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Referat Schluss mit "Schwesterchen"

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Schluss mit "Schwesterchen"


Am Anfang war der Glaube


Arzten und Schwestern werden heutzutage unterschiedliche Aufgaben zugeteilt und zugewiesen. Natürlich ist auch ihre Ausbildung vollkommen anders, da Arzte studieren und Fachkrankenpflegepersonal  eine Ausbildung machen.

Betrachtet man aber den geschichtlichen Hintergrund, der die beiden Berufe zu dem machte, was sie heute sind, so fällt auf, dass beide Berufe ansatzweise einen ähnlichen Ursprung haben. (1)

Analog zur Krankenpflege ist auch die frühe medizinische Tätigkeit an Religion und Glauben gebunden gewesen. So lag beispielsweise die Ausübung der Medizin bei Hochkulturen in den Händen der Priester. Erst 400 Jahre vor unserer Zeitrechnung passierte es, dass ein Grieche die Vielfalt der ausübenden medizinischen Ansätze zu einer Gemeinschaft zusammen schwor: Der Eid des Hippokrates entstand der seit 1948 vom Weltärztebund angenommen ist. (1)

Eine Aufteilung der Medizin in viele verschiedene Teilgebiete zu Beginn des 19. , vor allem aber im 20. Jahrhundert, sowie die rasanten wissenschaftlichen Erkenntnisse, die Technisierung und zuletzt ihre Organisation in Gremien wie der Arztekammer, oder der Nordbadischen Kassenvereinigung machen verständlich warum die Medizin heute einen so

hohen Ethos hat. (1)

Zur Entwicklung der Krankenpflege und Ihrem Berufsstand


Die Geschichte der Krankenpflege geht mit weitaus weniger Glorie einher, wie die der Medizin. (1)

Zum einen war Krankenpflege jahrhundertlang ein originärer Aufgabenbereich der Familie, was auch heute noch den Wissenstand einiger verantwortlicher Politiker bildet.

So erwiderte die frisch eingeführte Bundesgesundheitsministerin der CDU, nach gewonnener Wahl 1988 auf die Forderung der Pflegenden nach mehr Personal und Gehalt, dass dann wohl noch mehr Kaffee getrunken werden könne. Eine Außerung die von der Unwissenheit mancher Politiker zeugt, wenn es um das Aufgabenfeld der heutigen Pflege geht.(1)

Weiter war die Pflege lange Zeit eng mit der Kirche verbunden. In diesen kirchlichen Einrichtungen, waren Nonnen diejenigen, die das Sagen hatten, Arzte kamen nur zur Visite vorbei, hielten sich sonst von diesen Einrichtungen fern und hatten daher auch keinen Einfluss auf deren Leitung.

Jedoch sollte dies nicht von langer Dauer sein, denn bereits um 1900 nisteten sich Arzte in der Leitung von Krankenhäusern ein.

Betrachtet man die Reihe von Fähigkeiten und den Schulabschluss den man nicht nur heute, sondern auch damals brauchte um Mediziner zu werden, so waren die Anforderungen an Menschen die in die Krankenpflege wollten recht simpel.

So schrieb 1854 Carl Emil Gedike in seinen "Notwendige Eigenschaften zur Krankenwarte", in "Paragraph 19: Nicht abschreckendes Außeres,

zu einem abschreckenden Außeren des Krankenwärters gehören besonders Verlust der Nase, eingewurzelte Gesichtsausschläge, kreischende, heißere Stimme, widerwärtiger Geruch des Mundes oder der Füße. (1)

Jedoch schritt die Entwicklung heran, in der Pflegekräfte immer mehr von der Leitung entfernt wurden, und immer weiter in eine selbstaufopfernde, gehorsame und untergebene Rolle gesteckt wurden, - bis heute hat sich daran nichts geändert.

2. Die heutige Zusammenarbeit - Nebeneinander oder miteinander?


Stellen wir uns heute eine halbwegs durchschnittliche Station vor: Ein Pflegeteam, ein Stationsarzt, Assistenzärzte, Hilfskräfte, Patienten

Wie mag wohl unser Stationsalltag der Zukunft aussehen? Überspitzt gesagt vielleicht so: gut und straff durchorganisiert und hierarchisch geordnet, lebt man so miteinander. Arzte ärgern sich über das Pflegepersonal, das Pflegepersonal ärgert sich über Arzte, und das tagein und tagaus - H A L T !!!!

Soll das etwa unsere Zukunft sein, sollen wir etwa alle als frustrierte Hilfskräfte und Apostel der Nächstenliebe enden? Ist es nicht an der Zeit das sich die Pflege endlich durchsetzt, zeigt was sie kann, ihre Forderungen klar und deutlich ausspricht?

