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Männerbilder in "The Color Purple"
Die folgenden drei Darstellungen der Romanfiguren Mr. ____, Harpo und Samuel sollen anhand von Textbeispielen die Vielschichtigkeit der Charaktere aus Alice Walkers "The Color Purple" aufzeigen. Diese Beschreibungen sind notwendig für ein tieferes Verständnis der Personen und somit des Buches und ermöglichen im Anschluß den Einstieg in eine Diskussion über eventuelle stereotype Rollenverteilungen.
Mr. ____/Albert
Mr. ____/Albert ist in Alice Walkers "The Color Purple" diejenige männliche Romanfigur, an die sich, nach Veröffentlichung des Buches (des Filmes), innerhalb der Black Community der Großteil der Kritik gewendet hat. Hauptkritik ist in diesem Zusammenhang immer wieder die Gewalttätigkeit und Brutalität Mr. ____s gegenüber Frauen gewesen. Im folgenden Abschnitt soll versucht werden, den kontroversen Charakter anhand von Zitaten und Textbeispielen näher vorzustellen.
"Celie, git the belt." (Walker, 1982, 23). Mit diesen Worten schickt Mr. ____ seine Frau den Gürtel holen, mit dem er sie schlagen wird. Seine eigenen Kinder schauen dabei durch die Spalten der Wände zu. Diese menschenverachtende Brutalität Alberts äußert sich an vielen Stellen des Buches. Im Gegensatz zu der filmischen Umsetzung des Romans wird im Buch die Gewalt eher beiläufig von Celie erwähnt. Dadurch verstärkt sich der Eindruck des Lesers, die Gewalt sei etwas alltägliches, viel mehr noch, Celie habe sich schon mit ihr abgefunden. Die Gewaltdarstellung im Buch ist subtiler als im Film, damit aber auch um so erschreckend wirkender für den Leser.
Celie ist jedoch nicht die einzige Person, die von Mr. ____ geschlagen wird. Auch seine erste Frau Annie Julia hat er geschlagen. Dies erzählt Shug Avery Celie in einem Gespräch: "Albert beat her." (Walker, 1982, 127). Sogar Nettie versucht er mit Gewalt zu verführen/vergewaltigen. In einem Brief an ihre Schwester schreibt Nettie: "[] he got down from his horse and started to try to kiss me, and drag me back in the woods." (Walker, 1982, 131).
Die Brutalität Alberts beschränkt sich jedoch nicht nur auf physische Gewalt. Die größte Grausamkeit tut er Celie damit an, Netties Briefe zurückzuhalten. Celie kann zunächst selbst nicht glauben, daß Mr. ____ zu einer solchen Tat fähig ist: "Naw. Mr. ____ mean sometimes, but he not that mean." (Walker, 1982, 124). Anschließend weckt diese Tat in Celie sogar Mordgedanken für Albert (Walker, 1982, 125).
Über Mr. ____s Motivation zu dieser Gewaltbereitschaft auf physischer und psychischer Ebene erfährt der Leser nur beiläufig und unzureichend. Der Grund, die Briefe an Celie zurückzuhalten, liegt in Netties Ablehnung gegenüber Albert. Nettie schreibt an Celie: "He said because of what I´d done I´d never hear from you again, and you would never hear from me." (Walker 1982: 131). Unklarer bleiben die Gründe für die Gewalt an Celie. "Just a slap now and then when he ain´t nothing else to do." (Walker 1982: 115). Diese Aussage Celies läßt darauf schließen, daß Albert seine Frau unmotiviert, aus Frust oder aus Langeweile, schlägt. Da Mr. ____ als Farmer und Landbesitzer recht wohlhabend ist, und somit ein angenehmes Leben zu führen scheint, liegt die Vermutung nahe, daß seine Unzufriedenheit aus der Beziehung zu Shug Avery resultiert. Wie schon in der Inhaltsangabe erwähnt, ist Shug Alberts große Liebe. Daß er sie auch noch liebt, als er schon verheiratet ist, zeigt sich besonders in einem Gespräch mit seinem Vater: "I love Shug Avery. Always have, always will. I should have married her when I had the chance." (Walker 1982: 57). Im Zusammenhang mit Shug Avery zeigt Mr. ____ auch das erste Mal Gefühle: "And a litlle water come to his eyes." (Walker 1982: 50). Nach Shugs überstandener Krankheit äußert Albert gegenüber Celie, daß er Angst gehabt hat: " ,I been scared. Scared.´ And he cover up his eyes with his hands." (Walker 1982: 54). Als Shug Avery ihren Mann vorstellt, ist Mr. ____ sehr niedergeschlagen. "He look like the end of the world." (Walker 1982: 113), bemerkt Celie. Die (unerfüllte) Liebe zu Shug Avery kann durchaus ein Motiv dafür sein, warum es die Frauen (Annie Julia und Celie) bei Albert so schwer haben.
