Projektarbeit Sozialkunde
Thema: Arbeitslosigkeit
Gliederung:
1. Titelseite
2. Gliederung
3. Einleitung
4. Arten der Arbeitslosigkeit
4.1. Allgemeines
4.2. Subjektive Arbeitslosigkeit
4.3. Objektive Arbeitslosigkeit
5. Der Arbeitsmarkt der letzten drei Jahre
5.1. Arbeitsamtsbezirk Jena
5.2. Arbeitsamtsbezirk ABG (Statistik 2000)
5.3. Arbeitsamtsbezirk Gera
5.4. kurze Auswertung der Statistiken
6. Auswirkungen
6.1. ..auf den Einzelnen
6.2. ..auf die Betriebswirtschaft
6.3. ..auf die Volkswirtschaft
7. Maßnahmen gegen die Arbeitslosigkeit
7.1. Allgemeine Maßnahmen
7.2 Die Bundesanstalt für Arbeit
8. Schlussfolgerung
3. Einleitung:
Arbeitslosigkeit ist die primäre Ursache für viele andere Probleme, die uns
heutzutage in Deutschland begegnen. Sinkende Steuereinnahmen, sinkende
Einnahmen der Sozialversicherungen und gleichzeitig höhere Ausgaben für die
Arbeitslosen.
Die Projektarbeit soll einen Überblick über das Thema Arbeitslosigkeit geben
und dabei sowohl theoretische Aspekte, wie z.B. Arten der Arbeitslosigkeit
aufzählen, als auch auf die tatsächliche Entwicklung des Marktes eingehen und
speziell auf den Zeitraum von 1999 bis 2001. Des weiteren sollen Lösungsansätze
aufgezeigt werden, die zur Beseitigung der momentan sehr hohen Erwerbslosigkeit
führen können.
4. Arten der Arbeitslosigkeit:
4.1. Allgemeines:
Die Ursachen für Arbeitslosigkeit sind sehr vielfältig begründet, so dass man
auch verschiedene Arten differenzieren muss. Im folgenden soll ein Überblick
gegeben werden. Da es weder eine einheitliche Definition, noch eine eindeutige
Gliederung gibt, findet man in der einschlägigen Literatur unterschiedliche
Ansätze.
4.2. Subjektive Arbeitslosigkeit:
Darunter versteht man zum einen die persönlich verschuldete Tatsache keine
Anstellung zu haben. Gründe hierfür liegen allein beim Arbeitnehmer, z.B.
Verstoß gegen Firmenregelungen, Unehrlichkeit oder starke Unzuverlässigkeit.
Aber auch persönlich unverschuldete Begebenheiten können zum Verlust des
Arbeitsplatzes führen. Einen solchen Anlass kann z. B. eine Erkrankung sein,
die zur Berufs- oder Erwerbsunfähigkeit führt.
Da in beiden Fällen einzelne Individuen verantwortlich sind, spricht man auch
von unechter Arbeitslosigkeit.
4.3. Objektive Arbeitslosigkeit:
Im Gegensatz zur Subjektiven bezeichnet man die objektive Arbeitslosigkeit auch
als echte Arbeitslosigkeit, denn sie schließt Faktoren ein, die nicht im
Ermessen des einzelnen Arbeitnehmers liegen. Man unterscheidet daher:
Saisonale Arbeitslosigkeit ist durch die jahreszeitlichen Umstände begründet,
die aller zwölf Monate wiederkehren. In einigen Wirtschaftszweigen kommt es zu
bestimmten Zeiten zu Einschränkungen. Im Winter herrscht beispielsweise in der
Bauindustrie Flaute, da physikalische Eigenschaften von Baustoffen bestimmte
Arbeiten bei Minus-Temperaturen verhindern. Zwar kann es auch im Sommer z. B.
bei Skilehrern oder Skiliftbetreibern zu saisonaler Arbeitslosigkeit kommen,
doch überwiegt die im Winter bei weitem.
Friktionelle- oder Fluktuationsarbeitslosigkeit tritt auf, wenn ein
Arbeitnehmer zur Zeit der Erhebung der amtlichen Statistik gerade seinen
Arbeitsplatz wechselt. Auch nach Abschluss einer Ausbildung oder Umschulung
kann friktionelle Arbeitslosigkeit auftreten, bis ein Arbeitsplatz gefunden
ist. Sie dauert daher normalerweise nur wenige Wochen an.
