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PHILIPPINEN
Kein asiatisches Land ist so sehr von Europa bevormundet und später von den USA gegängelt worden wie die Philippinen. Der Staatsname geht auf den spanischen König Philipp II zurück. Die Grenzen sind das Ergebnis der Absprachen europäischer Kolonialmächte. Der im Land vorherrschende Katholizismus ist Folge dieser Fremdbestimmung. Das öffentliche und private Leben der Gegenwart ist vom 'American Way of Life' durchdrungen.
Die Philippinen, das sind 7100 große, kleine und kleinste Inseln, Atolle, Felsriffe, von denen viele namenlos und unbewohnt sind. Die Inselgruppe entstand durch vulkanische Kräfte und tektonische Erdverschiebungen. Von den großen Kulturströmen aus dem südlichen Asien wurden die Philippinen kaum berührt. Dies machte die Bewohner so empfänglich für die europäischen Einflüsse.
'Wo Asien ein Lächeln trägt', heißt die philippinische Selbstdarstellung, die der tropischen Region touristischen Zuspruch und ihren Menschen viel Sympathie einbringt. Auf den Philippinen erreicht das dem Fremden zuteilwerdende 'Mabuhay!', der Willkommensgruß, einen Grad an Herzlichkeit, in dem eine liebenswerte Mischung von Neugier, Wärme und Spontanität steckt, die so offenkundig und direkt kein anderes Land Asiens zu bieten vermag.
Geschichte:
Die ersten Einwanderer erreichten den philippinischen Archipel vermutlich in prähistorischer Zeit (ca. 22 000 v. Chr.), als noch eine Landbrücke zum asiatischen Kontinent bestand.
Im Laufe des 15. Jahrhunderts drang der Islam vor. Auf einigen südlichen Inseln entstanden moslemische Fürstentümer, doch die meisten Filipinos lebten in kleinen Stammesgemeinschaften zusammen und folgten Naturreligionen.
Als die spanischen Eroberer Mitte des 16. Jahrhunderts damit begannen, den gesamten Archipel unter ihre Herrschaft zu bringen, stießen sie, mit Ausnahme des moslemischen Südens, nur auf geringen Widerstand. Die Mehrzahl der Filipinos trat zum Katholizismus über.
Männer wie José Rizal (1861-1896), beeinflußt von den abendländischen Ideen der Menschenrechte, brachten die nationale Bewegung voran und förderten das Nationalbewußtsein. Er wurde daher 1896 von den Spaniern erschossen. Das Land hatte nun einen Märtyrer und der Funke nationalen Aufbegehrens ließ sich nicht mehr löschen.
Unter der Führung Emilio Aguinaldos wurde 1898 die erste unabhängige Philippinische Republik proklamiert, die erste Republik in Südostasien. Zwar war die Herrschaft der Spanier gebrochen, doch eine neue Weltmacht meldete Ansprüche an, nämlich die USA. Nach kriegerischen Auseinandersetzungen gegen Spanien besetzten sie die Philippinen.
1935 erhielten die Philippinen von den USA die Teilautonomie. Ende 1941 wurde der Inselstaat von japanischen Truppen besetzt. Eine neugeschlossene Widerstandsbewegung erzwang 1943 von Tokio die Unabhängigkeit, doch die Bildung einer Marionetten-Regierung machte sie wertlos. 1944 eroberten die USA ihre Stützpunkte auf den Philippinen zurück. Mit dem 'Bell-Trade-Act' sicherten sie sich Privilegien im Wirtschaftsleben und in der Politik sowie ihre Militärbasen. Auf dieser Grundlage wurde am 4. Juli 1946 die Unabhängigkeit der Philippinen proklamiert. Sie gaben sich eine Verfassung nach amerikanischem Vorbild und schlossen mit den USA ein gemeinsames Verteidigungsabkommen. Aufgrund dieses Abkommens beteiligten sich die Philippinen auf amerikanischer Seite am Vietnamkrieg.
1969 wurde Ferdinand E. Marcos zum Präsidenten gewählt. Mit eisernen Willen ging er daran gegen Korruption zu kämpfen und die konkurrierenden Clans zu entmachten, doch bald mußte man feststellen, daß das Etikett der neuen Gesellschaft nur eine andere Verpackung für die alten Verhältnisse war.