Aber um das zu erreichen, müssen wir uns mit unserem heutigen Arbeitstag auseinander setzen und unsere Fehler und die der Arzte analysieren.

2.1 Der Alltag der Pflege

Fragt man nach Worten, die Menschen mit dem Krankenhaus in Verbindung bringen, so fallen Worte wie: Nächstenliebe, Humanität und viele mehr die alle etwas mit Helfen und Nächstenliebe zu tun haben.

Humanität, ein schönes Wort, mit dem sich auch das Krankenhaus in Verbindung bringt, es möchte als eine humane Institution erscheinen. Nur gibt es da ein Problem, es verwirklicht seine Anliegen innerhalb inhumaner Zusammenhänge. Ein System wie das Krankenhaus hat seine eigene Dynamik und diejenigen, die in einem solchen System arbeiten, tragen bewusst und unbewusst dazu bei, diese Dynamik aufrechtzuerhalten. Aber es ist ein krankes und krankmachendes System, dass auf einer zutiefst gestörten Kommunikation zwischen Arzten und Pflegepersonal basiert. (5)

Sicherlich kommt nun die Frage, warum dieses System funktioniert, wenn es so gestört ist?

Es funktioniert, weil Tabus vorhanden sind, weil auf Seiten des Pflegepersonals falscher Respekt gegenüber Arzten herrscht, und weil wir vielleicht selbst zu bequem sind um für unsere Belange einzustehen.

Frust, der sich auf Seiten des Pflegepersonals aufstaut, wird über destruktive Verhaltensweisen bekämpft:

Anpassung bis zur fast devoten Akzeptanz der Arzte

Abgrenzung gegenüber den Arzten

Abwertung aller Arzte

Verweigerung von Hilfestellung und Assistenz

Überhören, Vergessen oder Verschlampen von Anordnungen

Verdeckte Widerstandshandlungen bis hin zum Boykott

Dienst nach Vorschrift

Reduzierte Kommunikation (5)

Wenn man mit diesen Problemen ständig, Tag für Tag belastet ist, verliert man irgendwann den Blick für das wesentliche, was in unserem Beruf der Patient ist und immer sein wird.

Dieses Spiel endet genau dann, wenn auf einmal aufgrund dieser Probleme das Wohl des Patienten gefährdet ist, wie es von einem Schüler berichtet wurde:

Einem Patient der unter einer COPD litt, wurde von einem jungen Assistenzarzt eine BGA entnommen. Dieser Arzt hatte auf der Station ein geringes Ansehen, da er überall seinen Abfall liegen ließ, darüber hinaus nach Ansicht des übrigen Personals die Patienten schlecht versorgte. Als der Schüler von der Intensivstation mit dem Ergebnis kam und die pO2-Sättigung nur bei 71% lag, teilte er dies sofort der zuständigen Schwester mit. Er ging davon aus, dass diese gleich den zuständigen Arzt rufen würde. Statt dessen meinte sie nur, wenn der so was abnimmt soll er sich auch um den Befund kümmern, dass der Patient allerdings unter erheblichen Atembeschwerden litt interessierte sie wenig.

3.0 Auf der Suche nach Erklärungen

Warum und woher stammen solche Verhaltensweisen?  Es sind genau drei große Säulen, auf denen sich diese Probleme stützen:

das geringe gesellschaftliche Ansehen

Ignoranz der eigenen Proffesur auf Seiten der Arzte

Fehlende Pflegekompetenz

3.1 Geringes gesellschaftliches Ansehen

Unser geschichtlicher Rückblick hat deutlich gemacht, was unser Berufsbild nachhaltig geprägt hat. Jedoch dürfen wir die Gründe für das geringe gesellschaftliche Ansehen nicht nur in der Vergangenheit suchen.

Die Verantwortung für eine Verbesserung des Ansehens liegt immer bei der jeweiligen Pflegekraft selbst.

Natürlich wird unser Berufsbild auch stark durch Medien beeinflusst, die in den Köpfen der Menschen ein völlig falsches Bild entstehen lassen. Dies beginnt mit den beliebten Arztromanen in denen der gutaussehende Arzt immer die blonde, vollbusige und etwas naive Krankenschwester heiratet. Jedoch ist es nicht immer so, es gibt ohne weiteres fachlich sehr kompetente Arzte und Schwestern, genauso gibt es aber auch das Gegenteil und das wird nie gezeigt.

Was wäre Deutschland ohne Professor Brinkmann, Schwester Stefanie und St. Angela. Serien, die den Menschen unseren Beruf nahe bringen wollen, vielleicht auch sollen und nicht können.