Konjunkturelle Arbeitslosigkeit tritt auf, wenn durch eine kurzfristig
abgeschwächte Konjunktur, also durch einen Nachfragerückgang, Arbeitskräfte
entlassen werden. Ein besonderes Merkmal ist dabei, dass alle Wirtschaftszweige
betroffen sind, was Massenarbeitslosigkeit zur Folge haben kann. Ein extremes
Exempel dafür ist die Weltwirtschaftskrise von 1932, bei der die
Arbeitslosigkeit auf über 30% angestiegen war.
Strukturelle Arbeitslosigkeit liegt im Unterschied zur saisonal oder
konjunkturell bedingter Arbeitslosigkeit bei Veränderungen langfristiger Art
zugrunde. Im Laufe der Jahre verlieren einige Wirtschaftsbereiche an Bedeutung
oder verschwinden fast ganz, während jedoch auch Neue entstehen. Auch können
Regionen an Attraktivität verlieren. Da jedoch bei dieser Art von
Arbeitslosigkeit nur einzelne Wirtschaftsbereiche oder Regionen betroffen sind,
besteht die Gefahr von Massenarbeitslosigkeit nicht so stark. Die Ursachen sind
sehr verschiedenartig. Die Nachfrageverlagerung von Kohle zu Erdöl und Gas,
sowie die niedrigen Weltmarktpreise für Importkohle haben zum Beispiel die
Kohlekrise ausgelöst und zu hoher Erwerbslosigkeit in den entsprechenden
Gebieten geführt. Aber auch der technische Fortschritt, Billigimporte und
politische Ereignisse tragen zur strukturellen Arbeitslosigkeit in Deutschland
bei.
Technologische Arbeitslosigkeit ist eng mit struktureller Arbeitslosigkeit
gekoppelt. Sie entsteht, wenn durch den technischen Fortschritt Arbeitskräfte
entlassen werden. Dies kann sowohl durch Automation, als auch durch neuartige
Produktionsverfahren zustande kommen. Ein Beispiel wäre die Einführung des
mechanischen Webstuhls, die zu großen sozialen Konflikten in der Geschichte
geführt hat. Der Vorteil Arbeitskräfte durch Maschinen zu ersetzten liegt auf
der Hand. Sie sind belastbarer und genauer in durchzuführenden mechanischen
Arbeitsprozessen. Hinzu kommt, dass große Teile der Bevölkerung in Deutschland
skeptisch bis ablehnend gegenüber neuen Technologien, vor allem Gen- und
Kerntechnik, eingestellt sind. Dies führt zu einer Verlagerung von
Arbeitsplätzen ins Ausland und lässt somit technologische Arbeitslosigkeit in
Deutschland entstehen.
Versteckte bzw. Verdeckte Arbeitslosigkeit beruht auf der Tatsache, dass
Bürger, die zwar arbeitswillig sind, sich aber, z. B. wegen momentan ungünstig
eingeschätzter Vermittlungschancen, gar nicht erst als arbeitssuchend bei den
Arbeitsämtern registrieren lassen. Diese 'stille Reserve' wird in der
Arbeitslosenstatistik nicht erfasst. Als verdeckt Arbeitslos gelten aber auch
Menschen, die sich in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und Umschulungen der
Bundesanstalt für Arbeit befinden.
5. Der Arbeitmarkt der letzen drei Jahre:
5.2 Arbeitsamtsbezirk ABG (Statistik 2000)
Die Auswirkungen der Arbeitslosigkeit für den Raum Altenburg zeigen sich durch
eine wirtschaftliche Stagnierung und einen strukturellen Stillstand der
ökonomischen Entwicklung. Dadurch ergeben sich weniger Stellenangebote, welche
durch die Schließung und Insolvenzverfahren verschiedener Firmen resultieren.
