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Oscar Wilde
Das Bildnis des
Dorian Gray
Autor
Oscar Wilde, geboren am 1 . Oktober 18 4 in Dublin als Sohn eines Arztes und einer Schriftstellerin, lebte nach Studien in Dublin und Oxford von 18 9 an in London, wo er bald in den Ruf eines Dandy und Exzentrikers kam. 1 84 heiratete er Constance Lloyd. 895, auf dem H hepunkt seines Erfolges, verfa te er eine Schmähschrift gegen Lord Douglas, den Marquis von Queensberry, der ihn daraufhin wegen sexueller Perversität anklagte. Wilde wurde zu zwei Jahre Zuchthaus verurteilt und damit gesellschaftlich und finanziell ruiniert. Nach seiner Entlassung lebte er, von Freunden unterstützt, unter dem Pseudonym Sebastian Melmoth in Paris. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in bescheidenen Verhältnissen, dem Alkohol verfallen. Er starb am 30. November 1 00. Wilde war mit seinem l'art pour-l'art-Kunstprogramm f hrender Vertreter des Asthetizismus in England.
Wichtige Werke: Das Gespenst von Canterville, Der glückliche Prinz, Das Bildnis des Dorian Gray, Lady Windermeres Fächer, Salome und viele Gedichte
Analyse, Aufbau, Sprache
Der Roman "Das Bildnis des Dorian Gray" spielt im London des ausgehenden 19. Jahrhunderts, dem sogenannten "fin de siècle". Die Handlung des Romans geht über 20 Jahre. Der Roman ist in 20
Kapitel unterteilt und wird durch eine Vorrede des Autors eingeleitet. In dieser Vorrede geht es um
Kunst und Künstler und um die Beziehungen der Kunst zur Natur.
Die Sprache des Romans ist sehr kunstvoll, jedoch realistisch. Oscar Wilde verwendete viele
Aphorismen (Aphorismus = schlagkräftig formulierter Denkspruch in Prosa) und Sentenzen Sentenz
= treffend formulierter Ausspruch, hnlich dem Aphorismus, jedoch meist in Versform). Die Figuren (va. Lord Henry) drücken sich auch durch Paradoxa aus (Paradoxon = Widerspruch, der doch einen Sinn ergibt). Wilde verwendete die indirekte sowie die direkte Rede und verstand die Kunst, pointierte Dialoge zu schreiben. Eine genaue Beschreibung der Umgebung und die Liebe zum Detail ermöglichen es dem Leser, sich in das London der damaligen Zeit zu versetzen. Es wurden auch viele Fremdwörter verwendet, die jedoch die Verständlichkeit des Romans nicht beeintr chtigen.
Charakteristik
Dorian Gray ist die Titelfigur des Romans. Dorian ist ein junger, äußerst hübscher und bezaubernder Dandy. Er ist bei allen beliebt und gern gesehener Gast der Londoner High Society. Er ist sehr naiv und beeinflu bar und lä t sich von Lord Henry zum Hedonismus verleiten. Er hält sich selbst für unfehlbar und schiebt die Schuld immer anderen zu. Er ist egoistisch und eitel und wünscht sich, daß seine Jugend und seine Sch nheit für immer erhalten blieben. Er will das Geheimnis um seine ewige Jugend mit allen Mitteln bewahren und begeht dafür sogar einen Mord. Er versucht aus Verzweiflung seine Seele noch zu retten, doch er spielt sich selbst etwas vor.
Lord Henry Wotton ist ein pessimistischer Zyniker und guter Redner der in dem leicht formbaren Dorian ein Versuchsobjekt sieht. Es ist Hedonist und verleitet Dorian mit seinen Theorien und Ansichten.
Basil Hallward ist ein Künstler, der in Dorian seine Muse sieht. Er vergöttert Dorian und seine jugendliche Schönheit. Er ist eifersüchtig auf alle, die etwas mit Dorian zu tun haben. Später distanziert der Maler sich von Dorian und ist schockiert ber dessen wahres Ich.
Sibyl Vane ist eine junge Schauspielerin. Sie ist sehr naiv und lebt für die Kunst der Schauspielerei. Sie verliebt sich in Dorian und erkennt, daß ihr die Liebe mehr bedeutet als die Kunst. Als sie die Liebe ihres Lebens verliert bringt sie sich vor Verzweiflung um. Sie ist der Auslöser für die ersten Veränderungen an Dorians Seele.
Inhalt
Der Maler Basil Hallward malt ein lebensgroßes Portrait von Dorian Gray, den er als Verkörperung seiner Kunstvorstellung ansieht. Basil erz hlt seinem alten Freund Lord Henry von Dorian, möchte jedoch nicht, daß die beiden sich kennenlernen. Doch ein Zusammentreffen der beiden ist unvermeidlich. Während Dorian dem Maler Modell sitzt offenbart Lord Henry seine Theorien über das Leben und die Jugend. Dorian ist sehr verwirrt und wird f r Lord Henry als "psychologisches Experiment" immer interessanter. Basil vollendet das Bild und Dorian ist von seiner eigenen Schönheit überwältigt. Er wünscht sich, daß das Bild altert und er jung bleibt. Basil will das Bild nicht ausstellen und schenkt es Dorian.