Würden diese Serien wenigstens ansatzweise etwas Wahres vermitteln oder zeigen, was eigentlich bei unserer Arbeit im Vordergrund steht, nämlich der Patient, wären diese Serien vielleicht noch erträglich. Anstelle dessen wird über Beziehungen berichtet, Liebeleien, Schwestern die in ihrem Job die Selbstverwirklichung suchen, sich über alle Vorschriften hinwegsetzten und anschließend noch gelobt werden. Diese erwähnten Liebeleien gibt es ohne weiteres im Krankenhaus, aber was wirklich unseren Beruf ausmacht, der Mensch gerät ganz in den Hintergrund. Genauso die abstrusen Dienstwege, bei denen eine Schwesternschülerin von einem Chefarzt einfach so gekündigt bekommt und zwei Tage später wieder arbeiten darf. Dies sind nur ein paar der Gründe die zu unserem schlechten Bild in der Öffentlichkeit beitragen.

3.2 Ignoranz auf Seiten der Arzte

Ein weitaus größerer und traurigerer Faktor, ist die Ignoranz des pflegerischen Handelns auf Seiten der Arzte. Fragt man Arzte, was sie sich von Pflegekräften wünschen, so hört man recht häufig, dass sie sich einen Partner an ihrer Seite wünschen. Aber unter einem Partner, versteht man eine gleichberechtigte, selbstständige und unterstützende Kraft - nicht eine billige Hilfskraft.

Das wir als solche gesehen werden ist komisch, sind doch unsere Aufgaben, in ähnlicher Weise niedergeschrieben wie die der Arzte.

Bundesärztekammer 1988: Aufgabe des Arztes ist es Leben zu erhalten, die Gesundheit zu schützen und wiederherzustellen sowie Leiden zu lindern. Der Arzt übt seinen Beruf nach den Geboten der Menschlichkeit aus. ( §1 Abs.2)

Ahnlich der Weltbund der Krankenschwestern und Krankenpflegern ( 1973 ):

Die Krankenschwester hat vier grundlegende Aufgaben: Gesundheit zu fördern, Krankheit zu verhüten, Gesundheit wiederherzustellen, Leiden zu lindern. Zur Pflege gehört die Achtung vor dem Leben, vor der Würde und den Grundrechten des Menschen. ( 4 )

Aus Interviews mit verschiedenen Chefärzten ging hervor, dass heute sehr oft von den heutigen Arzten, diese Oberschwester von einst, die immer da war und die jungen Arzte bei der Hand nahm, ihnen alles Nötige beibrachte und auch mal schimpfte, wenn es nötig war, über alles Bescheid wusste und für Ordnung sorgte, vermisst wird.

Da diese Erwartungen auch heute noch an das pflegerische Personal gestellt wird, ist fast anzunehmen, dass Arzte sich heutzutage nicht mehr für ihren Nachwuchs zuständig fühlen, oder so ausgedrückt, sie nicht mehr "erziehen" wollen.

Die Einsicht ärztlicher Mitarbeiter, die eigenverursachte Unordnung selbst zu beseitigen, wäre ein erster Schritt einer Besserung in Richtung der beidseits gewünschten Partnerschaft. Von benutzten Instrumenten oder Kanülen, die nach Gebrauch einfach im Bett liegengelassen werden, "bis die Schwestern das wegräumen", oder vom ungefragten sich bedienen vom Frühstückstisch, wobei anschließend das benutzte Besteck selbstverständlich auch noch liegen bleibt, gibt es ein weites Übungsfeld für viele Mediziner, diesen Zustand zu verbessern. Dass nur Krankenpflegekräfte für Ordnung, Qualität, Wirtschaftlichkeit und Humanität im Klinikum verantwortlich sein sollen, dürfte zwar nicht sein, entspricht aber weitgehend dem erlebten Klinikbetrieb ( Wegenast 1995, Seite 24). (7)

Einer der Gründe für dieses sich bedienen lassen auf Seiten der Arzte, dürfte wohl in der Tatsache zu suchen sein, dass Arzte und Pflegekräfte, Angehörige nicht nur unterschiedlicher Berufe sind, sondern auch unterschiedlicher Kulturen, ihr Denken, Handeln und Fühlen folgt unterschiedlichen Deutungen, Werten und Bindungen. Pflegende haben eine ganz andere Auffassung von ihrer Arbeit, sie wollen Menschen in Krisensituationen beistehen und helfen. Sie möchten Menschen helfen, ihren Zustand zu akzeptieren, möchten als Berater in verschiedenen Lebenssituationen eintreten. Sie sehen bei ihrer Arbeit einen Menschen vor sich. Arzte können hingegen genauso sozial denken und handeln, jedoch unter einem anderen Deckmantel. Für sie ist es wichtig, dass dieses Organsystem funktioniert und dessen Funktion auch aufrecht erhalten werden kann. Arzte im stationären Bereich ziehen sich fast immer auf das zurück, was sie als den " harten Kern " ihrer klinischen Arbeit ansehen: Notfallbekämpfung und Kontrolle pathogener Prozesse. Den eigentlichen und wahren, harten Kern helfender Berufe wie: Schmerzlinderung, Gefühlsregulierung, Beratung, Lebensorientierung etc. überlassen sie vor allem den Pflegepersonal sowie den Angehörigen der Patienten. (7)

