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E.T.A. Hoffmann
Nachgelassene Papiere des Bruders
Medardus, eines Kapuziners
BIOGRAPHIE DES AUTORS
Am 24.1.1776 wird Ernst Theodor Wilhelm Hoffmann in K nigsberg geboren. 8 wird er nach der Scheidung seiner Eltern seiner Mutter zugesprochen. 2 nimmt Hoffmann Unterricht in der Burgschule, ab 7 auch Musik- und Malunterricht. 2 beginnt er sein Jurastudium in K nigsberg und ist als Musiklehrer tätig. schlie t er sein Studium ab und wird Auskultator Referendar) am Gericht in K nigsberg. 8 verlobt sich Hoffmann mit Minna Doerffer. 2 veröffentlicht Hoffmann einige Karikaturen, was die Aufhebung der Ernennung zum Regierungsrat und eine Strafversetzung nach Plock zur Folge hat. Er l st seine Verlobung mit Minna Doerffer und heiratet Mischa Rohrer Trzcinska. 1804 tritt er sein Amt als Regierungsrat in Warschau an. Hoffmann gründet die Musikalische Gesellschaft" und komponiert Bühnenmusik. Ab 8 ist Hoffmann in Bamberg als Kapellmeister am Theater und als Musikkritiker tätig. 1809 beendet er seine Theatertätigkeit, er wird Opernkomponist und Musiklehrer. Aus Verehrung für Mozart ändert er seinen dritten Vornamen auf Amadeus. 0 betätigt er sich am Bamberger Theater als Bühnenbildner und Maler. 6 wird er Rat am Kammergericht. Die Uraufführung seiner Oper Undine" feiert große Erfolge. 9 wird Hoffmann Mitglied der Immediatkommission" und erkrankt. 2 wird das Manuskript zu Meister Floh" beschlagnahmt und zensiert veröffentlicht. Am . Juni 2 verstirbt E.T A. Hoffmann j hrig in Berlin.
Andere wichtige Werke: Fantasiest cke in Callot s Manier" (u.a. Der goldene Topf"); Nachtst cke"; Die
Serapionsbr der"; "Lebensansichten des Katers Murr"; Das Fräulein von Scudéri"; Meister Floh"
ZUR ENTSTEHUNG DES ROMANS
Von den verschiedenen Typen des Schauerromans haben vor allem der Kloster- und der Geheimbundroman
Schiller, Karl Grosse) auf Die Elixiere" eingewirkt.
Die wichtigste Quelle ist M. G. Lewis' Roman Der Mönch", das berühmteste Beispiel eines Schauerromans. Es gibt zwischen Hoffmann's und Lewis' Werken Parallelen, die sich besonders auf das Klostermilieu und die Gestalten beziehen: Beide Hauptfiguren sind Kapuzinerm nche, die zu Sündern und Frevlern werden, beide werden durch ihre Leidenschaft zu Mördern. Auch die handelnden Frauen weisen Parallelen auf, einerseits die sch ne, aber teuflische Verführerin, andererseits die unschuldige Heilige. Auch viele Szenen der Elixiere" haben Vorbilder im Mönch
2 besuchte Hoffmann mit seinem Verleger das Kapuzinerkloster bei Bamberg. Dieses Erlebnis hat auf die
Gestaltung des Pater Cyrillus und des römischen Priors eingewirkt.
ANALYSE
Der Roman Die Elixiere des Teufels" zählt zur beliebten aber verrufenen Gattung des Schauerromans. Er ist ein analytischer Roman Prinzip von Geheimnis und Geheimnisenthüllung .
Der Roman ist in der Ich-Perspektive geschrieben, der Held selbst erzählt sein Leben. Der Leser erfährt also nie mehr als Medardus selbst wei . Zeitweise tritt der Herausgeber mit kurzen aufklärenden Anmerkungen vor die Handlung.
Die Elixiere" handeln gegen Ende des . Jahrhunderts in Deutschland Bamberg) und Italien Rom . Schauplatz der meisten Abenteuer sind geheimnisvolle Orte wie Kl ster oder einsame Schl sser, finstere Wälder oder felsige Gebirge. Die entscheidenden Erlebnisse finden oft in der Nacht statt. Auch Geräusche, die detailliert beschrieben werden, spielen eine große Rolle. Hoffmann schafft damit eine unheimliche Atmosphäre. Er lä t mit der Gestalt des alten Malers das Übernat rliche in die Handlung einflie en.
Es wurden viele Adjektive, die die unheimliche Stimmung ausmalen, in langen, kunstvollen Sätzen verwendet, doch bleibt die Sprache leicht verständlich. Es wird direkte sowie indirekte Rede verwendet. Hoffmann verwendete viele lateinische Ausdr cke und Fremdwörter.
Der Roman besteht aus zwei Teilen, die sich wiederum in mehrere Abschnitte gliedern, die mit einleitenden
Überschriften ausgestattet sind. Es gibt ein erklärendes und einleitendes Vorwort des Herausgebers.
