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deutsch referate |
Expressionismus (ca. 1910- 1925)
Allgemeines, Charakteristik und Kennzeichen
lat. expressio Ausdruck
= Ausdruckskunst der Innenwelt, d.h. innerlich gesehene Wahrheiten und Erlebnisse werden dargestellt
-‐ geistige und seelische Kräfte im Vordergrund
-‐ expressionistische Ideale sind gegen Autorität, Industrialisierung, Enthumanisierung , Selbstzufriedenheit und Imperialismus
-‐ suchte nach neuen grammatikalischen und ästhetischen Wortbildungen, um die
Grenzen der Sprache zu sprengen
.1 Der Historische Hintergrund
-‐ literarische Strömung um die Jahrhundertwende, Gegenbewegung Naturalismus
-‐ geprägt durch das Kaiserreich seit 1871: den Ersten Weltkrieg, die
Großstadterfahrung, die Regierungszeit Wilhelms II. (1888-‐ 1918)
-‐ Gründerjahre nach 1871: neureiches, selbstzufriedenes Bürgertum
-‐ Konflikt mit den Vätern der Gründerzeitgeneration ist beherrschendes Motiv
expressionistischer Literatur
-‐ Künstler lehnen Naturalismus, Militarismus und Kapitalismus ab und fordern
Kosmopolitismus, Pazifismus, Sozialismus
-‐ Erfahrung der Großstadt
Verstädterung
-‐ komplette politische Neuordnung nach Rücktritt Bismarcks und der
Machterlangung Kaiser Wilhelms II.
-‐ Expansionsstreben und imperialistische Betätigung Deutschlands
-‐ Ausbau der Macht Kaiser Wilhelms II. "Platz an der Sonne"
- versch. Internationale Krisen: Isolierung des Deutschen Reichs
philosophisch-
politische Ideologie, die den ganzen Erdkreis als Heimat betrachtet
- Wettrüsten; Destabilisierung des europ. Kräftegleichgewichts (ohne Bismarck halt)
- der erste Weltkrieg (1914 - 1918) und seine Folgen: Euphorie verliert sich
- Versailler Vertrag
- durch technisch- militärische Neuerungen in nie dagewesenem Maße
Menschen vernichtet
schonungslose Kritik
- Novemberrevolution
und Beseitigung der Monarchie; Weimarer Republik
- Nachkriegszeit: Orientierungslosigkeit, Werterelativismus
- Inflation und Wirtschaftsprobleme
- Industrialisierung: viele fremde Erfindungen
- wirtschaftlicher und technischer Aufschwung
- Misstrauen in die Revolution, Großstadt erdrückte sie
Anonymität der Menschen, Ich- Zerfall
(kulturell oder gruppenabhängig unterschiedliche Gewichtung von spezifischen Werten)
.2 Weltbild, Menschenbild und Lebenskonzept
Sozialrevolutionäre Vorstellung von Kommunismus und Sozialismus. Aus der Erfahrung einer unmenschlich gewordenen Zivilisation, Ablehnung des positivistischen Weltbildes
Darwinismus (Der Mensch ist determiniert, nicht mehr 'Ebenbild Gottes')
Psychoanalyse (Sigmund Freud, 1856-‐1939, Nervenarzt): Seelenkunde, Entdeckung des Unbewussten, Traumdeutung, Lehre von Ich, Es und Über-‐Ich -‐> Verlust der Identität (Traumdeutung und Unterbewusstsein)
Epoche geprägt durch radikalen Wandel im Leben der Menschen (Großstädte)
Pauperismus (Massenarmut wegen Industrialisierung)
technischer Fortschritt: Beschleunigung des Lebens
Stimmung schwankt zwischen Fortschrittsoptimismus und Zweifel auf den
Sinn der Veränderungen
Enthumanisierung der Welt: Maschinen sind allgegenwärtig
skeptisch
Stadt ist der Lebensraum, der Mensch kann in Anonymität versinken,
Großstadtproblematik
soziale Frage
Natur wird unzugänglich, muss in "Notlösungen" neu geschaffen werden
(Strebergarten)
Zerrissenheit und zunehmende Hektik
andere Seite: Festhalten am traditionellen Herrschaftssystem
Ambivalenz zwischen Fortschritt und starrem Staat
Erschrecken über das Versagen bisheriger Normen führt zur Ablehnung von
Tradition und Denkweisen, die auf Logik und Erklärbarkeit beruhen
antibürgerliches und antinationalistisches Denken
alle Arten des Denkens, die auf Logik und Erklärbarkeit basierten abgelehnt
Zentrale Begriffe: Wandlung, Erneuerung, Steigerung