3.3 Pflegekompetenz !?

Pflegekompetenz, ein tolles Wort, in dem viel steckt, viel gutes und viel schlechtes. Was ist eigentlich Pflegekompetenz? Ein Wort das jemand erfand, weil es sich toll und pompös anhört? Nein, es ist ein Wort, dass die Qualität der Pflege, die eine Pflegeperson betreibt beurteilt und bewertet.

Die Pflegekompetenz in Deutschland lässt nach verschiedenen Meinungen bei den meisten Pflegekräften zu wünschen übrig.

Kompetenz bezieht sich nicht nur auf Dinge wie jemand lagert oder wäscht, nein Kompetenz, oder genauer gesagt Pflegekompetenz, bezieht sich auf alles, auch körperliche und seelische Pflege.

An zwei Beispielen soll gezeigt werden, wie dringend es ist, in Deutschland mehr Pflegekompetenz zu fordern und deren Entstehung zu fördern.

Frau Schäfer:

Frau Schäfer ist 30 Jahre alt und ihr wurde die Gebärmutter entfernt, obwohl die Patientin noch einen Kinderwunsch hatte, entschied sie sich für diese OP, da sie unter einem stark blutenden Uterus myomatosus litt.

Am ersten postoperativen Tag wird Frau Schäfer von einer Schülerin des dritten Lehrjahres und einem PA versorgt. Als die Schülerin die Patienten bat zum Betten machen aufzustehen, klagt diese über so heftige Schmerzen, dass der PA die Prüfung abbricht. Die Schülerin bittet die Stationsleitung um ein Schmerzmittel für die Patientin, um Ihre Prüfung fortsetzen zu können. Diese verweigert dass, da die Patientin einen niederen Blutdruck hat, und alle Schmerzmittel kreislaufbelastend wären. Jedoch fragt sie nicht die Arztin, nach einer Möglichkeit der Schmerztherapie. Am nächsten Tag erzählt die Schülerin, dass die Patientin, dann am Nachmittag zu dieser Mobilisation regelrecht vergewaltigt wurde, ohne Rücksicht auf ihre Schmerzen zu nehmen. ( 6)

Schaut man weiter, zum Beispiel auf internistische Stationen, ist die Inkompetenz mancher Pflegenden erschreckend.

Hier wird ohne Rücksicht auf Verluste gewaschen, eingecremt und mindestens 3x täglich Blutdruck gemessen. Jedoch ist die Krönung, dann die mindestens 2x tägliche Pneumonieprophylaxe, die folgendermaßen aussieht: Herr Maier, es wird jetzt mal kalt - dann wird Herrn Maier schnell etwas Pinimenthol auf den Rücken geknallt, er wird zum durchatmen aufgefordert und fertig. Jegliche weitere Maßnahmen, die zur Prophylaxe oder Therapie bei einer Pneumonie möglich wären, werden vollkommen außer acht gelassen, denn  wir dürfen nicht vergessen, wir haben für so was keine Zeit.

Diese beiden Beispiele, zeigen deutlich was vielen Pflegekräften fehlt. Es fehlt ihnen an Empathie, der Kunst des sich in andere hineinversetzten zu können. Gerade Fachpersonal, das weiß, wie operiert wird, usw. sollte doch bestens Bescheid wissen mit was für Schmerzen die Patienten die ersten Tage nach der OP zu rechnen hat. Zum zweiten fehlt es hier an der notwendigen Kompetenz, da die Patientin in Beispiel 1, bestimmt schon bei der Aufnahme einen niederen Blutdruck gehabt hatte, hätte man sich frühzeitig um ein geeignetes Schmerzmittel kümmern sollen und müssen.

Der dritte Punkt, ist die traurige Erkenntnis, dass leider viele Schwestern und Pfleger rein ablauforientiert handeln und pflegen. Traurig ist das deshalb, weil dieses Denken und dieser Pflegestil auf dem Modell der multidimensionalen Patientenorientierung nach WITTNEBEN 1997 die unterste Stufe darstellt.

Diese beiden abschreckenden Beispiele, spiegeln leider den Alltag vieler Kliniken wieder. Wenn man diese Beispiele liest, bekommt man weitere Antworten auf unsere Stellung in der Gesellschaft. Und irgendwo wird auch verständlich warum wir bei Arzten manchmal eine so schlechte Stellung haben, den vor inkompetentem Personal, haben manchmal selbst Kollegen aus den eigenen Reihen keinen Respekt, wie sollen dies dann erst Arzte haben??