Das dadurch entstehende niedrigere Waren-, Produkt,- und Dienstleistungsangebot
führt zu einer immer stärkeren Abwanderung verschiedener Arbeitskräfte, vor
allem Jugendliche suchen Arbeit in wirtschaftlich stärkeren Regionen wie z.B.
in Großstädten. Durch die daraus resultierende Unattraktivität der Orte und
Regionen entwickelt sich der Fortschritt und die Wirtschaft nicht weiter,
Zuschüsse vom Staat bleiben aus, Investoren bleiben fern. Durch weniger
Firmenansiedlung stehen weniger Ausbildungsplätze zur Verfügung, durch die
daraus resultierende Arbeitslosigkeit entwickeln sich andere
Geldbeschaffungsmaßnahmen, hauptsächlich kriminelle Energien Weniger Geld führt
zu weniger Kaufkraft, da keine Nachfrage besteht, verringert sich auch das
Warenangebot.
5.4 Auswertung der Statistiken
Arbeitsamtbezirk ABO (Statistik 2000)
Die Statistik zeigt einen deutlichen Anstieg der Arbeitslosenzahlen. Das
Stellenangebot geht zurück. Allerdings stehen mehr Ausbildungsplätze als im
Vorjahr zur Verfügung.
Arbeitsamtsbezirk Gera
Jahresdurchschnitte:
1999 10343 Arbeitslose
2000 10343 Arbeitslose
2001 Jan.- März 11493 Arbeitslose
Wie man anhand der Arbeitsmarkt- Statistik erkennen kann, sind die
Arbeitslosenzahlen im
Durchschnitt bei 10343 Arbeitslosen. Sieht man dagegen die ersten drei Monate
des Jahres 2001 so
ist ein Anstieg der Arbeitslosenzahlen zu erkennen. Hier beträgt der
Durchschnitt bis jetzt 11493
Arbeitslose.
Arbeitamtsbezirk Jena
Jahresdurchschnitte:
1999 27679 Arbeitslose
2000 28009 Arbeitslose
2001 Jan. 30640 Arbeitslose
Bei den Arbeitsmarktdaten vom Arbeitsamt Jena ist zu erkennen, dass die
Arbeitslosenquote von 1999- Jan. 2001 gestiegen ist. Durchschnittlich ist
weiterhin sichtbar, dass Frauen vorwiegend betroffen sind.
6. Auswirkungen:
6.1.Die Auswirkungen der Arbeitslosigkeit auf Familie, Psyche, Körper und
Umfeld
Während viel über Arbeitslosigkeit und ihren Ursachen in den Medien diskutiert
wird, werden die Folgen oft vernachlässigt. Die Tatsache, dass es massive
Auswirkungen gibt ist unbestritten und wird mit zunehmender Arbeitslosigkeit
immer deutlicher sichtbar. Der Verlust des Arbeitsplatzes ist zunächst mit
einem Schock verbunden, dann erfolgt eine aktive Phase der Stellensuche,
während der einzelne noch optimistisch ist und sich mit dem Los noch nicht
abgefunden hat. Im zweitem Stadium, wenn alle Bemühungen und Versuche
fehlgeschlagen sind, wird der Betroffene zunehmend pessimistischer und leidet
unter Angsten. In der dritten und letzten Phase schließlich, wird er
fatalistisch und findet sich mit seiner Lage ab. Darunter leidet hauptsächlich
die Familie der Arbeitslosen. Arbeitslosigkeit bedeutet immer eine
Verschlechterung der familiären Situation, des gewohnten Zusammenlebens. Die
Qualität des Familienlebens vor der Konfrontation mit der Arbeitslosigkeit
bestimmt ob und wie die Familie diese neue Situation und ihre Folgen bewältigt.
Besonders betroffen von Arbeitslosigkeit sind:
· ältere ab 55 Jahre
· Frauen (besonders Alleinerziehende)
· jüngere 20 bis 25 Jahren
· Schwerbehinderte
· Teilzeitarbeitsuchende
· Ausländer
Arbeitslosigkeit führt fast immer zur Verschlechterung der finanziellen und
materiellen Situation einer Familie, besonders wenn keine oder niedrige
Ansprüche der Arbeitslosenversicherung bestehen. Arbeitslosigkeit kann sowohl
physisch als auch psychisch zu einer Beeinträchtigung der Gesundheit führen.
Vermehrte Herzkrankheiten, und selbst Suizide sind nur einige Beispiele. Die
finanziellen Einbußen verstärken die Probleme zusätzlich.