Sehnsucht nach Erneuerung, Aufbruchsstimmung (das Alte muss zugrunde gehen)
versch. Ereignisse als Vorboten einer nahenden Apokalypse
Halley'scher Komet (1910)
Untergang der Titanic (1912)
erster Weltkrieg: Apokalypse bricht über die junge Generation herein
Die Asthetische Theorie und Zusammenhang Malerei
Kunst (in ihrem Bestreben, Form zu schaffen) und
Wirklichkeit (in der nur noch Zufall und Unordnung wahrnehmbar sind) passen nicht mehr zusammen
Abwendung von der Gegenständlichkeit, Simultaneität als neue
Wirklichkeitswahrnehmung
Malerei: Bewegung malen
Literatur: potentielle Gleichzeitigkeit versch. Ereignisse in Stil und Sprache Ausdruck gegeben
Paul Klee: "Die Kunst gibt nicht das sichtbare wieder, sondern macht sichtbar."
Kunst stellt schonungslos dar
Hugo Ball: Kunst = "Kampf mit dem Irrsinn"
Vordergrund der erklärten Absichten der Kunst zwei Tendenzen:
herrschenden Zustand schonungslos darstellen man will sich daraus befreien
Entwurf visionärer Zukunftskonzepte Nähe sozialistisches Gedankengut
Kern des expressionistischen Kunststrebens = missionarische Grundtendenz
der Mensch soll verbessert werden + Welt
Masken:
starke Farbigkeit
nicht Realität, sondern Gefühl! (Realität ist verzerrt)
Gefühle, die sie hervorbringen sind negativ
Zeitalter: ängstlich und taub, leer wie Maske
= psychologische Situation des Zeitalters
Die Sprache
disparate Befindlichkeit kann nur durch bestimmte Sprache zum Ausdruck kommen
Wirklichkeit wahrgenommen als Aufsplitterung in unvereinbare Teile
Sprache wird aufgelöst (Wortfetzen, Auflösung der Syntax (Grammatik), Ellipsen, Reduktion auf einzelne Wörter)
Ausdrucksstärke durch Worthäufungen, syntaktische (Satzbau) Verknappungen
Metaphern, Wortneuprägungen (Neologismen) und Chiffren versuchen das unsagbare zu benennen
Sprachverknappung (Verzicht auf Artikel, Präpositionen, Füllwörter, oft auch auf an sich unverzichtbare Satzglieder)
Zusammenballungen von Wörtern einer Wortart
Tendenz zur Auflösung der Sprache, Suche nach Ausdrucksstärke, Sprachverknappung
jegliche Verschönerung und Poetisierung der Wirklichkeit vermieden
Stilmittel
Chiffren
Wörter, die als verästelte Symbole in einem Text in einem Zusammenhang
mit meist komplexen Bedeutungen aufgeladen sind
Verkürzung von Sätzen
Weglassen von Artikeln und Vorwörtern
Verbalstil
'Entsubstantivierung der Welt', Schaffung neuer Verben: tieren, blumen
Metaphern
Allegorien
Synästhesien
Symbole
Wortballungen, Worthäufungen
neu Wortkombinationen, Ausdrücke, Versmaß
Die literarischen Gattungen
aus Erlebnis der Auflösung bzw. Erstarrung der alten Orientierungssysteme entwickelt sich Aufbruchsstimmung (enthusiastisch, ekstatisch in die Zukunft blickend)
Gegenwart = Zeit der Ich-‐ Gefährdung, auch Ich-‐ Zerstörung (Großstadt)
Themen waren Selbstmord, Krankheit und Tod, sowie Verfall und Untergang
Schock, Provokation, unbarmherzige Benennung grauenhafter Details sind Mittel die
Verlogenheit der zeitgenössischen Kultur aufzudecken
junge Dichter lehnen sich gegen Kultur der Realisten und Asthetizisten auf
gegen Normen und Konventionen jeglicher Art Aufstand eher künstlerische als politische Innovationen
.1 Lyrik
erscheint zunächst als die geeignete Form, Themen und Tendenzen gerecht zu
werden
"Form" am entschiedensten neu konzipierbar
grundsätzliche Abwendung von dem was als "lyrisch" galt
August Stramm: völliger Bruch mit der Lyrik-‐Tradition: Reihung von Wort-‐ und
Satzfetzen Darstellung seiner entsetzlichen ersten Kriegserlebnisse
Zeilenstil/ Simultangedicht
Die Verse eines Gedichts scheinen nur lose oder gar nicht
zusammenzuhängen und zum Teil vertauschbar zu sein. Manche der dargestellten Vorgänge könnten simultan (gleichzeitig) ablaufen.