3.4 Aus der Sicht der Arzte

Aus ärztlicher Sicht hat sich in letzen Jahren doch einiges geändert und das zum positiven hin.

Noch 1967 bestand Übereinstimmung drin, dass das Verhältnis zwischen Arzten und Schwestern von Hierarchie geprägt wurde. Früher war es so, dass Schwestern passiv blieben, sie hielten sich mit Außerungen über die Verordnungen zurück und führten diese einfach nach bestem Gewissen aus.

Auch wurde das Verhältnis von dem gesellschaftlich anerkannten Mann-Frau-Verhältnis geprägt. Bereits bei der Ausbildung brachte man den Schülerinnen dieses Rollenspiel bei und legte sehr viel Wert auf die Einhaltung dieser ungeschriebenen Gesetzte. 35 Jahre später zeigen sich doch deutliche Veränderungen:

In der Öffentlichkeit ist die allgemeinen Hochachtungen vor Arzten gesunken, man hat erkannt dass sie auch "nur" Menschen sind mit ganz natürlichen Stärken und Schwächen.

Arzte sind in zunehmendem Maße Frauen, 50% der Studierenden im ersten Semester sind Frauen.

Insgesamt ist die Zahl der Arzte immer größer geworden, während die Zahl der Schwestern rückläufig ist. Daher kann man davon ausgehen, dass die pflegerische Arbeit mehr geächtet wird als die ärztliche.

Rahmenbedingungen der Pflegenden werden mehr beachtet, ihre Autonomie spiegelt sich auch darin wieder, das sie meist Teil der Krankenhausleitung sind.

Es bleibt zu hoffen, dass sich im laufe der Zeit noch mehr ändern wird, und vor allem eher in unserem alltäglichen miteinander.






4.0 Hat Pflege Zukunft?

Mit Sicherheit liegen die Gründe für die momentane schwere Situation der Pflegenden nicht nur bei den Pflegenden selbst. Die Kassenbeiträge steigen, die Patienten werden immer mehr und älter, so dass der Anspruch an das Personal immer größer wird. Aber dennoch, trotz der ganzen Einsparungen und Veränderungen hat die Pflege eine Zukunft, wenn wir beginnen folgendes zu berücksichtigen:

Wenn sie den Patienten endlich als Kunden sieht, und damit als König weil sie selbst Widerstände aushalten und dann auch Pflege gestalten kann.

Krankenpflege hat Zukunft, wenn sie ihrem ureigenen Auftrag gemäß Krisenbewältigung und Lebensstruktur/-perspektiven berücksichtigt

Krankenpflege hat Zukunft, wenn Pflegepersonen hinter jedem Patienten einen Menschen mit eigener Lebensperspektive sehen und daraufhin handeln, weil Patienten in Krisensituationen Menschen neben sich brauchen - neben dem Skalpell, der Medikation - und dafür brauchen wir hoch qualifizierte Pflegende. ( 10 )




5.0 Die Ausbildung von Pflegefachkräften

Jedoch fragt man sich woher nun dieses hoch qualifizierte Personal kommen soll. Jedoch sind unsere Herrn Politiker schon daran ein neues KrPflG zu entwerfen, nach dem das alte von 1985 erhebliche Mängel aufweist.

Das seit 1985 geltende Krankenpflegegesetz (KrPflG)  bestimmt in § 5 Abs. 4a und b, dass die praktische Ausbildung " in der Krankenpflege durch Krankenschwestern oder Krankenpfleger gewährleistet" wird. Durch diese Vorgabe wird der Stellenwert der praktischen Ausbildung stark vernachlässigt, da nicht, wie im Berufsbildungsgesetz verankert, Angehörige der jeweiligen Berufsgruppe nur durch Zusatzqualifikationen ( Meister) ausbilden dürfen. Dahingegen soll jede examinierte Pflegekraft für die praktische Ausbildung der Schüler verantwortlich sein, überdies werden die Auszubildenden auf die Stellenpläne der Kliniken angerechnet ( derzeit 7:1 ) nach § 17 Krankenhausfinanzierungsgesetz ( KHG). (6)

In der Praxis allerdings ist die Anleitung recht mager. Die Schüler sollen sich möglichst schnell in den Stationsalltag einfügen, das heißt, sie werden so eingesetzt, dass im Alltag maximaler Nutzen zugunsten eines reibungslosen Ablaufes entsteht. Das Erreichen der Ausbildungsziele, wie in § 4 KrPflG festgeschrieben, ist weder gewünscht noch realisierbar. Entwicklungsmöglichkeiten der Pflegenden werden dadurch praktisch ausgehebelt.

