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Erzählung, enstanden November/Dezember 1912, erschienen 1915
Als der Handelsreisende Gregor Samsa eines Morgens in seinem Bett aus unruhigen Träumen erwacht, hat er sich in ein riesiges Ungeziefer verwandelt. über diese unheimliche Verwandlung gerät er zunächst kaum ins Staunen und tut sie als Einbildung ab. Vorerst wundert er sich nur darüber, daß er seinen Wecker um 4 Uhr nicht gehört hat.
Unbewußt wollte er wahrscheinlich gar nicht aufwachen, sein Haß gegenüber
seinem Beruf kommt in seinen Gedanken gleich nach dem Aufwachen zum Ausdruck. Gregors Protest gegen sein Leben als Reisender ..ein immer wechselnder, nie andauernder, nie herzlich werdender menschlicher Verkehr.. ) drückt sich in seiner Verwandlung in einen überdimensionalen Käfer aus, die ihn für die Aus bung seines ungeliebten Berufes untauglich macht. Aus R cksicht auf seine Eltern mußte er seinen Unwillen verdecken und erschien nach außen als flei iger Arbeiter, der die ganze Familie (Mutter, Vater und Schwester) nach dem geschäftlichen Unglück des Vaters unterhält und den dieses Opfer stolz und gl cklich macht.
Es ist auch die Familie, die Schuld an Gregors Verwandlung trägt: der Vater
verbrachte die letzten Jahre zeitungslesend im Bett und die Schwester führte ein unbeschwertes Leben, wäh- rend Gregor für sie wie ein Sklave arbeiten mußte. Nun stehen sie ihrer eigenen Unmen- schlichkeit in seiner Schreckensgestalt gegenüber
- sie ergreifen die Flucht.
Der Vater bombardiert den Käfer, als er eines Tages aus seinem Zimmer ausbricht, mit Apfeln und verletzt ihn schwer. Die Schwester wagt sich als einzige in Gregors Zimmer und stellt ihm angewidert etwas zum Essen bereit. Damit verschafft sie sich Respekt vor den Eltern und tritt in Konkurrenz zur Mutter.
Gregor verkommt immer mehr: Er wird vernachl ssigt, keiner spricht mit ihm,
seine Möbel (und damit die Erinnerung an das Menschsein) werden ihm weggenommen, man l t ihn spüren, daß man seinetwegen zum Geldverdienen gezwungen ist, kann ihn aber trotzdem nicht so ohne weiteres loswerden.
Als er sich zuletzt noch einmal aus seinem Zimmer hervorwagt, angelockt vom Geigenspiel der Schwester, das ihm das Gefühl der Erl sung vorgaukelt, zieht er die Wut seiner Familie auf sich und wird von der Schwester sofort wieder in seinem Zimmer eingesperrt.
Er stirbt, nachdem sich seine Verbitterung in Rührung und Liebe zur Familie gewandelt hat, und wird am nächsten Morgen von der Bedienerin gefunden: 'Sehen Sie nur mal an, es ist krepiert; da liegt es, ganz und gar krepiert
Die Familie entschließt sich noch am selben Tag zu einem gemeinsamen Ausflug ins Grüne, wobei sie ihre Aussichten für die Zukunft besprechen.
1917, zwei Jahre nach ihrem Erscheinen wurde Kafkas 'Verwandlung' von einem anonymen Rezensenten als 'phantasielos und langweilig' bezeichnet. Heute ist sie wahrscheinlich das populärste Werk Kafkas und hat infolgedessen zahlreiche Interpretationsversuche erfahren:
Nach dem Standpunkt der Freudianer fußt Die Verwandlung' auf Kafkas Vaterkomplex und auf einem dem Vater gegenüber lebenslänglich empfundenen Schuldgefühl.
In mythischer Symbolsprache treten Kinder als Ungeziefer auf - das Symbol des
Käfers kennzeichnet das Gefühl der Wertlosigkeit dem Vater gegenüber. Kafka selbst jedoch hielt nicht viel von der Psychoanalyse und nannte sie einen 'hilflosen Irrtum'.
Max Brod, der beste Freund und Herausgeber Kafkas behauptet, sein Schaffen dürfe ausschließlich unter dem Aspekt der Gottesfurcht betrachtet werden.
Hauptmotive:
* die Zahl 3: Die Erzählung besteht aus drei Teilen, zu Gregors Zimmer führen drei Türen, er hat drei Angehörige. Im Verlauf der Erzählung treten drei Dienstboten und drei Mieter mit drei Bärten auf, am Ende schreiben die drei Samsas drei Entschuldigungsbriefe an ihre Arbeitgeber.
* Schlaf: An seine Schwester Felice schreibt Kafka, Die Verwandlung' sei ihm im
Bett eingefallen. Gregor Samsa erwacht als Ungeziefer im Bett. Sein Vater schläft und dämmert meist vor sich hin.
* Essen/Hunger: Als Gregor Samsa keine Hoffnung mehr auf R ckverwandlung mehr hat, i t er fast gar nichts mehr. Wer nicht mehr nützlich ist Gregor ernährte ja seine Familie), schadet nur und muß unschädlich gemacht werden. Auch diese letzte Aufgabe übernimmt Gregor selbst: er verhungert.
Stil:
Auffällig ist, daß Kafkas klarer Stil, seine genaue und formstrenge Aussage in eklatantem Gegensatz zur Alptraumthematik seiner Erzählung steht. Keinerlei dichterische Metaphern schmücken diesen schlicht formulierten Bericht.
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