Der 21. August 1983 wurde zum politischen Wendepunkt. Der frühere Senator und langjähriger Gegenspieler Marcos Benigno Aquino kehrt aus dem amerikanischen Exil zurück. Jedoch wurde er noch auf dem Flugplatz in Manila erschossen.
Danach setzte eine beispiellose Bewegung populären Widerstandes ein. Als Marcos auch noch in Washington seinen Rückhalt verlor, wurde bei den Wahlen 1986 die Witwe des ausgeschalteten Widersachers Aquino, Corazon Aquino, neue Präsidentin. Marcos und seine engsten Mitarbeiter flohen ins Exil nach Hawaii.
Der Staat heute:
Corazon Aquino wurde von einer breiten Volksbewegung getragen, jedoch ging der vermeintliche demokratische Neuanfang Ende der 80er Jahre bald vorüber.
Formal sind mit der Volksabstimmung über eine neue Verfassung 1987, die mit circa 80% der Stimmen angenommen wurde, die demokratischen Instrumente wieder eingesetzt worden, die während der zwei Jahrzehnte dauernden Regierungszeit Präsident Marcos außer Kraft gesetzt waren. Doch nach wie vor bestimmt nur eine kleine Wirtschaftselite die politischen Geschicke des Landes.
In der sowohl politisch als auch militärisch geführten Auseinandersetzung um die Zunkunft der Philippinen stehen sich drei Gruppen gegenüber:
Die liberalen Kreise der Mittel- und Oberschicht sind an politischer Stabilität, aber nicht an Veränderungen der kapitalistischen Gesellschaftsordnung interessiert. Sie treten für eine Fortsetzung der Beziehungen zu den USA ein und werden zum Teil von der katholischen Kirche unterstützt.
Die zweite Gruppe bilden die konservativen und reaktionären Kräfte innerhalb des Militärs, die aus der blutigen Praxis der Marcos-Politik, die Überzeugung gewannen, gesellschaftspolitische Widersprüche ließen sich mit Waffengewalt lösen.
Die dritte Gruppe umfaßt die kommunistischen Kreise. Sie strebt eine neue Gesellschaftsform und einen eigenständigen politischen Kurs an. Eine ihrer Forderungen ist die Auflösung der amerikanischen Militärstützpunkte auf philippinischem Gebiet.
1992 verzichtete Corazon Aquino auf eine Wiederwahl. Ihr Vertrauter, der bisherige Verteidigungsminister Fidel Ramos wurde Präsident. Wirtschaftspolitisch versuchte Ramos, eine Modernisierung in die Wege zu leiten. Die 1997 einsetzende schwere Wirtschaftskrise in Südostasien behinderte dieses Vorhaben.
Aus den Präsidentschaftswahlen im Mai 1998 ging der ehemaligen Filmschauspieler Joseph Estrada als Sieger hervor; Ramos durfte laut Verfassung nicht für eine zweite Amtszeit kandidieren.
Wirtschaft:
Die Philippinen sind mit ihren natürlichen Reichtümern, den Bodenschätzen und landwirtschaftlichen Nutzflächen ein wohlhabendes Land. Sie verfügen beispielsweise über abbauwürdige Vorkommen an Kupfer, Nickel , Eisen, Blei, Gold, Silber, Zink, Kobalt und Kohle. Dennoch sind sie ein Agrarland geblieben. Die meisten Inseln können landwirtschaftlich genutzt werden. Es werden Naß- und Trockenreis, Zuckerrohr, Kokospalmen, Mais, Obst, Nüsse und diverse Gemüsesorten angebaut.
Doch die Mehrzahl der Filipinos bleibt vom nationalen Reichtum ausgeschlossen. Die Mehrzahl von ihnen kann sich nicht einmal ausreichend ernähren, 27,5% der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze.
Industriebetriebe spielen als Arbeitgeber eine viel geringere Rolle als Landwirtschaft und Dienstleistungsbereich. Etwa 16% der Erwerbstätigen sind in der industriellen Fertigung beschäftigt. Drei Fünftel der Fabriken und Werkstättenm sind in und um Manila angesiedelt.
Ausländische Unternehmen, zu 80% japanische und amerikanische, bringen Kapital und Know-how mit; von den Filipinos wird nur deren niedrig bezahlte Arbeitskraft verlangt. So entstehen vor allem Textilien und elektronische Bauteile.
