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Der Aralsee
Mit der Ausdehnung des Zarenreiches nach Mittelasien im . Jahrhundert ergab sich in Russland die Chance die Abhängigkeit der Textilindustrie von den amerikanischen Baumwollinporten zu lockern. Die Wüsten in Kasachstan, Usbekistan und Turkmenistan bieten nämlich ideale Bedingungen für den Anbau des so gefragten Rohstoffes Baumwolle: Lange, sonnige, hei trockene Sommer und viel Wasser, das die Flüsse Syr Darja und Armu-Darja die durch dieses Gebiet fließen und in den Aralsee münden, in scheinbar unerschöpflichen Massen liefern können.
Im Laufe des . Jahrhunderts wurden besonders unter sowjetischer Herrschaft diese bewässerten Baumwollfelder auf über 8 Millionen ha ausgeweitet. 4 - 4 wurde die längste Wasserstraße der Welt, der 0 km lange Kara- Kum-Kanal gebaut. Er zieht sich vom Aralseezufluß Amu-Darja bis zum Kaspischen Meer. Neben der Versorgung der Großstädte und Industrien mit Wasser des Amu-Darja, bewässert er über 0 ha Wüste bzw. Baumwollfelder. Das 'wei e Gold', Wie die Baumwolle auch genannt wird, lies Mittelasien zum alleinigen Produzenten von Baumwolle im Sowjetreich aufsteigen.
Ein gewisses Absinken des Seespiegels des Aralsees, durch die Wasserentnahme von seinen Zuflüssen, war von den Planern aus wirtschaftlichen Gründen in Kauf genommen worden. Doch der Syr Darja versickert seit 6 bereits in der Wüste bei Nowokasilinsk ca. 0 km vom Aralsee entfernt.Der Amu-Darja bringt heute weniger als % seiner früheren Wassermengen, d.h. 5 km³ statt 5 km³ (ungefähr). Allein 5 km³ verliert der südliche Aralzufluß an den Kara Kum-Kanal. Durch den schlechten Bau der Verteiler des Wassers an die Baumwollfelder in oberirdischen, nichtbetonierten Kanälen gehen nahezu % des kostbaren Wassers nutzlos verloren. Die Chemisierung der Baumwollfelder verseucht das Grund- und Oberflächenwasser. Dieses vielfach belastete Wasser wird in den Aralsee durch seine Zuflüsse gebracht. Der Aralsee hat keinen Abfluß, deshalb verbleiben chemische Rück- stände in ihm. Doch trotz dieses katastrophalen Zustandes nutzt die Bevölkerung weiterhin dieses Wasser (wegen der enormen Wasserknappheit in den Wüsten; 'Jeder Tropfen Wasser zählt zur Trinwasserversorgung.
Der langsame Tod des Aralsees spielt sich vor unseren Augen ab. Seit 0 sinkt der Seespiegel des bis dahin viertgrößten Binnensees der Welt beständig. Die Seefläche verringerte sich bis bis heute um 36000 km². Diese Fläche entspricht ungefähr der von Baden-Würtemberg. In den letzten 5 Jahren ist der Seespiegel des Aralsees um 6 m gesunken; in weiteren 5 Jahren wird er vermutlich völlig ausgetrocknet sein. Doch die Katastrophe beschränkt sich nicht nur auf den bloßen Verlust des Sees, nein die Folgen des ständig andaurenden, hohen Wasserverlustes sind noch viel ausgeweiteter:
Wo einst Fischkutter zum Fang ausfuhren und reger Hafenbetrieb herrschte, trotten heute Kamele und Kühe durch den Wüstensand. Unter ihren Füßen knirschen Salzkristalle wie bei einer Schneedecke. Der frühere Fischreichtum des einstigen 'Blauen Meeres' ist zur Legende geworden, der See und seine Uferzonen sind biologisch so gut wie tot, und die Bevölkerung führt einen fast aussichtslosen Kanpf gegen die Folgen der Umwelt- zerstörung.
Durch die Verkleinerung des Seekörpers verringert sich der Schutz Zentral- und Mittel- asiens vor den kalten Nordostwinden aus Sibirien immer mehr; die Temperaturen steigen, die Luftfeuchtigkeit nimmt ab und durch die zunehmende Kontentalität (kalte Winter, hei e Sommer, große tägliche und jährliche Temperaturschwankungen) hat sich die frostfreie Zeit im Amu-Darja Delta bereits von 0 auf 0 Tage reduziert: Die Wüsten Kara Kum ('schwarzer Sand') und Kysyl Kum ('roter Sand') haben eine rasch wachsensde Schwester, die 'Ak Kum' ('weiße Wüste'), wie die Katastrophenzone rund um den See genannt wird, bekommen. über den trockenengelegten Seeboden fegen Stürme und verwehen jährlich über
100 Mio t eines aus Pestiziden, Entlaubungsmitteln und anderen Chemikalien bestehenden Sand-Salz- Gemisches bis zum Pamirgebirge; in der Umgebung des Sees schlägt sich jährlich über eine Tonne dieses Gemisches pro Hektar nieder und schädigt zusammen mit dem verseuchten Grundwasser den Böden und
den auf den Feldern arbeitenden Menschen. Mit am stärksten betroffen sind die 4 Mio Bewohner rund um den Aralsee. Ihre Lebens grunlage, v.a. der Fischfang, sind vernichtet, ihre Gesundheit ruiniert. Die
Zuwanderer, sesshaft gemachte Nomaden, zihen wieder ab, die russ. Bevölkerung bleibt krank am Aralsee
zurück. Am häufigsten sind Erkrankungen der Atmungsorgane und Infektionskrankheiten. Ins Schreckenskabinett der ärzte gehören Harn- und Nierensteine: Der größte wiegt 60g und sieht aus wie eine mittelgroße Kartoffel. Doch Gift und Salz im Trinkwasser haben nicht nur Nierensteine zur Folge. Bei % der Frauen wurde Anämie (Blutarmut) festgestellt, Magen- und Darmkrebs sind bei den Einheimischen - bis 4-mal, Nierenkrebs 10-mal und Hepatitis - bis 10-mal häufiger als sonst in der GUS. Die Kindersterblichkeit liegt bei %, die Missbildungen bei Neugeborenen nehmen zu, und die
Lebenserwartung insgesamt ist um mindestens 0 Jahre gesunken
Gibt es wirklich keine Rettung mehr???
Die Aussage der Wissenschaftler ist eindeutig: Eine Wiederherstellung des Zustandes von 0 ist unmöglich. Bereechnungen zeigen, daß dem Aralsee jährlich 7 km³ (der 20ste Teil des Bodensees) zugeführt werden müßten, um die Seespiegelfläche von heute zu erhalten. Riesige Geldmengen sind dazu nötig, die die Betroffenen Staaten nicht von alleine aufbringen können. Ist die Rettung des Aralsees nur noch von außen möglich? Wo bleiben die Aufschreie der Naturschützer oder von Greenpeace?
Zerstören wir die Lebensräume unserer Nachkommen aus rein ökonomischen Interessen?
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