Der Grund, warum Mr. ____ nicht Shug Avery geheiratet hat, liegt in seiner schwachen Persönlichkeit und in der Beziehung zu seinem dominanten Vater. Dies erkennt auch Shug Avery selbst. Über die Gründe, warum Albert sie nicht geheiratet hat, sagt sie: "[] he weak. His daddy told him I´m trash, my mama trash before me. His brother say the same. Albert try to stand up for us, git knock down." (Walker 1982: 127). Auch Alice Walker charakterisiert den Einfluß von Mr. ____s Vater in ihrem Buch "The Same River Twice: Honoring the Difficult" ähnlich: "[Albert] A man whose father has made the most important decisions of his life for him." (Walker 1996: 52). Dennoch versucht Albert immer noch, Shug vor seinem Vater zu verteidigen: "All Shug Avery children got the same daddy. I vouch for that." (Walker 1982: 57).
Interessant ist aber, daß Mr. ____ die Dominanz, die er von seinem Vater erfahren hat, auch auf seinen eigenen Sohn Harpo projiziert. Deutlich wird dies, als er versucht, seinem Sohn, der sich sehr von seinem Vater unterscheidet (siehe Harpo), sein eigenes Rollenverständnis von Mann und Frau aufzuzwingen. In einem Gespräch mit Harpo erzählt Mr ____: "Well how you spect to make her mind? Wives is like children. You have to let´em know who got the upper hand. Nothing can do that better than a good sound beating." (Walker 1982: 37). Dieses Beispiel zeigt noch einmal deutlich die Gewaltbereitschaft Alberts. Darüber hinaus ist diese Textstelle aber auch sehr aussagekräftig bezüglich Mr. ____s Frauenbild. "He´s the kind of person who really thinks women are a seperate species whose feelings are as negligible as those of animals." (Walker 1996: 52), beschreibt Alice Walker Alberts Einstellung zu Frauen in ihrem Buch "The Same River Twice: Honoring the Difficult". Ein weiteres Beispiel für sein negatives Frauenbild ist das Gespräch mit Sofia, in dem Mr. ____ bezweifelt, daß Sofia weiß, wer der Vater ihres Kindes ist: "Young womens no good these days. Got they legs open to every Tom, Dick and Harry." (Walker 1982: 32). Erstaunlich ist jedoch, daß sich Albert gegenüber Shug anders verhält: "He hush then." (Walker 1982: 76).
Ebenfalls bemerkenswert ist die Tatsache, wie engagiert sich Mr. ____ für Sofia einsetzt, als diese in Schwierigkeiten mit dem Bürgermeister gerät: "Us got to do something and be right quick about it." (Walker 1982: 95). Dieses Beispiel zeigt deutlich wie verwurzelt die Vorstellung der Zusammengehörigkeit in der Black Community und bei Mr. ____ sind. Die Tatsache, daß auch Squeak/Mary Agnes, die sich noch zuvor mit Sofia geschlagen hat, hilft, unterstreicht diese Annahme.
"Albert was so funny. He kept me laughing. How come he ain´t funny no more? How come he never hardly laugh? How come he don´t dance?. Good God, Celie, what happened to the man I love?" (Walker 1982: 126). Diese Fragen Shug Averys an Celie sollen nicht nur noch einmal zeigen, was für ein fröhlicher Mensch Albert gewesen sein muß und wie unzufrieden er nun ist, sondern auch dazu überleiten, wie Mr. ____ sich verändert hat und sich immer noch ändern kann. Nachdem Celie ihren Mann verläßt und nach Memphis geht, scheint Albert zunächst zu Grunde zu gehen. "Mr. ____ live like a pig. Shut up in the house so much it stunk. [] Mr. ____ too weak []" (Walker 1982: 231), berichtet Sofia. Doch mit der Hilfe Harpos entwickelt sich Albert zu einem besseren Menschen: "[] Mr. ____ act like he trying to git religion. [] He work real hard too. [] And clean that house just like a woman." (Walker 1982: 229), erfährt Celie von Sofia weiter. Auch Alberts Umgang mit Celie hat sich positiv entwickelt. Seine Gleichgültigkeit gegenüber Celie ist zu Gunsten von Freundlichkeit gewichen und sogar Fehler der Vergangenheit gesteht er ein: "I saw it, just too big a fool to let myself care." (Walker 1982: 260). Mr. ____ gibt Celie sämtliche Briefe von Nettie zurück und in der Verfilmung von Steven Spielberg und Quincy Jones bezahlt er sogar die Einwanderungsgebühren für Celies Kinder, ihrer Schwester und deren Mann Samuel sowie für Tashi. Das erste Mal seit langer Zeit fühlt Mr. ____ auch so etwas wie Zufriedenheit: "[] I´m satisfied this the first time I ever lived on Earth as a natural man. It feel like a new experience." (Walker 1982: 267).