Die Pflege vermittelt Routine, die Auszubildenden passen sich dieser Routine an. Der Lohn ist dann ein Beurteilungssatz wie : "war uns eine große Hilfe". ( 6 )

5.1 Das neue Krankenpflegegesetz

So plant man ein neues KrPflG, dass 2004 in Kraft treten soll, in dem aber immer noch eine Anrechnung der Auszubildenden auf dem Stellenplan steht. Diese Anrechnung soll durch Anderung des § 17a des KHG von 7:1 auf 9,5:1 erhöht werden.

Dagegen fordert jedoch der DBfK eine Herausnahme jeglicher Anrechnung auf dem Stellenplan.

Im § 4 Abs. 2 des Entwurfes zur Neuordnung der Pflegeberufe wird festgeschrieben, dass die Gesamtverantwortung der Ausbildung bei der Schule liegt, jedoch nicht ohne zu ergänzen "() die Praxisanleitung ist durch die () Einrichtungen sicherzustellen".

Was zu begrüßen ist, dass ist der Entwurf einer Ausbildungs- und Prüfungsverordnung             ( KrPflAPrV) in der für Praxisanleiter in § 2 Abs. 2 ausdrücklich eine berufspädagogische Zusatzqualifikation gefordert wird. (6)

Es bleibt nur zu hoffen, dass sich vielleicht wirklich etwas mit dem in Kraft treten des neues Gesetzes bewegt werden kann.

5.2 Der Umgang mit Auszubildenden

Wenn ein neuer Schüler auf eine Station kommt, so wird er erst über den Stationsablauf informiert, man erwartet ein schnelles einarbeiten und mitschwimmen im Strom. Des weiteren erwartet man auf vielen Stationen Unterwürfigkeit, Ausführung jeglicher Aufgaben, könnte man deren Notwendigkeit noch so in Frage stellen.

Erfüllt er all diese Dinge, übt nie Kritik, und macht was man ihm sagt, dann kann der Schüler mit einer guten Beurteilung rechnen. Fällt Ihnen etwas auf? Genau, was ist mit Anleitungen? Was ist mit der Kontrolle der durchgeführten Pflege? Was ist mit Praxisanleitungen? Was passiert wenn Schüler Kritik üben?

Sicher gibt es Tage an denen auf Stationen wenig Zeit ist, gerade in Zeiten der Personalknappheit ist dies bestimmt keine Seltenheit. Jedoch darf es nicht sein, dass die wenige Zeit immer als Ausrede missbraucht wird.

Schaut man sich Schüler des ersten Lehrjahres an, so fällt auf dass diese doch sehr darauf bedacht sind, nach Schule zu arbeiten und mit ihren Möglichkeiten versuchen dass theoretisch erlernte in die Praxis umzusetzen. Nur wenn Schüler nach der Schule arbeiten, dann geschieht es oft, dass die Schüler daran gehindert werden nach Schule zu arbeiten, da angeblich keine Zeit dafür ist. Mit Sicherheit entwickelt jeder Mensch im Laufe seines Arbeitlebens eigene Strategien, um seine Aufgaben zu lösen. Des weiteren werden solche Strategien bestimmt auch nicht immer haargenau dem entsprechen was man irgendwann einmal gelernt hat. Jedoch darf es nicht sein, dass man beginnt so zu arbeiten wie es am bequemsten ist und am wenigsten Zeit erfordert, und dem gelernten gänzlich widerspricht, schon gar nicht wenn man junge Menschen in der Ausbildung begleiten möchte.

Auch gibt es manchmal Bemerkungen zu hören, die besagen das manche Stationen keine Zeit hätten nach Schule zu arbeiten. Ein fataler Fehler, der Auszubildende in einen Zwiespalt führt, da sie einerseits schulisch korrekt arbeiten möchten andererseits wollen sie auch keinen Arger mit Ihrer Station haben. Jedoch wird hier von examiniertem Personal im Keim erstickt was eigentlich reifen sollte: eine hochqualifizierte Pflegeperson die weiß warum sie was wann tut, die Kompetenzen aufweisen kann und in der Lage ist patientenorientiert zu pflegen. Dagegen wird in 90% der Fälle eine Pflegekraft reifen, die sich schön dem Ablauf anpasst und morgens routinemäßig weckt und abends routinemäßig in die Nacht entlässt.

Was auch nicht immer oft begrüßt wird auf Stationen, dass sind kritische und kritikübende Schüler. Dies ist doch eigentlich sehr verwunderlich, oder nicht? Liest man doch oft in einem Beurteilungsbogen, dass der Schüler an seiner Ausbildung kein Interesse zeige. Jedoch wenn Schüler dann Interesse zeigen, hinterfragen usw. dann wird ihnen auch hier ein Strich durch die Rechnung gezogen. Liegt das nicht daran, dass ein Großteil der Pflegekräfte erhebliche Wissensdefizite aufweist? Kann es sein, dass viele Angst haben dem Schüler sagen zu müssen, dass sie im Moment auf seine Frage keine Antwort wissen?

