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Uwe Johnson: Mutmassungen ber Jakob
Zeittafel:
Juli 1 34 Uwe Klaus Dietrich Johnson, geboren in Cammin/ Pommern
4 4 Besuch der nationalsozialistischen Deutschen Heimschule in Koscian an der Obra/ Provinz Posen (Polen)
5: Flucht nach Recknitz / Mecklenburg
6 5 : Besuch der Oberschule in G strow / Mecklenburg
Studium der Germanistik in Rostock und Leipzig
Verschiedene Tätigkeiten f r Verlage, bersetzungen, wissenschaftliche Heimarbeit
bersiedlung nach Westberlin
Aufenthalt in Rom in der Villa Massimo
Aufenthalt in New York, zunächst Schulbuchlektor, dann als Stipendiat
4: Umzug nach Sheerness-on Sea, Kent
7: Wahl in die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung
9: Frankfurter Poetikvorlesungen
2 . Februar 9 4:Tod in Sheerness
Weiter Ver ffentlichungen von Johnson:
9: Mutmassungen über Jakob (Roman)
Das dritte Buch ber Achim (Roman)
Karsch und andere Prosa
Zwei Ansichten
0 8 : Jahrestage, Aus dem Leben von Gesine Cresspahl
4: Eine Reise nach Klagenfurt
5: Berliner Sachen Aufsätze)
Begleitumst nde / Frankfurter Vorlesungen
Skizze eines Verunglückten
Ingrid Babendererde, Reifepr fung Roman)
Parallelen: Lebenslauf Roman:
Johnson verwendete in seinem Roman biographisches Material > Kenntnis der Biographie teilweise notwendig f r das Verst ndnis des Romans.
Autor und Hauptperson des Romans (Jakob) sind beide in Pommern geboren und aufgewachsen, flohen später mit ihren M ttern nach
Mecklenburg, die Väter starben im Krieg, Mütter arbeiteten bei der Reichsbahn und flohen später illegal aus der DDR.
Die Romanhandlung:
Der Roman ist in vier etwa gleich lange Kapitel und ein fünftes, kurzes Schlu kapitel gegliedert.
I Der Roman beginnt mit dem zentralen Satz, Aber Jakob ist immer quer über die Gleise
gegangen , und aus Sicht mehrerer Personen wird ber den unklaren Unfalltod Jakobs ger tselt. So wird von Beginn des Romans an gleich das Ende vorweggenommen.
Die Handlung des Romans beginnt im Oktober 9 6, wo der Stasi-Hauptmann Rohlfs w hrend militärischen Ermittlungen der
Spionageabwehr gegen einen eher unbedeutenden Bürger, Heinrich Cresspahl, auf dessen Tochter Gesine st ßt. Sie studierte Anglistik in Leipzig, war später Absolventin einer Dolmetscherschule und ist nun Angestellte im Hauptquartier der NATO. Infolge ihres Berufes w re Gesine Cresspahl eine wichtige Informantin, weshalb sie f r die Spionage, für den Sozialismus angeworben werden soll.
Ihr Vater, der 6 jährige Witwer wohnt in Jerichow, eine Kleinstadt an der Ostsee. Gegen Ende des Kriegs nahm er Frau Abs mit ihrem Sohn Jakob aus einem Fl chtlingstreck aus Pommern auf. Jakobs Mutter arbeitet in einem Krankenhaus und Jakob fing 8j hrig als Rangierer auf dem Bahnhof von Jerichow an. Später ging er nach X Stadt an der Elbe), und arbeitet dort nun als Dispatcher Kommandosystem f r die planmä ige Verarbeitung" der Züge).
Cresspahls Tochter Gesine verließ 19 3 die DDR => Frau Abs und der Witwer lebten alleine im Haus.
Damit die Stasi mit Gesine in Verbindung treten kann, brauchen sie Jakob als Mittelsmann.
Deshalb wird Jakobs Leben auch genauestens überwacht, Post fotokopiert, Telefon mitgeschnitten, jede Bewegung festgehalten bis Rohlfs Jakob zur Mitarbeit überzeugt.
II Jakob reist nun zuerst nach Jerichow, wo er noch Gesines Stiefbruder Dr. Jonas Blach kennenlernt. Er ist neben seinem Amt als wissenschaftlicher Assistent an der Humboldt-Universität auch Mitglied einer Versammlung oppositioneller Intellektueller, die sich immer wieder treffen um ber einen menschlicheren Sozialismus zu diskutieren. In Jerichow l st Jakob noch den Hausrat seiner Mutter auf, da diese aus der Republik geflüchtet ist.
III Jakob ist zwar zur Mitarbeit mit der Stasi bereit, er will Gesine aber dennoch schützen und will deshalb keinen pers nlichen
Kontakt der Stasi zu ihr herstellen.
Gesine ist mit Hilfe ihrer beruflichen M glichkeiten illegal in die DDR eingereist und trifft sich nun heimlich mit Jakob.
Unter der Bedingung das Gesine die Republik wieder verlassen darf arrangiert Jakob ein Treffen zwischen Rohlfs und Gesine, um über die Beseitigung des Kapitalismus und die Diktatur des Proletariats zu diskutieren.
