an der Tür oder am Gartenzaun sichtbar angebrachten Buchstaben K K K. behoben etwaige Zweifel an der Täterschaft.
Der Terror richtete sich nicht nur gegen jene Schwarze, die sich irgend etwas
hatten zuschulden kommen lassen, sondern auch gegen Weiße, die mit den Schwarzen gemeinsame Sache machten oder politisch auf ihrer Seite standen, mit Vorliebe
aber gegen Schwarze, denen man Beziehungen zu weißen Mädchen oder Frauen
nachsagte. Auch schwarze Mädchen, die einem Weißen so sehr gefielen, daß er seine angetraute Frau ihretwegen vernachlässigte, wurden wiederholt grausamsten Prozeduren unterworfen, 'damit sie anständige amerikanische Bürger nicht mehr verlocken könnten '.
Der Ku Klux Klan hatte die Lynchjustiz nicht erfunden, aber er ist dafür verantwortlich, daß sie die Kolonistenzeit berdauerte und sich in den Vereinigten Staaten bis heute erhalten hatte: ein stetig anklagendes Stück Mittelalter, von dem aus betrachtet die rein mechanische Modernität jeder Zivilisation fragwürdig erscheinen mu .
Die Zahlenangaben schwanken, und es ist schließlich auch nicht wichtig, ob der
erste Ku Klux Klan acht- oder zehntausend Fememorde auf dem Gewissen hat. Er ist in jedem Falle der unheilstvollste und gewalttätigste aller Geheimbünde, von
denen die Geschichte weiß, und wird in der Zahl seiner Verbrechen nur von den
Geheimpolizeien der größeren Staatswesen bertroffen.
Die örtlichen Zentren des Klan nannten sich 'Höhlen' und hatten zur
Zentralgewalt, zum 'Obersten Magier', oft nur eine lose Verbindung. Darum ließ
sich das einmal entbrannte Unwesen schon nach wenigen Jahren kaum noch eindämmen. Zu dem blutigen Terror kam die Erpressung mit Gewaltandrohung an jenen Weißen,
die es mit der Rassentrennungen nicht so genau nahmen, an jüdische Geschäftsleute und bald auch an Fremden oder kürzlich eingebürgerten Personen berhaupt. Der Klan scheint in dieser Hinsicht auf einige Ideengänge des 1826 verstorbenen amerikanischen Präsidenten Thomas Jefferson gefu t zu haben, der das Angelsachsentum gefördert, Industrialisierung und Verstädterung mit Besorgnis beobachtet hatte und Europa gehaßt hatte. Jedenfalls hieß die erste vom Ku Klux
Klan herausgegebene Zeitschrift 'The Jeffersonian'. Eine so weitgespannte Gegnerschaft bot natürlich jedem Klansmitglied die Möglichkeit, auch private Rachegelüste, Konkurrenzneid und andere Motive in eine Terroraktion umzusetzen. Ungeliebte Geschäftsleute erhielten Drohbriefe, dann wurden ihnen die Schaufensterscheiben und die ausgelegten Waren zerschossen und, wenn das auch nichts helfen wollte, das Haus angezündet. Gelyncht wurden Wei e 'nur' in einigen hundert Fällen; die Zahl der von Femegerichten zum Tode verurteilten oder den Sheriffs entrissenen und kurzerhand geh ngten Schwarzen lä t sich heute kaum mehr ermitteln.
Gegen gro e Geheimbünde ist private Selbsthilfe noch stets machtlos gewesen, und selbst die Staatsgewalt hatte es nicht leicht, sich gegen einen
wohlorganisierten, mächtigen Geheimbund durchzusetzen. Immerhin hat zum Beispiel
der junge italienische Staat gegen die Camorra mehr Erfolg gehabt, als die amerikanische Regierung gegen den Ku Klux Klan. Noch ehe man sich in Washington zu entscheidenden Schritten entschlo , griff Gouverneur Brownlow in Tennesse
durch, setzte Militär gegen den Klan ein und gab jedem Einwohner des Staates das Recht, Personen festzunehmen, die der Klanmitgliedschaft verdächtig erschienen. Das stärkte den Bürgern den Rücken, die an Recht und Ordnung mehr interessiert waren, als an der 'Negerfrage', und brach schlie lich den allgegenwärtigen Terror des Klans.
Im April 1871 erließ endlich der Senat der Vereinigten Staaten die Anti-Ku Klux
Klan-Bill, die dem Präsidenten au erordentliche Vollmachten gab. Ulysses Simpson Grant schaffte noch einmal Ordnung in den Staaten, die er schon während des Sezessionskrieg für die Union erobert hatte. Nathan B. Forrest, der Gro magier zu jener Zeit, hatte unter dem Eindruck der gesetzlichen Ma nahmen zunächst versucht, seine 5 0 00 Mitglieder zu einer gewissen Zurückhaltung zu nötigen.
Als er sah, daß er damit nicht durchkam, erklärte er den Klan für aufgelöst, da
er 'seine Aufgaben' erfüllt habe. Die Abneigung, die durch die Klanspropaganda gegen Schwarze und Juden in weiten Kreisen der amerikanischen Bevölkerung erst erzeugt worden war, verschwand nicht, als der Klan aufgelöst und die Tätigkeiten der Höhlen unterbunden wurde, sondern schwelte als unkontrollierbare Aversion in den USA weiter.
Der erste Weltkrieg hatte auch in den USA eine Radikalisierung der politischen
Lager und weltanschaulichen Strömungen gebracht, vor allem aber hat er dem Klan zu einem gefährlichen Schlagwort verholfen: die amerikanischen 'Negertruppen' hätten in Frankreich Geschmack an wei en Frauen gefunden; es sei zu erwarten, daß die Schwarzen nun auch in den USA wei e Frauen belästigen, verfolgen, ja vergewaltigen würden. Unzählige Frauen und einige der mächtigen Frauenvereine begannen sogleich, sich bedroht zu fühlen.