Auch Celie bemerkt Alberts positive Wandlung und vergibt ihm. In einem Brief an Nettie schreibt sie: "After all the evil he done I know you wonder why I don´t hate him." (Walker 1982: 267). Celie entwickelt zu Mr. ____ sogar ein freundschaftliches Verhältnis, das sich vorwiegend in vielen Gesprächen über die Vergangenheit äußert. "I mean when you talk to him now he really listens []", schreibt sie weiter. Die gemeinsame (unerfüllte) Liebe zu Shug Avery scheint Albert und Celie verbunden zu haben.
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß Alice Walker in ihrem Roman "The Color Purple" mit Mr. ____/Albert einen vielschichtigen aber kontroversen Charakter geschaffen hat, der am Ende des Buches seine Fehler der Vergangenheit einsieht und sich zu einem besseren Menschen zu entwickeln scheint. Diese Entwicklung ist sicherlich keine Entschuldigung oder Wiedergutmachung für Mr. ____s begangenen Grausamkeiten, dennoch eine Vision und ein Appell an die Menschlichkeit.
Harpo
Harpo ist Mr. ____s Sohn aus dessen erster Ehe. Er ist völlig verschieden von seinem Vater, nicht nur in körperlicher Hinsicht: "Harpo nearly big as his daddy. He strong in body but weak in will. He scared." (Walker 1982: 29)
Er ist das Opfer der Dominanz seines Vaters, der sein eigenes Frauenbild auf ihn übertragen möchte und Harpo deshalb, als dieser fragt, warum Mr. ____ Celie schlägt (Walker 1982: 23) erklärt, sie sei schließlich seine Frau und außerdem stur.
Der Unterschied Harpos Einstellung zu Frauen und der seines Vaters wird deutlich, als Harpo Celie erzählt, er habe sich verliebt (Walker 1982: 23). Er möchte sie heiraten, nicht weil er jemanden zum Kochen und putzen braucht, sondern weil er sie liebt. Er sieht heiraten nicht als puren Zweck an, sondern als Liebesbeweis.
Als er dann seine große Liebe nicht heiraten darf, weil ihr Vater dagegen ist, reagiert er völlig ,unmännlich' : er bekommt Alpträume (Walker 1982: 30), er ist im Vergleich zu seinem Vater ein sehr sensibler Mensch.
Celie sagt über ihn "Harpo no better at fighting his daddy than me." (Walker 1982: 29), was sich auch bald bestätigt, als seine Freundin Sofia von Mr. ____ beleidigt wird, und Harpo keinen Widerspruch wagt, was Sofia, als sie das Haus verläßt, wiederum dazu bringt, Harpo zu erklären: "Wheen you free, me and the baby be waiting." (Walker 1982: 33)
An dieser Stelle beweist Harpo dann zum ersten Mal Mut und heiratet sie gegen den Willen beider Väter, zieht mit ihr und dem Baby zusammen, mit dem er sehr liebevoll umgeht.
"Yeah, I see now she going to switch the traces on you." (Walker 1982: 36), das ist der Kommentar seines Vaters zu seinem Verhalten. In der Tat ist ein gewisser Rollentausch zwischen Harpo und Sofia zu erkennen, Sofia übernimmt Reparaturarbeiten am Dach des Hauses, läuft in Harpos Hosen herum und zieht Feldarbeit der Hausarbeit vor, im Gegensatz zu Harpo: " he love cooking and cleaning and doing little things around the house." (Walker 1982: 63).
Nichts desto trotz bleibt er seines Vaters Sohn, und anstatt zufrieden zu sein in dieser Beziehung läßt es ihm keine Ruhe, daß Sofia macht, was sie möchte. Harpo hat von seinem Vater gelernt, daß der Mann die Kontrolle haben muß und eben die hat er in seiner Ehe, im Gegensatz zu seinem Vater, nicht. Er fühlt sich von gesellschaftlichen Zwängen getrieben, diese Kontrolle herzustellen.