IV In Folge eines Eingriffs von oben wurde Dr. Jonas Blach aus der Universität ausgeschieden, anläßlich seiner Manuskripte: es kann sich einer doch nicht hinstellen und das von sich geben was ihm gerade in den Sinn kommt.
Um seine Mutter, vor allem aber um Gesine zu besuchen, reist Jakob in die Bundesrepublik ein.
Die Mutter und Gesine bitten Jakob doch dort zu bleiben, wovon Jakob trotz der günstigen Gelegenheit kein Gebrauch macht. Wieder in X geht Jakob wie immer quer über die Gleise zum Dienst. Dabei verunglückt er t dlich. Da er aber immer quer über die Gleise gegangen ist entstehen die Mutmassungen über seinen Unfall .
V Cresspahl f hrt wie Jonas nach X. Als Jonas von dort aus versucht Gesine zu informieren wird er verhaftet, vermutlich um die
Verbindung der Stasi zu Gesine nicht zu gef hrden.
Wie geplant treffen sich nun einige Zeit später Rohlfs und Gesine in Westberlin.
Geographischer Hintergrund: Jerichow und X.
Bei seinen Schilderungen über die Landschaft läßt Johnson die sozialen und politischen Veränderungen der dortigen Bevölkerung nicht aus, er erzählt au erdem von der Denkweise und Mentalität der Landbev lkerung.
Er läßt seine Personen in ihrem Originalzustand bestehen, d.h. ihr Dialekt bleibt erhalten um m glichst viel von den mecklenburgischen Gegebenheiten zu vermitteln.
Im Gegensatz zu den exakten Schilderungen von Küste und Landschaft der Idylle Jerichow, erf hrt man von der Elbstadt X nichts. Sie bleibt dem Leser ein unbekannter Ort, was typisch für den Roman ist. Des öfteren wird die eine Seite ber deutlich und die andere unterbelichtet dargestellt, so daß der Leser seine Mutmaßungen vollbringen mu .
Charakteristik Jakobs
Jakob hat sich dem System völlig untergeordnet und angepaßt. Er lebt als Musterbeispiel der Arbeiterklasse, weshalb er in seiner Arbeit völlig aufgeht. Er ist gewissenhaft, absolut pflichtbewußt und ein beraus kollegialer Mitarbeiter er bernimmt z Bsp. an einem Feiertag die Nachtschicht eines verheirateten Kollegen). Zudem berlegt er ständig über eine noch schnellere Abfertigung der Züge nach.
Die M glichkeit im Westen zu bleiben lehnt er ab, weil er seine Kollegen nicht versetzen kann. Au erdem m chte er nicht noch einmal seine Heimat aufgeben.
Zur Zusammenarbeit mit der Stasi ist er gern bereit, daß aber nur, wenn sich diesbezüglich f r Gesine keine negativen Folgen ergeben würden.
Gestaltung des Romans
Die Aufgabe des Lesers ist es in diesem Roman die Handlungen Jakobs vor dessen Todesfall zusammen zu stückeln. Das Problem hierbei ist die schwierige Erzählform: in inneren Monologen werden Tatsachen zurechtgebogen, Zeugenberichte geben Aufschluß über Geschehenes und zudem dienen Gespr che unter Freunden, Verwandten und dritter als Quellen auf der Suche nach der Handlung.
Die Zuweisung der Passagen zur Handlung wird zusätzlich erschwert, da Johnson die einzelnen erz hlenden Personen nicht erw hnt.
Anhand ihrer Sprechweise bzw. deren Inhalts muß der Leser auf deren Identit t kommen. Dies und die Tatsache das Johnson die
Interpunktion nicht korrekt eingehalten hat, veranlaßt zu einer sehr aufmerksame Art des Lesen.
Der Roman beginnt zunächst aus Sicht eines auktorialen Erzählers. Wenig sp ter wird aber bereits aus dem Blickwinkel von dem Stasi Mann Rohlfs erzählt und zwischendurch auch aus der Sicht Jakobs > es ergibt sich keine bis dahin meist verwendete traditionelle gleichm ige Erzähltechnik
Erzählformen des Romans
- der Monolog
Erinnerungen und Meinungen der Romanfiguren
- den Dialog
hierbei werden jedoch die Dialogpartner nicht genannt => ergeben sich aus dem Dialog
- die Mitteilungen eines anonymen auktorialen Erzählers
Diese Erzählformen werden mit Berichten ber Jakobs Arbeit, Propaganda und sprachlichen Ausdr cken zusammengefügt und wahllos kombiniert.
Die DDR im Roman
Im Roman wird das System des Überwachungsstaats der ehemaligen DDR in ihrer Funktionsweise gezeigt: Jakob als ein tüchtiger Vertreter der Arbeiterklasse, Rohlfs als ein Vertreter des Systems, Dr. Jonas Blach als ein Intellektueller und Gesine als die Agentin. Johnson wollte aber eigentlich weniger geschichtliche Geschehnisse festhalten, sonder die Situationen der Menschen die durch Ost und West getrennt sind, die entweder auf beiden Seiten leben, oder nur auf einer aber gleichzeitig mit der anderen verbunden sind. Im Roman wird die das System der DDR auch nicht direkt kritisiert, sondern der Autor regt den Leser durch die Unterbelichtung mancher Tatsachen einfach an sich selbst ein Bild zu erstellen.
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