Die Männer, denen man schwerlich einreden konnten, daß sie von schwarzen Frauen vergewaltigt werden würden, brachten der Klanspropaganda aus anderen Gründen Verständnis entgegen: sie erinnerten sich neidvoll an alles, was sie von der sagenhaften Potenz mancher Schwarzer gehört und gelesen hatten; sie zählten die kraushaarigen schwarzen Kinder auf den Stra en, und wenn sie obendrein bei der Heimkehr aus dem Krieg auf ihrem Arbeitsplatz einen Schwarzen oder als Vorgesetzen einen Juden als Vorgesetzen vorfanden, dann zögerten sie meist nicht mehr lange mit dem Beitritt zum Klan.
Die Methoden des Klans hatten sich nicht nennenswert verändert: nach wie vor
wurde gewippt (das gebundene Opfer wurde an einer Stahlstange festgeschnallt und die dünne Stange wurde schmerzhaft auf und nieder geschnellt), geschlagen, erpreßt, boykottiert, vertrieben, gelyncht und gemordet.
Ritual und Ziele des neuen Klans bildeten eine wirkungsvolle Mischung aus alten Elemente und dem, was die Novizen des 0. Jahrhunderts an Schauer, Geheimniskrämerei, Drohungen, Versprechungen und tiefer Bedeutsamkeit erwartete. Die Höhlen hießen nun Kavernen, die Meetings fanden nun im größeren Rahmen und oft unter freiem Himmel statt. Dabei kamen oft Tausende von Autos zusammen, Wächter zu Pferd und zu Fuß riegelten den Platz ab, und die Utensilien
kombinierten alles, was dem Vollamerikaner teuer war: das Sternenbanner, die daraufliegende Bibel und den blanken Dolch. Darüber ragte ein feuriges Kreuz in die Nacht.
Der Klan nahm zunächst nur jene Personen auf, die von weißen amerikanischen Eltern in Amerika geboren worden waren; obendrein durften die Eltern weder der katholischen Religionsgemeinschaft noch der jüdischen Rasse angehören. Später
ließ man die Forderung, daß auch die Eltern schon Amerikaner gewesen sein mußten, fallen, da dieser Punkt den emsigen Werbetätigkeiten des Klans und dem Aufkommen an Mitgliedsbeiträgen einen Abbruch getan hätte.
Der Aufnahmekandidat wurde auf Herz und Nieren befragt, darüber belehrt, daß Amerika nicht von dem katholischen Juden Kolumbus, sondern von dem nordischen Seefahrer Leif Ericson entdeckt worden sei, und das der Klan von seinen
Mitgliedern unbedingten Gehorsam fordere.
Danach folgte Eid, Weihe und Drohfluch und die Verlesung der Glaubenssätze des Klans, in denen viel von der weißen Rasse und der christlichen Religion die Rede war.
Die Verbrechen, die der neue Ku Klux Klan in den Jahren bis zu seinem neuerlichen verbot besonders in den südlichen Staaten der USA verübte, sind so vielfältig und zahlreich, so sorgfältig vertuscht und so eng mit den Besonderheiten des öffentlichen Lebens in jenen Staaten verquickt, daß es nie möglich sein wird, sie
alle zu erfassen.
In den 0er Jahren jedoch breitete sich der neue Ku Klux Klan mit überraschender Schnelligkeit aus. Sein Organisator war William Joseph Simmons, ein ausgezeichneter Redner. Er wußte, worauf es ankommt, und brachte einen Agentenstab auf die Beine, der nun den neuen Klan mit den Methoden durchsetzte, die man inzwischen amerikanisch nennt.
Die Agenten betonte, daß es ein Vorzug und eine Empfehlung sei, in den Klan
aufgenommen zu werden. Eine einfache Methode, denn wer wollte nicht als
Vollamerikaner gelten und sich dabei als Über-Amerikaner fühlen dürfen?
Macht und Ausdehnung des Klans übertrafen bald bei weitem die seines Vorgänger, aber man schrieb nicht mehr 1 67, sondern lebte in einem modernen Staat, dessen Polizei über Telefon, Autos und über gute Kriminalisten verfügte.
Der neue Ku Klux Klan wurde erst verboten und energisch bekämpft, als seine
Untertanen der Republikanischen Partei mehr schadeten, als die Einschüchterung einzelner Gegner oder die Wählerstimmen der Klanmitglieder ihr hätten nützen können. Der Klan wurde wieder einmal liquidiert, aber wie beim ersten Klan der nicht viel bessere Bund der 'Knights of the white Camelia' (Ritter der weißen Kamelie) folgte, so ist der Ku Klux Klan auch heute keineswegs tot. Er hebt wie eine Hydra immer wieder ein Haupt, und so ist es bis heute geblieben.
Immerhin: ein geschlossener Geheimbund im Sinne des Ku Klux Klans scheint in den
USA derzeit nicht zu existieren.
Trotz allem ist der Ku Klux Klan jener Geheimbund gewesen, der in einem Minimum an Zeit ein Maximum an politischem und sozialem Einfluß erreicht hat. Er konnte seine Grundsätze in eine Vielzahl von Aktionen umsetzen, die allesamt
ungesetzlich und zum Teil ausgesprochen verbrecherisch waren, und als ihm das Handwerk gelegt wurde, war der angerichtete Schaden an Gut und Blut zahlloser amerikanischer Bürger bereits ins Unermeßliche gestiegen und nicht wieder gutzumachen.
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