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Cowboys
Die Geburt des Cowboys
Das Wort Cowboy ist sehr alt. Es kommt aus Irland, wo berittene Rinderhirten schon fast zweitausend Jahre Cow-boys, "Kuhjungen" genannt wurden. Zur Zeit der amerikanischen Revolution (1775-1783) wurde daraus ein Schimpfwort. Einige sagen, damit seien Diebe bezeichnet worden, die von amerikanischen Kolonisten Vieh stahlen und es an die britische Armee verkauften. Um die Mitte des 19.Jahrhunderts hatte das Wort wieder seine ursprüngliche Bedeutung angenommen. Ein Cowboy war jemand, der gegen Bezahlung mit Vieh arbeitete und viele seiner Aufgaben zu Pferd erledigte.
Das Leben auf einer Ranch
Viele Cowboys zogen auf Arbeitsuche meist von einem Ort zum anderen. Rancher stellten solche Saisonarbeiter für die um das Haus und auf der offenen Prärie anfallende Arbeiten ein. Cowboys erhielten für die Arbeit auf der Ranch einen Monatslohn für dreissig Dollar, Unterkunft und Verpflegung. Es gab Ranchs in allen Größen. Zu einer Ranch gehörte eine Trinkwasserquelle, ein Haus für den Besitzer und seine Familie sowie einige Nebengebäude. Die Gebäude bestanden anfangs aus Balken oder Grasoden. Verdiente der Rancher jedoch später gut am Verkauf seiner Rinder, lebte seine Familie vergleichsweise luxuriös mit Spitzenvorhängen, schönen Möbeln, Porzellangeschirr und Silber. Die Arbeiter dagegen wohnten in bescheidenen Unterkünften.
Einige größere Anwesen hatten als Küche einen separaten Schuppen, in dem ausschließlich gekocht und gegessen wurde. In den Räumen waren lange Tische aufgestellt. Außerhalb der Arbeiterunterkunft befand sich eine Schmiede für Hufeisen und Werkzeuge, weiter gab es Ställe und eine Koppel für die Pferde. Die Koppel war rund, damit die Pferde nicht in Ecken eingezwängt werden und sich verletzen konnten. Um die Ranch erstreckte sich die endlose Prärie. Zäune gab es keine. Das Vieh konnte sich auf den großen Weideflächen frei bewegen, bis die Cowboys es im Frühling und im Herbst wieder zusammen trieben.
Die Aufsicht über die Cowboys hatte ein Vorarbeiter, der mit etwa zehn Cowboys in einer Arbeiterunterkunft wohnte. Dort gab es am Ende eine Küche und ein Essbereich, in der Mitte einen Bullerofen und am anderen Ende eine Reihe von Betten (Kojen). In den Ranchs im Norden waren die Wände zum Schutz vor dem kalten Wind oft mit mehreren Lagen Zeitungspapier ausgestopft. Die Cowboys hefteten Bilder von Verwandten und populären Schauspielerinnen an die Wände, um dem dunklen Raum, der nur von Oellampen beleuchtet wurde, wenigstens etwas Glanz zu verleihen. Einige hölzerne Haken an der Wand über dem Bett dienten dem Cowboy als Schrank, eine Kiste am Bettende enthielt seine wenige Habe.
Einige Cowboys erinnerten sich später an den Gestank in diesen Räumen mit den vielen verschwitzten, ungewaschenen Männern, die sie beherbergten. Wenn zum Zusammentreiben des Viehs zusätzliche Cowboys als Aushilfe eingestellt wurden, vergrößerte sich das Durcheinander in der Unterkunft noch. Andere berichteten von der unflätigen Ausdrucksweise der Cowboys oder beklagten sich über das eintönige Leben in der Baracke. Glücksspiele waren verboten. Statt dessen beschäftigten sich die Cowboys in der freien Zeit bis zum nächsten Viehtreck und an den wenigen Tagen, die sie sich danach mit ihrem sauer verdienten Geld in einer größeren Stadt vergnügen konnten, mit Schach oder Domino. Bücher waren in ihrer Umgebung selten, da viele Cowboys nicht lesen konnten.
