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Franz Grillparzer
Franz Grillparzer (1791-1872)
Biographie:
1 1 91 Franz Grillparzer wird als Sohn (der älteste von vier) eines Gerichts- und Hofadvokaten und der musikalischen Anna Maria Sonnleithner in Wien geboren ,
4 St. Anna Gymnasium
7 philosophisches Obergymnasialkurs an der Universit t
1 Studium der Rechts- und Staatswissenschaften
1 8 9 Tod des Vaters; muß zum Unterhalt beitragen
Hofmeister bei Graf Seilern
seit 1 13 unbesoldeter Praktikant in der Hofbibliothek
1 8 3 Konzertpraktikant im Staatsdienst
ab 5 bei der Hofkammer; dem sp teren Finanzministerium, bei seinem späteren G nner
Finanzminister Graf Stodion
3 Theaterdichter des Burgtheaters
9 Seine Mutter beging im religi sen Wahn Selbstmord. Danach unternahm er eine ausgedehnte Italienreise.
6 Deutschlandreise Prag, Dresden, Teplitz, Leipzig, Berlin und wurde in Weimar g nstig von Goethe aufgenommen.
832 Direktor am Hofkammerarchiv. Bis zu seinem Lebensabend betreuten ihn die Schwestern Fr hlich, die dritte von ihnen, Kathy, seine ewige Braut , wurde auch die Erbin seines ganzen Nachlasses.
Reise nach Paris und London
8 Verzicht auf die Veröffentlichung seiner weiteren Dramen, nach seinem falsch verstandenem St ck Weh dem, der lügt .
843 Reise nach Konstantinopel und Athen
Zweite Deutschlandreise, Mitglied der Wiener Akademie der Wissenschaften.
Mitglied des Herrenhauses
1 1 72 in Wien gestorben
Grillparzer ist einer der wichtigsten Dramatiker sterreichs. Er hatte einen reizbaren und selbstqu lerischen- zwiespältigen Charakter und litt an Melancholie und bedrohlichen Depressionen.
Werke:
Die Ahnfrau (Trag die)
Sappho Trag die)
Das Goldene Vlies (Trag dien Trilogie)
König Ottokars Glück und Ende (Tragödie)
Ein treuer Diener seines Herren (Tragödie)
Des Meeres und der Liebe Wellen (Tragödie)
Der Traum ein Leben Drama)
Weh dem, der l gt Lustspiel)
Melusina (Oper)
Der arme Spielmann (Novelle)
Gedichte
Im Nachlaß: Libussa (Tragödie)
Ein Bruderzwist in Habsburg (Tragödie) Die Jüdin von Toledo (Tragödie)
König Ottokars Glück und Ende (1825)
Entstehung, Form, Gattung:
K nig Ottokars Gl ck und Ende ist ein Trauerspiel in fünf Aufz gen von Franz Grillparzer. Das St ck ist in den Jahren 1 19 - 23 entstanden und wurde am 9 0 1 25 im Burgtheater uraufgeführt. Bei dem St ck handelt es sich um die Aufarbeitung eines geschichtlichen Stoffes.
Seit 1 umfangreiche Vorstudien; Vollendung in kurzer Zeit im Jahre 8 3.
Grillparzer hatte die Absicht, ein Napoleon Drama zu schreiben, fürchtete jedoch Zensurschwierigkeiten und w hlte einen hnlichen Charakter, den Böhmenkönig Przemysl Ottokar Il. 2 8 , zum Helden.
Quelle ist die mittelhochdeutsche sterreichische Reimchronik' des Steierm rkers Ottokar, welche die Ereignisse von 2 0 bis 9 berichtet; daneben verwendete Grillparzer noch zahlreiche Geschichtswerke.
Ort und Zeit:
Die geschichtlichen Ereignisse
Sieg Ottokars bei Kroissenbrunn ber die Ungarn ( 2 0 , Trennung von Margareta ( 2 1), Heirat mit Kunigunde von Massowien (1 6 ), Huldigung der Steierm rker 1 6 ), Tod Herzog Ulrichs von Kärnten 1 6 ), Vertreibung der Böhmen aus der Prager Vorstadt ( 2 7), Gesandtschaft vom Reich ( 25 /55 oder 2 1), Wahl Rudolfs von Habsburg zum deutschen Kaiser 1 7 ), Verhaftung und Hinrichtung Merenbergs (1 7 2 , Unterredung zwischen Rudolf und Ottokar ( 2 6), Ottokar widerruft seinen Vergleich mit Rudolf in Prag 1 7 ), Schlacht auf dem Marchfeld und Tod Ottokars 1 7 ), Rudolf belehnt seine S hne mit Österreich und der Steiermark 12 2 .