Würde man diese Fragen stellen, würde bestimmt die Antwort kommen, dass man sich von dem, was man in drei Jahren gelernt hat nicht alles merken kann. Stimmt, ohne Zweifel kann man sich nicht alles merken. Man sollte aber doch verlangen können, dass eine Pflegekraft die mehrere Jahre in ein und dem selben Bereich tätig ist, sich in ihrem Bereich hervorragend auskennt.

Leider gibt es nur wenig Pflegekräfte, die mit Kritik eines Schülers umgehen können und falls sie auf eine Frage keine Antwort wissen, gemeinsam mit dem Schüler in Büchern nachliest. Die Pflicht zu lernen und sich fortzubilden endet nicht mit Bestehen des schriftlichen, mündlichen und praktischen Examens.

Es bleibt zu hoffen dass es immer mehr Pflegekräfte gibt, die gerne ausbilden und sich nicht davor scheuen, einmal sagen zu müssen, sie wissen dies oder jenes nicht. Die dann auch bereit sind in Büchern oder Zeitschriften nach zu schauen, um ihr Defizit auszubessern.


6. Ein Blick in die Zukunft

Zukunft - ein verheißungsvolles Wort das voller Überraschungen steckt. Welche Überraschungen und Veränderungen es für die Pflege mitbringt, bleibt abzuwarten. Aber vielleicht können wir doch etwas schon einmal selbst tun, um die Pflege zu verbessern und ihr Ansehen zu stärken:                       

Partnerschaftliche Akzeptanz zwischen Arzten und Pflegepersonal

Verbesserung der eigenen Pflegekompetenz

Zukunft der Pflege aktiv mitgestalten

Verbesserung des Umgangs mit Schülern


6.1 Partnerschaftliche Akzeptanz zwischen Arzten und Pflegepersonal

Wie die Beziehungen von heute aussehen, haben wir eben erfahren. Aber wie könnten die Beziehungen von morgen aussehen? Was müssen Arzte und Pflegepersonal ändern, damit endlich eine partnerschaftsähnliche Beziehung zustande kommt?

Um dies zu erreichen müsste folgendes geschehen:

Pflegende, Arzte und andere therapeutische Berufsgruppen einer Station müssten lernen sich als gemeinsame menschliche Arbeitsgruppe, als therapeutische Gemeinschaft verstehen und damit nicht gegeneinander sondern miteinander für die Patienten arbeiten

Wir müssen die eigenen Hierarchien schrittweise aufheben

Wir müssen lernen, eine offene und ehrliche Kommunikation und Akzeptanz untereinander zu praktizieren

Den eigenen Kompetenzbereich ausbauen und sichtbar zumachen, durch Pflegeplanungen und stichhaltige Dokumentationen

Wir sollten lernen die ärztliche Proffesur zu respektieren, was nicht heißt, alles zu akzeptieren

Mediziner müssten lernen, Pflegewissenschaft als eigenständiges Forschungsgebiet zu sehen und nicht als Konkurrenzunternehmen zur Medizin, da diese neben der Medizin wesentlich zur Gesundheitsförderung beitragen kann.

Gemeinsame Dienstbesprechungen, damit Pflegekräfte sagen können was sie zu medizinischen Überlegungen beitragen können

Bildung einer Ethikkommission oder Qualitätssicherungsgruppe, die aus Arzten und Pflegepersonal bestehen.

Veranstaltung gemeinsamer Fortbildungen (5)


Mit Sicherheit sind dies eine ganze Menge an Ideen und bestimmt wird der eine oder andere beim Versuch diese umzusetzen auf einen harten Felsen stoßen. Man darf eine Veränderung nur schrittweise durchführen, da niemand viele Tote und Verletzten wie bei einer Revolution möchte. Jedoch ist es an der Zeit schrittweise diese Veränderungen durchzusetzen.



6.2 Verbesserung der eigenen Pflegekompetenz

Wie die beiden oben aufgelisteten Beispiele zeigten, mangelt es in Deutschland ganz erheblich an Pflegekompetenz. Eine Möglichkeit diese Kompetenz zu erwerben, ist natürlich die Ausbildung. Aber was können Menschen tun, deren Ausbildung schon länger zurückliegt und die dennoch etwas an sich und ihrem Arbeitsstill ändern möchten?

Ein mit Sicherheit schwieriger Zug ist es seine pflegerische Sichtweise zu ändern und langsam, Stück für Stück, sich zu einer Patientenorientierten Pflege empor zu schaufeln.