Wirtschaftsprobleme:
Ein zentrales Problem der philippinischen Wirtschaft ist die hohe Auslandsverschuldung. Die Philippinen gehören zu den Ländern der sogenannten Dritten Welt, die mit den höchsten Verpflichtungen bei den westlichen Banken verschuldet sind.
Weiters standen sinkenden Rohstoffpreisen für klassische Exportgüter explosiv steigenden Preisen gegenüber, die das Land für Erdöl aufbringen mußte.
Die Arbeitslosigkeit wird offiziell mit 11% angegeben, dürfte aber deutlich höher liegen. Als unterbeschäftigt gelten mehr als 30% der arbeitsfähigen Filipinos. Die desolaten Wirtschaftsverhältnisse werden durch das Bevölkerungswachstum verschärft.
Landschaft und Natur:
Die Philippinen sind nicht nur politisch gesehen eine spannungsgeladene Region, auch die Natur birgt für die Bewohner immer wieder unliebsame Überraschungen.
Der Archipel liegt im Einzugsgebiet der Monsunwinde, die Klima und Niederschläge bestimmen. Der Südwestmonsun bringt zwischen Juni und November die Regenzeit, der Nordostmonsun zwischen Dezember und Juni dieTrockenzeit.
Mit ziemlicher Regelmäßigkeit werden die nördlichen Inseln, vor allem Luzon, alljährlich während der Regenzeit von Taifunen heimgesucht. Mit Windgeschwindigkeiten über 200km/h richten die Wirbelstürme stets große Verwüstungen an und lösen Überschwemmungen und Erdrutsche aus.
Die Philippinen gehören zu den Inselbögen im nordwestlichen Randgebiet des pazifischen Gebirgsgürtels. Sie sind die Reste eines älteren, in seiner Bildung aber noch nicht abgeschlossenen Gebirgssystems, das immer wieder von Erdbeben und vulkanistischen Aktivitäten erschüttert wird. Von den 47 registrierten Vulkanen sind noch zahlreiche aktiv.
Die Inselwelt der Philippinen wird administrativ in 73 Provinzen und 13 Regionen, geographisch in vier Landesteile unterteilt: Luzon und benachbarte Inseln im Norden, die Visayas mit den Hauptinseln Cebu und Bohol im Zentrum, Mindanao und der Sulu-Archipel im Süden sowie in Randlage die Insel Palawan im Südwesten.
Der gesamte Archipel wird von tropisch-heißem Klima beherrscht. Die durchschnittliche Jahrestemperatur liegt im küstennahen Tiefland bei 27°C. Es gibt keine wesentlichen Temperaturschwankungen zwischen den Jahreszeiten, wohl aber zwischen Flach- und Bergland.
Flora und Fauna:
Die Vegetation ist infolge der reichlichen Niederschläge und ganzjährig hohen Temperaturen üppig und immergrün. Allein die Zahl der Orchideenarten wird auf rund 900 geschätzt. Bis vor wenigen Jahren waren noch 40% des Staatsgebietes mit tropischem Regenwald, mit Bambus, Palmen, philippinischer Kiefer, Zeder und anderen wertvollen Harthölzern bedeckt. Brandrodung und zunehmend kommerzieller Holzeinschlag haben diesen natürlichen Reichtum dramatisch reduziert.
Der Reis bestimmt seit vielen Generationen Kultur und gesellschaftliches Leben. Er wird als Naßreis vornehmlich in den Tiefebenen des zentralen und in der Bergregion des nördlichen Luzon angebaut. Weitere Kulturpflanzen, die vor allem für den Export angebaut werden, sind Zuckerrohr, Kokospalmen, Ananas, Tabak, Gummibäume, Kaffee und Kakao. Die süß duftende, rot blühende Sampaguita ist die philippinische Nationalblume.
Die Tierwelt war wegen der insularen Lebensbedingungen nie so reichhaltig vertreten wie in den kontinentalen Tropenländern. Berühmt ist der Fischreichtum, der leider ebenfalls in seiner Vielfalt bedroht ist. Wichtigstes Nutztier ist der Wasserbüffel, Carabao genannt. Jedes Dorf betreibt Hühnerhaltung und, mit Ausnahme der islamischen Wohngebiete im Süden, Schweinezucht.