Folgen der Finanziellen Einbußen können sein:
· vermindertes Haushaltseinkommen
· Einschränkungen im Familienbudget
· häufige Verschlechterung der Kleidung
· Einschränkung der Freizeitaktivitäten
· Verschlechterung der Ernährung
· Verzicht auf Urlaubsreisen
Sind finanzielle Ressourcen aufgebraucht kommt es zur Veräußerung des
Eigentums, das heißt die Wohnung kann nicht mehr finanziert werden und daraus
folgt der Bezug einer Sozialwohnung und im Extremfall Obdachlosigkeit. Mit
andauernder Arbeitslosigkeit kommt es zu zunehmender Verarmung. Dies Bedeutet
sozialer Abstieg und Abgleiten in gesellschaftliche Randständigkeit. Für die
meisten Arbeitslosen sind finanzielle Probleme jedoch zu bewältigen. Wesentlich
schwerer
· kommen sie mit der Bewältigung der psycho-sozialen Belastung zurecht. Diese
ist abhängig:
· von der Dauer der Arbeitslosigkeit
· subjektiven Einschätzungen der Chancen am Arbeitsmarkt
· Beziehung der Familienmitglieder untereinander
· Persönlichkeit des Betroffenen
Beispiele für psycho-soziale Belastung können sein:
· Entrhythmisierung des Tages und der Woche (kein Feierabend - kein wirkliches
Wochenende -kein ,,Muss' aufzustehen usw.)
· keine sinnvolle und befriedigende Nutzung der zur Verfügung stehenden Zeit
(unter nichts tun leiden, lange Weile usw.)
· oft finden verheiratete Männer ihre Lage als Zerstörung Ihrer Identität als
Ernährer der Familie
Arbeitslose neigen dazu:
· sich nutzlos zu fühlen
· Mangel an Lebenssinn zu verspüren
· negatives Selbstbild zu entwickeln (machen sich für ihre Situation selbst
verantwortlich)
· Hilflosigkeit
Je länger die Arbeitslosigkeit andauert, um so negativer wird die
Grundstimmung. Hoffnungslosigkeit, Passivität, Unzufriedenheit und Verbitterung
bestimmen den Alltag. Oft erfolgt dann der Griff zum Alkohol oder anderen
Drogen ist nicht weit entfernt. Das Loch wird immer tiefer und neue Probleme
und Folgen entstehen:
· Streitlust
· Aggressionen
· Gewaltanwendungen
· gesundheitliche Verschlechterung
· Gewissensbisse, das heißt Geld zu nehmen um Alkohol zu kaufen, obwohl das
Familienbudget schon knapp ist
Das Lebens- und Selbstwertgefühl verschlechtert sich immer mehr und das soziale
Umfeld reagiert mit zum Beispiel:
· Vorurteilen
· Diskriminierung
· Beeinträchtigung der sozialen Beziehungen (Selbstisolation)
Die psychischen Belastungen führen zu Konflikten im der Familie. Konflikte
können sein:
· Verschlechterung der Kommunikation
· häufige Auseinandersetzungen
· psychisches und physisches Wohlbefinden der Familienmitglieder wird
beeinträchtigt
· hohe Scheidungsrate
· Abschottung und soziale Isolation
Erschreckend ist besonders, wenn Kinder in der Familie unter Arbeitslosigkeit
leiden müssen. Hier einige Beispiele wie sich Arbeitslosigkeit auf Kinder
auswirken kann:
· Verschlechterung der Erziehung
· Verschlechterung der Beziehung zum arbeitslosen Elternteil
· Konflikte zwischen Eltern und Kindern
· wenig Motivation durch die Eltern
Dieses erleben Kinder oft durch:
· Taschengeldverlust
· Teilnahme an Geselligkeiten bleibt ihnen versagt
· Kleidung und Ausgaben für Freizeitgestaltung halten mit Gleichaltrigen nicht
stand
· Schamgefühl wegen der Arbeitslosigkeit der Eltern
· Furcht vor Spott
Weiterhin führt dieses zum:
· einbüßen des Gefühles der Geborgenheit
· Zukunftsängste der Kinder
· Resignation
· Rückgang der schulischen Leistungen
Im Extremsituationen bzw. Belastungen kommt es zum auftreten von Verhaltens-
und Lernstörungen sowie zur Flucht aus der Familie.