Als er von seinem Vater gefragt wird, ob er Sofia je geschlagen hat, antwortet er peinlich berührt mit "Naw, suh." (Walker 1982: 37). Celie, selber Opfer der rüden Attacken von Mr. ____, gibt Harpo dann auch noch den Tip, seine Frau zu schlagen, um sie gefügig zu machen. Beim Versuch jedoch, dieses in die Tat umzusetzen, scheitert er kläglich and der körperlichen Überlegenheit Sofias, was er jedoch nicht eingestehen mag und seine Verletzungen mit fadenscheinigen Entschuldigungen erklärt: "Oh, me and that mule. She fractious, you know. She went crazy in the field the other day. By time I got her head for home, I walked smack dab into the crib door. Hit my eye and scratch my chin. Then when that storm come up last night I shet the window down on my hand." (Walker 1982: 38).
Dieses Ereignis ist von entscheidender Bedeutung für die Ehe Sofias und Harpos, der aufgrund der Niederlage anfängt, sich mit Essen vollzustopfen um Masse zuzulegen, damit er gegen seine Frau bestehen kann. Sofia hingegen beginnt, sich von Harpo zu distanzieren. Beschleunigt wird diese emotionale Entfernung dadurch, daß er weiterhin versucht, sie zu schlagen. Es bleibt jedoch dabei, Harpo kann nicht gegen Sofia bestehen: "'What happened to your eyes?' [] ,Sofia'" (Walker 1982: 64).
Sofia verliert schließlich das Interesse an Harpo und verläßt ihn mit den Kindern. "I'm gitting tired of Harpo, she say. All he think about since us married is how to make me mind. He don't want a wife, he want a dog." (Walker 1982: 68).
Harpo seinerseits hält sie nicht auf, anscheinend fällt ihm auch nicht ein, wie er Sofia zum bleiben bewegen könnte. Vielleicht ist er sich seiner Fehler bewußt, leid tut ihm Sofias Aufbruch aber sicher: "He look out toward the creek every once in a while and whistle a little tune. But it nothing compared to the way he usually whistle. His whistle sound like it lost way down in jar, and the jar in the bottom of the creek.". Nach einem letzten Windelwechsel bei ihrem Baby benutzt er dann dessen alte Windel, um sich die Augen zu wischen (Walker 1982: 71/72).
Ein halbes Jahr nach Sofias Abreise eröffnet Harpo, in neu erwachtem Geschäftssinn, zusammen mit seinem Freund Swain eine Kneipe, für die er sein und Sofias altes Wohnhaus umbaut. Es sieht so aus, als schließe er völlig mit seiner Ehe ab, beseitige die Scherben.
Seine neue Freundin, die er wenig respektvoll Squeak ("Quietsch") nennt, repräsentiert genau die Eigenschaften, die er an Sofia immer vermißt hat: sie gibt keine Widerworte und tut immer das, was er von ihr verlangt.
Als Sofia jedoch eines Tages mit ihrem neuen Freund in der Kneipe auftaucht, geht Harpo sofort auf sie zu und macht ihr Vorwürfe, daß sie nicht mit den Kindern zu Hause ist, sondern in einer Kneipe: "It just a scandless, a woman with five children hanging out in a jukejoint at night." (Walker 1982: 86). Als Squeak sich bei Harpo beschwert, daß er mit Sofia tanzt und diese daraufhin gehen will, macht Harpo deutlich, was er wirklich denkt und wie er zu Sofia steht. "You don't have to go nowhere. Hell, this your house" (Walker 1982: 87).
Er nimmt auch regen Anteil, als Sofia kurz danach in der Stadt verhaftet wird, weil sie die Frau des Bürgermeisters geschlagen hat.
Gegen Ende der Geschichte leben die beiden dann wieder zusammen, Squeak hat Harpo inzwischen verlassen, um Karriere als Sängerin zu machen: Sofia empfindet wieder etwas für ihn, als er den menschlichen Besserungsprozeß seines Vaters, Mr. ____, einleitet. Letzterer war, nachdem Celie ihn verlassen hatte, völlig verwahrlost und emotional abgestumpft.
"[] Harpo force his way in. Clean the house, got food. Give his daddy a bath. [] Harpo went up there plenty nights to sleep with him. [] Well, one night I walked up to tell Harpo something - and the two of them was just laying there on the bed fast asleep. Harpo holding his daddy in his arms." (Walker 1982: 231).