Personen:
Primislaus Ottokar König von Böhmen
Margarethe von sterreich seine Gemahlin, Witwe Heinrichs von Hohenstaufen
Benesch von Diedicz
Milota > die Rosenberge
Zawisch
Berta Beneschs Tochter Bela König von Ungarn Kunigunde von Massowien seine Enkelin Rudolf von Habsburg
Friedrich Zollern Burggraf von N rnberg
Heinrich von Lichtenstein sterreichische Ritter Berthold Schenk von Emerberg sterreichischer Ritter Der alte Merenberg steirische Ritter Seyfried Merenberg steirische Ritter Herbott von Füllenstein
Ortolof von Windischgrätz
Inhalt:
In alt: K nig Ottokar ist aus dem Krieg mit den Ungarn, die er bei Kroissenbrunn besiegt hat, heimgekehrt. Er löst seine Ehe mit der alternden Berta, der Babenbergerin, die ihm sterreich und Steiermark zugebracht hat. Er hat Berta von Rosenberg verf hrt, will aber Kunigunde von Massowien heiraten. Das erf hrt Bertas Vater durch Zawisch von Rosenberg. Beide schlie en sich mit ihren Verwandten zu einer Verschwörung gegen den König zusammen. Margareta, die ihrem Gemahl stets treu zur Seite gestanden ist, willigt in die Scheidung ein und erneuert die Länderschenkung. Österreich und Steiermark huldigen neuerlich dem K nig, auch Kärnten f llt ihm zu. K nig Bela Ungarn f hrt ihm seine Nichte Kunigunde als Braut zu, und Gesandte der deutschen Kurfürsten tragen ihm die deutsche Kaiserkrone an. Ottokars Glück und Macht scheint sich ins Maßlose zu steigern. Aber sein Sturz bereitet sich allm hlich vor. Die mächtigen Rosenberger sind ihm feind. Die Steirer, mit Merenberg an der Spitze, wenden sich um Hilfe f r Margaretens verletzte Rechte an das Reich. Der Hochmut, mit dem Ottokar die Reichsboten behandelt, und die H rte gegen seine Gemahlin machen auch sie zu Gegnern. Rudolf von Habsburg, der auf der
R ckkehr von einem Preu enzug am Hofe Ottokars weilt, nimmt sich der schwer gekränkten K nigin an und geleitet sie nach ihrem Witwensitz. Zawisch von Rosenberg aber, der beim Anblick Kunigundens in Leidenschaft zur Braut seines K nigs entbrannt ist, wirbt mit Erfolg um ihre Gunst.
Bald keimt die schlimme Saat, die Ottokar in seinem bermut gesät hat. Er muß den Verlust seines jungen Eheglückes bef rchten. Schwer trifft ihn die Nachricht von der Wahl Rudolfs von Habsburg zum und die Ladung vor den Reichstag. Mit dem Schwerte will er seine vermeintlichen Rechte behaupten und die wachsende Unbotmäßigkeit in den babenbergischen L ndern unterdr cken. Merenberg wird gefangengenommen und nach Prag gebracht. Inzwischen ist Rudolf in sterreich einger ckt und Ottokar ihm an die Donau entgegengezogen. Doch Krankheit,
Mangel und der offene Abfall der Österreicher und Steirer bringen ihn in eine schwierige Lage. So ist Ottokar zu einer Aussprache mit Rudolf bereit, die auf der Insel Kaumberg bei Klosterneuburg stattfindet. Durch Glanz und Prachtentfaltung hofft er, den schlichten deutschen Kaiser in den Schatten zu stellen und einzuschüchtern. Doch dieser tritt ihm mit W rde und Festigkeit entgegen, hält ihm seine Unbotmä igkeit vor und zeigt ihm die Gefahren seiner Lage, da er bereits von Böhmen abgeschnitten sei. Ottokar unterwirft sich daraufhin, verzichtet auf die Alpenl nder und sucht um Belehnung mit seinen Erblanden nach. Im Innern des geschlossenen Zeltes soll diese vor sich gehen. Zawisch durchhaut aber, um den König zu demütigen, die Zeltschn re, und alle sehen Ottokar vor Rudolf knien. Ottokar verbirgt sich daraufhin wochenlang in M hren, dann kommt er einsam und verkleidet in seine Hauptstadt zur ck. Dort erwarten ihn nur neue Demütigungen: Erbarmungslos h hnt ihn sein Weib in Gegenwart ihres Buhlen. Ein kaiserlicher Herold fordert die Herausgabe der Gefangenen und der Geiseln. Ottokar gesteht die Freigabe der Geiseln und die Räumung Österreichs zu. Als er sich aber in seiner landesherrlichen Stellung bedroht
glaubt rafft er sich auf, l t den Herold zurückrufen, zerreißt den kaiserlichen Brief und l t Merenberg als Verr ter in den tiefsten Turm werfen. Er befiehlt, zu einem neuen Heerzug zu rüsten. Dem verzweifelten Entschluß folgt aber eine z gernde Durchführung. Das Bewußtsein des Wortbruches, der Tod des alten Merenberg, den sein W chter