Arbeitslosigkeit kann zum Teufelskreis werden, denn aus einem Problem wachsen
immer mehr Probleme. Es wird eine Kette, welche dann nur noch durch fachliche
Hilfe durchbrochen werden kann. Fachliche Hilfe kann sein Psychiater,
Arbeitslosenhilfeverein, Selbsthilfegruppen und spezielle Beratungen.
6.2. auf die Betriebswirtschaft:
Durch die hohe Arbeitslosigkeit in der Bevölkerung sinkt naturgemäß die
Kaufkraft stark ab. Sicherlich muss der Arbeitslose weiterhin seine
Grundbedürfnisse erfüllen, doch wird er deutlich weniger Luxusgüter nachfragen.
Dies gilt ebenso für viele Arbeitnehmer, die vielleicht von Arbeitslosigkeit
bedroht sind, und daher lieber Sparen als irgendwelche Güter zu konsumieren.
Betriebswirtschaftlich führt dies zu einem deutlichen Umsatzrückgang
verschiedener Wirtschaftsbereiche. Ein Beispiel ist der Einzelhandel, der
bereits 1994 und 1995 einen Umsatzrückgang von jeweils 1% und 1996 sogar von 2%
zu verkraften hatte. Lebensmittelgeschäfte, die hauptsächlich die
Grundbedürfnisse befriedigen, konnten ein Plus von 0,3% verzeichnen, der aber
sicherlich auf die leichte Bevölkerungszunahme in Deutschland zurückzuführen
ist. Um mit dem stagnierenden oder gar rückläufigen Umsätzen dennoch einen
Gewinn zu erwirtschaften, versuchen viele Unternehmen ihre Kosten zu senken.
Daher tätigen Unternehmer verstärkt Rationalisierungsinvestitionen, entlassen
Arbeitskräfte und Intensivieren die Arbeit mit der verbliebenen Belegschaft.
Mehr Arbeitslose bedeuten ein weiteres Absinken der Kaufkraft und somit
schließt sich ein Teufelskreis.
6.3. auf die Volkswirtschaft:
Volkswirtschaftlich führt die hohe Arbeitslosigkeit auch beim Staat zu
niedrigeren Einnahmen. Weniger Lohnempfänger bedeuten primär weniger
Steuerzahler und somit geringere Einnahmen. Darunter zu leiden hat auch die
Sozialversicherung, die immer wieder durch diverse Defizite in den einzelnen
Bereichen Schlagzeilen macht. Trotz der geringeren Staatseinnahmen bleiben die
bisherigen Aufgaben und Ausgaben bestehen und erhöhen sich sogar noch. So
musste der Staat 1996 zum Beispiel über 4,3 Mrd. DM Zuschuss an die
Bundesanstalt für Arbeit zahlen, damit diese ihren Verpflichtungen nachkommen
konnte. Das Resultat ist zum einen eine höhere Kreditaufnahme des Staates bzw.
ein Leistungsabbau des Staates, der allerdings nur schwer zu verwirklichen ist.
Daher sind Erhöhungen der Sozialversicherungsbeiträge, vor allem bei der
Kranken- und Rentenversicherung geplant. Diese Maßnahme führt jedoch zu
steigenden Lohnnebenkosten, die zur Zeit im internationalen Vergleich in
Deutschland ohnehin schon an der Spitze liegen. Diese zusätzlichen Belastungen
geben allerdings einen erneuten Anreiz zu Gunsten des Personalabbaus in
Deutschland und somit schließt sich auch in diesem Bereich ein Teufelskreis.
7. Maßnahmen gegen die Arbeitslosigkeit:
Anhand der dramatischen Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt, der wie der Name
schon sagt, eigentlich nur von Angebot und Nachfrage beherrscht wird, sollte
jedem klar sein, dass es Maßnahmen von Seiten des Staates bedarf. Leider lässt
sich nicht ohne weiteres ein Wundermittel finden, mit dem man die Probleme
beseitigen kann. Im internationalen Vergleich, z.B. mit den Vereinigten Staaten
von Amerika lässt sich veranschaulichen, dass mit bestimmten staatlichen
Mitteln die Arbeitslosigkeit reduziert werden kann. In den USA ist seit einigen
Jahren ein stetiger Rückgang bis auf aktuell unter 6% zu verzeichnen. Im
folgenden soll versucht werden Maßnahmen für Deutschland aufzuführen, deren
Auswirkungen zu analysieren und auszuwerten.