CHARAKTERISTIK DER HAUPTPERSONEN
Medardus sehr widerspr chlich, impulsiv, hin- und hergerissen zwischen Sinnlichkeit und geistlichem Streben, zwischen Liebe und Ha , zwischen Selbstverherrlichung und Reue, zeitweise halb wahnsinnig, in der Rolle des Viktorin auf dem Schloß des Baron F ) Identitätskrise
Euphemie typische Verführerin und Intrigantin, ein herrschsüchtiges Machtweib, äußerlich perfekt sch n, innerlich verdorben
Aurelie Gegenbild zu Euphemie, Verkörperung der hl. Rosalia, innerlich und äu erlich vollkommen, einerseits unschuldig, andererseits leidenschaftlich in Medardus verliebt, später zwischen Abscheu und Liebe hin- und hergerissen, zum Schluß wird sie zur Heiligen
Hermogen Aureliens Bruder, unberechenbar, geistesgestört
Viktorin geistesgestört, Medardus' Halbbruder und Doppelg nger, identifiziert sich vollständig mit
Medardus Leben
Pietro Belcampo alias Peter Sch nfeld), Haarkünstler, närrisch, komisch und humorvoll, skurriles
Erscheinungsbild
Der alte Maler Stammvater der Familie, Schüler von Leonardo da Vinci, unheimlich, d ster, mit wunderbaren Kräften begabt, in der Schwebe zwischen Gut und B se
I.Teil
INHALT
. Abschnitt: Die Jahre der Kindheit und das Klosterleben
Franziskus lebt mit seiner Mutter in einem Nonnenkloster in der Nähe von Bamberg, dessen Abtissin sich seiner annimmt. Er studiert Theologie am Kapuzinerkloster in Bamberg und beschlie t Mönch zu werden. Er nimmt den Klosternamen Medardus an. Medardus entwickelt sich im Laufe der Zeit zu einem großartigen Redner. Er ist berall bekannt und beliebt, doch die Abtissin und Leonardus, der Prior, werfen ihm Selbstverherrlichung vor. Während einer Predigt erscheint ihm in einer Vision ein alter Maler, den er aus seinen Kindertagen kennt. Diese Erscheinung treibt Medardus schier in den Wahnsinn. Nach diesem Vorfall scheint Medardus seine Redekunst verloren zu haben. Doch mit der Hilfe einer Reliquie, des geheimnisvollen Teufelselixiers" kehrt seine Redegewandtheit zur ck und neue Kraft erfüllt ihn. Eines Tages kommt ein Mädchen in den Beichtstuhl und gesteht Medardus seine Liebe. Das Mädchen scheint dem Altarbild der hl. Rosalia vollkommen zu entsprechen. Medardus m chte unbedingt in die Welt hinaus, um es zu finden. Er kleidet sich weltlich und schmiedet einen Fluchtplan. Der Prior Leonardus versteht seine Gefühle und hat einen passenden Auftrag für Medardus: Er soll Geschäfte in Rom erledigen. Mit Vollmachten und Instruktionen ausgestattet macht sich Medardus auf die Reise.
. Abschnitt: Der Eintritt in die Welt
Während seiner Reise kommt Medardus an einem Abhang vorbei, in den ein Schlafender zu st rzen droht. Medardus möchte ihn wecken doch dieser Versuch scheitert und der Schlafende st rzt in die Tiefe. An der
Reaktion eines hinzukommenden Jägers erkennt Medardus, daß der zu Tode Gest rzte die Absicht hatte, im nahegelegenen Schloß verkleidet als M nch aufzutreten. Medardus tritt an seine Stelle. Als ihr Liebhaber Viktorin wird Medardus von der Baronin Euphemie empfangen. In ihrer Stieftochter Aurelie erkennt er das Mädchen, das ihm seine Liebe gestand. Neben seiner Beziehung zu Euphemie versucht Medardus auch Aurelie zu verführen. Bei dem Versuch, Medardus zu t ten, stirbt Euphemie selbst. Medardus bedrängt Aurelie, ihr Bruder Hermogen m chte sie schützen. Medardus ersticht ihn und flieht.
. Abschnitt: Die Abenteuer der Reise
Medardus fl chtet in eine Handelsstadt und wird vor einen Richter geführt, da er sich nicht ausweisen kann. Er gibt den Verlust seiner Papiere an und verhindert so weitere Nachforschungen. Medardus lä t sich von dem Haarkünstler Pietro Belcampo alias Peter Sch nfeld) und dessen Freund, einem Schneider, als reisender Privatmann ausstatten. In einem Gasthaus begegnet ihm erneut der alte Maler und Medardus flieht mit Belcampos Hilfe. Auf der Flucht gelangt Medardus in ein einsames Forsthaus, wo ihm sein wahnsinniger Doppelg nger, der tot geglaubte Viktorin, begegnet. Dieser wurde vom Förster aufgenommen und soll nun in das Irrenhaus in der nahegelegenen Residenz gebracht werden. Medardus reist mit ihm.
