Franz Grillparzer (15.1. 1791 - 21.1. 1872)
Franz Grillparzer, Sohn des einflußreichen Wr. Rechtsanwalt Wenzel
Grillparzer war Dramatiker, Erzähler und Lyriker. An der Wr. Universität
studierte er Philologie (Literaturwissenschaft) und Jus. Danach nahm
Grillparzer eine Stelle als Hofmeister. 1813 arbeitete er unbezahlt in der
Hofbibliothek und wurde 1823 (nach verschiedenen anderen Amtern) Hofkonzipist
in der Allg. Hofkammer. 1832 bis zu seiner Pensionierung war er Dir. des
Hofkammerarchivs.
Seine ersten Versuche als Dramatiker fallen bereits in seine
Studienzeit. 1807 verfaßte er das Trauerspiel 'Blanka von Kastilien',
das - vom Hoftheater abgelehnt - bis 1958 unaufgeführt blieb. Durch die
Veröffentlichung eines Teils seiner Übersetzung des Dramas 'Das Leben ein
Traum' von Calderon wurde J. Schreyvogel, Dramaturg des Hofburgtheaters,
auf ihn aufmerksam. Zunächst erbost über den vermeintlichen Angriff auf seine
eigene Fassung, wurde Schreyvogel in der Folgezeit zum geistigen Mentor und
bedeutendsten Förderer G. Auf seinen Rat hin überarbeitete Grillparzer das
Trauerspiel 'Die Ahnfrau', das 1817 am Hofburgtheater uraufgeführt
wurde. Anschließend verfaßte er die Künstlertragödie 'Sappho' (1819),
mit
der er überaus erfolgreich war und einen 5-Jahres-Vertrag als k. k.
Hoftheaterdichter erhielt, den er aber bereits 1821 wieder löste. Reisen
führten ihn nach Italien, Griechenland, Deutschland - wo er 1826 mit Goethe
zusammentraf, Frankreich und in die Türkei, wodurch G. mit verschiedenen
politischen Systemen und Geistesströmungen in Berührung kam.
Seine produktivste und fruchtbarste Zeit war die zw. 1820 und 1831. Mit
dem Gedicht 'Die Ruinen des Campo Vaccino' (1820) löste er heftige
Abwehrreaktionen von seiten des Hofes aus; ab diesem Zeitpunkt verschärften
sich G. Schwierigkeiten mit der Zensur. Für L. v. Beethoven schrieb G. das
Libretto zur Oper 'Melusina' (1823), die Beethoven aber nicht
ausführte. Werke wie die Trilogie 'Das goldene Vlies', die
Trauerspiele 'König Ottokars Glück und Ende' oder 'Ein treuer
Diener seines Herrn' wurden vollendet und vom Publikum zustimmend
aufgenommen. 1828 erschien die Erzählung 'Das Kloster von Sendomir'.
Der 1831 am Hofburgtheater aufgeführten Liebestragödie 'Des Meeres und der
Liebe Wellen' blieb die Zustimmung des Publikums versagt. Seinen letzten
großen Theatererfolg feierte G. 1834 mit dem dramatischen Märchen 'Der
Traum ein Leben'. Nach dem Mißerfolg des 1838 uraufgeführten Lustspiels
'Weh dem, der lügt!' zog sich G. vom Theater zurück.
Bis auf wenige Ausnahmen (z. B. 'Esther'-Fragment, 1868)
verwehrte sich G. fortan gegen weitere Aufführungen neuer Werke. In seinem
Testament verfügte er sogar, die 3 Altersdramen 'Ein Bruderzwist in
Habsburg', 'Die Jüdin von Toledo', und 'Libussa', alle
in den Jahren 1847-51 geschrieben, zu vernichten. Die Uraufführungen fanden
erst nach seinem Tod statt.
1847 erschien im Almanach 'Iris' die Erzählung 'Der arme
Spielmann', eine Allegorie des eigenen inneren Zwiespalts. Ein wichtiges
Alterswerk ist auch die 'Selbstbiographie' (1872), die auf
Tagebüchern basiert und 1853 für die Ö. Akad. d. Wiss. geschrieben wurde.