7.1. Allgemeine Maßnahmen:
Lohn- und Lohnnebenkosten: Mit über 43DM je Arbeitsstunde in der Industrie wies
Westdeutschland 1994 die höchste Arbeitskostenbelastung aller Industriestaaten
auf. Und auch 1996 lag Deutschland im internationalen Vergleich an der Spitze.
Ein Großteil dieser Kosten sind auf Personalzusatzkosten, vor allem
Sozialversicherungsbeiträge zurückzuführen, die der Arbeitgeber zu einem
bestimmten Prozentsatz mittragen muss. Im Durchschnitt betragen Lohnnebenkosten
80% des Direktentgeltes. Zugegeben ist auch die Produktivität hoch, dennoch ist
der Standort Deutschland zu teuer geworden, was das derzeitige Abwandern von
Unternehmen ins billigere Ausland erklärt. Eine Senkung der Kosten könnte
diesen Trend aufhalten und sogar vermehrt ausländische Unternehmen nach
Deutschland locken. Erreicht werden könnte dies, indem versicherungsfremde
Leistungen aus der Sozialversicherung herausgenommen werden. Die Beiträge
würden sich dadurch um über 8% reduzieren und die Arbeitskosten um 3,5%
mindern.
Überstunden abbauen: Während die Zahl der Arbeitslosen in den letzten Jahren
stetig gestiegen ist, nahm auch die Zahl der Überstunden der Arbeitnehmer immer
weiter zu. Eine logische Schlussfolgerung daraus wäre, diese Überstunden
abzubauen. Nach Berechnungen der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg, könnten
dadurch bis zu 400000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Leider fehlt jedoch
die Bereitschaft der Arbeitgeber, da Überstunden, trotz Zulage, immer noch
billiger kommen, als die zusätzlichen Aufwendungen einer Neueinstellung. (Siehe
auch den ersten Punkt: Lohn- und Lohnnebenkosten)
Teilzeitarbeit erhöhen: Idealerweise könnten sich zwei Teilzeitarbeiter einen
Arbeitsplatz teilen. Bekräftigt wird diese Maßnahme außerdem durch die rege
Nachfrage nach Teilzeitarbeit, vor allem durch berufstätige Mütter, die z. B.
aus familiären Gründen nicht den ganzen Tag arbeiten wollen. Allerdings rechnet
sich für die meisten Betriebe Teilzeitarbeit kaum, weil zusätzliche
Aufwendungen auf das Unternehmen zukommen.
Mindestlöhne einführen: Diese, Ende 1996 für die Baubranche beschlossene
Maßnahme, zielt nicht darauf ab neue Arbeitsplätze zu schaffen, sondern
Arbeitsplätze für Deutsche zu sichern. Durch die Öffnung der Grenzen Europas
kamen in den vergangenen Jahren immer mehr Bauarbeiter aus Niedriglohnländern,
z. B. Portugal, Griechenland und andere, vor allem osteuropäischen Staaten über
Arbeitsverträge nach Deutschland. Entsprechend dem niedrigeren Niveau der
dortigen Löhne arbeiteten diese Menschen billiger auf Deutschlands Baustellen
als Deutsche, da dieser Lohn nicht ausreichte, um in Deutschland den
Lebensunterhalt finanzieren zu können. Durch die Mindestlöhne, die seit Januar
1997 gelten, muss jedem Arbeiter ein bestimmter Stundenlohn gezahlt werden.
Dadurch wird erhofft, dass Arbeitgeber wieder vermehrt Deutsche anstellen.
Staatlichen Investitionen erhöhen: Durch diese Aktion würde der Staat auf dem
Markt verstärkt als Nachfrager auftreten. Hieraus resultiert indirekt auch eine
größere Nachfrage nach Arbeitskräften und somit ein Rückgang der
Arbeitslosigkeit. Allerdings kann eine solche Maßnahme nur von vorübergehender
Dauer sein.