Harpo hat also mit seinem ,unmännlichen' Verhalten seinem Vater das Leben gerettet, aus Liebe zu seinem Vater, wegen dessen aufgezwungener Weltanschauung er einst seine Frau verloren hatte.
Harpo und Sofia haben wieder zu ihrer alten Lebensweise gefunden, diesmal jedoch ohne daß Harpo das Gefühl hat, Sofia kontrollieren zu müssen: Sofia führt Celies Laden, während Harpo die am und in ihrem neuen Haus übernimmt.
Donna Haisty Winchell schreibt in ihrem 1992 bei Twayne Publishers erschienenem Buch "Alice Walker", bei Harpo und Sofia sei eine Verkehrung der Geschlechterrollen zu beobachten. Ich denke auch, daß Harpo Walkers Beispiel dafür ist, daß das Eurozentrische Geschlechtermodell (der Mann steht über der Frau) sowie die stereotypische Rollenverteilung Mann = Feldarbeit und Frau = Hausarbeit nicht etwas angeborenes ist, das völlig selbstverständlich in jeder Frau und jedem Mann von Geburt an gespeichert ist.
Harpo und Sofia beweisen im Buch das Gegenteil. Ihr Problem ist, daß die Gesellschaft, in diesem Fall Harpos Vater - und durch seine Erziehung auch Harpo selber - ein stereotypisches männliches Verhalten erwartet.
Harpo empfindet sich selber als unmännlich, weil seine Frau nicht immer das tut, was er gerade verlangt. Ihn stören gar nicht Hausarbeit und die Versorgung des Kindes, lediglich die Sticheleien seines Vaters lassen ihn nach und nach glauben, daß es für einen Mann nicht in Ordnung ist, so etwas zu tun.
Am Ende des Buches ist es ihm dann gleichgültig, ob die Rollenverteilung das Klischee erfüllt, ihm liegt nur noch daran, daß er und Sofia glücklich sind: "What I'm gon mind for ? It seem to make her happy. And I can take care of anything come up at home." (Walker 1982: 288).
Samuel
Die Romanfigur Samuel steht im deutlichsten Gegensatz zu den anderen Charakteren aus "The Color Purple" und entspricht in keinem Punkt dem aggressiven, frauenfeindlichen und antiemanzipatorischen Männerbild.
Samuel wird als Charakter erst in der Mitte des Buches eingeführt und hat keinerlei Einfluß auf die Entwicklung Celies. Er kann deshalb mit Sicherheit auch als wirkliches Gegenbild zum Prototypen des oben genannten Männerbildes gesehen werden.
Seine Frau Corinne und Samuel, ein Prediger, der Missionar bei den amerikanischen Ureinwohnern war, nehmen Celies Kinder auf, die von ihrem Stiefvater, einem alten Weggefährten Samuels, in seine Obhut gegeben werden.
Als später dann Nettie bei den beiden um Aufnahme bittet, lassen Samuel und Corinne auch sie ein und nehmen sie in die Familie auf. Bereits hier zeigt sich seine Warmherzigkeit und Nächstenliebe.
Nettie beschreibt ihn als großen, tiefschwarzen und obendrein, abgesehen von seinem Kragen, ständig schwarz gekleideten Mann. Aufgrund dieses äußeren Erscheinungsbildes hat sie zu Beginn auch etwas Angst vor ihm. "Until you see his eyes you think he's somber, even mean" (Walker 1982: 144). Seine Augen sind jedoch freundlich und verständnisvoll, ebenso wie sein Verhalten, "he never says anything from the top off his head and he's never out to dampen your spirit or to hurt" (Walker 1982: 144).
In ihrem Buch "The Same River Twice" beschreibt Alice Walker Samuels Art wie folgt:
"He is a 'touching' person and a natural comforter. With Samuel women feel no need to appear other than themselves because they sense he is at least capable of loving them as they are. [] Though Nettie claimed she never thought of him ,as a man' before he cried in her arms, he is the kind of man women have fantasies about (erotic rather than pornographic) because the woman he is with generally seems so contented. He is a vulnerable man, capable of tears, of being wrong, of admitting failure. In this he is a success as a human being, as well as a success with women who desire a man who is humanlike themselves." (Walker 1996: 53). Samuel scheint also fast perfekt, lediglich mit kleinen menschlichen Makeln behaftet. Dieser Mann hätte nicht in Celies Umfeld gepaßt, darum erscheint er wohl auch nur im Nebenstrang der Geschichte, in Afrika, dem Kontinent, den so viele aus der Black Community als ideale Heimat ansehen (auch wenn das in Walkers Romanen nicht so ist).
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