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Bert Brecht : Das Leben des Gallilei
Die Kopernikanische Wende
Unser heutiges heliozentrisches Weltbild mit der Sonne als Mittelpunkt unseres
Sonnensystems ist für uns selbstverständlich . Doch das war nicht immer so ! Es
mußte von Wissenschaftlern wie Kopernikus, Kepler, Galillei und Newton in einem
langwierigen Prozeß durchgesetzt werden.
Die vor der Kopernikanischen Wende geltende
Lehrmeinung war die auf Aristoteles zurückgehende
geozentrische bzw. ptolemäische Weltanschauung. Ihr
zufolge bildete die Erde den Mittelpunkt des gesamten Universums. Sie wurde
angeblich von an 'kristallenen Sphären' angehefteten Himmelskörpern umkreist,
die laut Aristoteles aus einem auf der Erde nicht vorhandenen Stoff bestehen
sollten. Dieses Element wurde Quinta Essentia (das 5. Element)
genannt.
Zitat von Aristoteles : Die Himmelskörper sind aus einem anderen Stoffe als
die irdischen Körper. Völlig getrennt von der irdischen Welt, gehorchen sie der
Natur ihres Stoffes, indem sie um die Erde kreisen, während die Dinge auf Erden
je nach der Natur ihrer Stoffe fallen oder steigen, weil sie Stein sind oder
Feuer oder ein mittleres zwischen ihnen.
Da Aristoteles damals der Inbegriff für Wissenschaft war, und da seine Theorien
mit der Lehre der Kirche konform gingen, wurden seine Forschungsergebnisse
verteidigt wie ein heiliges Relikt. Allerdings zeigten sich an diesem System
einige Mängel und so wurde es z.B. von Ptolemäus nach und nach
erweitert.
Das erste Mal regte
sich im Todesjahr des Domherren Nicolaus Kopernikus
(1543) mit der Veröffentlichung dessen Werkes De revolutionibus orbium
coelestium ernstzunehmende öffentliche Kritik am ptolemäischen System.
Die Idee vom heliozentrischen Weltbild war entstanden. Diese aufkommende Welle
der Kritik war aber leicht zu zerschlagen, da das gesamte Werk in Latein
abgefaßt war und damit der breiten Bevölkerungsmasse nicht zugänglich. Außerdem
wurde dem Buch ohne Einverständniß von Kopernikus ein Vorwort Osianders
beigefügt, der das Werk als bloße mathematisch- technische Berechnungsweise
der Himmelserscheinungen bezeichnete und damit der Theorie von vorneweg
den Wind aus den Segeln nahm. Kopernikus' Theorie war aber ganz im Gegensatz
dazu von der philosophischen Seite her angelegt. Die Mathematik kam erst später
ergänzend hinzu.
Zitat von Kopernikus : Ich fand, daß die Ordnungen der Gestirne und aller
Kreise, die Größen und der Himmel selbst so miteinander verbunden sind, daß an
keinem Teil desselben etwas versetzt werden könnte, ohne eine Verwirrung der
übrigen Teile und des ganzen Alls.
Kopernikus stellte 6 wichtige Axiome auf, die die Stützpfeiler
der Theorie bildeten. Das dritte Axiom lautet : Alle Planeten umkreisen die
Sonne die im Mittelpunkt aller (Planeten-) Bahnen steht.
Fortführung und Ergänzung
fanden seine Gedanken in Gallileo Gallilei und dessen
Zeitgenossen Johannes Kepler. Gallilei machte
ausgedehnte Beobachtungen mit dem von ihm verbesserten Fernrohr. Kepler, der
sich auf dessen Ergebnisse, sowie auf die seines ehemaligen Lehrers Tycho de
Brahe stützen konnte, erkannte als erster die ellipitsche Bahn der
Planeten, nachdem er wegen seinen Berechnungen fast in den Wahnsinn getrieben
worden war. Sein vorrangiges Forschungsobjekt war wie auch bei Gallilei der Mars.
Obwohl Gallilei seine Forschungsergebnisse - im Gegensatz zu Kopernikus - in
der Landessprache verfaßte, konnten sich diese immer noch nicht durchsetzen.
Dies lag vor allem am erbitterten Widerstand der Kirche, die ja einen großen
Teil der damaligen Gelehrten durch die Mönche stellte. Diese waren vorrangig
der Kirche und nicht der Wissenschaft (bzw. der Vernunft) unterstellt.
Den endgültigen Durchbruch der zur Akzeptanz des heliozentrischen Weltbildes führte, erzielte aber erst der Engländer Isaak Newton der mit seinen Gravitationsgesetzen einige wichtige Teile in das wissenschaftliche Puzzle einfügte. Er war der Erste, der sich ganz von der Trennung zwischen irdischen Naturgesetzen und den den Gesetzen im Weltall, löste. In seiner wissenschaftlichen Abhandlung 'Philosophiae naturalis pricipia mathematica' übertrug er als erster die bisherigen Erkenntnisse ohne zu zögern auf das Weltall. Stephen Hawking bezeichnet dieses Werk als 'wahrscheinlich das wichtigste, jemals von einem Einzelnen verfaßte Werk, das jemals erschienen ist'.
Quellen:
Hans-Georg Gadamer , Philosophisches Lesebuch , Band 2
dtv-Atlas zur Weltgeschichte
Dorn-Bader , Physik , Band : Mechanik
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