FRANZ KAFKA AUF DER GALERIE
Kafka verfaßte seine Parabel
AUF DER GALERIE
in zwei sehr langen und doch übersichtlichen
Sätzen. Hierbei schrieb er
den einen im Konjunktiv, den anderen im Indikativ. Dieser Unterschied l t eine eindeutige inhaltliche Teilung des Werkes zu.
AUF DER GALERIE bietet dem Leser eine symbolische Darstellung der Psyche. Der Betrachter,
verkörpert durch den jungen Galeriebesucher, befindet sich auf einer höheren Ebene, von wo er
dem Geschehen folgt. Er steht mit seiner Sicht über dem jubelnden Publikum.
Kafka lä t in dem im Konjunktiv gehaltenen Teil den jungen Galeriebesucher zum erkennenden Wesen aufsteigen, der die latend dargestellte Situation erkennt, sie versteht, ihn zur verborgenen
Erkenntnis treibt und ihm schließlich zur Handlung zwingt: Zur Zivilcourage. Er schreitet ein, ruft "Halt". Die lungens chtige
Kunstreiterin" mit ihrem schwankenden
Pferd" (Zitat), ihrer
Basis, zeugen von
der hilflosen
geschundenen Seele, die
alles
ins Gegenteil
verkehrt. Das
"Brausen des Orchestersund der Ventilatoren" (Zitat) liefern die monotone Gleichförmigkeit, in
der fröhliche
Neuigkeiten
keinen Platz
haben. Selbst das sonst von Fr hlichkeit zeugende Klatschen wird hier ins Gegenteil verkehrt. D mpfhämmer sind die Hände geworden.
Dampfh mmer, die eine Sache nach gegebener Vorlage schmieden. Dieser erste Abschnitt ist das
utopische Schauen, mit dem Kafka die Gesellschaft ermahnt.
Im zweiten Teil zeigt er die Realität. Hier schildert er das Minifeste, die wahre Situation, wobei
die Qualität der
Handlung, geblendet durch die Sch nheit der
Reiterin, kontinuierlich in
den Hintergrund gerät.
Der korrekte Ablauf
der Handlung, die keinen Stolperstein wie wild
peitschende erbarmungslose Chefs mehr enthält, wird zum Sinn des Lebens erhoben. Ein linearer
Ablauf soll alle Entscheidungskraft eind mmen und die Sicht auf
die
all so wichtige latente
Ergänzung im
Leben versperren. Für wahr, bei solch komprimierten Empfindungen, die bis
zur Verstummung des Einzelnen
führt, stützt der Galeriebesucher
den Kopf auf die Brüstung und fühlt sich in der kalten Welt verloren.