Weltende:
-‐Simultanstil (gleichzeitig, kurz hintereinander Auftreten von zusammenhanglosen
Metaphern)
ein oder zwei Verse sind eine Sinneinheit (kein offensichtlicher Zusammenhang zum
Rest)
unverhältnismäßige Gegenüberstellung von Katastrophenszenen (Euphemismen)
Gedicht wirkt teilnahmslos, distanziert und emotionslos Verharmlosung
=Gedicht ist wirr, abgehackt
jedoch Reimschema und Versmaß eingehalten Inhalt (Weltende) und Form konkurrieren
schwarzer Humor speist aus der Angst der sich vollziehenden Industrialisierung
Eisenbahn
Verstädterung bringt Armut und Hunger, mangelnde Hygiene und Bildung
Weltuntergangsstimmung
kommentiert Furcht nach Wiederentdecken Halley'schem Kometen ironisch
Verspottung der Weltuntergangsstimmung seiner Zeitgenossen
Patrouille:
Kriegsgedicht
kein regelmäßiges Versmaß
ein Satz aber keine Satzstruktur
vermutlich Wahrnehmungen eines Soldaten bei der Patrouille
gefährliche Situation zum Ausdruck gebracht
Neologismen (nie völlig neu, nur Umwandlungen), Personifikationen, Onomatopoesie
Bezug Krieg: auch verstümmelt, jedoch noch erkennbar
panische Todesangst des Soldaten in jedem Vers ausgedrückt
.2 Drama
im Spätexpressionismus dominierend
dynamische Wandlung/Veränderung lässt sich am besten darstellen
unterstützt durch Musik, Tanz, Pantomime, Bühnenbild und Lichteffekte
Individuum tritt zurück
der "Typ" tritt an die Stelle (keine Namen, nur Funktion)
Charaktere oft übersteigert oder grotesk verzerrt, um die Seele aufzudecken
Gang der Handlung verläuft nicht in seiner geordneten Reihenfolge, sondern
setzt sich aus einzelnen, meist unverbundenen Elementen, Stationen oder Bildern zusammen
keine Einheit von Handlung, Ort, Zeit
typisch: lange Monologe, Tanz, Pantomime, zeitloses Kostüm
.3 Epik
nur vereinzelt, wenn in neuen Kompositionen
Expressionisten liegt nicht viel an einer entwickelten Erklärung des Menschen und seiner psychologischen Genese
kurze Erzählungen schon eher um disparate Situationen, ausweglose
Stagnation, aber auch Ausbruch darzustellen
Verbesserung der Welt
Einige Autoren des Expressionismus, wie Alfred Wolfenstein oder Georg Trakl, begangen aufgrund ihrer Depressionen Selbstmord. Andere hingegen fielen im
1.Weltkrieg, so dass man sprichwörtlich sagen kann, dass dem Expressionismus seine
Hauptagigatoren "wegstarben".
Die letzten verbliebenen Expressionisten, die auch nach dem datierten Ende des Expressionismus auf das Jahr 1925 weiterarbeiteten, wurden vom nationalsozialistischen Regime in ihrem Schaffen blockiert. Der Expressionismus wurde von den Nationalsozialisten als sogenannte "entartete Kunst" stigmantisiert. Gemälde wurden verkauft, zerstört oder zur Abschreckung ausgestellt und Berufsverbote erteilt.
Der Expressionismus wurde von der Epoche der Neuen Sachlichkeit, dessen berühmtester deutscher Vertreter Erich Kästner war, abgelöst. Später folgten noch der Dadaismus und Surrealismus.
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