Qualifikation anpassen: Es ist auch äußerst wichtig zu beachten, dass die
derzeitigen Arbeitslosen zum Teil eine niedrige Qualifikation aufweisen oder
zumindest nicht die auf dem Arbeitsmarkt Nachgefragte. Umschulungen und
Weiterbildungen der Bundesanstalt für Arbeit sind wichtige Mittel dem Trend
entgegenzuwirken. Oftmals wird von der Wirtschaft beklagt, dass Lehrlinge oder
Hochschulabgänger nicht das notwendige und wünschenswerte Wissen mitbringen. Es
besteht also bei Schulen und Hochschulen Reformbedarf, um die schulische
Ausbildung der Nachfrage anzupassen.
Dienstleistungssektor ausbauen: Im internationalen Vergleich wird deutlich,
dass es in Deutschland noch ein großes Potential an Arbeitsstellen im Dienstleistungssektor
gibt, die es auszunutzen gilt. Starre Ladenöffnungszeiten und die Haltung der
Gewerkschaften behindern flexible Unternehmenspolitik im Mittelstand und der
Industrie.
7.2. Die Bundesanstalt für Arbeit:
Das erklärte Ziel der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg, die 1952 gegründet
wurde, ist es einen hohen Beschäftigungsstand zu verwirklichen und
aufrechtzuerhalten. Die gesetzliche Grundlage liefert das
Arbeitsförderungsgesetz (AFG) von 1969, dass unter anderem die Zahlung von
Arbeitslosengeld, Arbeitslosenhilfe und Kurzarbeitergeld regelt. Zum Ausführen
der entsprechenden Maßnahmen verfügt sie über 9 Landesarbeitsämter, etwa 150
Arbeitsämter und 550 Nebenstellen. Zu den direkten Maßnahmen der Bundesanstalt
für Arbeit gehören unter anderem:
Arbeitsvermittlung: Vermittlung von Arbeitslosen in eine neue Beschäftigung und
Zuführung neuer Arbeitskräfte in ein Unternehmen.
Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen: Der Grundgedanke besteht darin, die Zahlung des
Arbeitslosengeldes mit einer produktiven Arbeit zu verbinden, die der
Wiedereingliederung von Arbeitslosen in den Wirtschaftsprozess dient.
Berufliche Fortbildung und Umschulungen, um die Qualifikation der Arbeitslosen
zu erhöhen bzw. dem Arbeitsmarkt anzupassen, sind weitere Aktionen.
Sonstige Aufgaben: Sie umfassen vor allem das Erstellen von Statistiken, die
bei der Lenkung der Wirtschaft helfen sollen. Außerdem muss die Bundesanstalt
für Arbeit sogenannte Lohnersatzleistungen bei Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit
erbringen.
8. Schlussfolgerung:
Wie Eingangs bereits erwähnt, stellt die Arbeitslosigkeit momentan die größte
Sorge der Deutschen dar. Die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen in den
vergangenen Jahren zeigen sehr genau, warum die Deutschen so denken. Anzeichen
für eine Besserung sind kaum in Sicht. Ganz im Gegenteil! Im Winter 1999/2000
wurde wiederum ein neuer negativ Rekord verbucht und auch in den nächsten
Jahren wird die Arbeitslosigkeit wohl auf hohem Niveau verharren, selbst wenn
sich, kurzzeitig leichte Besserung einstellen würde. Es sollte ein primäres
Ziel der Politik sein, schnell zu Handeln. Maßnahmen um die Arbeitslosigkeit
und damit ihre Folgen einzudämmen gibt es im ausreichendem Maß.
Quellenverzeichnis:
· Andusen,U/ Lange, T~, Arbeitslosigkeit in der BRD, Stuttgart Ernst Klett
Verlag, 1980
· Samuelson P. A. 1 Nordhaus W. D., Volkswirtschaftslehre l, Köln, Bund -
Verlag, 1997
· Arend, Arbeitslosigkeit; für die Sekundarstufe, Stuttgart, Redam, 1986
· Balon, Arbeitslosigkeit; wider Gewöhnung an das Elend, Frankfurt/M; Fischer TB,
1986