. Abschnitt: Das Leben am f rstlichen Hofe
Medardus gibt sich als polnischer Gelehrter Herr Leonard aus und kann sich erfolgreich in die Hofgesellschaft der Residenz integrieren. Unverhofft trifft er dort auf Aurelie.
II. Teil
. Abschnitt: Der Wendepunkt
Aurelie klagt Medardus als Mörder ihres Bruders und ihrer Stiefmutter an. Ihm soll der Prozeß gemacht werden, er wird in den Kerker geworfen. Medardus leugnet alles und wird freigesprochen, da sich sein Doppelg nger als der gesuchte Kapuziner ausgibt. Medardus alias Herr Leonard) erholt sich wieder und hält um Aureliens Hand an. Am Hochzeitstage begegnet dem Brautpaar der Karren, auf dem der angebliche Medardus Viktorin) zur Hinrichtung gefahren wird. Der wahre Medardus gibt sich Aurelie zu erkennen, versucht sie zu t ten und flieht, gefolgt von seinem Doppelg nger, der dem Galgen entronnen war.
. Abschnitt: Die Buße
Medardus erwacht nach schwerer Krankheit in einem Kloster in der Nähe von Rom, in dem ihn Belcampo untergebracht hat. Medardus glaubt, Aurelie get tet zu haben. Geplagt von h llischen, sinnlichen Visionen unterzieht er sich sehr strengen Bu bungen. Der Prior des Klosters lä t ihm ein Malerbuch zukommen, in dem Medardus das Pergamentblatt des alten Malers" findet, welches ihm Aufschluß ber seine Familie gibt siehe Stammtafel).
. Abschnitt: Die R ckkehr in das Kloster
Da Medardus in Rom seine Bu bungen in allen ffentlichen Kirchen vollzieht, ist er für das Volk ein Märtyrer. Der Papst bittet ihn zu sich, er soll künftig sein Beichtvater sein. Den Dominikanern steht Medardus im Weg. Er wird in einen Hinterhalt gelockt und entgeht einem Giftanschlag. Sein Ordensbruder Cyrillus wird ein Opfer der Inquisition. Da Medardus weitere Mordanschläge fürchtet kehrt er in sein Kloster in Deutschland zur ck. Am nächsten Tag soll Aurelie eingekleidet werden, d.h. sie hat sich entschieden, Nonne zu werden und soll den Klosternamen Rosalia annehmen. Während der Zeremonie taucht pl tzlich Medardus' Doppelg nger auf und ersticht Aurelie. Sterbend bekennt sich Aurelie zum Band ihrer Liebe zu Medardus. Er selbst stirbt genau ein Jahr nach Aureliens Ermordung, am Tag der hl. Rosalia.
INTERPRETATION
Ein wichtiges Motiv der Elixiere" ist der Fluch der Erbsünde, der auf der Familie des Medardus lastet. Der Geist des alten Malers kann nicht zur Ruhe kommen, bis Medardus diesen Fluch nicht aufgehoben hat. Medardus bündelt die verbrecherischen Taten seiner Familie. Sein Leben ist eine Prüfung, er soll allen Versuchungen widerstehen und so die Taten seiner Familie sühnen. Er muß der leidenschaftlichen verbotenen Liebe zu Aurelie entsagen, um sie als Heilige verehren zu k nnen.
Einerseits wird Medardus von h heren Mächten geleitet, er hat die Aufgabe den Fluch der Erbsünde aufzuheben und er wird zu seinen Verbrechen als Werkzeug des Teufels getrieben. Andererseits wird das Geschehen auch von seinen eigenen Entscheidungen geprägt.
In der Schlu szene Aureliens Einkleidung) versp rt Medardus den Drang, auf Aurelie zu st rzen und sie zu t ten, doch er kann der Versuchung widerstehen und gewinnt den inneren Kampf, er besteht seine letzte Prüfung. Pl tzlich taucht Viktorin auf und führt die sündigen Gedanken des Medardus aus. Viktorin verkörpert also den frevelhaften Trieb in Medardus.
Das Übernat rliche in diesem Roman wird durch die Gestalt des alten Malers verkörpert. Er erscheint als Geist in Visionen. Er greift fter in das Geschehen ein, indem er Medardus zur Flucht zwingt. Er bleibt in der Schwebe zwischen Gut und B se und erinnert somit an Archivarius Lindhorst und den Marktschreier im Goldenen Topf , man merkt nicht, ob sie es gut oder böse meinen.
Eine Besonderheit in den Elixieren" ist die tiefe Psychologie, die auch Sigmund Freud schätzte. Man kann nie genau unterscheiden zwischen Bewu tsein und Unterbewu tsein, zwischen Realität und dem Übernat rlichen. Am Schluß bleiben viele Rätsel ungeklärt, somit bleibt das Geheimnisvolle des Romans erhalten.
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