Impressionismus
(Kunst), Kunstrichtung in der Malerei, die im späten 19. Jahrhundert in
Frankreich als Gegenreaktion zur akademischen Malerei entstand und fast in ganz
Europa und Nordamerika die Entwicklung der Malerei entscheidend beeinflusste.
In Ablehnung der
Normen der Académie und ihrer im Pariser Salon zur Schau gestellten Werke zogen
es die impressionistischen Maler vor, statt im Atelier in der freien Natur zu
malen. Auch wählten sie Landschaften und alltägliche Straßenszenen als Sujet.
Statt des zu malenden Objekts stand die Wiedergabe der natürlichen
Lichtwirkungen im Zentrum des Interesses, wobei die Maler den persönlichen
Eindruck des Augenblicks festzuhalten suchten (subjektiver Realismus).
Zu den bedeutendsten Impressionisten gehörten Edgar Degas, Claude Monet, Berthe
Morisot, Camille Pissarro, Pierre Auguste Renoir und Alfred Sisley.
Die Konzentration
auf die Lichtwirkung führte dazu, dass die Impressionisten die Umrissformen der
Objekte gezielt verwischten. Auch stellten sie erstmals die Farbigkeit von
Schatten heraus. Die Primärfarben Rot, Gelb und Blau sowie deren
Komplementärfarben Grün, Lila und Orange wurden mit kurzen Pinselstrichen
nebeneinander gesetzt, so dass sich der Bildeindruck erst bei angemessener
Betrachtungsentfernung ergab. Durch die Kontrastierung einer Primärfarbe (etwa
Rot) mit ihrer Komplementärfarbe (etwa Grün) entstand der spezifisch
"flirrende' Charakter impressionistischer Gemälde. Auf diese Weise
erreichten die Impressionisten eine größere Leuchtkraft der Farben und eine
höhere Brillanz als bei einer Vermischung der Farben vor ihrem Auftrag auf die
Leinwand.
II. Geschichte
In ihrer Auseinandersetzung mit dem Licht hatten die
Impressionisten zahlreiche Vorbilder. Bereits im 17. Jahrhundert etwa
begann Jan Vermeer, durch Hell-Dunkel-Kontraste die Raumwirkung des Lichtes
herauszustellen. Diego Velázquez im 18. und Francisco de Goya im
19. Jahrhundert betonten auf ihren Gemälden größere Lichtflächen anstelle
von Formdetails. Auch ihre Pinselführung glich derjenigen der französischen
Impressionisten.
Édouard Manet zeigte, dass subtile Lichtdarstellungen
sowohl durch die Gegenüberstellung von leuchtenden Kontrastfarben als auch
durch Abstufungen farbiger Zwischentöne geschaffen werden können. Sein Frühstück
im Freien (1863, Louvre, Paris), das im Salon des Refusés (Salon der
von der Pariser Académie Zurückgewiesenen) ausgestellt wurde, bezeichnete den
Beginn einer neuen Ara. 30 Impressionisten organisierten 1874 ihre erste
unabhängige Ausstellung. Der Begriff Impressionist (nach französisch impression:
Eindruck) wurde zum ersten Mal abfällig von dem Kunstkritiker Leroy im Pariser
Magazin Charivari verwendet: Er geht auf Monets Sonnenaufgangsgemälde Impression,
Soleil levant (1872, Musée Marmottan, Paris) zurück. 1877, bei der
3. Impressionistenausstellung, wurde der Begriff offiziell übernommen.
Bedeutende Zeitgenossen, so Émile Zola, der Sammler Gustave Caillebotte und der
Kunsthändler Paul Durand-Ruel, hatten sich für die neue Kunstrichtung stark
gemacht.
Der Impressionismus hatte weit reichende Folgen. Maler, die
als Impressionisten begonnen hatten, entwickelten neue, auf ihren Erfahrungen
aufbauende Techniken, so Georges Seurat und Paul Signac, die
den Pointillismus
begründeten. Paul Cézanne, Henri de Toulouse-Lautrec,
Paul Gauguin und Vincent van Gogh
waren von der Farbintensität impressionistischer Gemälde beeindruckt. Cézannes
Werk wiederum nahm den Kubismus vorweg,
während die Werke von Gauguin und van Gogh zum Expressionismus
weisen.