Bevölkerung:
Als Nachkommen der ältesten Bewohner gelten die Negritos, auf den Philippinen 'Aeta' genannt. Zusammen mit den Nachfahren der ersten Einwanderer, den Altindonesiern, zu denen die Volksgruppen der Igorot, der Ifugao und der Bontok gerechnet werden, stellen sie circa 10% der heutigen Bevölkerung. Die Jungindonesier, zu denen die Bisayas, Tagalen, Biscol und Iloco gehören, die Filipinos im engeren Sinne, bilden mit 70% die Mehrheit der Bevölkerung. Die erst nach dem 15. Jahrhundert eingewanderten Chinesen machen ungefähr 10% der Bevölkerung aus.
In keinem anderen asiatischen Land hat die Kolonialzeit auch in der Bevölkerungsstruktur so deutliche Spuren hinterlassen wie auf den Philippinen. Die zahlreichen spanischen Familiennamen und die christlichen Vornamen künden vom Missionseifer der Europäer. Auch die chinesischen Einwanderer blieben nicht unter sich. Die meisten Filipinos haben daher entweder Europäer oder Chinesen oder beide unter ihren Vorfahren.
Christianisierung und Hispanisierung breiteten sich vor allem dort aus, so sich Handel, Landwirtschaft und der Abbau von Naturschätzen lohnte und kein dauerhafter Widerstand der einheimischen Bevölkerung bekämpft werden mußte, wie im moslemisch geprägten Süden. Dort leben, insbesondere im Westen von Mindanao, auf den Sulu-Inseln und im Süden von Palawan, die Bevölkerungsgruppen der Moro und der Samal.
Religion:
Über 90% der Bevölkerung sind Christen und überwiegend in der römisch-katholischen Kirche organisiert. Etwa 6% schlossen sich der 1902 gegründeten, national-katholischen Kirche der Aglipayaner an und rund 4% sind Protestanten. Der Anteil der Sekten, die stark amerikanisch geprägt sind, steigt.
Die in abgelegenen Regionen lebenden Minderheiten blieben von der Christianisierung weitgehend unberührt. Sie folgen bis heute ihren Naturreligionen und pflegen ihre Riten. Im Gegensatz zu den städtisch geprägten Filipinos, bei denen sich eine nationale Identität entwickelt hat, haben die meisten Angehörigen der ethnischen Minderheiten keine Beziehung zu ihren Staat, sondern sind nur auf ihre Volksgruppe fixiert.
Landflucht und Verstädterung:
Der Archipel ist von einer ungleichen Bevölkerungsdichte geprägt. 70% der Filipinos siedeln auf Luzon, den Inseln Visayas und auf Mindanao. Die Hälfte der Bevölkerung lebt auf dem Lande, doch die Abwanderung von den Dörfern in die urbanen Zentren ist unverkennbar. Größter Magnet ist die Hauptstadt Manila mit etwa 8 Millionen Menschen (Metro-Manila). Doch die Hoffnung auf Arbeit erfüllt sich für viele zuwanderer nicht, ihnen bleiben nur noch die Slums von Manila, die zu den größten Asiens zählen.
Sprachen:
Auf den Philippinen werden etwa 90 regionale Sprachen gesprochen, die zur austronesischen Sprachfamilie gehören. Die wichtigste Sprache ist Tagalog, die Muttersprache von rund einem Viertel der Bevölkerung, dessen standardisierte Form, Filipino genannt, heute Staatssprache ist. Außerdem hat Englisch immer noche eine besondere Bedeutung als Handelssprache und Spanisch wird von einer Minderheit gesprochen.
Wichtige Städte:
Die Stadt Manila ist der wichtigste Hafen sowie das Haupthandelszentrum des Landes. Die Bevölkerung des Großraums Manila beträgt rund 8 Millionen. Weitere wichtige Städte sind Quezon City, das Teil des Großraums Manila ist und von 1948 bis 1976 die Hauptstadt des Landes war, Davao, Provinzhauptstadt und Seehafen, Cebu, Seehafen und Zentrum der Landwirtschaft und des Kohlebergbaues, sowie Zamboanga, ebenfalls ein wichtiger Seehafen.
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