Fest im Sattel
Ein Cowboy, der ein gesundes gut trainiertes Pferd und einen guten Sattel hatte, konnte am Tag fünfzehn Stunden reiten ohne dass, das Pferd danach am Ende seiner Kräfte gewesen wäre. Der Grund war, daß ein guter Sattel das Gewicht des Reiter mehr auf die Schultern des Pferdes verteilte statt auf das Rückgrat.
Ein Sattel kostete zwischen einem und zehn Monatsgehältern (30 bis 300 Dollar), doch war er sein Geld wert. Ein guter Sattel hielt bis zu dreissig Jahren. Für den Cowboy war der Sattel so wichtig, daß er ihn nachts als Kopfkissen verwendete. Setzte sich ein Cowboy zur Ruhe, sagte man: Er hat seinen Sattel verkauft.
Es gab viele verschiedene Arten von Sätteln, die Konstruktion war jedoch bei allen gleich. Die Unterlage bestand aus Holz und Metall, um der Belastung beim Reiten und bei der Arbeit mit dem Lasso standhalten zu können; überzogen war der Sattel mit Schichten aus Rohleder und gegerbtem Leder.
Das Leder war oft kunstvoll mit tief geputzten Ornamenten verziert, die zugleich freilich die Funktion hatten, dem Reiter besseren Halt zu geben. Ein fertiger Sattel wog bis zu 18 Kilogramm.
Die Steigbügel der Cowboysättel waren länger als die anderer Sättel. Der Cowboy konnte so leichter auf- und absteigen und beim Reiten die Beine fast gerade herunter hängen lassen.Diese Position war günstig, um steile Abhänge hinunterzureiten; der Cowboy stand dann beinahe aufrecht in den breiten Steigbügeln. Manche Cowboys verkleideten die Steigbügel noch mit einem keilförmig gebogenen harten Stück Leder, dem Tapadero. Die-
ser Lederbezug schützte die Füsse des Reiters vor Gestrüpp und Dornen.
Der Gefährte des Cowboys
Man kann sich einen Cowboy ohne Pferd eigentlich gar nicht vorstellen. Seine Art zu leben war nicht möglich ohne das Tier, das ihn durch den Arbeitstag trug. Nachts stand das Pferd steht's in der Nähe, bereit für etwaige Notfälle, wenn etwa ein Gewitter aufzog und die Herde in Panik geriet oder wenn im Schutz der Nacht Viehdiebe einen Üeberfall versuchten.
Ein gutes Reitpferd war ein wertvoller Besitz. Nachfahren der von den Spaniern nach Nordamerika gebrachten Pferde waren freigelassen worden, und mit der Zeit entwickelten sich aus diesen widerstandsfähigen Tieren die Mustangs, die wilden Pferde der Prärie.
Mustangs mußten jedoch eingefangen und eingeritten werden, bevor sie gute Arbeitstiere werden konnten. Sie zu zähmen war eine gefährliche Angelegenheit. Nach dem satteln des Pferdes mußte der Cowboy es besteigen und versuchen, sich auf dem Pferderücken zu halten, während das Tier alles dran setzte, seinen Reiter abzuwerfen. Das Zureiten wilder Pferde war die Aufgabe darauf spezialisierter Cowboys. Sie reisten von Ranch zu Ranch und bekamen für jedes Pferd eine bestimmte Summe. Nach vielen Versuchen und zahlreichen kleineren und größeren Verletzungen war dann das Pferd so zahm, daß man ihm bestimmte Fertigkeiten beibringen konnte.
Zwar besaßen manche Cowboys ein eigenes Pferd, doch gehörten die Pferde, mit denen sie arbeiteten, meist den Ranchern. Die Rancher stellten einem Cowboy oft bis zu sechs Pferde zur Verfügung. Welches Pferd der Cowboy dann wählte, hing von der jeweiligen Arbeit ab. Die Grenzen der Ranch abzureiten war eine gute Übung für ein frisch gezähmtes Pferd. Schwamm ein Pferd gut, wurde es dazu benutzt, das Vieh während des Trecks über einen Fluß zu treiben. "Nachtpferde" fanden sich im dunkeln zurecht, ohne in gefährliche, von Präriehunden gegrabene Löcher zu treten, was zur Verkrüppelung des Pferdes und zu Verletzungen beim Reiter führen konnte. Das am besten ausgebildete Pferd war das wertvolle "Trennpferd" das dazu benutzt wurde, die noch nicht mit Brandzeichen versehenen Kälber von den Müttern zu trennen, wenn das Vieh zusammengetrieben wurde. Das zähe und wendige Pferd war darauf abgerichtet, auf die geringste Berührung des Reiters zu reagieren, während dieser versuchte, ein Kalb mit dem Lasso einzufangen. War der Versuch erfolgreich, mußte sich das Pferd dem Kalb entgegen stemmen, wenn dieses versuchte sich loszureissen.