Von nun an verbringen Dorian und Henry viel Zeit miteinander und werden zu guten Freunden. Dorian verlobt sich mit einer jungen Schauspielerin, Sibyl Vane. Sie enttäuscht ihn, indem sie die Liebe über die Kunst der Schauspielerei stellt, und Dorian verläßt sie. Er bereut seinen Entschluß doch es ist zu spät, Sibyl hat sich vergiftet. Da entdeckt Dorian plötzlich eine Veränderung des Bildes, der Gesichtsausdruck seines gemalten Pendants hat sich verändert. Als er weitere Veränderungen entdeckt, versteckt er das Bild auf dem verstaubten Dachboden.
Jahre vergehen, in denen Dorian jung und schön bleibt, während das Bild, als Spiegel seiner Seele, altert und die Zeichen seiner Sünden trägt. Dorian wird vielen unheimlich und es entstehen zahlreiche Gerüchte über ihn. Basil spricht ihn eines Tages auf all diese Gerüchte an und meint, daß er Dorian gar nicht kennt, da er nicht in seine Seele sehen kann. Dorian bietet ihm an, seine Seele zu sehen und zeigt ihm das Bild. Er macht Basil dafür verantwortlich, daß das Bild ihn zerstört hat. Dorian ersticht Basil und zwingt einen befreundeten Chemiker, die Leiche zu beseitigen. Basil gilt seither als vermißt.
Durch Zufall trifft Dorian auf James Vane, den Bruder von Sibyl, der Rache f r seine Schwester geschworen hat und Dorian t ten will. Doch Dorian entkommt James und dieser stirbt bei einem Jagdunfall.
Dorian glaubt, alle seine Sorgen los zu sein, doch die Vergangenheit läßt ihn nicht los. Er kann das Spiegelbild seiner Seele nicht mehr ertragen und will es mit einem Messer zerstören. Man hört einen Schrei vom Dachboden und findet einen alten, runzeligen, h lichen Mann vor dem Bildnis des schönen, jungen Dorian Gray. Erst bei genauerer Untersuchung des Schmuckes, erkennt man, wer der Tote ist.
Interpretation
Oscar Wilde war Vertreter des Asthetizismus. Der Asthetizismus beschreibt eine Lebenshaltung, die vorwiegend am Sch nen bzw. an der Kunst interessiert ist. In dem Roman "Das Bildnis des Dorian Gray" geht es also vor allem um die Kunst und die Schönheit, die durch Dorian selbst und seine unvergängliche Jugend verkörpert wird.
Wilde stellte auch das Dandytum seiner Zeit dar. "Das Bildnis des Dorian Gray" ist ein Spiegel der Gesellschaft. Die jugendliche Schönheit ist das Wichtigste, kein Preis zu hoch dafür. Als Dorian Gray bemerkt, daß sich sein Bildnis verändert und für ihn die Zeichen seiner S nden trägt ist ihm das egal, solange er dafür jung und schön bleibt. Denn nichts ist so wertvoll wie die ewige Jugend. Er möchte sein wahres Ich, seine Seele nicht länger sehen und versteckt sich davor bzw. versteckt das Bild. Doch
niemand kann sich selbst lange etwas vorspielen. So kann auch Dorian Gray nicht länger damit leben, daß seine Seele verdorben ist. Er will all dem ein Ende bereiten, indem er das Bild zu zerstören versucht. Doch da das Bild seine wahre Identität darstellt, zerstört er sich selbst. "Das Bildnis des Dorian Gray" zeigt also, daß man sich und der Gesellschaft zwar etwas vorspielen kann, daß man aber schließlich daran zugrunde geht, weil man, früher oder später, von der Vergangenheit eingeholt wird.
Oscar Wilde stellt auch das Doppelleben dar, das ihm später selbst zum Verhängnis wurde. Während Dorian Gray sich äußerlich nicht zu verändern scheint, bleiben seine Taten doch nicht ohne Folgen. Nach außen hin scheint er tugendhaft, unschuldig, schön und rein, doch innerlich, verkörpert durch das Bild, verfällt er immer mehr. Schließlich wird er dieses Doppellebens überdrüssig und vernichtet seine Seele und damit auch sich selbst.
Zitate von Oscar Wilde ("Das Bildnis des Dorian
Gray" Vorrede)
Der Künstler ist der Schöpfer schöner Dinge.
Kunst offenbaren, den Künstler verbergen, ist das Ziel der Kunst.
Man kann einem Menschen verzeihen, daß er etwas Nützliches schafft, solang er nicht verlangt, daß man seine Arbeit bewundert. Die einzige Entschuldigung f r den, der etwas Nutzloses tut, liegt darin, daß man seine Schöpfung inbrünstig bewundert.
Alle Kunst ist gänzlich nutzlos.
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