über die Turmtreppe hinabgesto en hat, die Flucht der Königin mit Zawisch und der wachsende Verrat der Seinen l hmen seine Tatkraft. Auf dem Marchfelde treffen die Gegner aufeinander. Am Abend vor der Schlacht erblickt Ottokar im K sterhause in Götzendorf die tote Margareta. Auf der Flucht von Krems zum Kaiser hatte sie der Tod ereilt. Reumütig sinkt Ottokar an ihrem Sarge nieder und vers hnt sich im Tode mit der edlen Königin, die sein guter Engel gewesen ist. Innerlich gebrochen und voll Todesahnung begibt er sich in den Kampf. Milota bleibt mit den M hrern dem Kampf fern. Ottokar, der durch einen Sturz vom Pferd gel hmt ist, f llt durch das Schwert des jungen Merenberg, gerade vor dem Haus, in dem Margaretens Leiche ruht. Rudolf von Habsburg aber verbannt diesen, weil er sein Gebot, Ottokars Leben zu schonen, mißachtet hat. Dann deckt er die Leiche seines gro en Gegners mit
seinem kaiserlichen Mantel zu und belehnt seine S hne Albrecht und Rudolf mit sterreich und Steiermark. -
Aussage:
Das Werk ist ein historisches Drama in der Art des Wallenstein . Es wird ein historisches Ereignis, nicht bloß ein historischer Charakter dargestellt, doch haftet das Interesse vorwiegend an den Charakteren der Hauptpersonen. Am tatsächlichen geschichtlichen Verlauf hat Grillparzer wenig geändert, doch war eine starke Straffung des gro en Stoffes n tig. Was sich im Verlauf von mehr als zwanzig Jahren abgespielt hat, ist auf einige Monate zusammengedrängt. Es ist ein Meisterstück des Dichters, die Fülle der Geschehnisse auf persönliche Motive zur ckzuführen. Den Kern der Handlung bildet der Kampf zwischen dem Recht und dem persönlichen Ehrgeiz. Ottokar hnelt in seinem Wesen Napoleon. Beide sind, wenn auch mit gro em Abstand, tatkräftige Männer, Eroberer, ohne eigentliche Bösartigkeit, durch die Umstände jedoch zur Härte und Tyrannei getrieben. Beide finden nach vielj hrigem Glück ein trauriges Ende. Die Trennung ihrer ersten Ehe und eine zweite Heirat bezeichnen den Wendepunkt in ihrem Schicksal. Ottokar überragt seine Zeit und sein Volk, das er auf eine höhere Stufe heben will. Von seinen Gedanken und von seiner Gr ße erfüllt, hat er verlernt, die einzelnen Menschen zu achten, sie sind ihm nur Spielfiguren, die er benutzt und dann achtlos wegwirft. In furchtbarer Verkettung erw chst ihm aus solchen Sünden die Rache. Er hat Berta von Rosenberg verführt und dadurch ihr mächtiges Geschlecht tödlich gekränkt. Er hat auch Margareta schwer verletzt und ihre Untertanen dadurch abgesto en. Nun entwickelt sich alles folgerecht:
Die deutsche Kaiserkrone entgeht ihm wegen seines Verfahrens gegen Margareta. Demselben Grunde entspringt sein
Mi trauen gegen Merenberg. Aus dessen Mißhandlung und Tod geht der Abfall der Steirer hervor. Die Kränkung der Rosenberger wird ihm heimgezahlt durch die Zerst rung seiner eigenen Ehe und endlich durch offenen Verrat. Rudolf ist sein Gegenbild: ein Mann strenger Pflichterfüllung, n chtern, einfach, fast spießb rgerlich, doch durch trockenen Humor seinen Geist verratend. Zawisch von Rosenberg ist der Träger der Intrige: ein Gemisch aus Hochmut und Kriecherei, von K lte und tief verborgener Leidenschaft.
Nach mehrmaliger Auff hrung am Burgtheater f hrten ungünstige kritische Stimmen und nationale Empfindlichkeiten zur Absetzung vom Spielplan. Die Gegenwart hat kein Interesse mehr an der einstigen Tendenz des Stückes. Um so reiner kann daher die große dichterische Bedeutung dieses Werkes gewürdigt werden. Mit seiner Lobrede auf Österreich durch Ottokar von Horneck dient es auch heute immer wieder f r vaterländische Feiern.
Es ist ein gutes Land,
wohl wert, daß sich ein F rst sein unterwinde! Wo habt Ihr dessetgleichen schon gesehn?
O gutes Land! O Vaterland! Inmitten
dem Kinde Italien und dem Mann Deutschland liegst du, der wangenrote J nglich, da;
erhalte Gott dir deinen Jugendsinn,
und mache gut, was andere verdarben!" (III. Akt)
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