Ein Cowboy sorgte gut für seine Pferde, weil er bei der Arbeit auf sie angewiesen war. (Zum zusammentreiben des Viehs brauchte er täglich drei bis vier Pferde). Manche Cowboys versorgten morgens zuerst ihre Pferde bevor sie selber frühstückten. Andere ließen niemand anderen auf die ihnen zugeteilten Mustangs.
Die große Zeit der Cowboys dauerte nur ungefähr zwanzig Jahre, etwa von 1866 bis 1886. Damals stieg im Osten der Vereinigten Staaten die Nachfrage nach Rindfleisch, und man brauchte Männer, die das Vieh beaufsichtigten, wenn es auf offener Weide graste. Noch wichtiger war, daß die Cowboys das Vieh zweimal im Jahr zusammen trieben und es über weite Strecken zur Bahn beförderten, die es dann in den Osten transportierte.
Auf der Suche nach Abenteuer und Gefahr zog es ehemalige Soldaten und junge Ausreißer gleichermaßen in den Westen. Eine Zeitlang waren auch gebildete Männer vom Osten fasziniert von dem freien, ungebundenen Leben, von dem sie hörten. Auch sie strömten nach Westen, stellten aber bald fest, daß sie der harten Arbeit nicht gewachsen waren. Der Beruf des Cowboys war kein Zuckerschlecken. Cowboys waren sehnig und stark; sie waren gute Reiter, konnten mit dem Lasso umgehen und ließen sich von Gefahren, Strapazen, langen Arbeitstagen und karger Bezahlung nicht abschrecken. Doch angesichts solcher Lebensbedingungen ist es nicht erstaunlich, daß selbst in der Blütezeit der Cowboys weniger als fünfzigtausend Männer die großen Vieherden begleiteten.
Indianische Cowboys
Die ersten nordamerikanischen Cowboys waren Indianer der Stämme im Südwesten der Vereinigten Staaten. Als die Spanier im 16. Jahrhundert dort siedelten, halfen die tüchtigen Reiter dieser Stämme ihnen, ihre Vieherden zu versorgen.
Als die Siedler weiter nach Westen zogen, eigneten sie sich das Land der dort lebenden Indianerstämme an. Die Vereinigten Staaten schafften Reservate oder bestimmte Gebiete, in denen die Stämme leben sollten. Ein Teil dieses Landes, das heutige Oklahoma, wurde Indian Territory genannt. Doch mit der Zeit begannen die Siedler, auch dieses Land für sich zu beanspruchen und die Indianer in immer kleinere Reservate zurückzudrängen.
Den indianischen Cowboys gab die Arbeit währen des Viehtrecks eine gewisse Freiheit, denn ihr Geschick beim zureiten wilder Pferde und im Umgang mit dem Vieh, aber auch ihre Ueberlebenskunst unter den harten Bedingungen in den Prärien des Westens waren von unschätzbarem Wert. Ein Cowboy, der einen Indianerdialekt sprach, war den Treckführern, die mit ihren Herden durch indianisches Territorium ziehen mußten, willkommen. Laut Gesetz hatten die Indianer das Recht, für jedes Rind, das durch ihr Land getrieben wurde, einen Wegezoll von einem Dollar zu verlangen. Außerdem konnten sie als Bezahlung für das Gras, welches das Vieh bei der Durchquerung ihres Reservats fraß, von jeder Herde ein Tier fordern. Für den sorgengeplagten Treckführer war ein indianischer Cowboy deshalb unter Umständen ein wichtiger Vermittler.
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