Den nur wer sein Handeln stets überprüft und bei seinen pflegerischen Verrichtungen nicht nach dem Gießkannenprinzip vorgeht hat die Chance kompetent zu erscheinen. Denn leider ist es im Krakenhaus nicht wie am Fließband, wo jede Konserve gleich aussieht sondern es handelt sich im Krankenhaus um einzelne Persönlichkeiten, die sich nicht alle verallgemeinern lassen, denn alle haben das Recht auf eine Pflege die ihren Bedürfnissen entspricht.



6.3 Zukunft der Pflege aktiv mitgestalten

Wer die Zukunft der Pflege aktiv mitgestalten will, dem bleibt nichts anderes übrig als sich zu organisieren, dass bedeutet der Eintritt in einen Berufsverband und/oder eine Gewerkschaft. Bei diesem Punkt wird sehr oft geäußert, dass man als einziger ja doch nichts ändern könne - ein Trugschluss.

Schaut man zum Beispiel in die Politik, so sind es doch auch hier die kleinen Parteien die den großen Volksparteien einen Wahlsieg bescheren. Denn je mehr Pflegekräfte sich organisieren, desto mehr Gehör finden wir bei den Institutionen die wir erreichen wollen. Derzeit sind etwa 10% der in Deutschland arbeitenden Pflegekräfte in einem Berufsverband organisiert. Auch muss die Bereitschaft zur Weiterbildung bestehen und der Mut, dass neu erlernte im Arbeitsalltag in die Praxis umzusetzen.





6.4 Verbesserung im Umgang mit Schülern

Wir haben eben erfahren wie der derzeitige Umgang mit Schülern auf den meisten Stationen aussieht.

An meinem ersten Lehrkrankenhaus, gab es am ersten Tag der Ausbildung eine Ansprache der Pflegedienstleitung an uns Auszubildenden. Sie sagte: " Wir wollen und werden aus Ihnen Pflegekräfte machen die sich überall sehen lassen können. Wissen Sie auch warum wir das tun? Weil Sie unsere Zukunft sind." Diesen Satz werde ich nie vergessen, Sie sind unsere Zukunft. Genau das ist es was wir lernen müssen zu begreifen, dass Schüler bei unserer täglichen Arbeit kein Klotz, oder gar eine Belastung sind, sondern unsere Zukunft darstellen. Denn wenn wir sie dazu anleiten über ihr tun und handeln nachzudenken, dann haben wir vielleicht das erreicht was so viele wollen, emanzipierte Pflegekräfte mit großartigen Kompetenzen.

Falls wir Schüler aber weiterhin als billige Hilfskräfte angesehen werden, denen man ungeliebte Aufgaben aufs Auge drücken kann, so wird sich nichts ändern, man wird in 40 Jahren noch über das selbe diskutieren wie heute.

7. Zusammenfassung

Was auf den letzten Seiten zu lesen war, war mit Sicherheit eine ganze Menge an Information - einiges wird vertraut geklungen haben und anderes weniger. Manches werden Sie anders sehen, manches auch nicht.

Wie auch immer, es wurde auf jeden Fall deutlich das bei der derzeitigen Pflegesituation dringend Handlungsbedarf besteht - und dieses Handeln muss von jedem kommen, man kann nicht das Schicksal von rund 1,1 Millionen Pflegekräften in Deutschland auf die Schultern von 150000 Pflegekräften legen die sich organisiert haben.

Wenn durch diese Zeilen vielleicht nur fünf zu einem anderen Denken bewegen wurde und von diesen fünf zwei in einen Berufsverband eintreten und aktiv an der Pflege mitarbeiten, haben diese Zeilen ihr Ziel erreicht.

Literaturverzeichnis

( 1 ) Die Schwester, Der Pfleger, 31 Jahrg. 6/92 Seite 511 - 521

( 5 ) Pflege Aktuell 11/96, Seite 730 - 733

( 6 ) Pflegezeitschrift 09/02 Seite 616 - 621

( 7 ) www.Pflege-net.com/revue/belastungundkonflikt.htmlwww.pflegenet.com/revue/beitraege/belastungundkonflikt-htmlwww.Pflegenet.com/revue/beitraege/belastungundkonflikt.htmlwww.Pflegenet.com/revue/beitraege/belastungundkonflikt.html

( 10 ) Die Schwester, Der Pfleger 07/02 Seite 598 - 601

( 4 ) Pflege 2001 Verlag H.Huber, Seite 207 - 213 www.Pflegenet.com/revue/beitraege/belastungundkonflikt.htmlwww.Pflegenet.com/revue/beitraege/belastungundkonflikt.htmlwww.Pflegenet.com/revue/beitraege/belastungundkonflikt.html



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